Katholische „Priesterinnen“ per Gericht?

Ein interessanter und besorgniserregender Fall, (Link: CNA) der derzeit vom dem amerikanischen Supreme Court verhandelt wird, hat während der mündlichen Verhandlung zu einer Debatte darüber geführt, ob der Staat die katholische Kirche zwingen könne, auch weibliche Priester zuzulassen.

Hier einige Auszüge: (Alle Hervorhebungen von mir; meine Kommentare in rot)

“The belief of the Catholic Church that priests should be male only – you do defer to that, even if the Lutherans say, look, our dispute resolution belief is just as important to a Lutheran as the all-male clergy is to a Catholic?” asked Chief Justice John Roberts, questioning Leodra Kruger, the U.S. solicitor general’s assistant who represented the Equal Opportunity Employment Commission.

“Yes,” Kruger responded. “But that’s because the balance of relative public and private interests is different in each case.” (Kein kategorischer Unterschied, sondern nur eine Sache der Balance. Doch „Balance“ ist relativ und kann sich ändern.)

“Do you believe, Miss Kruger, that a church has a right that’s grounded in the Free Exercise Clause and/or the Establishment Clause to institutional autonomy with respect to its employees?” asked Justice Elena Kagan.

We don’t see that line of church autonomy principles in the religion clause jurisprudence as such,” the federal government’s attorney replied. (Keine „institutionelle Autonomie“ hinsichtlich der Auswahl ihrer Mitarbeiter – aber was sind katholische Priester, aus der Sicht des säkularen Staates, wenn nicht „Mitarbeiter“, die die Kirche einstellt, bezahlt usw.?)

Kruger also said the ministerial exception to discrimination laws was not simply a part of the First Amendment’s guarantee of the “free exercise of religion.”

Justice Scalia then pressed Kruger on the difference between ordinary “associations” – subject to a range of anti-discrimination laws – and religious ones.

“There is nothing in the Constitution that explicitly prohibits the government from mucking around in a labor organization,” said Justice Scalia, “but there, black on white in the text of the Constitution are special protections for religion. And you say that makes no difference?”

(…)

“We think that that is a rule that is insufficiently attentive to the relative public and private interests at stake,” she said, citing “interests that this Court has repeatedly recognized are important in determining freedom of association claims.”

It was then that Breyer sprung the question of whether a woman might sue over her exclusion from the Catholic priesthood, on the same basis that Perich was suing over a religiously-grounded termination.

Kruger said the two situations were different – not categorically, (kein kategorischer Unterschied! Nur eine Sache der „Balance“.) but rather because “the private and public interests are very different in the two scenarios.” (Ja, aber das öffentliche Interesse kann sich ändern. Es gab Zeiten, da hätte niemand gedacht, es könne ein „öffentliches Interesse“ an der Umerziehung von Kindern zu Sklaven ihrer Sexualtriebe geben, doch heute ist dies allgemein akzeptiert und sogar obligatorisch.)

“The government’s general interest in eradicating discrimination in the workplace is simply not sufficient to justify changing the way that the Catholic Church chooses its priests, based on gender roles that are rooted in religious doctrine,” she said. (Hier haben wir ein Problem. Diskriminierung am Arbeitsplatz ist notwendig, richtig, und keine Gesellschaft könnte ohne sie funktionieren. Das Problem ist, dass der Unterschied zwischen normaler Unterscheidung (unterscheiden = lat. discriminare) und „ungerechter“ Diskriminierung nicht mehr wahrgenommen wird. Es ist KEINE ungerechte Diskriminierung, wenn man etwa einen Familienvater einstellt, und nicht die gleich oder besser qualifizierte unverheiratete Person – aber es IST ungerechte Diskriminierung, wenn man einen Schwarzen bloß wegen seiner Hautfarbe nicht einstellt. Im ersteren Fall gibt es einen gerechten Grund für die Unterscheidung, im zweiten Fall nicht. Solange dieser wesentliche Unterschied nicht anerkannt wird, sind alle „Argumente“, die in der Verhandlung vorgebracht worden sind, schlicht nur Scheinargumente. Wenn „Diskriminierung am Arbeitsplatz“ als Solche falsch ist – nun, die Kirche ist auch ein Arbeitsplatz, die Messe eine Arbeit, und der Priester ein Arbeiter. Also…)

(…)

She said the government’s interest in regulating Hosanna-Tabor’s hiring and firing “extends … beyond the fact that this is a retaliation, to the fact that this is not a church operating internally to promulgate and express religious belief.”

“It is a church that has decided to open its doors to the public to provide the socially beneficial service of educating children for a fee, in compliance with state compulsory education laws,” she said, drawing a sharp distinction between churches and religious ministries. (Auch hier wieder eine Scheindistinktion. Auch das katholische Priestertum ist nicht Ausdruck einer „intern operierenden Kirche, die religiösen Glauben ausdrückt“. Auch die katholischen Priester öffnen die Türe ihrer Kirchen der Öffentlichkeit, und durch die vielfältigen sozialen Dienstleistungen, an denen Priester beteiligt sind, leisten sie der weiteren Öffentlichkeit sogar einen Dienst. Auch hier gibt es wieder keinen Grund, warum unter den in Zukunft zur Verfolgung aufgrund mangelndem Duckmäusertum gegenüber der christenfeindlichen Gleichmacherei der Staatsgewalt zur Verfolgung ausersehenen christlichen Gruppen nicht auch katholische Priester sein sollten.)

Derzeit, so war das Ergebnis dieser Debatte, sieht man keinen Grund für einen solchen Eingriff, weil das „Balance von öffentlichen und privaten Interessen“ im Fall katholischer Priester anders liege, als in dem Fall, um den es in dem verlinkten Artikel geht. Doch im Prinzip scheit es keinen Grund zu geben, der einen solchen Eingriff verböte, wenn man den vor dem Supreme Court vorgebrachten Argumenten folgt.

Nachdem Irland schon einen Angriff auf das Beichtgeheimnis durchführt, und katholische Institutionen schließen müssen, weil sie nicht bereit sind, Kinder in „verheiratete“ Homo-Paare zu vermitteln, könnte es also bald soweit sein, dass die Kirche, da sie nun einmal keine Priesterinnen weihen kann, in den Untergrund zu gehen verpflichtet ist, um die Integrität ihres Priestertums zu schützen.

In den USA sind die Schutzbestimmungen für staatliche Eingriffe in die Religionsfreiheit besonders stark, aber selbst dort sind sie so aufgeweicht worden, dass das oben beschriebene Szenario so unplausibel gar nicht mehr erscheint. Und wenn in den USA, warum dann nicht hier?

Die Frage, die ich mir stelle, ist Folgende: Wenn es soweit kommen sollte, wie viele Bischöfe in Deutschland wären dann entschlossen katholisch und verweigerten der Hand, die sie füttert, die geforderte Priesterinnenquote?

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