Triumph der Modernisierung

Die Augustinerkirche von Würzburg nach dem 2. Weltkrieg, etwa 1970. Eine gutaussehende Kirche, die man also solche erkennt. Wenn man auf das Bild schaut, sieht man wie eine nässende Wunde den „Volksaltar“ – offensichtlich als Gegenstück zum „Altar Gottes“. Doch alles in allem kann man von einer schönen Kirche sprechen.

Dann investiert man knapp zwei Millionen Euro – zwei Millionen Euro! – in die Kirche. Das Ergebnis ist ein modernes Kirchenerlebnis der ideologisierten Gleichgültigkeit:

Quelle: Rorate Caeli

Kommentar: Es gibt einen engen Zusammenhang zwischen dem Wahren und dem Schönen. Schwindet das eine, schwindet auch das andere. Übrig bleibt das Ersatzprodukt einer technischen Zivilisation, die sich ihre eigenen oberflächlichen Schönheiten und Wahrheiten schafft.

Ich bin mir, ohne jemals dort gewesen zu sein, absolut sicher, dass in einer solchen „Kirche“ keine gesunde katholische Lehre stattfindet. Denn dieser Anblick bietet sich nicht aus Not, sondern ist das Resultat einer planmäßigen Renovierung. Es gibt eine schöne Szene in C.S. Lewis „That Hideous Strength“ aus der Perelandra-Trilogie (deutscher Titel ist mir unbekannt), in der die Diener des absoluten Bösen den Versuch unternehmen, durch ästhetische „Ungereimtheiten“ systematisch die Verankerung des Gewissens im moralischen Gesetz und des Verstandes in der objektiven Wahrheit zu unterwandern. Ich werde vielleicht in Zukunft die Szene mal ausführlicher zitieren, um den Zusammenhang zwischen Ästhetik, Moral und wahrem Glauben besser aufzuzeigen.

An diesen diabolischen Plan erinnerte mich das neue „Kirchendesign“ auf dem obigen Bild jedenfalls sofort.

Ein wahrer Triumph der Modernisierung.

10 Gedanken zu „Triumph der Modernisierung

  1. Hier setzt sich die Linie fort, die in einem Buch (Kirchenräume – Kirchenträume) andeutet.
    Die Ästhetik der weißen Wand, gepaart mit calvinistischer Bestuhlunsordnung. Noch Fragen?

  2. Als Lewis-Fan aber Sience-Fiction-Verächter wäre ich sehr interessiert an der angesprochenen Szene aus dem Buch. Ach ja, die deutschen Titel lauten:
    Band 1: Jenseits des schweigenden Sterns / Band 2: Perelandra / Band 3: Die böse Macht.

    Wenn man das Foto der 2 Millionen-Renovation anschaut, und diese der Mainzer Priesterseminars-Schändung nachempfundene Ungestaltung auch noch von Katholiken verteidigt wird, muß man dann eben doch davon ausgehen, daß es Außerirdische Körperbesetzer bei uns gibt. Ein anderes Weltbild kann mir das sonst nicht erklären!
    Warum halten die verantwortlichen „Mitchristen“ nicht gleich ihre Messen auf einer Farm im Freien in Kornkreisen ab?

  3. Auf der betreffenden Facebook-Seite sind noch mehr Bilder aufgeführt, eins davon wurde anscheinend während der Neueröffnung der Kirche aufgenommen mit Leuten. Das große barocke Gemälde im Chor wird mit einer großen Fahne mit abstrakten (?) Motiven verdeckt. Mir ist auch nicht ganz klar, wo sich jetzt eigentlich der Volksaltar befindet, in der Mitte des Stuhlreihen-Ovals oder im Chor. Auch das Volk ist aufgeteilt in den Oval-Bereich und weiteren Sitzgelegenheiten im (ehemaligen) Chor. Völlig unverständliches Konzept.
    Auf der Facebook-Seite gibt es übrigens einige kritische Kommentare, sowie Beschwerden, dass kritische Bemerkungen über die Renovierung gelöscht wurden. Unsere sogenannten „Modernisierer“ stehen nicht gerne in der Kritik.
    Was die 2 Millionen Euro anbetrifft, ich hätte mal gerne gewusst, ob die Renovierung hauptsächlich aus Kirchensteuermitteln finanziert wurde (was ich vermute) oder aus Spenden.

  4. So schlimm finde ich den Kirchenraum jetzt nicht. Im Gegenteil. Calvin etwa hat ja nicht ohne Grund den Kirchenschmuck abgelehnt. Nach reformatorischer Meinung lenkt Kirchenschmuck vom Wesentlichen ab. Nämlich der Predigt, Bibellesung und dem Gesang.
    Wenn die RKK da von den Reformatoren lernt, ist das sicher nicht falsch.

    • Oliver,
      und die katholische Kirche hat nicht ohne Grund sowohl Calvin als auch die Bilderstürmer früherer Jahrhunderte abgelehnt. Nach katholischer Auffassung ist ohnehin das eucharistische Opfer zentral, was Calvin ja für falsch hielt. Dass dies in einer möglichst würdigen Umgebung stattfinden sollte, und das bedeutet für Menschen nun einmal, in einer schönen, geschmückten Umgebung, mit der sich die Kirche für ihren auf dem Altar gegenwärtigen Bräutigam so schmückt, wie es eine Braut eben für ihren Bräutigam tut, ist daher ein Gedanke, der Calvin fremd gewesen sein muss.
      Da sieht man eben die fundamentalen Unterschiede in der Theologie zwischen reformatorischen Gemeinschaften und der kath. Kirche. An der Theologie hält die Kirche allerdings weiterhin fest, so dass sie auch an der sich aus dieser Theologie ergebenden Anforderung an den Kirchenschmuck festhalten sollte. Es gibt viele gute Gründe, die gegen Calvins Auffassung sprechen, doch dieser eine scheint mir besonders gut aufzuzeigen, warum Calvins Haltung aus reformatorischer Sicht logisch, aber aus katholischer Sicht falsch ist.

      • Hm, aber Paulus etwa schreibt ja, dass unser Schmuck gerade nicht äußerlich, sondern innwendig sein solle. Der Schmuck soll der Glaube sein, nicht Gold und Prunk. Etwas, das mir übrigens gerade an modernen katholischen Kirchen gefällt.

        • Oliver,
          natürlich. Aber die innere Haltung, die nicht ihren Ausdruck in äußeren Zeichen findet, ist ziemlich schnell tot. So wie es faktisch in modernen katholischen Kirchen tausendfach geschieht. Der Schmuck des Glaubens ist in diesen modernen kath. Kirchen jedenfalls nicht zu finden. Sie sind ebenso chronisch leer wie die evangelischen Gegenstücke, der Altersdurchschnitt unter den Gläubigen ist 70 oder höher, und nach 1970 geborene findet man kaum. Der Glaube ist da genauso steril wie die Kirchenarchitektur.
          Das ist wie mit der menschlichen Liebe – ich kann eine Frau wirklich lieben, und auch hier kommt es eigentlich nur auf die innere Haltung an. Aber wenn ich es ihr nicht durch äußere Zeichen zeige, dann geschehen zwei Dinge:
          1. Sie erkennt meine Liebe nicht. (Doch Gott erkennt sicher unsere Liebe, so dass das hinsichtlich kirchlicher Architektur kein Argument wäre)
          und
          2. Auch meine innere Liebe, die ich nie zeige, wird absterben und verkümmern.
          Wenn und sofern prachtvolle Kirchenarchitektur der Ausdruck einer wirklichen Gottesliebe ist, ist sie nicht nur nicht falsch, sondern wundervoll. Ist sie Ersatz für die echte innere Gottesliebe und den „Schmuck des Glaubens“, dann ist sie bloß eitel und gehört abgeschafft. Doch sie muss nicht eitel sein, so wie die Braut auch nicht eitel ist, wenn sie sich für ihren Bräutigam schön macht – und zwar sowohl innerlich wie äußerlich.

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