Nachdem ich auf der Basis meiner eigenen Kenntnisse und der gestern für mich verfügbaren Informationen hier einige Eindrücke zur Wahl Kardinal Bergoglios zu Papst Franz (oder Franziskus, wie er mancherorts genannt wird) veröffentlicht hatte, begannen sich die Informationen über die Person des neuen Papstes mehr und mehr zu häufen. Das Bild, das sich daraus ergibt, ist nicht ganz so negativ wie mein erster Eindruck. Es ist ziemlich klar, dass er ein progressistischer Theologe der typischen Konzilsschule ist, und dass seine Liturgien als Erzbischof nichts weniger als entsetzlich waren. Außerdem scheint er zur großen Freude der Protagonisten einer „Sozialen Gerechtigkeit“ (die oft leider meilenweit von der kirchlichen Soziallehre entfernt ist) auch diesem Flügel sehr nahe zu stehen.
Allerdings gibt es Quellen, die behaupten, er habe in seiner Zeit in Buenos Aires „energisch“ gegen Abtreibung und Homo-Ehe gekämpft. Ich möchte dies gern glauben. Doch was wird uns da als energisch verkauft? Bei Rorate Caeli habe ich einen, zugegebenermaßen klaren und unmissverständlichen, Brief des damaligen Erzbischofs gefunden, in dem er sich über die Einführung der „Homo-Ehe“ äußert. Natürlich gibt es schon noch einen Unterschied zwischen dem Schreiben eines Briefes und einem „energischen Einsatz“, doch wir wollen dem neuen Papst das Vertrauen schenken und ihm glauben, dass er wirklich gegen Abtreibung und für die natürliche Familie ist.
Was für ein Bild ergibt sich also von Papst Franz (oder Franziskus – was ist denn nun die offizielle deutsche Version?) – ist es positiv, negativ, oder gar entsetzlich? Die vorliegenden Informationen sind widersprüchlich. Einerseits gibt es Berichte aus seinem Erzbistum, er sei eine absolute Katastrophe gewesen – einen davon habe ich gestern hier zitiert. Andererseits zeichnen die etablierten katholischen Medien, auch die lehramtstreuen, ein differenzierteres Bild. Wie viel davon die übliche hysterisch-positive Übertreibung ist, zu der ein nicht geringer Teil der glaubenstreuen Medien manchmal neigt, wenn es um Päpste geht, weiß ich natürlich nicht. Auch hier will ich gern glauben, was über Franz gesagt wird.
Allerdings bleibt die einfache Tatsache übrig, dass sowohl gestern als auch 2005 Bergoglio eben nicht von den Traditionstreuen, sondern von ihren teils erbitterten Gegnern vorgeschlagen wurde, und dass seine unbestrittenen Handlungen als Erzbischof nicht gerade den Eindruck eines starken, kämpferischen Papstes hinterlassen, der den Weg der „Reform der Reform“ und der „Hermeneutik der Kontinuität“ weiterzugehen wünscht.
Es bleibt einfach die hohe Wahrscheinlichkeit übrig, dass wir es mit dem „Anti-Ratzinger“ zu tun haben, den einflussreiche „progressive“ (oder neomodernistische) Kreise sich gewünscht hatten.
Doch wie dem auch sei – und er wird Zeit und Gelegenheit haben, mich durch seine Handlungen zu überzeugen – gibt es letztlich wichtigere Dinge als über den Kurs des Papstes zu spekulieren.
Lebensziel des traditionellen Katholiken ist das Seelenheil – nicht die Papstkritik, nicht das Papstlob. Weder das Abfeiern des neuen Heiligen Vaters noch Zweifel an seiner Eignung haben den geringsten Einfluss auf dieses Ziel.
Wenn Papst Franz sich doch als guter Hirte erweist, dann ändert dies nichts daran, dass wir den in Schrift und Tradition überlieferten Glauben behalten und ein heiliggemäßes Leben in der Kirche führen müssen.
Wenn er ein schlechter Hirte sein sollte, dann ist es umso wichtiger, sich von diesem schlechten Beispiel nicht beeinflussen zu lassen, sondern weiter in unverbrüchlicher Treue dem wahren traditionellen Glauben und der Kirche anzuhängen.
Für uns ändert sich dabei nichts.