Katholischer Rorschach-Test – Antwortedition

Hier nun die Auflösung. Es handelt sich, laut Rorate Caeli, um die Seminarkapelle des Priesterseminars von Hildesheim. Der Titel, unter dem die Kollegen dort dieses Bild veröffentlicht haben? „They are expelling Jesus from the churches“. Recht haben sie. Der Versuch wird unternommen.

Ich möchte diese „Kapelle“ gar nicht unter einem sakralinnenarchitektonischen Aspekt kritisieren. (Na, wer hat „sakralinnenarchitektonisch“ im ersten Versuch ohne Stocken lesen können!?) Schließlich habe ich nicht das ganze Jahr falsch. Daher nur einige kurze Fragen, deren Antworten ich dem Leser überlasse:

1. Wo ist der Herr im Tabernakel?

2. Wo ist etwas, das auch nur annähernd nach einem Altar aussieht?

3. Die Frage nach Knie- oder gar Kommunionbänken erübrigt sich hier wohl.

4. Warum ist der Boden nicht aus Zement? (Hätte doch besser gepasst, oder?)

5. Warum hat man das Geld, das in den Bau eines solchen Monsters geflossen ist, nicht besser verbrannt? Wäre sinnvoller gewesen.

6. Warum ist der rote Stuhl mit Lehne in der Mitte so „prunkvoll“? Ist das nicht ein gefährliches Zeichen der Ungleichheit zwischen Sitzungspräsidenten (früher hätte man wohl Priester gesagt) und Seminaristen?

Und abschließend noch eine Anmerkung:

Wenn die dort gefeierte Liturgie und die dort gepredigte Lehre so viel mit dem katholischen Glauben zu tun haben, wie die Gestaltung der Kapelle mit einer katholischen Kirche, dann werden wohl die meisten Seminaristen dort vor Ende ihres ersten Jahres überzeugte Atheisten sein.

In Hildesheim hat man ein wunderbares Kirchengebäude und verbaut dieses von innen dermaßen, dass ein Schrottplatz spirituell ansprechender und zum besinnlichen Gebet geeigneter ist. Im Gegensatz dazu kann man hier sehen, was man aus einem einfachen Reihenhaus, das sich gar nicht als Kirche eignet, mit bescheidenem Budget so alles machen kann:

Sicher kein Meisterwerk, aber eine schöne, schlichte Kapelle, die aus den Möglichkeiten das Beste macht. Welch ein Kontrast!