Zum Einfluss der Blogözese

Dieser Tage haben sich viele katholische Blogger nach Freiburg zum Bloggertreffen zurückgezogen, und auch Alipius, der an diesem Treffen nicht teilnehmen konnte, macht sich so seine Gedanken über den Einfluss, den die Blogözese über diebreiter Öffentlichkeit ausübt – oder vielmehr nicht ausübt, denn er ist verschwindend gering. Eine sehr interessante Diskussion entspinnt sich auf Alipius‘ Blog zu diesem Thema. Dort habe ich schon kommentiert, möchte jetzt aber noch einige Gedanken zum Thema anfügen. Was folgt, ist kein philosophischer Essay, sondern vielmehr eine Sammlung lose verbundener Ideen oder Ansätze, die sich grob um dieses Thema drehen.

Vom Wesen der Blogözese und ihren vielfältigen Zwecken

Schon früher schrieb ich zu diesem Thema anlässlich eines scherzhaften Wettbewerbs bei Alipius, doch diesmal möchte ich die Frage ernsthaft behandeln. Wenn die Blogözese einen so geringen Einfluss auf die breitere Öffentlichkeit hat, dann ergeben sich daraus einige Fragen (warum das so ist, was wir dagegen tun können usw.). Doch bevor wir eine sinnvolle Antwort auf diese wichtigen Fragen zu finden vermögen, müssen wir klären, was denn nun eigentlich das Wesen der Blogözese sei. Was macht sie aus – was zeichnet sie gegenüber anderen, vergleichbaren Dingen?

Die Blogözese ist, soweit ich das Wort verstehe, die Ansammlung aller katholischen Blogs in deutscher Sprache, zumindest soweit sie sich als wirklich katholisch verstehen (also nicht nur ein Blog über Weingummi – oder sonst etwas – sind, der zufällig von einem Katholiken geschrieben wird). Sie ist also eine lose verbundene Ansammlung von Blogs und ihren Schreibern, die eine gemeinsame katholische Grundausrichtung verbindet, aber ansonsten so verschieden sind wie Blogs und Blogger nur sein können. Damit ergibt sich das gemeinsame Interesse an der Verbreitung des katholischen Glaubens und damit auch der berechtigte Wunsch nach einer größeren Sichtbarkeit der einzelnen Blogs und der ganzen Blogözese, damit dieses Interesse erfüllt werden kann.

Doch die Blogözese hat nicht nur diesen einen Zweck der Verbreitung des Glaubens. Sie ist auch ein elektronischer Raum, in dem sich überzeugte Katholiken treffen und sich austauschen können, ohne ständig ihre grundlegenden Glaubensüberzeugungen rechtfertigen oder verteidigen zu müssen, wie das sonst sehr oft der Fall ist, wenn man sich öffentlich als kirchentreuer Katholik „outet“. Für manche ist die Blogözese sogar der einzige Ort dieser Art, wenn nämlich in der Gemeinde und im Bekanntenkreis rein weltliche Auffassungen vorherrschend sind. Auch dies ist ein legitimes Anliegen.

Fernerhin ist die Blogözese einfach ein Sammelbecken vieler verschiedener Menschen, die alle irgendeine Expertise haben – oft vielleicht nicht offiziell zertifiziert, aber angesichts des Zustands der heutigen Bildungssysteme ist das vielleicht sogar besser so – und diese Expertise einzubringen vermögen in ein Konzert katholischer Stimmen, die ohne die Blogözese vielleicht einfach stumm blieben.

Diesen und anderen Zwecken dient also die deutsche Blogözese. Sie alle müssen auch erhalten bleiben, wenn irgendwelche Versuche unternommen werden, ihre öffentliche Reichweite zu vergrößern.

Die Mutter aller Informationsportale

Der Vorschlag, der bei Alipius aufgekommen ist, man brauche ein Portal, an dem Antworten auf die üblichen Vorurteile gegen Katholiken bereitgestellt würden, ist sicherlich sehr gut. Und die Blogözese ist der geeignete Anlaufpunkt für ein solches Vorhaben, das verschiedene bereits existierende Portale dieser Art bündeln und mit der in der Blogözese existierenden Expertise zu theologischen, moralischen, und sonstigen relevanten Themen aus dem christlichen Umfeld kombinieren könnte. Das alles ist vollkommen richtig. Es wäre gut, wenn wir so etwas auf die Beine stellen könnten.

Doch einen solchen Vorschlag, so wurde ebenfalls bei Alipius bereits vermerkt, könne man nur mit der Hilfe „hochkompetenter Hauptamtlicher“ umsetzen. Sogar von Sponsoren war in einem derartigen Zusammenhang bereits die Rede. Diese Vorstellungen finde ich ziemlich bedenklich.

Was ist die Stärke der Blogözese? Ihre dezentrale Organisation, in der jeder für sich bloggt, seine Ideen aufschreibt und zur Verfügung stellt, ohne dass es irgendeine offizielle Struktur gibt, die ihn lenkt, leitet oder gar behindert. Die Blogözese ist frei und nur ihrem Gewissen verpflichtet – und die glaubenstreuen Blogger unterwerfen ihr Gewissen selbstverständlich dem katholischen Glauben samt Lehrtradition der Kirche, so dass von einer verwerflichen Totalautonomie des Gewissens hier keine Rede sein kann.

Was ist, im Gegensatz dazu, die Schwäche der Kirche in Deutschland? Dass sie bürokratisch organisiert ist, und daher nichts zustande bringt. Und selbst wenn sie mal nicht vollkommen verrostet und paralysiert daherkommt, dann ist sie bloß der Schauplatz von Verbandsinteressen, denen es nicht um den Glauben, sondern bloß um die Erhaltung von Pfründen geht.

Ein Vorschlag, so gut gemeint er sicherlich auch ist, dessen Konsequenz irgendwelche hauptamtlichen Bürokraten wären, die ein blogözesanes Informationsportal führten, und damit notwendig nicht nur eine Filterstellung (und damit korrumpierende Macht) innehätten, sondern auch noch für sich in Anspruch nähmen, „hochkompetent“ zu sein, kann angesichts der fatalen Situation der deutschen Amtskirche nun wirklich nicht in die richtige Richtung gehen.

Die Blogözese floriert und wächst. Fast täglich kommen neue Blogs hinzu, und der Enthusiasmus ist ungebrochen. Natürlich hören viele auch wieder auf, aber alles in allem ist die Entwicklung gut und weist in die richtige Richtung. Dies wird durch genau diesen spontanen Charakter ermöglicht, der sich einfach mit irgendwelchen „hochkompetenten Hauptamtlichen“ nicht verträgt. Die Blogözese wächst, weil sie keine Funktionäre hat.

Ein Informationsportal, das einfach die besten Artikel der Blogözese zusammenträgt, nach Themen ordnet und einem möglichst breiten Leserkreis zugänglich macht, ist eine wunderbare Idee. Aber nicht um den Preis „hauptamtlicher“ Funktionäre. Wenn das Portal zu ambitioniert für freiwillige Helfer ist, dann ist es eben einfach zu ambitioniert und kann nicht umgesetzt werden.

Ein freies Informationsportal der Blogözese ist möglich

Ich glaube nicht, dass ein solches Portal zu ambitioniert für Freiwillige wäre. Wikipedia funktioniert ja auch. Wenn sich nur 20 Blogger fänden, von denen jeder einen fachlich guten Artikel pro Monat schreibt, dann haben wir schon 240 Artikel in einem Jahr abgedeckt. Und wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Viele Artikel müssten wir nicht selbst schreiben, sondern könnten auf schon existierende Quellen verlinken. Sicher versteht auch jemand in der Blogözese etwas von Webdesign, oder kennt jemanden, der jemanden kennt, der so etwas nebenbei machen kann. Ebenso müsste ein solches Portal gar nicht von irgendjemandem überwacht oder moderiert werden. Es reicht, wenn sich einige Freiwillige diese Arbeit teilen. Wir brauchen auch keinen „hochkompetenten“ Qualitätsaufseher, weil jeder Blogger von irgendwas Ahnung hat, und dann schon weiß, ob ein Artikel fachlich kompetent ist.

Small is beautiful

Zudem machen gerade wir Deutsche immer wieder den Fehler, dass wir nur in großen Strukturen denken. Wir brauchen keine neuen Strukturen. Schon die existierenden hemmen die freie Kreativität aller Beteiligten, die gerade für eine „Neuevangelisierung“ unverzichtbar ist. Wenn hundert Blogger einfach nur ihre Blogs betreiben, dann kommen dabei sehr viele gute Artikel heraus. Die müssen einfach nur noch gebündelt und mit bereits bestehenden Quellen kombiniert werden. Wir machen keine Enzyklopädie aller existierenden Fragen der Theologie und wir sind nicht Thomas von Aquin. Denken wir kleinschrittig. Stellen wir das auf die Beine, was wir auf die Beine stellen können, ohne dabei einen Apparat zu schaffen, der wieder neue bürokratische Barrieren schafft.

Einen kleinen Schritt nach dem anderen wächst so im Laufe der Monate und Jahre etwas Großes heran!

Reaktion auf Aktualität

Wenn irgendein Thema in den Medien ist, dann finden sich immer irgendwelche Blogger in der Blogözese, die ohnehin darüber schreiben. Diese Reaktion auf Themen der Aktualität kann dann ebenfalls einfach gebündelt werden, wenn eine große Zahl von Bloggern einfach kooperiert, weil sie engagiert sind – nicht weil sie hauptamtlich wären. Ich verweise schlicht auf ein Projekt, das in der englischsprachigen katholischen Bloglandschaft sehr erfolgreich ist, und das genauso vorgeht (The Pulpit) – jeden Tag finden sich dort sehr viele gute Artikel aus katholischer Perspektive, die größtenteils von Bloggern stammen.

Fazit

Soweit einige verstreute Gedanken zum Thema, die mir bisher gekommen sind. Der EInfluss der Blogözese ist gering in der breiteren Presselandschaft. Gäbe es ein zentrales Portal, das nichts anderes täte, als eine (natürlich subjektive) Auswahl von guten Artikeln aus der Blogözese zu sammeln, und auf das Medienvertreter gezielt zugreifen könnten, ohne 100 Blogs lesen zu müssen, wäre ein kleiner Schritt in die richtige Richtung getan. Anfangs würden es nur wenige auch wirklich nutzen, doch mit ein wenig Eigenwerbung und sehr wenig finanziellem Kapital lässt sich in Zeiten des Internets schon viel erreichen.

Auf mehr können, sollen und dürfen wir nicht hoffen. Alles andere wäre vermessen und wir würden uns daran verheben. Da mich das Thema im Moment nicht mehr loslässt, werde ich darüber bestimmt noch mehr schreiben, wenn die Gedanken reif sind.

Herzlichen Dank jedoch schon einmal an den Mitblogger, Hochwürden Alipius, der diese Gedanken durch seinen Beitrag zum Thema angestoßen hat. Selbst wenn nichts weiter daraus wird als eine Reflektion über den Weg der katholischen Blogözese, wäre dies schon sehr wertvoll.

P.S. Die Einflusslosigkeit der Blogözese war schon einmal Gegenstand eines Artikels hier auf Kreuzfähren – damals ging es eher um eine grundsätzliche Frage, und nicht um konkrete Möglichkeiten zum Ausbau des geringen Einflusses, doch der Artikel könnte in diesem Zusammenhang interessant sein: Was können wir tun?

14 Gedanken zu „Zum Einfluss der Blogözese

  1. Dem kann ich nur zustimmen. Ein Sammelblog, der die besten Artikel bündelt, „anreißt“ und zum weiterlesen auf die vorhandenen Blogs verlinkt, würde die Menge der vorhandenen Blogs optimal ausnutzen und wäre eine gute Basis, um vielleicht auch den einen oder anderen Medienvertreter in die Blogozese zu locken. Es bedarf einiger Lektoren, die entscheiden, was in einen solchen „Fenster“-Blog hineinpasst. Das ist wahrscheinlich die kniffligste Aufgabe. Und dazu braucht es Profis, die es aber mit Sicherheit innerhalb der Blogozese gibt.
    Mit der Zeit könnte daraus ein gefragtes Portal werden, aber von heute auf morgen geht das mit Sicherheit nicht.

    • Die Frage ist, welche Fähigkeiten diese Profis mitbringen müssten. Auf der inhaltlichen Ebene bräuchten sie ein solides Verständnis der katholischen Theologie, Moral und des auf den Katholizismus bezogenen Teils der Tagesaktualitäten. Formal gesehen müssen sie beurteilen können, ob ein betreffender Beitrag stilistisch auf einem empfehlenswerten Niveau geschrieben ist (das ist jedoch hier in der Blogözese wohl nicht das Problem.)
      Dazu bräuchte man Zeit, einige Freiwillige, und teilnehmende Blogger, die eventuell passende Artikel dem „Sammelblog“ zur Kenntnis bringen.
      Wenn man diese Fähigkeiten zusammenbrächte, wäre einiges möglich.

  2. Werter Catocon,

    ich habe mich ja auch an der Diskussion bei Alipius beteiligt.
    Mir ging es darum, die Idee eines inhaltlich wie redaktionell herausragend und systematisch gestalteten romtreuen Archivs mit vorgeschalteter Apostolats/Service – Seite anzuspinnen.
    Wir sind reich beschenkt mit hochgebildeten Geistlichen und Laien. die bereits einen riesigen Fundus an Publikationen geschaffen haben.
    Bei dieser neuen Seite ginge es schlicht um Bündelung und einer Aufbereitung, die die ja auch von Alipius angesprochene Klientel derjenigen, die nur eine vage Ahnung vom katholischen haben, bzw.von gängigen falschen Klischees gefüttert sind, sofort anspricht und auch deren Nachfragen beantworten kann.
    Desweiteren könnte die Seite dann nach dem Prinzip des darin vorbildlichen kath-info.de aufgebaut sein, ein Archiv u.o. Verlinkungen auf vertiefende herausragende Beiträge, zu denen ja auch neue hinzukommen können, die jedoch redaktionell gecheckt werden sollten.
    So könnte etwas entstehen, das neben der Kompetenz auch über hohe Glaubwürdigkeit vermittelt, die man guten Gewissens jedem anempfehlen könnte.
    Für Redaktion, Leserservice und Gestaltung der Seite bräuchte es aber einige „Hauptamtliche“, und dafür finde ich eine Spenden-/Sponsorenfinanzierung in nichts verdächtig oder verwerflich.
    Von „Funktionären“ war nirgends die Rede .
    Das ist das eine.Bloggen ist ein ganz anderes Terrain, da ist, wie Bastian es auf kath.net sagte, das individuelle Zeugnis, die persönliche Betrachtung wichtig. Das kann viel bewirken. Aber überschätzen sollte man sich nicht, (und sorry, den Eindruck könnte man in manchen comments zu Freiburg haben) und zu was haben wir die ganzen lehramtstreuen Koryphäen in sämtlichen Bereichen kirchlicher Aspekte, nur für Tagungen und Fachzeitschriften?
    Warum ihnen nicht in so einem Medium eine allgemeinzugängliche größere Leserschaft ermöglichen?
    Eine vom ZD – Katholizismus völlig unabhängige unverwässerte aber direkt ansprechende Darlegung der Lehre wäre ein Segen, ich verstehe die Vorbehalte nicht.
    (und die Zuständigkeitsmanie mancher (!) Blogger auch nicht).
    Es sollen die Besten zu Wort kommen, und es ist völlig egal, ob ein herausragender Beitrag von einem Blogger , oder von einem Priester oder einem nichtbloggenden Laien geschrieben wird, warum so „splendid“? (das kann/darf man ja schon auf seinem Blog sein, da paßt’s hin)

    • L.A.
      Aber „Hauptamtliche“ sind Funktionäre. Der Hauptamtliche lebt von seiner Tätigkeit, von seiner Funktion. Er ist dadurch abhängig von ihr. Er ist die Basis der Verfilzungen, die in der Kirche in Deutschland so viele Potenziale hemmen. In großen Institutionen braucht man ihn leider, aber auch da sollte man so wenig wie möglich von dieser Option Gebrauch machen. In der Kirche sollten idealerweise nur diejenigen, die eine explizit religiöse Berufung haben, „hauptamtlich“ sein. Dies gilt noch viel mehr für die Blogözese. Sie lebt, weil sie unreguliert ist. Sie hat keine „hauptamtlichen“ Qualitätskontrolleure über sich.
      Wie man in einer schon so verfilzten, durch Bürokraten, Funktionäre und – meinetwegen – Sponsoren und Hauptamtliche gelähmten Institution wie der deutschen katholischen Kirche nach noch mehr vom Gleichen rufen kann, erschließt sich mir überhaupt nicht. Haben wir denn nach 50 Jahren Kirchenkrise immer noch nichts gelernt? Dass es anders geht, zeigt die angelsächsische katholische Blogosphäre. Die ganze Vorstellung einer zentralen Leitstelle für Informationsdienstleistungen und Blogözesenpastoral ist einfach typisch deutsch. Die Bleistifte müssen halt korrekt angespitzt sein, nicht wahr?

      Und wer sind diese lehramtstreuen „Koryphäen“? Doch nicht etwa die Schüler des Namensgebers des Gebäudes, in dem das wunderbare Bloggertreffen der MedienpastoralassistentInnen anscheinend stattgefunden hat?

      Oh Geist von Freiburg, lass das Wehen sein!

      Was das mit der angeblichen „Zuständigkeitsmanie“ mancher Blogger auf sich haben soll, kann ich überhaupt nicht verstehen. Wem wirfst du welche Manie vor?

  3. Sehr charmant Catocon,

    aber wir reden leider im besten Fall völlig aneinander vorbei:
    ich meinte mitnichten eine Leitstelle für die Blogger, Gott bewahre!. Diese „Apostolatsseite“, die mir vorschwebt, soll ja auch gar kein Blog sein, sondern ein Portal in der Art des von mir höchstgeschätzten kath-info.de
    Nur eben, man verzeihe mir das gräusliche Wort, mit einer redaktionellen Begleitung und Aufbereitung, die sich an der Oberfläche direkt und systematisch mit den gängigen falschen Klischees über die RKK befaßt, sofort ins Auge springend aufderStart seite, direkt zum Anklicken, und sie für Nicht – Insider kurz, prägnant aber theologisch bzw. wissenschaftlich hieb- und stichfest widerlegt, bzw. die Wahrheit darlegt. Dieses sollen dann mit Links zu vertiefenden Fachartikeln und Buchempfehlungen versehen sein. (und diese sollten von den „Koryphäen“ verfaßt sein, von denen ich sprach, und unter solchen verstehe ich einen großen Teil der Autoren, die u.a. bei P. Recktenwald im Archiv untergebracht sind. Und das sind nicht selten Geistliche, die ihr Fachgebiet lange und gründlich studiert und vertieft haben, über Reputation verfügen, und deshalb schlicht und ergreifend kompetent und glaubwürdig sind)
    Zum anderen sollte diese Seite Leserfragen, schnell und kompetent beantworten können und ansprechend gestaltet sein.
    Eine solche redaktionelle Tätigkeit wäre eben nicht mehr „nach Feierabend“ zu bewältigen, deshalb also zu honorieren. Warum das dadurch automatisch fragwürdig wäre, leuchtet mir wiederum überhaupt nicht ein!
    Da darf ich auf Deine polemischen Bemerkungen mal etwas zurückkeilen:
    „Nur wenn unbezahlt, dann glaubwürdig“ – da weht dann wohl doch eher ein irgendwie protestantischer Geist über Deine Tastatur? (sind z. B. Michael Heesemanns oder A. Kisslers Bücher und Artikel unwahr, weil sie auch davon existieren müssen? Oder EWTN – Beiträge, weil Redakteure oder Techniker bezahlt werden? Das Vatican – Magazin suspekt, weil es Honorare zahlt? Das ist doch völliger Humbug!) Und ausgerechnet mir einen Michelgeist zu unterstellen, der sich nach einem Herrn Amtsoberzuständigen sehnt, ist schon wieder amüsant.
    Also: diese Seite sollte, ja muß völlig losgelöst von diözesanen Strukturen, Verflechtungen und Einflußnahmen sein, das ist selbstredend!
    Eine Art unabhängiger von romtreuen Gläubigen getragener „Thinktank“, nicht nur für Insider, der ganz im Sales’schen Sinne weiß, mit wem er alles spricht.
    Hoffe, es ist jetzt klarer.

    • L.A.
      Schön, dass du den Kommentar charmant fandest. Takt, Charme und Diplomatie sind, wie Du sicher schon bemerkt hat, meine größten Stärken! 😉 Aber zur Sache:

      Ja, es ist klar. Genauso klar wie vorher. Das Wort „Thinktank“ ist zwar nicht deutsch, vermittelt aber genau den von mir kritisierten Geist. Ich habe nichts dagegen, wenn Menschen von ihrer Tätigkeit leben können – weit gefehlt! Trotzdem ist es nicht protestantisch, wenn man die Anreicherung der Blogözese mit Laienbürokraten kritisiert, vor allem angesichts der Erfahrungen, die die Kirche in Deutschland mit solchen Ideen gemacht hat. Du sagst, ein solches Projekt habest du gar nicht gefordert. In Ordnung. Dann trifft dieser Kritikpunkt Deinen Vorschlag nicht. Natürlich gibt es Fachleute, die gute Bücher schreiben, sich zu allen möglichen Themen äußern, und deren Fachwissen kann man gern zusammenfassend bereitstellen, so dass es für breitere Schichten zugänglich wird. Wenn Du so etwas forderst, sehe ich tatsächlich kein Problem.
      Es wäre allerdings ein völlig blogözesenfremdes Projekt, selbst wenn ein solcherart fachkompetenter Schreibtischhengst 😉 auch einige Artikel von Bloggern berücksichtigte. Alipius‘ Beitrag und die davon ausgelösten Kommentare sprachen aber eben nicht von einem solchen Projekt, sondern sie wollten den, sagen wir, fachkompetenten Output der Blogözese auf einem Portal zur Verfügung stellen. Es ging explizit darum, die öffentliche Sichtbarkeit der Blogözese und damit ihre mediale Außenwirkung zu erhöhen. Würde ein *solches* Portal von „Hauptamtlichen“ geleitet, die sich auch noch bedeutungsschwanger als hochkompetente Koryphäen gerieren, wäre es der Torwächter der Blogözese und damit ihr faktisches Ende, da es die weiter oben angesprochenen nichtkatechetischen Zwecke der Blogözese vollkommen konterkarierte. Sollte es jedoch nur um ein Portal gehen, wie Du es jetzt in Deinem Kommentar beschreibst, ist gegen eine möglichst geringe Zahl von Hauptamtlichen nichts einzuwenden – es darf sich dann nur nicht als Teil der Blogözese verstehen, und diente auch nicht dem bei Alipius anfangs angegebenen Zweck der Steigerung der öffentlichen Wirkung der Blogözese. Und es wäre redundant, weil wir schon kath-info.de haben. Wäre es dann nicht besser, sich dafür einzusetzen, dass kath-info in dem beschriebenen Sinne ausgebaut und bekanntgemacht wird?

      Und was die Freiheit von diözesanen Strukturen und Einflussnahmen betrifft, so habe ich angesichts der rosaroten, unkritischen Lächeloffensive im Gefolge des Rahnertreffens von Freiburg überhaupt meine Zweifel, ob dieses spezielle Kind nicht schon längst mancherorts in den Brunnen gefallen ist. Man lese sich nur mal die Kommentare zu Ultramontanus‘ augenzwinkernder Satire zum Bloggertreffen durch, um einen Eindruck davon zu gewinnen, wie allergisch so manche Leute derzeit auf Kritik an dem rahnerchinesischen Medienpastoraldeutsch zu reagieren scheinen.

      Und der protestantische Geist? Ich habe überhaupt kein Problem mit der hierarchischen Verfassung der Kirche und erkenne ihre Autorität an. Das ist nicht der Punkt. Die Vermehrung der hauptamtlichen Laien scheint mir allerdings viel eher protestantisch angehaucht zu sein als Skepsis ihnen gegenüber, haben die ganzen Laienkoryphäen doch zumindest einen Anreiz – selbst wenn sie ihm widerstehen – ein paralleles Lehramt aufzumachen. Man betrachte nur die ganzen Koryphäen, alle sicherlich hochgelehrt, belesen, fachkompetent (wenn man dies nach formaler Schein-Bildung bemisst) und sehr, sehr hauptamtlich, die derzeit in den deutschen theologischen Fakultäten, ja wie soll ich sagen, herumspuken…

      Aber ich bin halt ein frecher Rotzlöffel… Da musst Du schon nachsichtig mit mir sein… 😉

  4. Catocon,
    frech ist okay, aber bitte: dann nicht wegen Behauptungen, die ich nicht gemacht habe, ich bin der letzte wie gesagt, der für Blogs eine Supernanny oder Supervision wünscht 🙂

    ich fürchte, das wird grad nichts mehr,muß ja auch nicht.
    Aber stimmt, was ich meine, wäre eine „blogoszösenfremdes Projekt“, aber doch kein gegen Blogger gerichtetes.
    Und nochmal: mit „Kompetenz“ meinte ich die fachliche und sprachliche der Autoren, es gibt doch nicht wenige hervorragende romtreue Kirchenrechtler- und geschichtler,, Katecheten, Liturgiker,Dogmatiker Philospophen, Historiker und Theologen, deren Stimmen und Wissen nicht nur in Fachgazetten oder einschlägigen Tagungen Gehör finden sollten, zumal ich weiß, das viele irgendwie suchende kirchenferne danach lechzen, aber als meist schlecht oder falsch informierte einer aufschließenden, hinführenden Moderation bedürftig sind, aber lassen wir das.

    Zum anderen: wenn du die „Anreicherung der Blogözese mit Laienbürokraten “ kritisierst, liegt darin ein begriffliches Problem: was ist denn diese „Blogözese“ – die Gesamtheit der sich katholisch nennenden Blogs? Dann gehörte aber der bloggende „Laienbürokrat“,, auch dazu.
    Deshalb halte ich nichts von Gemeinschaftsprojekten, wo jeder mitmachen darf, nur weil er bloggt, also da müßte schon eine diskriminierende (!) Vorauswahl getroffen werden. Papst- und Lehramtstreue wäre das mindeste.
    Also wenn man sich schon lose hier und da zusammentut zu Projekten, sollte man bei aller Verschiedenheit die gemeinsame Basis definieren und sich nicht mit Memorandisten und Co gemein machen (was übrigens nichts mit „Zensur“ zu tun hat, egal wie laut es geschrien würde).
    Es muß vermieden werden, Häresien als Teil der legitimen kirchlichen Vielfalt darzustellen, deren Vertreter haben ja wohl genügend Möglichkeiten , sich öffentlich auszubreiten, und ich sehe auch die Gefahr, daß versucht wird, den „Dialogprozeß“ in die „Blogözese“ (was für ein… Wort! Da ist ja selbst „Think- Tank“ fast schon Poesie dagegen 🙂 reinzumanövrieren.
    An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, und die erste ist diese giftige Gereiztheit nach diesem Freiburger Eventl
    (zu dem ich durchaus einen Standpunkt habe, aber wenigstens in dem Fall ziehe ich es vor, schweigend Philosoph zu bleiben 🙂

    PS: und Reichweite erhöhen? Immer in allem (noch) besser werden, auch hier helfen Strukturdebatten nur äußerst begrenzt weiter 🙂

    • L.A.
      okay, gehen wir die Sache noch einmal unpolemisch und unfrech durch, um alle Missverständnisse auszuräumen.
      1. Du möchtest ein blogözesenfremdes, aber nicht blogözesenfeindliches lehramtstreues Portal, auf dem die fachlich herausragenden Einlassungen angesehener lehramtstreuer Autoren aus vielen Themenbereichen bündelt, überblicksweise darstellt, und Links zu weiterführenden verlässlich kirchentreuen Informationen bietet, um dadurch kirchenfernen Suchenden einen Anlaufpunkt zu bieten, an dem sie ihre Fragen, angesammelte Vorurteile usw. mit einer Art präzisen, wasserdichten Gegendarstellung abgleichen und so Antworten auf ihre Fragen finden können. Richtig?

      2. Aufgrund der hohen fachlichen und zeitlichen Anforderungen, die die Auswahl des Materials an die Betreiber stellt, müssten diese zumindest teilweise hauptamtlich tätig sein, ohne jedoch aus den üblichen Kirchenbürokratien zu stammen, und ihre verbandskatholischen, oft nicht lehramtstreuen Meinungen einzuschleppen. Dazu bräuchte man finanzielle Mittel, die durch Sponsoren eingeworben werden sollten, die aufgrund zu befürchtender Einflussnahme auf die redaktionellen Inhalte wieder lehramtstreue Katholiken sein müssten. Richtig?

      3. Die bisherigen Blogs sollen parallel weiterlaufen und durch dieses Portal in keiner Weise beeinflusst werden. Der Blogbetrieb ginge also in aller Freiheit so weiter wie bisher. Das Portal hielte sich auch weit genug von jedem Anschein eines Aufsichtsgremiums fern wie nur eben möglich, so dass auch einfache Katholiken, die keine lehrmäßige Vorbildung haben, sondern einfach nur die virtuelle Gemeinschaft lehramtstreuer Katholiken schätzen, sich weiterhin zu melden und zu bloggen trauen. Richtig?

      4. Jede Zusammenarbeit oder Verfilzung dieses Portals mit diözesanen Strukturen soll vermieden werden. Richtig?

      5. Das Portal soll nicht der Bündelung „fachlich wertvoller“ Blogbeiträge dienen, selbst wenn es manchmal auf einen solchen zurückgreift, wenn es für das Portal thematisch passend ist, und ein solcher Artikel eine Lücke im Angebot des Portals in fachlich unanfechtbarer Weise zu schließen vermag. Richtig?

      6. Auch der bloggende Laienbürokrat gehört zur Blogözese, doch seine häretischen Positionen wären auf dem Portal nicht willkommen, weil es spezifisch um die Darstellung lehramtstreuer Inhalte geht. Dies ist einer der wichtigsten Gründe für die Notwendigkeit einer Zusatzqualifikation über das bloße Bloggen hinaus für die Mitarbeit bei einem solchen Informationsportal. Richtig?

      Habe ich Dich jetzt soweit richtig verstanden? Falls nein, so bitte ich um Korrektur. Sollte ich in diesem oder früheren Beiträgen zum Thema Dir irgendeine Aussage zugeschrieben haben, die Du gar nicht getätigt hast, oder die Du nicht so gemeint hast, so bitte ich dafür um Entschuldigung.

      Sollten die sechs obenstehenden Punkte Deine Vorstellung treffen, so kann ich sagen, dass ich nur sehr wenig gegen ein solches Portal hätte. Abgesehen von der möglicherweise verbesserungswürdigen Aufbereitung der Informationen und des geringen Bekanntheitsgrades, haben wir aber doch schon ein solches Portal, oder nicht? Nämlich das von Dir selbst als sehr gut bezeichnete kath-info.de. Wäre es nicht einfacher und gewinnbringender, seine Energien in die Unterstützung und Verbesserung dieses Projekts zu stecken, als ganz neu anzufangen?

      Eine letzte Frage hätte ich, mehr am Rande, aber noch: Bezog sich Deine Aussage über die giftige Gereiztheit zu Freiburg auf Aussagen, die ich dazu gemacht habe, auf Aussagen aus dem Ultramontanus-Artikel, auf den ich verwiesen hatte, oder auf Aussagen aus den dortigen Kommentaren? Es war nicht meine Absicht, gereizt oder giftig zu reagieren, doch in kann mir vorstellen, das meine Einlassung zu den „rosaroten Lächeloffensiven“ so verstanden werden könnte.

      Ich hoffe, dieser Beitrag leistet seinen unpoetischen Teil zu wenigstens einem nicht-häretischen Dialog in der Blogözese über einen Think-Tank und trägt zur Klärung des Sachverhalts bei… 🙂
      Vielleicht wird es ja doch noch was!

      • Mein Traum-Projekt!!!
        kath.info ist gut, sehr gut, aber leider nicht interaktiv.
        Die hier vorgestellte Alternative wäre super:
        DAS wär’s!!!
        Und: es kommt nicht auf die Masse der Leute an, die das Portal besuchen, sondern auf die Klasse, sprich: wahrhaft Suchende sollen angesprochen werden, Leute guten Willens…

  5. Vielen Dank,

    ja, jetzt fühle ich mich bestens verstanden!

    Zu Punkt 6 vielleicht noch: gemeint war in erster Linie, daß ich selbst Grenzen ziehen würde für eine eventuelle Mitwirkung auf einem Gemeinschaftsprojekt von katholischen Bloggern, die durchaus auch diese Punkte beinhalten.

    Verstehe Deinen Punkt zu kath-info.de, Aber man könnte ja auch z. B. von einem solchen Portal aus auf dort archivierte Artikel verlinken, (natürlich auch auf andere Portale) ganz bei null anfangen müßte man nicht.
    Also letztlich: es ist halt eine Idee, weil ich oft überraschend großes Interesse an diesen Themen feststelle, aber da das Grundwissen bei vielen so gering ist, und die Dauerpropaganda gegen RKK und Papst leider bei vielen stark abfärbt , ist der Sprung in medias res für viele doch zu groß, deshalb die Idee mit der moderierten Hinführung, und dann nach dem Puppe in Puppe – Prinzip weiter. Es gibt derart viele gute Artikel, Predigten, Vorträge, Bücher, deshalb fände ich auch so eine Bündelung gut als Anlaufstelle(wenn’s idealerweise noch einige Geistliche betreiben könnten, denen man Zeitresourcen für derlei einräumte, wär’s natürlich optimal)

    Nein, das war nicht explizit auf Dich bezogen, es wurde teilweise doch verbal sehr heftig gegrätscht, also ich ziehe für den Moment lieber den privaten Austausch über „FB“ vor. (aber ich habe nichts gegen gekonnte Polemik, und wie Du sicher gemerkt hast, gehöre ich auch nicht immer zur verbalen Kuschelfraktion 🙂

    Vielen Dank für Deine Mühe und die netten Worte, es freut mich sehr, nichts für ungut, und mir bleibt noch, den kath-o – li- ken- ver- acht -en-den! „Protestanten“ in aller Form zurückzunehmen, okay!? 🙂

    • L.A.,
      kein Problem. Mit Polemik kann ich umgehen – sowohl aktiv wie passiv. Dasselbe gilt für die gelegentliche verbale Blutgrätsche. Ein Blog ist ein Debattiersalon, kein Streichelzoo. Kuscheln kannst Du woanders, wenn Dir danach ist. Bevorzugt natürlich mit der Ehefrau… 🙂

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