Weise Worte von Pater Schmidberger

Laut katholisches.info nimmt Pater Schmidberger zu der Trennung eines bis dahin mit der FSSPX befreundeten Klosters im Mitteilungsblatt der Piusbruderschaft Stellung. Doch seine Worte haben eine wichtige Bedeutung nicht nur für diese „piusinterne“ Angelegenheit, sondern auch für die weitere Kirche, für traditionelle Katholiken in allen Lebenslagen, die sich dem Modernismus und Liberalismus widersetzen, um im wahren Glauben zu verbleiben. Es lohnt, diese Passage hier zu zitieren, Hervorhebungen wie immer von Catocon

Viele Seelen glauben sich (…) in Sicherheit, sonnen sich in ihren Tugenden, während der Stolz und die Selbstgerechtigkeit ihr Herz längst umstrickt haben. Eigensinn, Rechthaberei, Besserwisserei, Kritiksucht, falsche Dialektik, Spott und Häme sind nicht die sieben Gaben des Heiligen Geistes, sondern Merkmale des Widersachers Gottes. Diesem ist es ganz gleich, ob er eine Seele durch ihre bekannten Schwächen zu Fall bringt oder durch Stolz auf ihre eigenen Tugenden. Allzu oft verwandelt sich der Teufel in einen Engel des Lichtes und vollbringt sein Werk der Verführung sub specie boni – unter dem Schein des Guten. Treibt man das Recht beispielsweise auf die Spitze, so kann höchste Ungerechtigkeit geschehen. Nicht umsonst sagten die Alten: Summum jus, summa injuria.Hat man die Gefahr des falschen Gehorsams umschifft und Liberalismus und Modernismus vermieden, so ist man noch lange nicht gefeit vor einem sektiererischen Antiliberalismus. Nur die Demut des Geistes und vielleicht noch mehr jene des Herzens bewahrt vor dem Fall. „Lernet von mir“, sagt unser gebenedeiter Herr, „denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen.“

Dies sind weise Worte. Ich lese sie auch hinsichtlich der (gerechtfertigten) schweren Kritik, die an den Handlungen des neuen Papstes und früheren Erzbischofs von Buenos Aires hier und auf anderen traditionell katholischen Blogs und Webseiten geübt worden ist. Wenn es stimmt, was mir immer wahrscheinlicher erscheint, dass das Welt- und Kirchenbild von Papst Franziskus zumindest teilweise modernistisch ist, und sich nicht mit der Tradition deckt, dann ist das eine sehr schwere Situation für einen kirchentreuen Katholiken. Er ist dann gleich von zwei Seiten in Gefahr, Opfer der Verstrickungen des Teufels zu werden:

Erstens darf er die Irrtümer des Papstes etwa in Liturgie, Ökumenismus etc. nicht verteidigen und entschuldigen, sondern muss sie beim Namen nennen.

Zweitens darf er aber auch nicht den Fehler machen, die Ablehnung der Irrtümer zur Ablehnung des Papstes werden zu lassen. Der Papst ist und bleibt das sichtbare Oberhaupt der Kirche. Als Oberhaupt der Kirche gebührt ihm Respekt und Gehorsam, sofern dieser Gehorsam nicht in Widerspruch zur unveränderlichen Lehrtradition steht.

In dieser schwierigen Situation gilt es die richtige Balance zu halten. Den Papst von jenem sicheren Fundament der Überlieferung zu kritisieren, wenn er dieses Fundament etwa durch liturgische Missbräuche oder falschen Ökumenismus verlässt, ist gerechtfertigt und notwendig. Solche Kritik ist eine Form der Loyalität. Doch sie muss sich dieser notwendigen Loyalität eben immer bewusst bleiben und fest verwurzelt sein in der Unterordnung unter den Heiligen Vater, der das legitime Oberhaupt aller Katholiken ist. Andernfalls verfällt sie wiederum den Schlingen des Teufels, indem sie ihren legitimen Oberen nicht mehr anerkennt, weil ihm eine Perfektion fehlt, die der Kritiker sich zu haben anmaßt. Diese Form der Anmaßung ist Hochmut, das Kronjuwel im Sündenareal des Teufels.

Um ein konkretes Beispiel zu geben: Die falsche Demut, die sich in Widerspruch zu liturgischer Pracht setzt, kann nur von wahrer Demut kritisiert werden, doch es besteht die Gefahr, dass der Kritiker falscher Demut so stolz auf seine eigene „wahre Demut“ wird, dass sie in Hochmut umschlägt. Ebenso ist es beim Ökumenismus. Die falsche Ökumene durch die wahre Ökumene, d.h. die Rückkehr der Irrenden ins Haus des Vaters, zu bekämpfen ist richtig und notwendig. Doch auch hier besteht die Gefahr, dass der Kritiker, der tatsächlich die Wahrheit spricht, auf jene Tatsache stolz wird, und sich so sehr in seinem „Besitz“ der Wahrheit sonnt, dass er der schlimmsten aller Todsünden verfällt, nämlich dem Hochmut, der allein nicht vergeben werden kann, weil er nicht der Vergebung zu bedürfen glaubt.

Dies ist die Gefahr, auf die Pater Schmidberger in einem etwas anderen Zusammenhang aufmerksam macht. Der traditionelle Katholik muss die modernistischen Irrtümer kritisieren. Dies zu unterlassen wäre ein Versäumnis. Doch er darf nicht in jenen sektiererischen Antiliberalismus verfallen, dessen Kennzeichen nach Pater Schmidberger „Eigensinn, Rechthaberei, Besserwisserei, Kritiksucht, falsche Dialektik, Spott und Häme“ sind. Dies sind nicht die Zeichen des Heiligen Geistes, sondern der unreinen Geister.

Irrtümer kommen immer in Paaren auf die Welt, damit die Menschen auf der Flucht vor dem einen Irrtum geradewegs im anderen Irrtum gefangen werden, so dass der Kampf gegen einen Irrtum oft in den entgegengesetzten Irrtum umschlägt.

Mögen alle Kritiker der Handlungen von Papst Franziskus, darunter an erster Stelle der Autor dieser Zeilen, diese Gefahr immer vor Augen haben, und sich entschlossen an jenen Mittelweg halten, den die weisen Worte des Paters Schmidberger so treffend umschreiben: „Lernet von mir“, sagt unser gebenedeiter Herr, „denn ich bin sanftmütig und demütig von Herzen.“ In dieser wahren Herzensdemut, die erkennt, dass nicht wir, sondern die Heilige Kirche Gottes im Besitz der Wahrheit ist, und das auch nicht aus eigenem Verdienst, sondern nur weil Christus, die Wahrheit selbst, sich ihr zu offenbaren geruht hat, und die auch erkennt, dass wir noch weit schlimmere Irrtümer begehen würden als die Modernisten, wenn nicht die unverdiente Gnade Gottes uns im wahren Glauben halten würde, in dieser wahren Herzensdemut allein kann Kritik an Irrtümern und Missbräuchen des Franziskus zulässig und fruchtbar sein.