In voller Einheit mit Rom…

.. sind die fortschrittlichen Konzilsgeister aus dem katholischen Jugendverband BDKJ in der Erzdiözese Freiburg. Die „Zollitsch-Jugend“ (kath.net) hat wieder einmal bewiesen, dass sie zur revolutionären Avantgarde des 21. Jahrhunderts gehört, indem sie unermüdlich die gescheiterten Revolutionen des 20. Jahrhunderts neu aufkocht. Keines der seit fünfzig Jahren ständig durchdiskutierten Themen fehlt in dem „Projekt Judas Samuel“ der Vorkämpfer für eine moderne, aufgeklärte, angepasste Zeitgeistkirche. Das Sprachrohr der Dunkelkatholiken berichtet (Hervorhebungen von Catocon):

Wörtlich schreibt der BDKJ dann: „In unserer Kirche arbeiten Priester und Laien, junge und alte Menschen partnerschaftlich zusammen.  („Unsere“ Kirche, in wohlverstandenen Gegensatz zur katholischen, d.h. universellen, allgemeinen Kirche. Da müssten wir uns ja unterordnen, und das geht im Reich der Non-Serviam-Ideologen nicht.) In unserer Kirche können alle Menschen ihre Berufung leben: Männer und Frauen, als Laie, als Priester, als Priesterin(In voller Einheit mit Rom, wie ich anmerken möchte, „Ordinatio Sacerdotalis“ hin oder her. Aber wehe man kritisiert das Konzil, das eine wahre Konzil, Assisi, Dialogökumene oder Liturgiereform in zu deutlichen Worten.), und: „Für Kinder und Jugendliche ist es unverständlich, warum Gleichberechtigung und Demokratie so wenig Platz in der Kirche haben. (Man sieht hier wieder einmal, warum Kinder und Jugendliche in der Kirche nichts zu sagen haben sollten, außer selbstverständlich „Amen“ und „et cum spiritu tuo“. Die Kirche wird eben nicht von den Pubertären aller Altersschichten beherrscht, sondern von ihrem Herrn und Gründer Jesus Christus. Aber das ist eben die Non-Serviam-Ideologie. In voller Einheit mit Rom, versteht sich.) Verweise auf die Tradition, mit denen Frauen und Laien allgemein von Leitungsverantwortung ausgeschlossen(Wir wollen an die Macht! Wir sind Kirche! Écrasez l’infâme!) werden, überzeugen sie nicht. (Wahrheit ist nicht subjektiv und gilt auch in der Pubertät.)  Darüber hinaus verstehen sie nicht, warum der Zölibat zwingende Voraussetzung für das Priesteramt ist“. (Das könnte daran liegen, dass sie nicht verstehen, was das Priesteramt überhaupt ist. Aber das ist ja auch heute nicht mehr notwendig. Immerhin sind sie in voller Einheit mit Rom.)

(…)

Dann wird behauptet, dass Jugendliche sich für alternative Gottesdienstformen  begeistern (wo sind diese ganzen Jugendlichen in Kirche, wenn diese alternativen Verstümmelungen der Heiligen Liturgie vorgetragen werden – von zelebrieren wagt man nicht zu sprechen.) und diese ihr Leben, ihre Kultur und ihre Ästhetik, ihren Geschmack auch in den Gottesdienst einbringen möchten.“ (Im Gottesdienst geht es darum, dass ich mich einbringen kann. Wem wird also im Gottesdienst gedient? Mir. Gottesdienst ist dienst an dem, den ich für Gott halte. Daraus folgt mit logischer Notwendigkeit: „Ich bin Gott“. Das ist, wie gesagt, die Non Serviam-Ideologie. Sie folgen dem Versprechen ihres persönlichen Vorbilds, der Schlange: Ihr werdet sein wie Götter. Ich hoffe der Apfel hat geschmeckt.) Dafür kann es nicht nur eine vorgeschriebene Form geben… (Kein Problem. Ihr könnt machen was ihr wollt. Alle zehn Jahre kommt aus Rom ein mildes Briefchen, in dem dazu aufgerufen wird, sich doch bitte ans Messbuch zu halten. Doch das hat nichts zu sagen. Aus Erfahrung wisst ihr längst, dass Rom sich nicht ernsthaft dafür interessiert. Und Euer Freund und Helfer, seine wenig exzellente Exzellenz Erzbischof Robert Zollitsch, lässt das alles friedlich lächelnd geschehen. Vielleicht sagt er alsbald mal wieder ein mildes Wörtchen, das so etwas nicht sein solle, doch ihr wisst schon, wie er das meint. Ihr seid ja in voller Einheit mit Rom.)

(…)

Dann wird pauschal behauptet, dass junge Menschen mit der Sexualmoral der Kirche nichts anfangen können. (Das ist richtig. Die Frage ist nur: Liegt das an den jungen Menschen oder der Sexualmoral?) „Sie wird als weltfremd(sie ist dieser Welt und ihrem Fürsten fremd, ja, und das ist auch gut so.) und von Angst und Enge beherrscht empfunden. Verhütung(dass ich entscheide, wann neues Leben entsteht, und nicht der Herr über Leben und Tod.) ist für junge Menschen nicht Sünde, sondern Verantwortung für den Partner oder die Partnerin. Einvernehmlicher, verantwortungsvoller Sex vor der Ehe undHomosexualität(der Waschzettel enthält noch keinen Hinweis auf den von der wahren Avantgarde schon geforderten Inzest, und die von einigen avantgardistischen Priestern der Kirche bereits praktizierte Pädophilie. Doch das kommt später. Wir denken Kirche im Heute, nicht im Morgen.) ist für sie nicht Sünde, sondern Liebe. Die Kirche stellt sich mit ihrer Sexuallehre selbst ins Aus: (Es geht nur um Anpassung an die herrschende Meinung, nicht um Wahrheit. Wir sind ja in voller Einheit mit Rom. Da gehört sich die Wahrheitsfrage nicht mehr.) Was sie Gutes, Wahres und Hilfreiches zu sagen hat, geht unter in weltfremden (in der Tat, den Vorstellung dieser Welt und ihres Fürsten ist die Sexualmoral fremd.) Verboten, die nichts mit der Lebenswelt (siehe hier) junger Menschen zu tun haben“, heißt es wörtlich.

In Abwandlung eines bekannten Wortes über das Paradies der Werktätigen: Den Fortschritt in seinem Lauf / Hält nicht Ochs‘ noch Esel auf. Obwohl da wirklich genug Ochsen und Esel – in voller Einheit mit Rom, falls ich das bisher zu erwähnen vergessen haben sollte – am Werk sind.

Was die „Zollitsch-Jugend“ da von sich gibt vermag nicht zu überraschen. Diese Jugendlichen haben jahrelang eine Kirche besucht, in der so gut wie nie ernsthaft über den katholischen Glauben in seiner Gesamtheit, einschließlich der schweren Teile, gesprochen wurde. Ich wette, dass auch im Erzbistum Freiburg praktisch keine Katechese existiert, dass die Predigten fade und inhaltsleer sind, wenn sie nicht gerade zu Reden gegen den Glauben verwendet werden, dass aus der Liturgie nur ein überdimensioniertes Ego hervorgeht, und die Sittenlehre der Kirche aufs Nettsein reduziert worden ist. Woher sollen diese Jugendlichen auch den Glauben haben? In der Kirche wird er ja – und jetzt im Chor: In voller Einheit mit Rom – so gut wie totgeschwiegen.

Die Fenster zur Welt wurden geöffnet. Ihr Fürst hat die gnädige Einladung angenommen und sich in der Kirche häuslich eingerichtet.

Ein voller Erfolg des Aggiornamento.

Lobt-die-Hirten-Woche: Diözesanrat und Dick (Teil 6/6)

Als sechsten Teil der Lobt-die-Hirten Woche, der zugleich den Abschluss dieses Projekts darstellt, hatte ich mir eigentlich vorgenommen, den wohl besten Hirten aus Deutschland hervorzuheben und ihm für seine unermüdliche Arbeit auf des Herrn Weinberg zu danken. Ich verzichte darauf ihn vorzustellen, weil man ihn wohl kennen dürfte:

Dann war ich in einem Kommentar auf einen weiteren guten Hirten aufmerksam gemacht worden, den ich dann auch noch zu erwähnen plante, was ich hiermit tue: Es handelt sich um den emeritierten Weihbischof Klaus Dick, der als erster deutscher Bischof nach dem Inkrafttreten Summorum Pontificum wieder eine öffentliche traditionelle Messe in Deutschland zelebriert hat.

Doch aus aktuellem Anlass werde ich hier über den Freiburger Weihbischof Klug schreiben, welcher sich sehr kritisch gegenüber den Aktivitäten des dortigen Diözesanrates im Gefolge des Papstbesuchs geäußert hatte. Für den Hintergrund verweise ich auf einen Artikel bei kath.net, aus dem ich auch kurz zitieren werde.

Der Diözesanrat hatte sich ausführlich darüber verbreitet, dass man vom Papstbesuch enttäuscht sei. Unter anderem weil der Heilige Vater es gewagt hat, das Vaterunser in der offiziellen Amtssprache der Kirche, Latein, zu beten, weil es keine strenge Frauenquote gegeben habe, und weil es „Unterwürfigkeit“ gegenüber Papst Benedikt gegeben habe. Betrachtet man die Tatsache, dass Gegenpäpstin Julia I. von Freiburg-Avignon sicher nicht besonders unterwürfig war, muss man sich die Frage stellen, was der Diözesanrat denn erwartet hatte? Milizen, die das Gelände stürmen und den Papst wegen Verstoß gegen den Zeitgeist verhaften? Laute „Benedikt raus“-Rufe?

Doch hören wir dazu den Weihbischof Klug: (Hervorhebungen und Kommentare von Catocon, wie immer)

Die Aussprache des Freiburger Diözesanrates über den Papstbesuch sei „keine Sternstunde“ gewesen. Das schrieb der Freiburger Weihbischof Rainer Klug in seinem Leserbrief in der aktuellen Ausgabe des diözesaneigenen „Konradsblatts“. Dies sage er „auch als langjähriges und ehemaliges Mitglied dieses Rates“. (Ich vermute, auf das „ehemalig“ ist er besonders stolz…)

„Die mit Namen dokumentierten Aussagen sind in ihrer Einseitigkeit erschütternd kleingeistig(klare Worte, wahre Worte.), urteilte der Freiburger Weihbischof, sie entsprächen „nicht dem Niveau, das von einem Repräsentativorgan der Katholiken der Erzdiözese erwartet werden muss“. (Zumindest meine Erwartungen hat der Diözesansowjet erfüllt.) (…) Klug bemängelte das Fehlen eines Wortes des Dankes sowohl Papst Benedikt gegenüber, (warum sollte der Diözesanrat dem Papst danken? Dafür, dass er wieder geht? Was ja wohl das einzige ist, worauf man sich beim Papstbesuch gefreut hat.)der uns die große Ehre seines Besuches gegeben hat und der seine Kräfte wahrhaftig nicht geschont hat, um uns zu begegnen und im Glauben zu stärken(wie war das Wort noch: unterwürfig? Wie unterwürfig.), wie auch „für die enormen Anstrengungen der Erzdiözese und den Einsatz der vielen Frauen und Männer in ihren verschiedenen Diensten“. Unter den „100.000 Gläubigen bei der Eucharistiefeier und unter den Jugendlichen bei der Jugendvigil und bei den vielen Gästen in den Straßen von Freiburg“ sei diese Glaubensfreude „mit Händen zu greifen“ gewesen. „Wenn von all dem im Diözesanrat nichts angekommen wäre, hätte er den Kontakt zu den Menschen verloren und sich überflüssig gemacht.(Hier sehen wir mit größter Klarheit und Schärfe das ganze Thema auf den Punkt gebracht. Kein Mensch braucht Diözesanräte – und erst recht nicht, wenn ihre Hauptbeschäftigung darin besteht, taktische Fouls gegen den Papst zu begehen. Einmal gelb, dann gelb-rot, lautet die Regel.)

(…)

Weihbischof Klugs Leserbrief an das bistumseigene Blatt spricht eine klare, deutliche Sprache, die wir in diesem Land öfter brauchen würden. Gerade auch in der katholischen Kirche. Konflikt ist nicht um jeden Preis zu vermeiden – für manche Dinge lohnt es sich zu streiten. Und das Austrocknen des Morasts der Diözesanräte ist eine dieser Sachen.

Kardinal Lehmann und die Avantgarde der Revolution

Kardinal Lehmann ist weithin bekannt als einer der schärfsten Anti-Römer in der Deutschen Bischofskonferenz – und betrachtet man die Konkurrenz, die er dort hat, so muss man neidlos anerkennen, dass es sich um eine große Leistung handelt. Als katholischer Bischof noch entschlossener gegen Kirchliches Lehramt, Papst und Vatikan zu hetzen als der Vorsitzende, Erzbischof Zollitsch, es gewohnheitsmäßig tut, ohne dabei direkt abgesetzt zu werden, erfordert ein besonderes Maß an institutioneller Vetternwirtschaft, Protektion und diplomatisches Geschick.

Der Unterschied zwischen Kardinal Lehmann und Erzbischof Zollitsch ist nun, dass letztere ein lieber netter Großvater sein möchte, der es allen Recht macht, und dann zusieht, wie die Kinder sich köstlich amüsieren, ohne ihnen Vorschriften zu machen. Ein, im Wesentlichen, wohlmeinender, wenn auch vollkommen fehlgeleiteter Ansatz. Kardinal Lehmann ist hingegen kein Großvater, sondern ein Strippenzieher im schlechtesten Sinn des Wortes. Worum es ihm im innersten seines Herzens geht, kann man von außen natürlich nicht beurteilen, aber es sieht zumindest so aus, als sei sein einziges Ziel die Durchsetzung seiner ideologischen Vision einer Neuen Kirche ohne Bindung an Tradition (außer die Tradition der deutschkatholischen Spalter) und Papst (solange er dieses Amt nicht selbst oder durch eine Marionette ausübt).

Kardinal Lehmann repräsentiert in Reinform den schlechten Hirten aus Deutschland. Dass dies nicht aus der Luft gegriffen ist, sondern sich auf eine lange Reihe guter Bestätigungen verlassen kann, ist jedem klar, der aufmerksam sich mit kirchlichen Fragen in Deutschland beschäftigt hat. Doch man muss gar nicht in die Vergangenheit zurückgehen, um den Schleim zu entdecken, der durch die Flure und Versammlungssäle im Bistum Mainz fließt; es genügt allein ein Blick auf diese eifrige Selbstdemaskierung des verehrten Kardinals aus der Karnevalsstadt.

Auch wenn die herannahende Karnevalssaison und die Stunksitzung der deutschen Bischöfe diese Aufmerksamkeit vielleicht gar nicht verdient – immerhin ist der einzelne Bischof, nicht die Bischofskonferenz, Träger kirchlicher Autorität – so lohnt es sich doch, erneut einen Blick auf die Forderungen der Kirchenrevoluzzer zu werfen. Da heißt es in dem oben verlinkten Kath.net-Artikel:

Im ZDF-Heute-Journal vom Dienstag meinte Lehmann, dass die deutschen Bischöfe bei „Reformthemen“ wie Diakonat der Frau oder wiederverheiratete Geschiedene Vordenker seien. “Da ist Raum genug, um in unserem Land das auch vorzubereiten, zu formulieren, in Rom an die Tür zu klopfen, um dann zu sagen; das haben wir erarbeitet.“

Ich bin kein Tele-Visionär, also habe ich die Aussagen nicht persönlich mitbekommen, aber wenn sie so stimmen, wie kath.net sie wiedergibt (und daran zu zweifeln habe ich keinen Grund), dann ist die Los-von-Rom-Bewegung wohl bereits in vollem Gange.

So wollen die hochmütigen deutschen Bischöfe als in Rom „an die Türe klopfen“, um die erste Stufe der Priesterweihe von Frauen (Diakonat) zu ertrotzen. Ferner wollen sie „Wiederverheiratet-Geschiedene“ (also unbußfertige Ehebrecher) zur Kommunion zulassen. Was ist von diesen Forderungen zu halten?

Diakonat der Frau

Ich bin kein theologischer Experte, so dass ich die Frage, ob durch Ordinatio Sacerdotalis auch die Frage nach der Diakonatsweihe definitiv und für immer festgelegt worden ist, den Theologen überlasse. Drei wesentliche Argumente sprechen aber trotzdem gegen das Diakonat der Frau:

1. Es gibt nur ein Sakrament der Priesterweihe – nicht je ein separates Sakrament für Diakonats-, Priester- und Bischofsweihen. Es erscheint mir daher lächerlich, wenn jemand sagte, Ordinatio Sacerdotalis schlösse nur die „Priesterweihe“ nicht aber die „Diakonatsweihe“ aus – beides gehört unter dasselbe Sakrament, das derzeit eben in drei Stufen gespendet wird. Entweder Frauen können dieses Sakrament gültig empfangen (was durch Ordinatio Sacerdotalis erneut ausgeschlossen worden ist), oder sie können es nicht. Entweder ALLE Weihestufen (einschließlich Bischofs- und sogar Papstamt) oder gar keine (also auch kein Diakonat)

2. Selbst wenn es derzeit noch keine unfehlbare Deklaration gegen die Diakonatsweihe von Frauen geben sollte, so wäre es ein unerträglicher Bruch mit der Tradition der Kirche einerseits, und der Weltkirche andererseits. Es gab und gibt keine weiblichen Diakone, da die Diakonatsweihe meist eine Durchgangsstation zur Priesterweihe ist. Die pastoralen Folgen eines solchen Schrittes wären immens. Revidierte die Kirche ihre Haltung in dieser wichtigen Frage, so wäre ihre Verlässlichkeit in allen anderen kontroversen Fragen plötzlich in Zweifel gezogen. Ein Dammbruch wäre die Folge.

3. Aber selbst wenn auch dies nicht der Fall sein sollte, wäre es in einer Zeit, in der der Feminismus die ganze westliche Welt, und auf dem Wege der ökonomischen Globalisierung und der Entwicklungshilfe mehr und mehr auch den Rest des Planeten, im Griff hat ein fatales Zeichen der Kapitulation vor einer der größten Häresien des 20. und 21. Jahrhunderts. Das Argument, mit dem die Diakonatsweihe für Frauen gefordert wird, ist in keiner Weise im Einklang mit einer christlichen Sexualethik. Es sagt im Wesentlichen: Männer können Diakone werden, Frauen nicht. Das ist ungerecht, weil Mann und Frau gleich sind. Also muss es geändert werden. Doch es ist kein Argument für die Diakonatsweihe denkbar, das weniger überzeugend aus der Sicht eines Katholiken sein könnte.Die Prämisse ist ebenso falsch wie die Schlusfolgerung. Es ist nicht notwendigerweise ungerecht, wenn Männer X werden können und Frauen nicht, wenn ein guter Grund für diesen Unterschied vorliegt (deshalb verurteilt die Kirche richtigerweise auch nicht „Diskriminierung“ als Solche, sondern nur „ungerechte Diskriminierung“ – sie erkennt, dass bestimmte Formen der Unterscheidung (lat. discriminare) legitim sein können). Die Frage ist also: Gibt es einen guten Grund, warum Männer Diakone werden können, und Frauen nicht – eine Frage, die sich die Aktivisten ebensowenig stellen wie Kardinal Lehmann.

Zulassung von unbußfertigen Ehebrechern zur Kommunion

Hier liegt der Fall noch klarer. Ich möchte daher nur auf das Schreiben an die Bischöfe über den Kommunionempfang von wiederverheirateten geschiedenen Gläubigen verweisen, das alle wesentlichen Fragen und Einwände in bewundernswerter Klarheit (und, im Gegensatz zu mir, diplomatischerer Sprache) abhandelt.

Es bleibt keine andere Möglichkeit offen: Wenn man an die Unauflöslichkeit der Ehe und die Realpräsenz des Herrn in der Eucharistie glaubt (und beides sind unveränderliche Lehren der Kirche, die zum absoluten Kernbestand des Katholizismus gehören), dann können „Wiederverheiratete Geschiedene“ nicht zur Kommunion zugelassen werden, solange sie nicht in sexueller Enthaltsamkeit leben. Nach Erzbischof Zollitsch ist damit auch Kardinal Lehmann die Frage zu stellen, an welche der beiden Lehren er nicht glaubt. Glaubt er nicht an die Unauflöslichkeit der Ehe? Oder nicht an die Realpräsenz? Eines von beiden muss es sein. Denn: Ist die Ehe unauflöslich, und der Herr wirklich präsent, so „isst man sich selbst das Gericht“. Man begeht eine weitere Todsünde zu den anderen Sünden, die schon auf dem Gläubigen lasten.

Abschlussgedanken

Es bleibt daher keine andere Schlussfolgerung, als dass sich Kardinal Lehmann und Erzbischof Zollisch längst von der Gemeinschaft mit dem Papst abgewandt haben. Sie glauben scheinbar, sie seien so etwas wie die Avantgarde der Revolution, der Neuen Kirche.

Selten eine so alte, so müde, so langweilige Avantgarde gesehen.

Erzbischof Zollitsch zum Dritten…

Das inoffizielle Motto des Dialogprozesses...

Das inoffizielle Motto des Dialogprozesses...

[Bild auf Aliveandyoung.net gefunden.]

O hätte er doch geschwiegen – und hätten vor allem seine Verteidiger geschwiegen, so wären sie, nicht Philosophen, so doch gute Katholiken geblieben. Doch so, leider, ein drittes Interview des Erzbischofs, in dem er seine Position richtigzustellen versucht. Einige Zitate aus dem Kath.net-Artikel zum Thema:

Erzbischof Robert Zollitsch wehrt sich gegen den Vorwurf, er wolle die Unauflöslichkeit der Ehe infrage stellen. «Das tue ich ganz und gar nicht», sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Freiburger Erzbischof in einem Interview des «Mannheimer Morgen» (Montag).
(…)
In der Seelsorge stelle sich aber die Frage nach einem «theologisch verantwortungsvollen und pastoral angemessenen Umgang. Darüber gilt es offen und unaufgeregt zu beraten.»

Zuerst ist es natürlich zu begrüßen, dass Erzbischof Zollitsch die Unauflöslichkeit der Ehe nicht aufheben möchte – das könnte er auch gar nicht. Doch dann stößt er leider erneut in dieselbe Kerbe, die ich verschiedentlich (Links siehe unten) bereits kritisiert hatte. Man solle einen „theologisch verantwortungsvollen und pastoral angemessenen Umgang“ finden, über den man „offen beraten“ müsse. Das ist allerdings zunächst einmal eine Leerfloskel. Alle Seiten sind sich einig, dass eine Lösung nur theologisch verantwortungsvoll und pastoral angemessen sein dürfe. Hat jemals in der Geschichte der Kirche jemand behauptet, er wolle theologisch verantwortungslos und pastoral unangemessen handeln? Die ganze Frage besteht doch gerade darin, was denn theologisch verantwortungsvoll und pastoral angemessen sei. Da behaupten die einen, man müsse Wiederverheiratet-Geschiedene zur Kommunion zulassen, und andere lehnen dies ab.

Aus der Unauflöslichkeit der Ehe, zu der Zollisch sich anscheinend in dem neuen Interview bekennt, und dem katholischen Eucharistieverständnis folgt allerdings notwendig der Ausschluss von der Kommunion für Menschen, die nach einer zivilrechtlichen Scheidung in eine neue sexuelle Beziehung eintreten. Das ist keine Frage pastoralen Umgangs, sondern zuerst nur theologischer Wahrheit. Wie man diese Tatsache, diese nicht veränderbare Tatsache, pastoral vermittelt, mit wieviel Fingerspitzengefühl man vorgeht, das alles kann offen und unaufgeregt diskutiert werden. Doch die theologischen Tatsachen stehen nicht ständig offen zur Diskussion. Sie sind eben längst Tatsachen, an denen sich weitere Diskussionen zu orientieren haben.

Aber bei aller Kritik am Erzbischof, die hier in den letzten Wochen laut geworden ist, bleibt er weit unter dem was sein Stellvertreter, der Bischof von Aachen Heinrich Mussinghoff, erklärt. Während Erzbischof Zollitsch die Unauflöslichkeit der Ehe wenigstens noch formal unangetastet lassen möchte, strebt Mussinghoff eine vollständige Protestantisierung des Themas an. Kath.net schreibt:

[Bischof Mussinghoff] betonte, dass keine offizielle Zulassung zu den Sakramenten angestrebt werde. In Einzelfällen sollte aber beispielsweise die subjektive Gewissensentscheidung eines Katholiken toleriert werden, die Kommunion zu empfangen. Auch weil Kinder aus diesen Beziehungen nur schwer in den Glauben finden könnten, wenn ihre Eltern dauerhaft nicht zur Kommunion gehen dürften.

(Hervorhebungen von Catocon)

Das geht über die Worte des Erzbischofs von Freiburg deutlich hinaus. Die Zulassung zur Kommunion zur „individuellen Gewissensentscheidung“ zu machen, erkennt den Primat des Gewissens gegenüber der kirchlichen Lehre an. Wenn mein individuelles Gewissen mir sagt, es sei akzeptabel in Ehebruch zu leben und eine Konkubine zu haben, wer ist dann Gott mir Vorschriften zu machen!? Schließlich bin ich doch ein freier, aufgeklärter, moderner Mensch – ich bin emanzipiert von diesen ganzen verstaubten Autoritäten, die mir vorschreiben wollen, was ich zu tun und was zu lassen habe! Wenn ich Ehebruch begehen will, dann nenne ich das „Neue Erfahrungen machen“ und „mich umorientieren“, und das ist doch nichts Schlimmes! Kirche und Gott haben sich aus meinem Leben herauszuhalten! Außerdem gehe ICH zur Kommunion, wann ICH das WILL. NON SERVIAM!

In dem Moment, in dem die subjektive Gewissensentscheidung eines Katholiken bei einem Thema von öffentlicher Relevanz – etwa wenn ein Paar offen im Konkubinat oder in Ehebruch lebt, wie in diesen Fällen häufig – als ausschlaggebend gewertet wird, hat das Lehramt der Bischöfe offiziell abgedankt. Bischof Mussinghoff fordert nichts weniger als eine zweite Reformation – das Primat des Gewissens.

Damit wird abermals ratifiziert, was die Bischofskonferenz schon mit der Königssteiner Erklärung 1968 angedeutet hat. Wir verneigen uns vor dem Zeitgeist, wir sind ein Fähnchen im Wind, keine Kompassnadel, die immer zum Herrn zeigt. Wir lassen alles zu, solange ihr euer Gewissen zu Brezeln verknoten könnt, um euch selbst zu rechtfertigen. Wir glauben an die Rechtfertigung nicht durch Gnade, nicht durch den Glauben, nicht durch gute Werke, sondern durch den menschlichen Willen. Sünde ist keine Sünde, wenn ihr euer Gewissen vorher erstickt habt, und es jetzt alles mit sich machen lässt.

Der Zustand der katholischen Kirche in Deutschland ist allerdings inzwischen so schlecht, dass selbst die Worte von Bischof Mussinghoff noch gemäßigt und katholisch anmuten gegen das was scheinbar in den normalen deutschen Gemeinden alltägliche Praxis ist:

Unterstützung hatte Zollitsch auch von einzelnen Kirchenrechtlern und Moraltheologen erhalten: Der emeritierte Münsteraner [Münster: Das Große Häreticum für alle, ohne Numerus Clausus! – Anmerkung von Catocon] Kirchenrechtler Klaus Lüdicke sagte, schon heute sei es in Deutschland der Normalfall, Gläubigen, die in einer neuen Ehe lebten, die Kommunion nicht zu verweigern. Das solle die Kirche auch amtlich akzeptieren.

Ist das wirklich so? Ich kenne nur eine Gemeinde, und die erst seit kurzem. Wer dort geschieden ist und wer wiederverheiratet, ist mir vollkommen unbekannt. Wenn in Deutschland wirklich allwöchentlich der Leib unseres Herrn entweiht wird, wenn allwöchentlich mit priesterlichem Segen massenhaft bekanntermaßen in schwerer Sünde lebende Menschen zur Kommunion zugelassen werden, dann repräsentiert Bischof Mussinghoff wohl den traditionalistischen Flügel der Kirche. Man sagt, der Fisch stinkt vom Kopf her. Aber was ist, wenn der katholische Fisch gar nicht vom Kopf her stinkt, sondern von den Füßen?

Natürlich ändert sich an der Lehre der Kirche auch dann nichts, wenn 99,9% oder selbst 100% aller dem Namen nach katholischen Gemeinden gegen sie aufbegehrten. Auch ein spontanes Massenschisma der deutschen Gemeinden vermöchte nicht einen einzigen Buchstaben an der Wahrheit verändern, dass zivilrechtlich geschiedene Menschen, die eine neue Sexualbeziehung mit einem anderen Menschen eingehen, in schwerer Sünde leben. Daher ist es auch manifest falsch, was Eberhard Schockenhoff, einer der bekannteren Radikalhäretiker der Schimatischen Kirche Deutschlands, vertritt:

Der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff sagte, Zollitsch habe die Unauflösbarkeit der Ehe nicht infrage gestellt. Er wolle nur einen barmherzigeren Weg des Umgangs mit Menschen, deren Ehe gescheitert sei [Von sich aus scheitern keine Ehen – das besorgen schon die Eheleute selbst! – Anmerkung von Catocon] . «Man kann von außen nicht jede Entscheidung für eine zivile Zweitehe als objektiv schwere Sünde qualifizieren», fügte der Theologe hinzu.

Doch, Herr Schockenhoff, OBJEKTIV ist es auf jeden Fall eine schwere Sünde. Inwiefern Menschen für dieses Verhalten die Schuld tragen, hängt natürlich von ihrem Kenntnisstand ab. Wer gar nicht über die Lehre der Kirche und die Wahrheit informiert ist, dessen individuelle Schuld ist anders zu bewerten als die Schuld des wissentlichen und willentlichen Überzeugungstäters. Objektive schwere Sünden liegen vor bei Sünden hinsichtlich einer schwerwiegenden Materie. Die Ehe ist als Sakrament der Kirche auf jeden Fall eine schwerwiegende Materie. Ferner muss die Sünde noch wissentlich und willentlich begangen werden, damit die schwere Sünde auch wirklich schuldhaft ist. Jeder Mensch, der in Deutschland eine Zivilehe eingeht, tut dies willentlich – sonst wäre die Ehe ungültig.

Nun kann es immer sein, dass jemand zum Zeitpunkt des Eheschlusses gar nicht über die objektiv schwere Sündhaftigkeit seines Verhaltes informiert war. In solchen Fällen ist die individuelle Schuld natürlich entsprechend zu reduzieren oder gar zu verneinen. Doch spätestens nachdem ein guter Pastor dem betroffenen Paar die Wahrheit ganz pastoral gesagt hat, liegt die Sache klar. Ein weiteres Persistieren in schwerer Sünde kann dann nicht mehr als „unwissentlich“ gewertet werden, sondern nur noch als „wissentlich“. Dasselbe gilt für einen Priester, der in vollem Wissen um die Situation einem solchen Paar die Kommunion spendet. Was mit Hirten geschieht, die zulassen, dass ihre Schäfchen sich „das Gericht essen“, wie Paulus das ausdrückt, die ihre Schäfchen in den Abgrund stoßen, kann man in der Bibel nachlesen. Jesus, soviel möchte ich verraten, hält nicht viel von schlechten Hirten.

Man kann fürchterlich komplizierte Einzelfälle konstruieren, meinetwegen ein Mensch, der nach einer zivilen Wiederheirat vom orthodoxen zum katholischen Glauben konvertiert, mit einer russisch-orthodoxen Frau verheiratet ist (hier wäre prinzipiell die Interkommunion möglich, wenn ich richtig informiert bin), vier kleine Kinder hat usw. Doch solche extrem seltenen Einzelfälle müssen nicht durch individuellen Gewissensprimat der Betroffenen (Mussinghoff), amtskirchliche Anpassung an gängige häretische Praxis (Lüdicke) oder theologische Diskussion im Dalogprozess (Zollitsch) gelöst werden, sondern durch individuelle pastorale Beratungsgespräche auf der Grundlage kompromisslos feststehender dogmatischer Wahrheit.

Ich hatte gehofft, nach den letzten beiden Wochen nicht jetzt schon wieder negativ über unsere deutschen Bischöfe schreiben zu müssen, aber es bleibt nicht aus. Der Papstbesuch scheint in der deutsch-katholischen Landschaft so einige in Unruhe zu versetzen. Da muss man sich dringend noch einmal von Rom absetzen, um nur ja nicht unter die Räder der rapide rollenden Medienmaschine zu geraten. Man will ja ankommen – um jeden Preis.

Links zu früheren Artikeln über die Zollitsch-Interviews:

Erzbischof Zollitsch und die Häresie

Erzbischof Zollitsch und die Häresie: Weitere Stimmen

„Herr Zollitsch und das Zirkuspferd“

Erzbischof Zollitsch legt nach

Links zur leidigen Zollitsch-Debatte

Links zur leidigen Zollitsch-Debatte

Hier nun noch einige weitere Links aus der katholischen Blogosphäre und von anderswo zu der ganzen leidigen Zollitsch-Debatte:

Ehebruch, Sünde und Kommunionempfang (vom Frischen Wind)

Hilfsangebote für zivil Wiederverheiratete (ebenfalls vom Frischen Wind)

Eine kleine Erinnerung zum Thema Barmherzigkeit (Frischer Wind zum dritten – wirklich eine gute Informationsquelle zum Thema, kann ich nur weiterempfehlen)

Zum mit der Zollitsch-Affäre irgendwie untrennbar verbundenen Dialog-Debakel ein Beitrag auf Katholon

Ein pastorales Flugblatt zum Thema Kommunionempfang via Pfarrer Jolie

Und schließlich noch eine wundervolle Predigtreihe (12 Predigten) von Prof. Dr. Georg May zum Thema Ehe und Familie, die gerade auch für den Erzbischof Zollitsch vielleicht zur Pflichtlektüre gemacht werden sollte.

Erzbischof Zollitsch legt nach

Hatte man gerade noch gedacht, das umfassend negative Stimmungsbild aus für die Kirche relevanten Kreisen, von seinem Bischofskollegen Meisner bis zu der seltenen und daher umso deutlicheren und wichtigeren Stellungnahme des Nuntius Périsset (auf die ich hier verwiesen hatte), hätte Erzbischof Zollitsch zum Nachdenken veranlassen können, so wird man durch dieses WELT-Interview leider enttäuscht. Im Gegenteil: Zollitsch legt in dem Interview noch einen drauf, indem er in die Liste seiner durch zeitgeistgerechten Fortschritt zu lösenden Fragen auch noch die Interkommunion einbezieht. So spricht er:

Die Welt: In Deutschland mit vielen konfessionsverschiedenen Ehen wird es als Mangel empfunden, dass es bei der eucharistischen Gastfreundschaft keine Fortschritte gibt und wiederverheiratete Geschiedene von Sakramenten ausgeschlossen sind. Wird der Papst hier ein Zeichen setzen?

Erzbischof Robert Zollitsch: Diese Fragen beschäftigen uns, sie kommen auch in unserem Gesprächsprozess vor. Sie sind dem Papst bekannt. Es sind Fragen, die es theologisch zu durchdringen wie auch pastoral zu bedenken gilt. Allerdings gehe ich davon aus, dass es bei diesem Besuch nicht zu konkreten Aussagen kommen wird, da ist noch einiges zu prüfen. Wir sind an den Fragen dran. Wir wollen sie nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben, aber wir brauchen entsprechende Zeit, um das seriös zu lösen.

Das wollen wir doch einmal untersuchen, um herauszufinden, was besagtes Wortgeschwurbel denn nun eigentlich bedeutet: Gefragt, was denn mit der „eucharistischen Gastfreundschaft“ – in diesem Zusammenhang deutlich als Codewort für Interkommunion zu erkennen – sei, könnte man als katholischer Bischof vieles sagen. Man könnte erklären, dass es zwischen der katholischen Eucharistie und dem evangelischen Gedächtnismahl immense Unterschiede gibt. Man könnte klar sagen, dass es nicht um Gastfreundschaft geht, denn die äußert sich nicht in der Eucharistie, sondern eben im Umgang mit Gästen. Wir begrüßen evangelische Christen, aber sie können nicht die Eucharistie empfangen, weil… So hätte man antworten können. Da man als Bischof weiß, dass solche Fragen in Interviews gestellt werden, könnte man sich sogar vorher schon Antworten zurechtlegen, über die Fragen nachgedacht haben sollte ein Bischof ja schon. Unvorbereitet kann es den Erzbischof nicht getroffen haben.

Aber das alles sagt er nicht. Stattdessen erklärt er, das sei ein Thema, über das man beim „Gesprächsprozess“ reden werde, dass zwar nicht so schnell gelöst werden könne, aber für das man eine „seriöse Lösung“ finden werde, wenn man sich die nötige Zeit genommen habe. Das kann nun wieder zweierlei bedeuten. Es ist geschickt genug formuliert, dass man nicht gezwungen ist, eine Kapitulation vor dem Zeitgeist und einen grundsätzlichen Verrat an der Eucharistie darin zu erblicken. Möglicherweise hat er nur gemeint, dass man darüber sprechen werde, warum es keine Interkommunion geben könne, dass man vielleicht neue Wege finden wolle, das Problem durch Erklärung und Katechese zu „lösen“. Aber glaubt das irgendjemand ernsthaft? Da geht ein Erzbischof, der Vorsitzende der Bischofskonferenz zu einem Interview mit einer säkularen Zeitung, im vollen Wissen, dass solche Fragen sehr wahrscheinlich gestellt werden, und antwortet dann so, auf eine Weise, die weder die Lehre der Kirche zum Thema erwähnt, noch erklärt, ja nicht einmal unbedingt konsistent mit ihr ist?

Viel wahrscheinlicher ist die Interpretation, dass der Erzbischof signalisieren wollte, dass er auch diese „Heilige Kuh“ auf dem Altar des Zeitgeistes im Götzendienst zu opfern bereit ist, um sich noch etwas mehr Ansehen und Zuneigung in einflussreichen Kreisen zu erschleichen.

Früher haben die Apostel des Herrn wenigstens noch 30 Silberstücke für diese Art Dienstleistung genommen.

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz – und der ist er nun einmal, auch wenn Kardinal Meisner aufgrund von Zollitschs Häresien lieber zwischen dem „Erzbischof von Freiburg“ und dem „Vorsitzenden der Bischofskonferenz“ unterscheiden möchte – signalisiert in diesem Interview also allen Ernstes, dass man im Rahmen des Dialogprozesses auch über die Interkommunion sprechen und, zu gegebener Zeit, auch eine „Lösung“ für dieses „Problem“ finden werde. Nun, gegeben das Wissen um die Zusammensetzung der Dialogrunden, welche „Lösung“ könnte das wohl sein, wenn nicht die Einführung der Interkommunion, und damit die endgültige Trennung von Rom, das vorsätzliche und vollständige Schisma. Doch das Schisma ist faktisch längst da, auch wenn der Erzbischof es umständlich leugnet:

Erzbischof Robert Zollitsch: Ich persönlich sehe dafür [für ein Schisma; Anm. von Catocon] keine Anzeichen. Es ist richtig: Wir haben eine katholische Bandbreite, in vielen Fragen gehen die Positionen auseinander. Aber das ist nicht die Frage eines Schismas. Wir versuchen, in dieser großen Bandbreite den Weg nach vorne zu finden und möglichst viele dabei mitzunehmen. Es hat immer Katholiken gegeben, die der Kirche eng verbunden waren, und daneben gab es welche, die kein so enges Verhältnis hatten. Das ist ein Element der Volkskirche.

Die Welt: Verfolgt man die Diskussionen über Reformwünsche, drängt sich einem der Eindruck von Richtungskämpfen gerade zu auf.

Erzbischof Robert Zollitsch: Es kommt darauf an, was man unter Richtungskämpfen versteht. Es gibt unterschiedliche Ansichten, das ist richtig und auch selbstverständlich. Wir wollen aber gemeinsam in dieser Kirche leben und wirken.

Hier haben wir das Standard-„Argument“ der Verfallsverwalter im deutschen Episkopat vor uns. Es gibt kein Schisma, wir bleiben alle miteinander im Gespräch, und im katholischen Zelt ist ja Platz für alle, egal was sie so denken und glauben.

Eine kleine Information für diese Zelthäretiker: Ja, im katholischen Zelt ist Platz für alle. Jedem Menschen steht es frei, egal wo er herkommt und was er vorher getan oder geglaubt hat. Volkermörder, Politiker, Abtreibungsärzte, Konzernchefs, Ehebrecher – selbst die Schlimmsten finden ihren Platz im Schoß der Kirche. Im katholischen Zelt ist wirklich Platz für alle, und das Zelt steht jedem offen. Jedem, der denn auch wirklich hinein will. Im katholischen Zelt ist wirklich Platz für alle. Aber nicht alle Plätze sind auch besetzt. Für jeden Menschen ist Platz – aber einige Menschen möchten ihren Platz nicht einnehmen. Sie ziehen es lieber vor, das Gegenteil der katholischen Lehre nicht nur zu praktizieren (das tun wir alle – man nennt das Sünde), sondern zu glorifizieren, für Richtig zu halten. Sie brechen nicht nur das moralische Gesetz, sondern finden „das auch gut so“, um einmal eine öffentliche Figur zu zitieren, die Erzbischof Zollitschs Haltung zu den Grünen teilt. Sie sündigen nicht nur, sondern wollen, dass die Kirche ihre spezielle Sünde als richtig einstuft. Sie wollen nicht ihren Platz im Zelt einnehmen, sondern das Zelt einfach umbauen. Doch das können wir als Katholiken nicht zulassen. Wir heißen jeden Menschen, so sündig er auch sein mag, willkommen. Jeder hat hier seinen Platz. Aber nicht, wenn er das Zelt abbrechen möchte, statt es mit uns gemeinsam als Gemeinschaft der Sünder auf der Pilgerreise zur Heiligkeit zu pflegen, zu schützen, und mit Gottes Hilfe zu verteidigen.

Lieber Erzbischof Zollitsch, das heißt es, wenn wir sagen, im katholischen Zelt sei Platz für alle. Nicht, dass wir den von Gott geoffenbarten Glauben und die aus der natürlichen Vernunft erkennbare, von der göttlichen Offenbarung bestätigte Moral leugnen, vertuschen oder ignorieren, sondern dass alle Menschen von Herzen dazu eingeladen sind, zu uns zu kommen, und sich mit uns auf die Pilgerreise durch die Welt hin zu unserem Schicksal in Ewigkeit zu begeben.

Lieber Erzbischof Zollitsch, ich bin ein ehemaliger Atheist. Einer der Gründe, warum ich über viele Jahre für Sie und alles was Sie als Bischof repräsentieren, an vorderster Stelle die Kirche und ihre Lehre, nur Verachtung empfunden habe, ist genau diese Art der „Einladung“. Wenn das Angebot der Kirche wirklich beliebig ist, wenn es wirklich keinen unverhandelbaren Glaubensinhalt gibt, wenn alles durch „Dialoge“ und „Kompromisse“ auf menschlicher Basis entschieden werden kann, dann vertritt Ihre Kirche nicht Gott, sondern sie tut nur so. Dann ist sie auch nicht glaubwürdig. Dann ist sie bloß ein Haufen von alten Herren, die sich anmaßen, sie wüssten besser was die Menschen brauchen als diese selbst. Dann ist sie wirklich nur die Verwirklichung einer Machtphantasie, wie viele Ihrer Kritiker von atheistischer und kirchenfeindlicher Seite behaupten. Inzwischen habe ich glücklicherweise – allerdings ohne Zutun von Ihnen und Ihrer Bischofskonferenz – den Irrtum meiner Wege eingesehen und eine Umkehr versucht. Ich bin Mitglied der einen, heiligen, katholischen, apostolischen Kirche unseres Herrn geworden, nicht weil ich Stuhlkreise liebe und mehr „Mitsprache“ in „Leitungsämtern“ wünsche, sondern weil ich als Sünder dringend der Erlösung durch Gott bedarf, und die Lehre der Kirche zu diesem Thema der Wahrheit entspricht.

Lieber Erzbischof Zollitsch, in einem liegen Sie jedenfalls richtig: Es hat immer schon Menschen gegeben, die kirchenferner waren als andere, und das liegt in der Natur einer Volkskirche. Doch es gibt verglichen mit früher zwei wesentliche Unterschiede: Erstens gibt es heute keine Volkskirche mehr, da 40% des Volkes eben keiner Kirche mehr angehören. Und zweitens hat man die „Kirchenfernen“ früher nicht zu Bischöfen gemacht.

Doch Seine Exzellenz ist immer noch nicht fertig. Er hat für heute immer noch nicht genug häretische oder zumindest grenzwertige Aussagen getätigt. Hier noch ein Beispiel aus demselben Interview:

Die Welt: In den Erklärungen des Papstes ist immer von „kirchlichen Gemeinschaften“ die Rede, wenn es um den Protestantismus geht. Sie aber sprechen von „Kirchen“. Ein Dissens?

Erzbischof Robert Zollitsch: Wenn ich an Deutschland denke: Die evangelische Kirche versteht sich als Kirche. Und ich respektiere das. Es geht mir nicht darum, um Begriffe zu streiten. Aber letztlich bleibt uns die Frage nicht erspart, wer unter „Kirche“ was versteht.

Immerhin rettet der Erzbischof seine Aussage mit dem letzten Satz noch vor dem gerechtfertigten Vorwurf absichtsvoller Häresie. doch seine Praxis, auf die der Interviewer anspielt, ständig von „den Kirchen in Deutschland“ zu sprechen, oder die evangelische Glaubensgemeinschaft unterschiedlos zur katholischen auch als Kirche zu bezeichnen, ohne überhaupt nur anzudeuten, dass es hier zwei unterschiedliche Arten von Institutionen gibt – eine (und nur eine) Kirche sowie viele religiöse Gruppen, von denen man manche vielleicht aus Respekt vor ihrem (falschen) Selbstbild oder aus diplomatischen Gründen als „Kirche“ bezeichnet.

Direkt darauf angesprochen, dass er diesen wichtigen Unterschied nicht macht, schreckt er dann doch davor zurück, evangelische und katholische Kirche gleichzusetzen. Er beschränkt sich darauf, dies zu problematisieren, indem er auf eine Frage anspielt, die „uns letztlich nicht erspart“ bleibe. Auffällig ist, dass er aber auch hier in keiner Form erklärt, dass es einen echten und bedeutsamen Unterschied zwischen katholischen und evangelischen Institutionen gibt. Selbst direkt auf einen entsprechenden Unterschied in päpstlichen Verlautbarungen angesprochen, verzichtet er auf eine Klarstellung seines zumindest fragwürdigen, möglicherweise häretischen Sprachgebrauchs.

Er schließt zumindest die Deutung seiner Sprachregelung zu „den Kirchen“ auf den religiösen Indifferentismus und Relativismus nicht aus. Er widerspricht ihr in keiner Form, im Gegenteil, seine Worte eignen sich sogar vorzüglich zu einer solchen Deutung. Aber er bekennt sich auch nicht offen und ehrlich zu ihr – was zwar falsch, aber wenigstens noch ehrenwert wäre.

Der Erzbischof beschreitet lieber den äußerstmöglichen Weg der Anpassung an die dumpfe Zeitgeiststimmung, der ohne offenen Bruch mit der Kirche (der EINZIGEN) möglich erscheint. Obschon der Bruch zwischen Kirche und deutschen Bischöfen ziemlich offensichtlich bereits heute vorbereitet wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis aus dem faktischen Schisma der deutschen Bischofskonferenz und ihres Vorsitzenden auch ein formales Schisma wird, das sich dann auch kirchenrechtlich niederschlägt.

Eine kleine Scherzfrage mit einem ernsten Kern zum Abschluss: Wenn der kanonische Status der Piusbrüder erst einmal regularisiert worden und das formale Schisma durchgezogen ist, wer wird dann der nächste Vorsitzende der deutschen katholischen Bischofskonferenz? Pater Schmidberger oder Pater Maußen? (letzterer, zumindest seinem Geburtsjahr nach, ein echter „68er“!)

„Herr Zollitsch und das Zirkuspferd“

Einen geradezu poetisch anmutenden, leicht satirisch angehauchten Artikel zum Zollitsch-Debakel der letzten Woche findet man derzeit auf ef-online. Der Autor der Glosse mit dem Titel „Herr Zollitsch und das Zirkuspferd“ ist der immer unterhaltsame und lesbare Alexander Kissler.

Einige Auszüge folgen hier, doch die Lektüre des ganzen Artikels sei empfohlen:

Der sanfte Herr Zollitsch plaudert gerne, und er weiß, ihm ist dabei kein Maß gesetzt. Vor den Zumutungen der Zeit bewahrt ihn der wunderbare Trank. Schon 73 Lenze währt das Leben des rüstigen Herrn Zollitsch. Es steckt also, solange das Elixier in Freiburg gebraut wird, noch ganz in den Kinderschuhen. Ohne den Trank im Leibe könnte der frohe Herr Zollitsch nicht einmal denken, was er nun so herzig in der „Zeit“ aussprach. Er werde „zu meinen Lebzeiten“ noch erleben, „dass wir in der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen weiterkommen werden.“

Ob Methusalems 969 Lebensjahre das Maß sind für die Tagträume des milden Herrn Zollitsch? Eine gehörige Spanne Zeit muss es sein, da doch in dieser „Frage“ ein „Weiterkommen“ an keinem Kirchenhorizont sich abzeichnet. Der gütige Herr Zollitsch redet gerne von den „Reformen“ in den Lehrgebäuden seines Dienstherrn, der Kirche, als sei diese bereits vollständig umschritten, wenn er seine Füße um das Freiburger Münster gelenkt hat.

(…)

Dass er die römische Leitung, die zu vertreten er bestellt ist, mit solchen Improvisationen schwer düpiert, drückt ihn nicht. Dass er Stimmungen die Stimme leiht ohne Argument, ohne Theologie, auch nicht. Er wollte es einmal aussprechen, einfach so, der Tag war schön, die Luft sehr lind.

Oder sang sich da am Ende eine Weise aus, die andere ihm auf- und vorgesetzt hatten? Las er recht und schlecht vom Blatte ab, das ihm von interessierter Seite routiniert gereicht wurde? Bauchredner verfahren ähnlich mit ihren Puppen. Wir wissen es nicht, wir hören nur den singenden, wehenden, fliehenden Klang und staunen: Ist der litaneiende Herr Zollitsch wirklich im Brotberuf Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz?

Erzbischof Zollitsch und die Häresie: Weitere Stimmen

Nachdem ich gestern doch für die Verhältnisse dieses Blogs ziemliches Aufsehen mit meinem Artikel über die zweifelhaften Äußerungen des Erzbischofs Zollitsch über die angebliche Barmherzigkeit der Zulassung der sogenannten „Wiederverheiratet-Geschiedenen“ zur Kommunion erregt hatte, nun zu demselben Thema noch einige andere Stimmen, die mit größerer Diplomatie einen ähnlichen Standpunkt vertreten. Insbesondere die Worte des Kardinals Meisner zur Unauflöslichkeit der Ehe verdienen es zur Kenntnis genommen zu werden. Tiberius hat sie auf seinem Blog ebenfalls schon hervorgehoben, daher zitiere ich sie hier nicht nochmal separat.

Kardinal Meisner zum Thema in einem Interview im Domradio

Nuntius Jean-Claude Périsset

Gastkommentar von Matthias Meier bei kath.net

Etwas Katechismuskunde für den Erzbischof bei Pro Spe Salutis

Wie ich gerade gesehen habe, hat auch der Predigtgärtner eine Zusammenstellung von Reaktionen – teilweise dieselben, teilweise andere – vorgenommen. Auch auf ihn sei damit verwiesen.

NACHTRAG: Dieser erhellende fachlich-theologische Kommentar fasst aus meiner Sicht in großartiger und klarer Weise die Fehler zusammen, die der Einlassung von Erzbischof Zollitsch und anderen pseudobarmherzigen Neo-Reformatoren zugrunde liegen.

Erzbischof Robert Zollitsch und die Häresie

Herr Zollitsch, der Vorsitzende der Bischofskonferenz der Deutschen Nationalkirche, hat kath.net zufolge die Meinung geäußert, es werde eine „Veränderung in der katholischen Kirche beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen“ geben – zu seinen Lebzeiten, d.h. in relativ kurzer Zeit. Warum? Das sei alles eine „Frage der Barmherzigkeit“. In dem Artikel heißt es über Zollitsch:

Er frage sich manchmal, warum es nicht schneller gehe. Manche in Rom „wittern gleich den Glaubensabfall, wenn wir in Deutschland etwas kontroverser diskutieren“. In der Weltkirche zählten Deutsche besonders „überall dort, wo man meint, man brauche Geld“.

Es scheint also seine Auffassung zu sein, dass Wiederverheiratet-Geschiedene grundsätzlich zur Kommunion zugelassen werden sollten, und erwartet daher, dass es in Rom „schneller“ gehe. Es ist ja auch absurd, den Glaubensabfall in einer Kirche zu wittern, in der kaum noch jemand an etwas anderem als dem steten Strom der Kirchenzwangssteuer interessiert zu sein scheint. Nein, nein, wir glauben immer noch an unseren Herrn Mammon, ähm ich meinte natürlich Jesus Christus – man kann sich ja mal versprechen, nicht?

Schließlich, so Zollitsch, sei der geschiedene Katholik Christian Wulff ein hervorragendes Beispiel dafür, dass man „barmherzig“ sein sollte, und „Wiederverheiratet-Geschiedene“ (Fachterminus: unbußfertige Ehebrecher im Konkubinat) zur Kommunion zuzulassen. Und es kann nur um die Zulassung zur Kommunion gehen, anders kann man Herrn Zollitsch nicht verstehen.

Abschließend zeigt Herr Zollitsch noch wessen Geistes Kind er wirklich ist:

Schließlich bezeichnet Zollitsch die Grünen wertschätzend als „eine Partei, in der viele Christen sich beheimatet fühlen“. Er stelle „immer wieder Übereinstimmungen mit christlichen Überzeugungen fest, da hat sich sicher einiges verändert seit den Anfängen der Grünen.“

Kommentar von Catocon:

1. Dass Herr Zollitsch persönlich um sich herum keine Anzeichen von Glaubensabfall wittert, und Rom vorwirft, man sei sozusagen nicht lässig genug im Umgang mit der Glaubenswahrheit, man rege sich viel zu leicht über ein Paar Dialoge und Kontroversen auf, man solle sich in Rom mal entspannen und die guten Bischöfe in Deutschland machen lassen, all dies zeigt sehr gut, was man in Rom mit Glaubensabfall meint. Der Fisch erkennt nicht, dass er nass ist, weil er nichts anderes kennt. Ähnlich ist es mit Herrn Zollitsch und dem katholischen Glauben. Er erkennt nicht den Glaubensabfall, weil er längst selbst nur noch dem Namen nach katholisch ist, keinesfalls aber seinen Handlungen nach. An ihren Früchten sollen wir sie messen…

2. Die ganze Formulierung „Wiederverheiratet-Geschiedene“ ist an sich schon nicht in Einklang mit der Lehre der Kirche zu bringen. Da die Ehe ein unauflösliches Band zwischen Ehemann und Ehefrau konstituiert, ist eine echte Scheidung nicht möglich. Die Unauflöslichkeit gehört zur Natur der Ehe, also kann man sie nicht auflösen. Es gibt keine „Geschiedenen“, nur Ehebrecher. Es gibt keine „Wiederverheirateten“, nur Konkubinen. Wer von seinem Ehepartner ohne seine Schuld verlassen und dann zivilrechtlich auf der Basis ungerechter Scheidungsgesetze in den meisten westlichen Ländern geschieden wird, der kann natürlich nichts dafür. Aber er ist IMMER NOCH verheiratet, da es keine Scheidung gibt. Er ist immer noch zu einem Fleisch mit seinem Ehepartner verbunden. Weitere sexuelle Beziehungen sind daher immer Ehebruch, eine schwere Sünde, und zwar auch dann, wenn es eine zivilrechtlich geschlossene „Ehe“ mit einer anderen Person gibt. Durch den Bestand dieser „Ehe“ gibt die beteiligte, zivilrechtlich geschiedene Person zu erkennen, dass sie in schwerer Sünde zu verharren und zu leben wünscht. Diesem Wunsche ist daher auch grundsätzlich bei der Zulassung zur Kommunion zu entsprechen. Für den Empfang der Kommunion im Stande schwerer Sünde gilt das Wort des Paulus.

3. Die „Zulassung von Wiederverheiratet-Geschiedenen zur Kommunion“ ist daher, in klares, einfaches Deutsch übersetzt, nichts anderes als: Die Entweihung des Leibes unseres Herrn zwecks Besänftigung absichtlich in schwerer Sünde lebender, gewohnheitsmäßiger Ehebrecher. Natürlich würde Herr Zollitsch das so nicht formulieren wollen, aber es ist nichts anderes als dies. Denn die Ehe ist wirklich unauflöslich, Ehebruch wirklich eine schwere Sünde, die Kommunion wirklich der Empfang des Leibes unseres Herrn. Vielleicht glaubt Herr Zollitsch das ja nicht. Doch das sagt uns wieder einiges über den Glaubensabfall der deutschen Bischofskonferenz, die ihn zum Vorsitzenden gemacht hat.

4. Der schwierige Teil in der Debatte um die Zulassung von „Wiederverheiratet-Geschiedenen“ und anderen in schwerer Sünde persistierenden Menschen ist nicht so sehr die inhaltliche Frage – die ist vollkommen klar. Es ist die Vermittlung dieser Wahrheit, die Einfühlungsvermögen und „pastoralen“ Umgang erfordert, aber eben ZUSÄTZLICH zu einer festen, klaren, katholischen Haltung in der Sache.

5. Doch dass Herr Zollitsch längst den Boden irgendeiner an den katholischen Glauben erinnernden Überzeugung verlassen zu haben scheint, zeigt ja schon sein Beispiel: Christian Wulff, so Zollitsch, sei ein Katholik, der „seinen Glauben lebt“ und unter der Situation leide, wie sie ist. Nun ja, man lese einmal diesen Artikel über die Umstände seiner Scheidung. Die beiden Ehepartner, die sich ewige Treue geschworen haben, sind auseinandergegangen, einvernehmlich, weil sie sich „auseinander gelebt“ hatten – mit anderen Worten, weil beiden ihre Ehe nichts mehr bedeutete, und sie sich nach jüngeren oder besseren Aussichten umsehen wollten. An dieser Scheidung ist nicht einmal etwas zu finden, das geeignet wäre eine subjektive psychologische Rechtfertigung zu konstruieren. Man wollte nicht mehr – man trennt sich. Ganz als ob es überhaupt keine Ehe gegeben hätte, ganz als ob die Versprechen vor Gott, die unauflösliche Verbindung zu einem Fleische, nichts zählten. Ganz weltlich, säkular, atheistisch halt, wie alles bei Herrn Wulff – seine Politik, seine Ansichten, sein Verhalten, sein Leben in vorsätzlichem Ehebruch, von A bis Z fernab jeder Katholizität. Seine Seele zu richten ist Gottes Sache, doch sein Verhalten zu loben und zu rechtfertigen, wie Herr Zollitsch es tut, ist geradezu antikatholisch.

6. Dieser Eindruck bestätigt sich noch, wenn man Herrn Zollitschs Einlassung über die Grünen liest. Ich kann mir gut vorstellen, dass Herr Zollitsch und der ZdK-Erfahrene grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg Kretschmann gut miteinander auskommen, und sogar, dass sie ein und dieselbe Weltsicht verbindet. Doch die radikale Homo-Ideologie, die radikale Ablehnung der traditionellen Familie, der Blutrausch bei der Abtreibung und viele Themen mehr mögen Herrn Zollitsch mit den Grünen verbinden – und betrachtet man seine ohrenbetäubende Stille zur Ermordung der Ungeborenen, erscheint das nicht einmal unplausibel – doch sie verbinden nicht die Kirche mit den Grünen, sondern trennen sie voneinander. Und selbst dort, wo es auf den ersten Blick Ähnlichkeiten zwischen Kirche und Grünen geben könnte – etwa im Naturschutz oder im Umgang mit den Armen – da findet man ebenfalls völlig entgegengesetzte Ideen: Die einen wollen totalitäre, am besten global organisierte, bürokratische Zwangsorganisationen, die alle Menschen durch den kräftigen Arm des Gesetzes dazu zwingen, die richtigen Glühbirnen zu benutzen und wenige Kinder zu haben (die ja „Klimakiller“ sind, wie die Umweltschutzmafia behauptet) – die katholische Kirche ist hingegen wie immer auf der Seite der Würde des Menschen, erkennt an, dass es zuweilen, mit sehr guter Begründung, und unter Berücksichtigung des vorrangigen Rechts der natürlichen Familie und des Prinzipis der Subsidiarität, staatliche Eingriffe geben sollte, lehnt aber den Totalitarismus sowohl in seiner roten, als auch braunen oder grünen Form generell ab. Das unterscheidet offenbar die Kirche von Herrn Zollitsch.

7. Der Eindruck entsteht, dass Herr Zollitsch sich nun gänzlich auf die Seite der Verbandskatholiken gestellt hat, die von dieser Seite praktisch geforderte Nationalkirche einzuführen beabsichtigt, und eine vollständige Kapitulation der Kirche Jesu Christi vor der Welt und ihrem Fürsten herbeisehnt. Er wird sie nicht bekommen.

8. Es läge nahe, Herrn Robert „Luther“ Zollitsch einen Halunken zu nennen. Doch dafür habe ich viel zu viel Respekt vor ehrenwerten, gottesfürchtigen Halunken, also lasse ich es sein.

Zum Abschluss noch ein schönes Zitat von Msgr. Nicola Bux:

Es gibt ohne Zweifel eine Form von schleichendem Neogallikanismus, demgemäß einige Teile der Kirche meinen, sich selbst zu genügen und von Rom unabhängig zu sein. Wer aber so denkt, ist nicht katholisch. Die Bischöfe, die dem Papst ungehorsam sind, versetzen sich selbst in eine Situation, in der sie nicht mehr verlangen können, daß ihnen die Priester und Gläubigen gehorsam sind.

Hat er Recht? Es lohnt sich, darüber einmal gründlich nachzudenken…