Eine Nacht ist vergangen und ich habe über das ernüchternde Ergebnis des Konklaves einmal geschlafen. Die erste Enttäuschung ob der Wahl eines liturgischen Anti-Traditionalisten vom theologisch progressiven bis modernistischen Flügel ist noch längst nicht abgeklungen. Doch das ändert alles nichts. Er ist nun einmal gewählt worden, und wenn er nun der Papst ist, dann ist er auch mein Papst, und ich will versuchen, ihm in den kommenden Tagen und Wochen ihm die Chance zu geben, sich als ein guter Hirte zu bewähren, was ihm objektiv betrachtet in Buenos Aires nicht gelungen war.
Doch die Frage muss erlaubt sein: Was bitte ist in dieses Konklave gefahren? Wir hatten ja durchaus einige Kardinäle, die die Richtung des vergangenen Pontifikats gern fortgesetzt hätten – Scola, Ouellet etc. Das Konklave war das, was man in manchen weltlichen Kontexten eine Richtungswahl nennen könnte. Nach dem Papstrücktritt, der einen klaren Bruch mit einer langen Tradition darstellte, stand nun die Frage an, wie die Kardinäle mit diesem Rücktritt umgehen sollten. Sollten sie einen Papst wählen, der grob die theologische und liturgische Reform Benedikts fortsetzen würde? Die Antwort auf diese Frage konnte nur „ja“ oder „nein“ lauten. Hätte man im Konklave auch nur 38 Stimmberechtigte gefunden, die an dem Reformkurs Benedikts hätten festhalten wollen, so wäre die Wahl des großen Gegenspielers von Benedikt aus dem Konklave 2005 sicher niemals geschehen.
Der Ausgang des Konklaves, der Richtungswahl, zeigt klar: Eine solide Zweidrittelmehrheit der Kardinäle wollte den Bruch mit dem Kurs Benedikts, den Bruch mit der langsamen Rückkehr zu liturgischer Angemessenheit und theologischer Orthodoxie, den Bruch mit der „Hermeneutik der Kontinuität“ und mit allen anderen Aspekten des vergangenen Pontifikats. Die Kardinäle, die mehrheitlich von Benedikt ernannt worden sind, haben damit einen energischen Richtungswechsel der Kirche herbeizuführen versucht. Gegen Bergoglios Liturgien nehmen sich die von deutschen Bischöfen zelebrierten Messen geradezu ehrfürchtig, andächtig und ultra-traditionell aus. Verglichen mit Bergoglios hochmütigem Vorsichhertragen angeblicher Demut nimmt sich selbst der ständige Versuch der deutschen Bischöfe, volksnah zu sein, noch triumphalistisch und pompös aus.
Welche Botschaft geht also von diesem Richtungs-Konklave aus? Die versammelten Kirchenfürsten haben ein glasklares Votum gegen den Kurs Benedikts ausgesprochen. Es handelt sich angesichts der Kandidatenauswahl auch keinesfalls um eine nur partielle Abkehr von den Zielen des letzten Pontifikats, sondern um eine fast vollständige Kehrtwende.
Von der natürlich immer bestehenden Möglichkeit einer Herzensbekehrung des neuen Bischofs von Rom abgesehen, heißt das für den traditionellen Katholiken, dass die langsame Rückkehr zur gesunden Lehre, die sich nach dem Konzil über die Reihe Paul VI –> Johannes Paul II. –> Benedikt XVI. anzudeuten schien, nun gründlich vorüber ist. Radikaler Ökumenismus, Anpassung an das wirtschaftspolitische Programm sozialistischer Parteien, weitgehendes Schweigen zum Massenmord an den Ungeborenen, Herabwürdigung des Heiligen Messopfers zur Tanz- und Hüpfparty für geistige Kinder aller Altersschichten, Unterdrückung der Anhänger der überlieferten Messe, Anbiederung an die Moderne etc. etc., das ist das Programm des Erzbischofs von Buenos Aires gewesen, und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dies werde nicht auch sein Programm als Bischof von Rom bleiben.
Mindestens 78 Kardinäle haben gestern für den Lieblingskandidaten der Bruchhermeneutiker gestimmt. Es ist richtig, dass nun in einigen katholischen Medien die hysterisch-positive Berichterstattung über Papst Franz losgehen wird. Dieselben Leute, die die Reform der Reform unter Benedikt verteidigt haben, werden jetzt ihre Liebe zum liturgischen Tanz und zur Gitarre als vornehmlicher Form liturgischer Musik wiederentdecken, weil der Papst das gern so hat. Dass für manche ein Papst niemals etwas falsch machen kann, selbst wenn er gar nicht ex cathedra spricht, ist leider eine Tatsache.
Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass eine überwältigende Mehrheit des Konklaves jeglicher Reform des Benedikt-Pontifikats eine entschiedene Absage erteilt hat.
Doch selbst das überwältigende Votum für einen Bruch mit der Traditionskontinuität Benedikts ändert nicht einmal einen winzigen Hauch an der Tatsache, dass die Heilige Kirche uns in Tradition und Schrift den Wahren Glauben zugänglich gemacht hat und weiterhin zugänglich macht, egal ob der aktuelle Papst dies gern hört oder nicht.
Ich kann nur der Piusbruderschaft erneut danken, dass sie nicht den Fehler gemacht hat, vom giftigen Baum des Konzils zu essen, um von Rom wieder anerkannt zu werden.
Heiliger Papst Pius X., bitte für uns.