Freiheit oder Sozialismus?

Die Ausspruch der Grünenpolitikerin Claudia Roth, zu dem ich hier bereits geschrieben habe, hat auch auf anderen Blogs Resonanz und Diskussion gefunden. In einer dieser Diskussionen wurde die recht grundsätzliche Frage aufgeworfen, ob und inwiefern Demokratie überhaupt etwas Gutes sei, oder ob ihre Auswirkungen nicht auch sehr negativ interpretiert werden könnten.

Es ist wichtig, hierbei einige Unterscheidungen zu treffen, die bei einer flüchtigen Debatte nur allzu gern unberücksichtigt bleiben, um die Teilnehmer wechselnd als „Faschisten“, „Totalitaristen“, „Reaktionäre“, „Monarchisten“, „Demokratisten“ usw. zu bezeichnen, oder eigentlich eher zu beschimpfen. Wir müssen erst einmal klären, was wir mit dem Wort „Demokratie“ überhaupt meinen. Grob gesagt lassen sich mindestens drei verschiedene Bedeutungen unterscheiden.

1. Demokratie bedeutet Herrschaft des Volkes und besteht darin, dass das Volk entweder direkt oder durch seine gewählten Vertreter die der politischen Sphäre zugehörigen Entscheidungen trifft. In diesem Sinn ist Demokratie einfach eine von vielen Möglichkeiten, zu solchen politischen Entscheidungen zu kommen, und ebenso legitim wie andere Formen der Entscheidungsfindung, etwa durch einen König, oder eine ungewählte Ratsversammlung. Schon Aristoteles und Platon wussten aber, dass eine so verstandene Demokratie dazu tendiert, unweise, von der Leidenschaft der Massen beeinflusste Entscheidungen zu treffen, die nur selten mit dem tatsächlichen Gemeinwohl übereinstimmen. Direkte Demokratien tendieren zusätzlich noch zur Instabilität, repräsentative Demokratien sind generell etwas stabiler, und haben durch die Wahl von Repräsentanten auch eine weitere Sicherung gegen die Ochlokratie. Demokratien dieser Art möchte ich Demokratien im eigentlichen Sinne oder einfach nur Demokratien nennen.

2. Demokratie bedeutet eine Herrschaft des Volkes im obigen Sinne, bei der das Volk jedoch durch eine sorgfältig formulierte (und selbst nicht wieder vom Volk veränderbare) Verfassung in der Ausübung seiner Macht begrenzt ist, indem legislative, exekutive und judikative Gewalt getrennt und auf unterschiedlichen Wegen legitimiert werden, um die vorhandene Macht auf möglichst viele Teilnehmer zu verteilen, und dadurch die Gefahr der Regierung durch Leidenschaften zu vermeiden. Zudem stellt eine so verstandene Demokratie durch die Verfassung bestimmte Grundrechte für ihre Bürger fest, durch die der Bürger vor dem Zugriff durch das Kollektiv / den Staat geschützt werden soll. Und schließlich wird die Machtbefugnis des so begründeten demokratischen Staates auf eine streng begrenzte Kompetenzsphäre beschränkt, so dass totalitäre Gesamtzugriffe auf das Volk, auf Minderheiten usw. nicht möglich sind. Eine Demokratie in diesem Sinne nenne ich in Anlehnung an die amerikanischen Gründerväter eine „Republik“.

3. Demokratie kann aber auch noch in einem dritten Sinn verstanden werden, nämlich dass das Volk als Ganzes, als Kollektiv, alle Entscheidungen selbst trifft. Dann stünde Demokratie nicht mehr im Gegensatz zur Monarchie, sondern im Gegensatz zur individuellen Freiheit – Herrschaft des Volkes, soweit es als Kollektiv Volk ist, gegen Herrschaft des Einzelnen. Die eigentliche Macht liegt beim Kollektiv, nicht beim Individuum oder irgendeiner kleineren Gruppe innerhalb des Volkes (wie Familie, Kirche, Unternehmen…) Diese Form der Demokratie ist generell unverträglich mit Beschränkungen der Macht des Kollektivs, weil das Kollektiv diese jederzeit zurücknehmen würde. Es handelt sich um die „totale Demokratie“, um eine radikale, ideologische Übersteigerung der Demokratie im eigentlichen Sinne. Eine solche Demokratie könnte man treffend Kollektivismus nennen, entspricht aber auch dem Demokratieverständnis der Sozialisten und Kommunisten.

Die Demokratie im eigentlichen Sinn ist moralisch neutral – ihre Bewertung hängt von den Ergebnissen, den Resultaten ab. Macht eine solche Demokratie gute Politik, ist sie gut, macht sie schlechte Politik, ist sie schlecht. Meist machen Demokratien dieses Typs aufgrund der erwähnten Probleme jedoch schlechte Politik, bringen Instabilität, Chaos und Korruption hervor, und führen entweder zum Sturz der Demokratie, oder zu ihrer faktischem Umwandlung zur Ochlokratie.

Die Republik vermeidet die Schwierigkeiten der Demokratie und ist generell sehr stabil. Machtwechsel finden durch Wahlen statt, aber es gibt auch nicht aus dem Volk stammende Legitimationen, wie etwa die Verfassung, die generell sogar über dem Willen des Volkes steht. Das Volk wird an einer totalen Herrschaft gehindert. Das beste Beispiel für eine Republik waren die frühen USA, jedoch zeigt die Geschichte auch hier, dass die Republik auf lange Sicht zu einer Demokratie im eigentlichen Sinn wird, weil Verfassungen letztlich nur Worte auf Papier sind, und Papier geduldig ist. Der Damm gegen die ochlokratischen Leidenschaften kann nicht dauerhaft halten. Somit ist die Republik, so positiv sie auch sonst zu bewerten ist, nicht ohne Schwierigkeiten und auch keine endgültige Staatsform für die Ewigkeit, wie manche zu glauben scheinen.

Der Kollektivismus oder Sozialismus ist als Staatsform vollkommen ungeeignet, weil er unfähig ist, individuelle Freiheiten und die Rechte gewachsener vermittelnder Körperschaften wie Familie, Privatunternehmen und alle anderen freiwilligen Zusammenschlüsse und ganz besonders der Kirche zu respektieren. Alle Macht geht vom Volke aus. Und zwar vom Volk als Volk, als Kollektiv. Dies ist das Demokratieverständnis einer Person, die sich zu der Aussage versteigt, es dürfe keine demokratiefreien Räume geben, wie Frau Roth dies gegenüber Bischof Zdarsa im speziellen und gegen die Kirche im allgemeinen getan hat. Wo immer noch etwas ist, das nicht nach dem Willen des Kollektivs, vertreten durch seine intellektuelle Avantgarde, geregelt und geordnet ist, kann der Kollektivist nicht ruhen, er muss kämpfen, unterwandern, zerstören, bis alles eine Wüste gleich großer, staatlich zertifizierter Käfige für alle ist.

In diesem kollektivistischen Sinn ist die Demokratie sogar der Inbegriff des Totalitarismus. Totalitarismus bedeutet totale Staatsherrschaft und ist daher durchaus kein Sondermerkmal der „rechten“ Nationalsozialisten. Das Wörtchen „Sozialisten“ ist übrigens auch hier verräterisch, denn es sagt aus, wofür diese Bewegung hinsichtlich der Demokratie stand. Für ein kollektivistisches System, in dem das Volk, vertreten durch seinen per Akklamation bestätigten Führer, alles regulierte und alles gleichschaltete. Dass ein solches System meist zu schrecklichen Verbrechen wie dem Holocaust, oder auf der anderen Seite des politischen Spektrums zu den Massenmorden Stalins und Maos führt, ist bekannt. Doch selbst wenn solche Mordtaten in dem einen oder anderen totalitaristischen System ausbleiben, ändert dies nichts an der fundamentalen Verwerflichkeit dieses Systems.

Die Soziallehre der Kirche hat immer daran festgehalten, dass die Freiheit der vermittelnden Gemeinschaften, besonders der Kirche, und direkt danach der Familie, aber auch die Freiheit von Eigentümern und Unternehmern, ganz wichtig für eine gerechte Ordnung der staatlichen Gemeinschaft ist. Diese Ordnung war in der Vergangenheit in christlichen Staaten meist monarchistisch, wobei das Wort irreführend ist, denn es herrscht im Staate zwar nur einer, aber dieser eine muss sich trotzdem mit einem oft widerspenstigen Adel auseinandersetzen, und seine Machtmittel waren historisch gesehen meist so gering, dass er wenig bewirken konnte. Ein Totalitarismus ist das jedenfalls nicht.

Doch auch wenn in der Vergangenheit meist monarchisch regiert wurde, ist eine demokratische Staatsform jederzeit legitim und akzeptabel, solange es sich um eine Republik im oben definierten Sinne handelt. Auch eine eigentliche Demokratie wäre akzeptabel, aber aufgrund ihrer Instabilität meist nicht wünschenswert. Grundsätzlich muss die kirchliche Soziallehre aber den Kollektivismus ablehnen, und hat dies immer wieder ausdrücklich getan. Diese Ablehnung ist eine Ablehnung aus Prinzip, eine Ablehnung, die völlig unabhängig von den Umständen ist. Dass das Volk durch Wahlen einige Dinge selbst entscheidet, ist akzeptabel und durchaus sinnvoll. Dass das Volk als Kollektiv alle Macht haben soll, oder doch zumindest alle Macht ohne Beschränkungen von ihm ausgehen soll, ist nicht nur sinnlos, sondern auch inakzeptabel.

Das Problem an Frau Roths Äußerung ist nicht ihr Einsatz für Demokratie, sondern ihr Einsatz für eine kollektivistische oder sozialistische Demokratie, in der das Volk, vertreten durch seine Führer, über alle Macht verfügt, und daher individuelle Personen, kleinere Gebietskörperschaften wie Städte, Landkreise, Bundesstaaten, und gebietslose unabhängige Körperschaften wie Kirche, Familien, Privatunternehmen, letztlich auch Gewerkschaften, vollkommen entmachtet und unter die Knute des Kollektivs gezwungen werden. Eine solche Demokratie ist nicht nur antichristlich, antikatholisch und antikirchlich, sondern auch noch antiliberal und antifreiheitlich.

Es lohnt sich daher, einen alten Slogan wieder hervorzukramen. Wir wissen, dass Frau Roth kein Interesse am Wohlergehen der Kirche hat und mit christlichen Argumenten hinsichtlich der monarchischen Führung der Kirche nicht wird überzeugen lassen. Doch sie bekennt sich immer wieder zur Freiheit. Frau Roth muss sich fragen lassen, was sie denn nun will: Freiheit oder Sozialismus.

Die totale Demokratie als grüner Antiliberalismus

Bischof Zdarsa, der nach wie vor den Maulkorb gegen den kirchentreuen Pfarrer Oblinger  (hier seine Kolumnen bei der Jungen Freiheit) nicht aufgehoben hat, erfährt gerade, wie weit es mit der Loyalität der Säkularisten her ist, selbst wenn man ihnen in manchem durchaus entgegenkommt. Selbst wenn man katholische Pfarrer mundtot macht, die nur den Glauben der Kirche und scharfsinnige Analysen in einem konservativen Wochenblatt veröffentlicht haben, ist man noch längst kein angesehenes Mitglied der modernden Modernen.

Wenn man aus der Reihe tanzt, beginnt der Spießrutenlauf. Vielleicht wird der Bischof in Zukunft wissen, wer auf seine Seite ist, und wer eben nicht. Zu wünschen wäre es dem ganzen Bistum Augsburg.

Wie kath.net berichtet, ist nämlich der hochwürdige Bischof Zdarsa des Verrats an der totalen Demokratie schuldig, die im Moment alle zeitgeistigen Menschen dringend herbeizwingen wollen. Dort wird der Bischof zitiert:

„Kirche ist keine Demokratie. Das ist leider ein Missverständnis. Sondern wir sind ausgerichtet auf Christus. Jeder hat seine Aufgabe, seinen Dienst, und den darf er nicht durchführen aus Selbstherrlichkeit oder Machtbewusstsein, sondern im Dienst an Christus und den Gläubigen.“

An diesen Worten ist nichts auszusetzen – weder vom Standpunkt eines Katholiken noch vom Standpunkt eines liberalen Demokraten, der die selbst propagierte „Religionsfreiheit“ ernst nimmt. Die Kirche kann sich aus dieser Sicht so organisieren wie sie will, und da ja Kirche und Staat im Liberalismus strikt getrennt sein sollen, hat der Staat der Kirche nicht in ihre inneren Strukturen hereinzureden. Wenn die Kirche und der Staat getrennt sind, dann gehört der Staat nicht zur Kirche – aber die Kirche auch nicht zum Staat. Und also kann man eine demokratische Staatsordnung durchaus für wünschenswert halten – und trotzdem für die Kirche eine andere Struktur befürworten.

Genau das tut Bischof Zdarsa. Er ist kein Antidemokrat im Staate, aber gegen Demokratie in der Kirche. Denn die Kirche hat einen König, und den abzusetzen sind wir nicht befugt. Jesus Christus ist das Haupt der Kirche, und er hat einen irdischen Stellvertreter, den Papst, eingesetzt, dem damit die Vollmacht der Herrschaft zukommt. Die Unterordnung unter den König Christus ist damit fundamental für die Kirche, und ein Staat, der sich Religionsfreiheit und Liberalismus auf die Fahnen schreibt, sollte die Fähigkeit besitzen, dies zu respektieren.

Doch das ist immer weniger der Fall. Denn Claudia Roth möchte keine Religionsfreiheit und keine Trennung von Staat und Kirche, sondern eine Staatskirche. Sie kritisiert laut kath.net den Bischof:

„Wir wollen keine demokratiefreien Räume in unserer Gesellschaft.“ Als Teil einer demokratischen Gesellschaft müsse die Kirche deren Kern widerspiegeln.

Man lasse sich dieses antiliberale, freiheitsfeindliche, geradezu inquisitorisch-mittelalterliche Staatsverständnis nur einmal auf der gespaltenen Zunge zergehen. „Wir“, Königin Claudia I:, „wollen keine demokratiefreien Räume“. Alles hat sich nach „unserer“ Präferenz zu richten, weil „wir“, Königin Claudia I. ganz demokratisch der Staat sind. Die Sonnenkönigin gesteht der Kirche gnädig – dank sei ihrer durchlauchtigsten Majestät – zu noch ein „Teil einer demokratischen Gesellschaft“ zu sein, aber nur, wenn sie „deren Kern“ widerspiegelt. Also wenn sie sich nicht von der breiteren Gesellschaft unterscheidet.

Solange alle Institutionen nach dem Bilde der totalen Demokratie erschaffene Abziehbilder des demokratischen Staates, also Klone der Krone ihrer durchlauchtigsten Majestät sind, dürfen sie weiterexistieren.

Ungesagt bleibt, was geschieht, wenn sich die Gallier gegen diesen Gleichschaltungsimpuls wehren sollten.

Kardinal George hatte recht: Er wird im Bett sterben, sein Nachfolger im Gefängnis. Wenn die deutschen Katholiken nicht bald die Kurve kriegen, wird es Bischof Zdarsa ähnlich ergehen, und da kann er noch so viele Besänftigungsgesten an die Modernisierer schicken. Denn es geht ums Ganze, um den ganzen, zusammenhängenden Glauben, der per Salamitaktik amputiert werden soll. Und wer nicht für den Glauben ist, der ist gegen ihn. Und wer nicht für die totale Demokratie ist, der ist gegen sie.

Am Ende wird man sich entscheiden müssen. Der Liberalismus ist nur eine Übergangsphase. Kirche und Staat sind nun einmal ihrer Natur nach verschieden, haben unterschiedliche Aufgabenbereiche, die aber nicht vollkommen getrennt werden können. Und wenn es zum unausweichlihen Konfikt kommt, muss man entweder zusammenarbeiten, oder einander bekämpfen. Wenn der Staat bei einer Zusammenarbeit unter den Vorzeichen der liberalen Trennung von Kirche und Staat aber nicht die Autonomie der Kirche ebenso respektiert wie er es umgekehrt von der Kirche verlangt, greift der Staat einfach nach der Macht über die Kirche.

Bischof Zdarsa sollte mal privat mit den Anglikanern reden, die jetzt gerade zur Kirche zurückkehren, und aus dem brennenden Haus des Anglikanismus dank Anglicanorum Coetibus zu entkommen versuchen. Die werden ihm schon sagen, wie wunderbar die Eingliederung der Kirche in den totalen Staat ist.

Und sich dann überlegen, wie er handeln würde, wenn die Avantgarde der antikatholischen Revolution den logischen nächsten Schritt tut und ihre Rhetorik umzusetzen versucht.

Blasphemie, Stinkbomben und Robespierre

Unter dem Titel „The protesters were very young, very angry and very well dressed“ („Die Protestierenden waren sehr jung, sehr wütend und sehr gut angezogen“) berichtet Father Z über einen Protest gegen eine der typischen „provozierenden“, „avantgardistischen“ Ideen des langweiligsten, ideenlosesten künstlerischen Establishments seit Erfindung des Wagenrades.

Es ging um ein Theaterstück, in dessen Verlauf ein großes Portrait Jesu Christi mit Exkrementen beschmiert wurde, vermutlich um die große Liebe aller Beteiligten zur künstlerischen Freiheit auszudrücken.

Die Protestierenden waren nicht nur „sehr jung, sehr wütend und sehr gut angezogen“, und protestierten gegen „Christianophobie“, sondern sie setzten auch Stinkbomben ein, die wohl weniger Gestank absonderten als das Theaterstück selbst… Natürlich ist es nicht der richtige Weg, Stinkbomben ins Publikum eines gotteslästerlichen Theaterstücks zu werfen – aber passend ist es schon, oder? Der Protest war von einigen christlichen Gruppen in Frankreich organisiert worden, darunter das „Institut Civitas“, die wie erwartet von den Medien als „rechtsextrem“ und „fundamentalistisch“ bezeichnet worden sind.

Hier die Bewertung von Father Z:

You know that something has gone dreadfully wrong when young people are defending the image of Our Lord from desecration and their bishops seem to prefer to stand back and defend free speech. („Man weiß, dass etwas schrecklich falsch gelaufen ist, wenn junge Menschen das Bild Unseres Herrn vor Entweihung schützen und ihre Bischöfe es vorzuziehen scheinen, sich zurückzuhalten und die Meinungsfreiheit zu verteidigen.“)

Doch da ist noch mehr: Die Bischöfe haben sich nicht wirklich zurückgehalten, sondern sich ausdrücklich von der Protestaktion distanziert. Das wäre ja vielleicht noch verständlich, wenn man die Methoden des Protests, wie das Werfen von Stinkbomben, ablehnt. Doch das Argument der französischen Bischöfe gegen den Protest war nicht, dass sie falsche oder verwerfliche Methoden angewandt hätten, sondern dass die Kirche „weder fundamentalistisch, oder obskurantistisch, also gegen die Aufklärung“ sei.

Interessant zu erfahren. Fundamentalistisch ist die Kirche natürlich nicht. Obskurantistisch auch nicht – aber dass man in der französischen Bischofskonferenz neuerdings Anhänglichkeit an die Aufklärung, und damit an die Werte von 1789, zum Prüfstein für die moralische Bewertung einer Haltung oder Handlung macht, ist irgendwie bezeichnend. Es zeigt uns, dass ein Kardinal (ich meine, es wäre Suenens gewesen) nicht so ganz im Unrecht war, als er davon sprach, das letzte Konzil sei das „1789“ der Kirche, also das Jahr der Französischen Revolution und des ideologischen Liberalismus, gewesen.

Es ist nicht bekannt, ob der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz Robespierre heißt, und er hat auch definitiv nicht so viel Elan und Überzeugungskraft, dafür viel mehr Apathie als dieser, aber was die Weltanschauung betrifft liegen sie nicht allzu weit auseinander, wie es scheint.

Der Liberalismus mit allem was er impliziert ist allerdings von den Päpsten nie allzu positiv beurteilt worden.Ich schließe mit den Worten eines Papstes:

(23) (…) Es ist in der Ordnung, dass durch die Autorität der Gesetze auch die Irrtümer eines ausschweifenden Geistes, die das unerfahrene Volk geradezu vergewaltigen, ebenso kräftig unterdrückt werden, wie die mit offener Gewalt an den Schwächeren verübten Ungerechtigkeiten. Und dies umso mehr, da sich der weitaus größere Teil des Volkes vor diesen Scheingründen und verfänglichen Trugschlüssen, namentlich wenn sie der Leidenschaft schmeicheln, gar nicht oder doch nur sehr scher zu schützen vermag. Wird unbeschränkte Rede- und Pressefreiheit gestattet, so bleibt nicht[s] mehr heilig und unverletzt; es werden selbst die höchsten und sichersten Urteile unserer natürlichen Vernunft nicht verschont bleiben, trotzdem sie doch das gemeinsame und kostbarste Erbgut des Menschengeschlechtes bilden. Wenn so allmählich die Wahrheit verdunkelt worden ist, gewinnen leicht vielfache und verderbliche Irrtümer die Oberhand. Die Zügellosigkeit wird dabei gerade so viel gewinnen, als die Freiheit Schaden leiden muss; die Freiheit ist eben um so größer und um so gesicherter, je festere Zügel der Zuchtlosigkeit angelegt werden.

Über Fragen, in welchen Gott oder die Kirche kein letztes Wort gesprochen hat, welche Gott der freien Aussprache überlassen hat, kann jeder denken, was er will. Was er für recht hält, mag er auch aussprechen, das ist nicht von der Natur verboten, denn diese Freiheit verleitet niemals die Menschen zur Unterdrückung der Wahrheit, vielmehr verhilft sie uns oft dazu, die Wahrheit zu finden und ans Licht zu ziehen.

(…)

42 Aus dem Gesagten ergibt sich, dass es niemals erlaubt ist, die Gedankenfreiheit, Pressefreiheit, Lehrfreiheit, sowie unterschiedslose Religionsfreiheit zu fordern, zu verteidigen, oder zu gewähren, als seien dies ebenso viele Rechte, welche die Natur dem Menschen verliehen habe. Hätte die Natur diese Rechte verliehen, so wäre es erlaubt, Gottes Oberherrlichkeit zu bestreiten, und der menschlichen Freiheit könnten durch kein Gesetz Schranken gezogen werden. – Ebenso folgt aus dem Gesagten, dass jene Freiheiten, wenn vernünftige Gründe vorhanden sind, geduldet werden können, unter der Bedingung, dass sie nicht schrankenlos sind, auch dass sie nicht in Zügellosigkeit und Frechheit ausarten. Wo aber diese Freiheiten eingeführt sind, da sollen die Bürger sie nur Benutzen, um recht zu handeln und darüber denken, was die Kirche darüber denkt. Jede Freiheit kann nur insoweit als eine rechtmäßige betrachtet werden, als sie eine größere Möglichkeit zum sittlichen handeln bietet; sonst nie.

Soweit Papst Leo XIII. in der Enzyklika „Libertas Praestantissimum“ über die Irrtümer des Liberalismus.

Ich bitte Gott um Gnade und Milde für die blasphemischen Künstler, die für die Besudelung des Angesichts des Herrn verantwortlich sind, „denn sie wissen nicht was sie tun“, und fordere hiermit meine Leser auf, dasselbe zu tun.

P.S. Bei Father Z gibt es auch eine Umfrage unter den Lesern zum Thema. Er hat bestimmt nichts gegen eine rege Teilnahme…

Fortschritt

Ein sichtbares Zeichen des immerwährenden Kampfes für Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit auf Erden.

Quelle: Andrea Tornielli

Von den Unruhen in Rom werden die meisten Leser schon gehört haben.

Denn Ihr wisst wohl, Ehrwürdige Brüder, dass der erbitterte Kampf, der zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts von den Neuerern gegen den katholischen Glauben begonnen wurde und der bis zum heutigen Tag immer heftiger wurde, darauf abzielt, jede Offenbarung abzuweisen und jede übernatürliche Ordnung zu zerstören, um allein den Erfindungen der Vernunft oder vielmehr ihren Verirrungen Eingang zu verschaffen. Dieser Irrtum, der mit Unrecht seinen Namen von der Vernunft herleitet, hat wie von selbst nicht nur die Gemüter sehr vieler Menschen, sondern auch die bürgerliche Gesellschaft weithin durchdrungen, da er dem natürlichen Geltungstrieb der Menschen schmeichelt und den Begierden jeder Art die Zügel schießen lässt. Daher wurden mit einer neuen und selbst für Heiden unerhörten Gottlosigkeit neue Staatswesen gegründet ohne jede Rücksicht auf Gott und die von ihm gesetzte Ordnung; die öffentliche Autorität, so wird unaufhörlich erklärt, habe weder ihren Ursprung noch ihre Majestät noch ihre Befehlsgewalt von Gott, sondern von der Volksmenge, welche, da sie sich jeder göttlichen Satzung ledig wähnte, nur jenen Gesetzen zu unterstehen sich herbeiließ, die sie selbst nach Gutdünken gegeben hatte. – Nachdem man die übernatürlichen Glaubenswahrheiten als vernunftwidrig bekämpft und verworfen hat, versucht man den Urheber und Erlöser des Menschengeschlechts selbst allmählich aus den Universitäten, Lyzeen, Gymnasien und aus dem öffentlichen Leben zu verbannen. – Da man endlich die Belohnungen und Strafen des ewigen Lebens vergessen hat, so beschränkt sich das glühende Verlangen nach Glück auf den Bereich dieses irdischen Lebens. – Da nun diese Lehre überallhin verbreitet wurde und allenthalben diese so große Zügellosigkeit im Denken und Handeln ins Leben eindrang, ist es nicht zu verwundern, dass Leute aus dem niedersten Stande, ihrer ärmlichen Wohnung oder Werkstätte überdrüssig, über die Paläste und Güter der Reichen herzufallen verlangen; ebenso ist es nicht zu verwundern, dass im öffentlichen und privaten Leben keine Sicherheit mehr besteht und das Menschengeschlecht bereits fast am äußersten Verderben angelangt ist.

— Papst Leo XIII. (Quod Apostolici Muneris, 1878)

Fr. Zuhlsdorf über Priesterinnen per Gericht

Fr. John Zuhlsdorf, im Internet bekannt als Father Z, hat einen interessanten Artikel zu einem Thema, über das ich kürzlich ebenfalls geschrieben habe.

Es geht derzeit um die USA, wo ein Fall verhandelt wird, der den Weg für eine Klage wegen „Diskriminierung“ katholischer Frauen, die Priester werden wollen, ebnen könnte. Doch was in den USA bald vielleicht möglich ist, wird auch von den nicht gerade kirchenfreundlichen Europäern begierig aufgenommen werden.

Die neue Verfolgung wird kommen, wenn wir (jeder für sich, aber auch als Kirche und als Gesellschaft) nicht umkehren.

Katholische „Priesterinnen“ per Gericht?

Ein interessanter und besorgniserregender Fall, (Link: CNA) der derzeit vom dem amerikanischen Supreme Court verhandelt wird, hat während der mündlichen Verhandlung zu einer Debatte darüber geführt, ob der Staat die katholische Kirche zwingen könne, auch weibliche Priester zuzulassen.

Hier einige Auszüge: (Alle Hervorhebungen von mir; meine Kommentare in rot)

“The belief of the Catholic Church that priests should be male only – you do defer to that, even if the Lutherans say, look, our dispute resolution belief is just as important to a Lutheran as the all-male clergy is to a Catholic?” asked Chief Justice John Roberts, questioning Leodra Kruger, the U.S. solicitor general’s assistant who represented the Equal Opportunity Employment Commission.

“Yes,” Kruger responded. “But that’s because the balance of relative public and private interests is different in each case.” (Kein kategorischer Unterschied, sondern nur eine Sache der Balance. Doch „Balance“ ist relativ und kann sich ändern.)

“Do you believe, Miss Kruger, that a church has a right that’s grounded in the Free Exercise Clause and/or the Establishment Clause to institutional autonomy with respect to its employees?” asked Justice Elena Kagan.

We don’t see that line of church autonomy principles in the religion clause jurisprudence as such,” the federal government’s attorney replied. (Keine „institutionelle Autonomie“ hinsichtlich der Auswahl ihrer Mitarbeiter – aber was sind katholische Priester, aus der Sicht des säkularen Staates, wenn nicht „Mitarbeiter“, die die Kirche einstellt, bezahlt usw.?)

Kruger also said the ministerial exception to discrimination laws was not simply a part of the First Amendment’s guarantee of the “free exercise of religion.”

Justice Scalia then pressed Kruger on the difference between ordinary “associations” – subject to a range of anti-discrimination laws – and religious ones.

“There is nothing in the Constitution that explicitly prohibits the government from mucking around in a labor organization,” said Justice Scalia, “but there, black on white in the text of the Constitution are special protections for religion. And you say that makes no difference?”

(…)

“We think that that is a rule that is insufficiently attentive to the relative public and private interests at stake,” she said, citing “interests that this Court has repeatedly recognized are important in determining freedom of association claims.”

It was then that Breyer sprung the question of whether a woman might sue over her exclusion from the Catholic priesthood, on the same basis that Perich was suing over a religiously-grounded termination.

Kruger said the two situations were different – not categorically, (kein kategorischer Unterschied! Nur eine Sache der „Balance“.) but rather because “the private and public interests are very different in the two scenarios.” (Ja, aber das öffentliche Interesse kann sich ändern. Es gab Zeiten, da hätte niemand gedacht, es könne ein „öffentliches Interesse“ an der Umerziehung von Kindern zu Sklaven ihrer Sexualtriebe geben, doch heute ist dies allgemein akzeptiert und sogar obligatorisch.)

“The government’s general interest in eradicating discrimination in the workplace is simply not sufficient to justify changing the way that the Catholic Church chooses its priests, based on gender roles that are rooted in religious doctrine,” she said. (Hier haben wir ein Problem. Diskriminierung am Arbeitsplatz ist notwendig, richtig, und keine Gesellschaft könnte ohne sie funktionieren. Das Problem ist, dass der Unterschied zwischen normaler Unterscheidung (unterscheiden = lat. discriminare) und „ungerechter“ Diskriminierung nicht mehr wahrgenommen wird. Es ist KEINE ungerechte Diskriminierung, wenn man etwa einen Familienvater einstellt, und nicht die gleich oder besser qualifizierte unverheiratete Person – aber es IST ungerechte Diskriminierung, wenn man einen Schwarzen bloß wegen seiner Hautfarbe nicht einstellt. Im ersteren Fall gibt es einen gerechten Grund für die Unterscheidung, im zweiten Fall nicht. Solange dieser wesentliche Unterschied nicht anerkannt wird, sind alle „Argumente“, die in der Verhandlung vorgebracht worden sind, schlicht nur Scheinargumente. Wenn „Diskriminierung am Arbeitsplatz“ als Solche falsch ist – nun, die Kirche ist auch ein Arbeitsplatz, die Messe eine Arbeit, und der Priester ein Arbeiter. Also…)

(…)

She said the government’s interest in regulating Hosanna-Tabor’s hiring and firing “extends … beyond the fact that this is a retaliation, to the fact that this is not a church operating internally to promulgate and express religious belief.”

“It is a church that has decided to open its doors to the public to provide the socially beneficial service of educating children for a fee, in compliance with state compulsory education laws,” she said, drawing a sharp distinction between churches and religious ministries. (Auch hier wieder eine Scheindistinktion. Auch das katholische Priestertum ist nicht Ausdruck einer „intern operierenden Kirche, die religiösen Glauben ausdrückt“. Auch die katholischen Priester öffnen die Türe ihrer Kirchen der Öffentlichkeit, und durch die vielfältigen sozialen Dienstleistungen, an denen Priester beteiligt sind, leisten sie der weiteren Öffentlichkeit sogar einen Dienst. Auch hier gibt es wieder keinen Grund, warum unter den in Zukunft zur Verfolgung aufgrund mangelndem Duckmäusertum gegenüber der christenfeindlichen Gleichmacherei der Staatsgewalt zur Verfolgung ausersehenen christlichen Gruppen nicht auch katholische Priester sein sollten.)

Derzeit, so war das Ergebnis dieser Debatte, sieht man keinen Grund für einen solchen Eingriff, weil das „Balance von öffentlichen und privaten Interessen“ im Fall katholischer Priester anders liege, als in dem Fall, um den es in dem verlinkten Artikel geht. Doch im Prinzip scheit es keinen Grund zu geben, der einen solchen Eingriff verböte, wenn man den vor dem Supreme Court vorgebrachten Argumenten folgt.

Nachdem Irland schon einen Angriff auf das Beichtgeheimnis durchführt, und katholische Institutionen schließen müssen, weil sie nicht bereit sind, Kinder in „verheiratete“ Homo-Paare zu vermitteln, könnte es also bald soweit sein, dass die Kirche, da sie nun einmal keine Priesterinnen weihen kann, in den Untergrund zu gehen verpflichtet ist, um die Integrität ihres Priestertums zu schützen.

In den USA sind die Schutzbestimmungen für staatliche Eingriffe in die Religionsfreiheit besonders stark, aber selbst dort sind sie so aufgeweicht worden, dass das oben beschriebene Szenario so unplausibel gar nicht mehr erscheint. Und wenn in den USA, warum dann nicht hier?

Die Frage, die ich mir stelle, ist Folgende: Wenn es soweit kommen sollte, wie viele Bischöfe in Deutschland wären dann entschlossen katholisch und verweigerten der Hand, die sie füttert, die geforderte Priesterinnenquote?

Internet als Portal zur Christenverfolgung

Wer glaubt, dass das Internet im Allgemeinen und die modernen Kommunikationsmedien im Besonderen die Lage für Katholiken, die keine Stimme in den Mainstreammedien haben, verbessert, der mag kurzfristig noch Recht haben.

Doch wie etwa dieser Artikel zeigt, formieren sich die Feinde der Kirche mehr und mehr auch im Internet. Traditionelle christliche Inhalte werden sich in Zukunft, und müssen sich teilweise bei großen Internetunternehmungen wie Google und Facebook bereits heute, auf systematische Unterdrückung ihres Standpunktes gefasstmachen.

Langfristig wird das Internet ebenso wie alle Kommunikationsmedien ein Instrument der massenhaften Verbreitung des Zeitgeists sein, und abweichende Nischen werden nur toleriert, wenn sie wenigstens im Grundsatz mit der herrschenden Meinung vereinbar sind – was der traditionelle katholische Glaube niemals ist.

Es gibt keinen freien Informationsaustausch, sondern nur die Illusion eines solchen.

Kinder als Straftat

In China ist es schon soweit – wer dort mehr als ein Kind in die Welt setzt, der bekommt es mit dem Staat zu tun, denn mehrere Kinder zu haben ist dort illegal.

Ein indischer Bundesstaat, Kerala, scheint jetzt nachziehen zu wollen. Mehr als zwei Kinder sollen, in diesem Fall, nicht mehr zulässig sein. Schließlich hat man sonst ja zu viele Esser. Mehr noch: Es wäre religiösen Organisationen (also etwa der katholischen Kirche) verboten, Paaren von der Verwendung künstlicher Verhütungsmethoden abzuraten. So schreibt etwa LifeNews:

The Kerala Women’s Code Bill would impose a fine of 10,000 rupees (US$200) or three months in jail for couples having more than two children, and bar such couples from receiving social benefits from the government. The law, which is being drafted by a committee headed by former Supreme Court Justice V. R. Krishna Iyer, would also bar religious and political organizations from discouraging the use of contraceptives and other “family planning” measures.

 

Diese „other family planning measures“ werden sich wohl, wie in der Sprache der internationalen Organisationen schon länger üblich, auch auf Abtreibung beziehen.

Hier bietet sich den muslimischen und christlichen Minderheiten im indischen Bundesstaat Kerala die Chance, gemeinsam gegen diesen schrecklichen Eingriff in Elternrechte und letztlich wohl auch das Lebensrecht der Kinder zu protestieren. Glücklicherweise scheint dies auch zu geschehen. Wie erfolgreich der Kampf gegen das lebensfeindliche Gesetz sein wird, ist noch nicht absehbar.

Man täusche sich allerdings nicht: Solche Gesetze mögen in Westeuropa derzeit noch nicht existieren, aber hinter dem Deckmantel der „Sorge“ um Klima und Umwelt, garniert mit sorgfältig ausgestreuter Status- und Wohlstandsangst vor Überbevölkerung sind ähnliche Gedanken auch in Westeuropa auf dem Vormarsch.

Indien mag weit weg erscheinen, aber die hinter dem Gesetz stehende Ideologie der Kultur des Todes ist in Europa auch sehr weit verbreitet, und wird in den kommenden Jahren, sofern kein Wunder geschieht, immer mächtiger werden.

Bereits heute sind Familien mit vielen Kindern in Deutschland – selbst unter Katholiken – eine absolute Seltenheit. „Wir haben eine kinderreiche Familie.“ – „Was? Ihr habt mehr als ein Kind?“. Das ist die Mentalität in Deutschland. Ein Kind, okay. Zwei? Auch noch akzeptabel. Drei? Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht? Vier oder mehr? Unverantwortlich!

Eine solche Mentalität bringt im Laufe der Zeit auch entsprechende Gesetze hervor. Anreize gegen Kinder gibt es genug, schon heute. Wann folgen die Gesetze? Es kann nicht mehr lange dauern.

In Indien ist es schon soweit. Beten wir alle für den Erfolg der Proteste gegen dieses kinderfeindliche, familienfeindliche, lebensfeindliche und letztlich auch christenfeindliche, ungerechte Machwerk von einem Gesetz? Ich werde es jedenfalls tun.

Ein seltenes Lob für Homo-Aktivisten

Oft genug ist der katholische Blogger gezwungen, negativ über Homosexuelle und ihre Aktionen zu berichten. So war es auch beim Weltjugendtag in Madrid wieder zu unschönen Szenen gekommen, die teils sehr nahe an die Grenze zur Gewalttätigkeit herankamen, wenn sie sie nicht gar überschritten.

Doch es gibt scheinbar, wenn der Bericht von LifeSiteNews stimmt, auch noch Gegenbeispiele in der Homosexuellenszene – Menschen, die schlicht ihre Triebe und Neigungen ausleben, die sündigen wie wir alle, die sich ihrer Sünden nicht bewusst sind, wie viele von uns sicher auch, die ihre Augen vor ihren Sünden verschließen, wie viele von uns auch, die trotzdem fähig sind, Abweichler und Andersdenkende mit Respekt zu behandeln. Vielen Homosexuellenaktivisten kann man den durchaus berechtigten Vorwurf machen, ihre Forderungen, Methoden und Ziele seien strukturell totalitär, da sie Religions- und Meinungsfreiheit bedrohen. Hier nun ein Gegenbeispiel, das hervorgehoben zu werden verdient:

One of Spain’s leading homosexual organizations, the Spanish Confederation of Lesbians, Gays, Bisexuals, and Transgender People (COLEGAS), has issued a statement condemning “kiss-ins” and other forms of protest carried out by homosexuals against the pope and Catholics at the country’s recently-concluded World Youth Day.

The organization has issued a communiqué not only denouncing the protests, but has called for the “immediate dismissal” of the government’s delegate to Madrid, Dolores Carrión, for allowing the vulgar protests to take place.

The organization noted its differences with the Catholic Church on sexual morals and condoms, but added, “we cannot remain in silence in the face of the violent events against some pilgrims.”

“Whether or not we accept their message, they have come in peace and the public celebration of their faith,” added COLEGAS.

According to COLEGAS the homosexual protesters, who are “profusely subsidized by certain public administrations,” are actually “strongly and violently anticlerical and want to impose their unique way of seeing the world, where there is no liberty or space for religion, not only in the government, but in all facets of public life.”

(…)

Catholic news sources and blogs have complained that pilgrims were harassed by homosexuals and other anti-Catholic groups with foul language, epithets, “kiss-ins” and promises to “burn” the nation’s episcopal conference.

(Hervorhebungen von Catocon)

Soweit Life Site News. Die Frage bleibt allerdings noch, ob es sich nicht vielleicht um ein taktisches Manöver handeln könnte, um in den Augen der Öffentlichkeit gemäßigt zu erscheinen. Doch solange es keine Hinweise gibt, die dies nahelegen, sollten wir uns bei aller gebotenen Vorsicht nicht von dem allgemeinen Klima des Misstrauens anstecken lassen.

Daher gebührt den Kollegen von COLEGAS quer über den tiefen Graben der religiösen und sittlichen Differenzen ein Dank für diesen schönen Beitrag zu jener Kultur des gegenseitigen Respekts, an der vielen anderen Homo-Aktivisten wenig zu liegen scheint.

Auf dieser Basis ist der notwendige heftige Streit über die Sachfragen möglich.

Antikatholizismus: Eine Zukunftsperspektive (Teil 2)

(Dies ist der zweite Teil der Artikelserie zum Antikatholizismus anlässlich der diversen Vorfälle beim Weltjugendtag und um ihn herum. Der erste Teil findet sich hier)

Mögliche Gegenmaßnahmen

Wie sollte man als Katholik, besonders als junger Katholik, mit dieser Lage umgehen? Ein Abfall vom Glauben aus politischer Korrektheit sollte überhaupt nicht in Erwägung gezogen werden. Man wird also entschlossen die Wahrheit sagen müssen, sich zugleich auf eine Verschlechterung der Lage einrichten, vorbereiten, so dass man seinen Glauben so gut kennt, dass man ihn auch in einer sehr feindseligen Umgebung entschlossen vortragen und verteidigen kann, und die nötige moralische Festigkeit entwickeln („fortitudo“), auch schwerwiegenden Bedrohungen und selbst einer möglichen neuen Christenverfolgung in Treue zum Glauben und zur Kirche gegenübertreten zu können.

Mit dieser inneren Stärke und Überzeugung sowie dem soliden Glaubenswissen (und den besten Argumenten für den Glauben) ausgerüstet, kann dem Katholiken eigentlich nicht so viel passieren. Historisch haben viele Menschen ihr Leben verloren, sind brutal ermordet worden, nicht weil sie ein Verbrechen begangen hätten, sondern einfach nur, weil sie offen ihren christlichen Glauben bekannt haben. Diese Märtyrer haben die schlimmsten Dinge bereits durchgemacht, die einem Christen auf dieser Erde drohen können – und sie haben in Festigkeit und Treue zum Glauben und zur Wahrheit gestanden. Mehr wird von uns auch nicht verlangt werden können – wahrscheinlich viel weniger. Das sollten wir doch schaffen können.

Der kommende Bruch

Ein Einwand könnte vorgebracht werden: Man könnte sagen, es sei doch viel eher unsere Aufgabe, das gesellschaftliche Klima zu beeinflussen wo wir können, um das Abgleiten der Gesellschaft in offenen Hass und vielleicht gar Verfolgung abwenden zu können, und ihr sogar wieder auf einen besseren Weg zu verhelfen. Das zu tun ist sicher richtig, soweit man dazu in der Lage ist. Doch der faktische Einfluss des Katholizismus auf das Denken und Handeln der breiten Bevölkerungsmehrheit tendiert gegen Null. Ähnliches gilt inzwischen auch für den Einfluss des Glaubens auf die Politik, selbst innerhalb von CDU und CSU. Daher kann man sicher sein Möglichstes tun, und sollte es sogar. Doch ich fürchte, das wird nicht ausreichen – haben denn nicht die gläubigen Katholiken schon bisher in dieser Hinsicht alles versucht und sind glatt gescheitert? Die Kraft der heutigen winzigen Minderheit gläubiger, junger Katholiken wird nicht in erster Linie in der Bekehrung der Gesellschaft durch Argumente und ein gutes Beispiel liegen, sondern in der Bewahrung des Schatzes der Wahrheit für zukünftige Generationen, die wieder ein Interesse daran entwickeln werden, wenn das derzeitige Gesellschaftssystem an seinen schweren Konstruktionsfehlern zerbrochen ist. Böckenförde und andere wussten schon lange, dass die moderne Gesellschaft von Grundvoraussetzungen und Werten lebt, die sie selbst nicht bereitstellen, sondern von denen sie nur zehren kann. Schon heute sehen wir das Modell der relativistischen Wohlfahrtsgesellschaft überall knirschen und knarren – wirtschaftlich, kulturell, ethnisch, in allen Bereichen driftet die europäische Gesellschaft auf einen Bruch- oder Wendepunkt zu. Vor diesem Bruchpunkt wird es keine kulturelle Umkehr geben, keine Abkehr von einem sittlichen Standpunkt der zunehmenden Verrohung, in dem aufgrund seiner moralischen Verwerflichkeit schon latent die Abneigung gegen das gediegene, ausgeglichene Wertesystem des traditionellen Katholizismus steckt, allein schon um seiner Selbstrechtfertigung Willen.

Doch nach diesem Bruchpunkt, nachdem die illusorische Sicherheit nicht mehr existiert, die uns der weitgehend auf Pump und auf Kosten der gesellschaftlichen und familiären Substanz angehäufte Wohlstand oberflächlich zu bieten vermag, werden die Menschen allein schon um der Sicherung ihres physischen Überlebens Willen von ihren derzeitigen Ideologien Abstand nehmen müssen. Wer dann die traditionellen Tugenden noch beherrscht, in einer traditionellen christlichen Gemeinde seine Heimat findet, und sich auf die Unterstützung einer traditionellen Familie verlassen kann, der hat Glück gehabt. Die anderen werden dann, nach dem Wegfall großzügiger Wohlfahrtssysteme, schon eher in Schwierigkeiten geraten.

Das heutige Gesellschaftsmodell ist nicht überlebensfähig. Es basiert auf Voraussetzungen, die es nicht selbst bereitstellen kann. Es kann nur von ihnen zehren – und das tut die gesellschaftliche Moderne schon seit 200 Jahren. Die Reserven sind immer weiter geschrumpft, und mit dem Zerfall der Kernfamilie aus Vater, Mutter und Kindern in den letzten 50 Jahren, sowie der damit einhergehenden Auslagerung elementarer Funktionen aus diesem Familienverbund hin zum Staat (z.B. Kindererziehung, Altenpflege) ist eine weitere Reserve aufgebraucht. Die Substanz, von der die moderne Gesellschaft noch zehren kann, ist, jenseits oberflächlicher Wohlstandsillusionen, die verschwinden, sobald das Finanzsystem endgültig sein Vertrauen in Papiergeld und Papieraktien verliert, die nur so viel wert sind wie das Vertrauen, das „der Markt“ in sie setzen möchte, extrem dünn geworden. Alles ist „vermarktet“, alle sind abhängig von diesem weltweiten Markt – keiner könnte mehr lokal leben. Zugleich sind die ökonomischen Ansprüche so überzogen hoch, dass schon ein kleiner Wohlstandsverlust zu schweren gesellschaftlichen Verwerfungen und massiven bürgerkriegsähnlichen Gewaltexzessen führen kann. Alles das sind Symptome der Substanzlosigkeit einer Gesellschaft, zusammen mit der moralischen Verrohung, und nicht unabhängig von ihr.

Abschluss: Saat und Ernte

Die Abneigung gegen den traditionellen katholischen Glauben ist dem modernen Gesellschaftssystem in der einen oder anderen Form schon seit seiner Erfindung durch die Aufklärer des 18. und frühen 19. Jahrhunderts inhärent. Nicht immer kam es zu virulenten Ausbrüchen, aber latent fehlte sie nie. Vielleicht wird sie noch einmal zu voller Blüte erwachen, wenn die Schwierigkeiten, die sich vor der Moderne auftürmen, immer höher, immer unübersteigbarer, immer unlösbarer werden, wenn sich wieder einmal die Chance ergibt, die Schuld einem Sündenbock zuzuschieben, ob es die „Reaktionären“, die „Juden“, die „Kapitalisten“, die „Banker“ oder wer auch immer sind. Und dass es sehr schwer ist, solchen Versuchungen zu widerstehen, wenn man kein solides Wertefundament hat – und das hat der moderne Westen nicht – ist aus der Geschichte nur zu gut bekannt.

Sollte dieser latente Antikatholizismus noch einmal größte Virulenz erreichen, so wird man in späteren Generationen auf diese unsere Zeit, die ersten beiden Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts, als die Zeit zurückblicken, in der die Saat ausgebracht worden ist, deren Ernte die Verfolgung gewesen sein wird.