Mut zum Patriarchat

Wir leben in der „vaterlosen“ Gesellschaft. Wenn es ein Merkmal gibt, das unsere moderne, westliche Gesellschaft sowohl von ihrem Wesen her als auch in vielen ihrer individuellen Ausprägungen treffend zu charakterisieren vermag, dann ist es wohl die Vaterlosigkeit.

Wir haben uns seit der Französischen Revolution von der Monarchie als normaler Staatsform verabschiedet. Die noch verbliebenen europäischen Monarchen sind eigentlich Aushängeschilder ohne echte politische Macht. Sie hängen von der Gnade gewählter Parlamentarier ab, die sie jederzeit endgültig abschaffen könnten, wenn ihnen gerade danach wäre. Wir haben die Könige praktisch kastriert, wenn wir sie nicht gerade im Eifer aufklärerischer Befreiung aufgeknüpft, oder, nach dem berühmten Vorschlag des Voltaire*, mit den Innereien des letzten Priesters erdrosselt haben. Der Fachbegriff dafür ist Demokratisierung.

Der Kampf gegen den Vater als Haupt der Familie ist durch den modernen Feminismus weitgehend erfolgreich abgeschlossen worden. Der Sirenengesang der Ideologie hat Millionen Frauen dazu verführt, mehr ihrer „Selbstverwirklichung“ nachzuhängen, als ihrer unverzichtbaren Rolle als Herz ihrer Familie. Zugleich ist durch den innerfamiliären Egalitarismus eine Generation von Männern herangezogen worden, die ihre Rolle als Haupt der Familie, als echter Vater, gar nicht mehr wahrnehmen kann, weil ihr dazu die charakterliche Stärke fehlt. Die traditionelle Familie ist längst kein Leitmodell mehr; in vielen Landesteilen hat sie bereits den Charakter einer ungeliebten Seltsamkeit. Der Vater ist höchstens noch eine Lachfigur. Immer mehr Kinder wachsen, mit teils schwerwiegenden Folgen, ohne Vater auf.

Auch in der Kirche ist der Vater nicht mehr Gegenstand hohen Ansehens. Väter gibt es in der Kirche viele – angefangen beim Heiligen Vater. Aber auch der einfache Pfarrer oder Pastor ist durch seinen priesterlichen Dienst der geistliche Vater seiner Gemeinde. Die katholische Kirche hat kaum noch priesterliche Berufungen. Viele Priester beschäftigen sich lieber mit Ungehorsamsaufrufen, statt sich um das Wohl ihrer geistlichen Kinder zu kümmern. In der breiteren Gesellschaft, aber auch unter Katholiken, ist eine Mischung aus Gleichgültigkeit und Feindseligkeit gegenüber Priestern längst hoffähig geworden. Die Rolle der Priester soll immer weiter eingeschränkt werden. Laien, auch Frauen, sollen viele der Tätigkeiten übernommen, die traditionell Klerikern, geistlichen Vätern, vorbehalten waren. Selbst die Gemeindeleitung wird inzwischen zunehmend von Laien übernommen, weil es an Priestern mangelt, aber auch weil die Ideologie es so will.

Über aller Vaterlosigkeit der modernen Gesellschaft steht als Wurzel des Übels die eine Vaterlosigkeit, von der alle weltliche Vaterlosigkeit ihren Namen hat: Die Abwesenheit Gottes, sozusagen des ultimativen Vaters, in den Herzen der Menschen. Nicht, dass die Mehrheit überhaupt nicht mehr an Gott glauben würde – weit gefehlt. Umfragen zeigen immer wieder, dass die meisten Menschen an irgendwelche schattenhaft vorgestellten übernatürlichen Wesenheiten glauben, und immer noch mehr als 50% bringen diese diffusen Vorstellungen in Verbindung mit dem Wort „Gott“. Doch der christliche Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, ist dem modernen Menschen definitiv zuviel.

Dabei ist auffällig, dass der Sohn, Jesus Christus, immer noch eine gewisse sentimentale Zuneigung hervorruft. Selten wird er abgelehnt, meist möchte man ihn eher vereinnahmen. Als netten Menschen ist man bereit ihn zu tolerieren, solange er sich wohlfeil verhält, und nicht aus der Rolle fällt. Auch der Heilige Geist ist nicht allzu unpopulär. Aber der Vater? Der mit den ganzen Geboten? Der, von dem alle Autorität auf Erden stammt?

Die moderne westliche Gesellschaft flüchtet vor dem Himmlischen Vater und allen kleinen, weltlichen, irdischen Vätern, die einen winzigen Teil seiner Vaterschaft übertragen bekommen haben. Sie führt einen Stellvertreterkrieg gegen echte, starke Väter in Politik, Gesellschaft und Familie, weil wir an den einzig wahren Vater nicht herankommen. Wir spucken auf die Abbilder, weil das Urbild unerreichbar ist.

In dieser Situation braucht der Christ „Mut zum Patriarchat“. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bezeichnet die Herrschaft des Vaters. Die ganze Schöpfung ist ein riesiges Patriarchat: Gott-Vater hat sie geschaffen und er regiert sie bis heute, auch wenn die Menschen gegen ihn rebelliert haben und dies mit Freuden immer noch tun.

Auch die Kirche ist ein Patriarchat. Das wahre Oberhaupt der Kirche ist der himmlische Vater. Der bis in den Tod gehorsame Sohn hat sie gestiftet, und alles was der Sohn tut, kommt vom Vater. Vom Sohn hat Petrus, der Fels, die Leitung der Kirche übertragen bekommen. Bis heute ist das sichtbare Oberhaupt der Kirche der geistliche Vater aller Katholiken und sie sind gerufen, der legitimen Autorität dieses Vaters zu gehorchen. Die Kirche ist keine egalitäre, sondern eine patriarchalische Institution.

Das ist kein Vorwurf, sondern ein Kompliment.

Dasselbe gilt für die Familie. Auch sie ist nicht egalitär, sondern patriarchalisch. Auch in ihr ist der Vater das Haupt. Er vertritt mit seiner väterlichen Autorität die väterliche Autorität Gottes. Die Familie ist bekanntlich immer auch eine kleine Kirche (ecclesiola) und wie in der „großen“ Kirche gibt es in ihr geistliche Autorität, Hierarchie und Leitung.

Auch das ist kein Vorwurf, sondern ein Kompliment.

Im Staat ist prinzipiell auch eine demokratische Regierungsform legitim; es gibt hierzu keine verbindliche lehramtliche Festlegung. Trotzdem kann man wohl kaum leugnen, zumindest als Ideal, dass der katholische Monarch eine Figur ist, die sehr gut in die hier beschriebene patriarchalische Ordnung passt. So wie der göttliche Vater seine Schöpfung und der Heilige Vater seine Kirche und der Familienvater seine Familie zu leiten hat, so obliegt auch dem katholischen Monarchen die Leitung seines Volkes. Das Ausmaß der Autorität, und ihre jeweils konkrete Ausprägung variiert natürlich mit den Aufgaben, die ihr übertragen sind, doch immer bleibt es eine Autorität, und nie ist diese Autorität unpersönlich-neutral, sondern persönlich, väterlich, nach dem Bilde Gottes.

Alle Autorität kommt von Gott – man kann sie missbrauchen, doch selbst dann kommt sie noch von Gott. Selbst wenn man dem Träger dieser Autorität aufgrund des Missbrauchs den Gehorsam verweigern muss. Und weil sie von Gott kommt, und weil Gott Vater ist, ist Autorität ihrer Natur nach väterlich. Deswegen spricht man ja auch von „Herrschaft„. Selbst die Feministen sprechen nicht von „Frauschaft“ oder „Damenschaft“.

Nun ist es ein ganz besonderes christliches Faktum, dass jede Herrschaft immer eigentlich Dienst ist. Gott ist hier wieder das Urbild. Wir, seine Geschöpfe, sündigen, beleidigen und verhöhnen ihn. Und was tut er? Ja, er straft uns. Er ist ein gerechter Gott, und Strafe muss sein. Doch er tut mehr. Er schickt seinen eigenen Sohn. Gott selbst nimmt Menschengestalt an, demütigt sich, entäußert sich, lässt sich zu Tode foltern und ans Kreuz schlagen, besiegt den Tod und öffnet uns den Weg zurück zu ihm. Er ist der Herr. Doch als guter Herr opfert er sich für seine Diener.

Weil alle Autorität väterlich ist und von Gott kommt, ist jeder Vater, jeder, der Autorität hat, dazu gerufen, sich ebenso zu verhalten. Auch er soll sich hingeben für seine „Diener“. Auch er soll nicht um seines eigenen Vorteils willen herrschen, sondern für die seiner Herrschaft oder Autorität anvertrauten Personen. Auch er soll sich demütigen und entäußern, wenn sich dies als notwendig erweist.

So ist ein Christliches Patriarchat nicht einfach die Herrschaft der Väter, sondern auch die Herrschaft der Diener.

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* Anmerkung: Ich wurde in einem Kommentar darüber aufgeklärt, dass der Satz ursprünglich gar nicht von Voltaire stammt, sondern von einem katholischen Priester (!) namens Jean Meslier, der materialistische und atheistische Religionskritik schrieb. Anscheinend ändern sich die Zeiten nie… Solche Priester hatten wir schon immer.

Vom Dialog der Schattenkirche

Es folgt: „Catocon sah Tiere – Ernsthaftigkeit voller Ernst“

Erzbischof Zollitsch – der Leser weiß, was kommt, wenn auf diesem Blog der Name des freundlichen, liebenswürdigen, schwäbischen Märchenonkels aus dem heutigen Serbien genannt wird – kündet, wie kath.net zu berichten weiß, derzeit von den gar erbaulichen Ergebnissen des deutsch-katholischen Dialogprozesses, in dem hauptsächlich verbandskatholische Neo-Reformatoren über die weitere Protestantisierung der geschundenen Mutter Kirche zu beraten unternehmen.

Natürlich braucht man weder den Artikel auf kath.net noch irgendeinen anderen Bericht zum Thema zu lesen. Man weiß ohnehin schon, worin die angepriesenen Ergebnisse bestehen. Natürlich soll weiter beraten werden. Dialog ist ein Instrument zur Schaffung von Dialog, und jede Institution tendiert dazu, sich selbst immer neue Aufgabenfelder zu schaffen, um Fortbestand, Expansion und Finanzmittel zu sichern.

Doch es gibt immerhin eine atemberaubende neue Entwicklung im Gleichklang der revolutionären Graubärtinnen und Graubärte, die im Stuhlkreis tanzend das immergleiche Lied vom Aufbruch verkrusteter Strukturen in eine Neue Zukunft von Kirche singen. Es soll nun nicht mehr nur geredet und verhandelt und gesprochen und diskutiert – offen und ehrlich und ohne Denkverbote, versteht sich – sondern endlich auch gehandelt werden. Die verbandskatholische Armada bereitet sich vor, in See zu stechen. Der Stapellauf der neuen Reformagenda ist in vollem Gange. Bald wird das Schiff der Kirchenreform in gewohnter Manier den starren, überholten, mittelalterlichen, feudalistischen Strukturen den Kampf ansagen, die (durch ihr Festhalten an Zölibat und Sündhaftigkeit der Homosexualität) männliche Priester im Alleingang dazu gebracht haben, sich an vorwiegend männlichen Jugendlichen zu vergehen, indem sie ihre gleichgeschlechtlichen Neigungen frei und ohne falsche Hemmungen und Schuldgefühle ausleben. Und dann werden die Gewohnheitsreformatoren aller Geschlechter die längst überfällige Reform der verkrusteten Strukturen anpacken. Gehhilfen für alle! Sie werden die Flotte der Reaktionäre aufbringen und ihre Schiffe entern. Mit ihren Gehstöcken werden sie den Widerstand der dunklen Krustenkatholiken brechen und die offenen Türen der hinterwäldlerischen Kirchenhierarchie einreißen, und Licht von Freiheit wird in Kirche neue Funken schlagen, und ein Neuer Frühling des Aufbruchs bricht an und bricht aus und bricht mit Rom.

Die Dialoggespräche im verfahrenen Dialogprozess haben, wie gesagt, im immerwährenden Gleichklang des Fortschritts eine neue Dimension erreicht. Wie der Erzbischof Zollitsch verkündet, soll nun, wie schon angedeutet, nicht mehr nur gesprochen und geredet werden, sondern es soll einen Studientag geben, auf dem, wie der Name schon sagt, studiert werden soll. Gehhilfen für alle! Dies ist der Aufbruch des Aufbruchs, der Anfang vom Ende der muffigen Kirchenhierarchie, die sich unter seit Jahrzehnten nicht mehr getragenen Soutanen nicht länger verstecken kann.

Denn jetzt werden die Bleistifte gespitzt und es wird studiert. Was wird studiert? Die Rolle der Frauen in Kirche. Es soll auch mehr „Frauen in Führungspositionen“ in Kirche geben. So spricht und verspricht es zumindest der freundliche Erzbischof von Freiburg. Da „Führungspositionen“ in der katholischen Kirche priesterlicher Natur sind, ist wohl von der Befreiung des Diakonats und/oder Priestertums vom patriarchalischen Dunkelkatholizismus die Rede.

Ob Kristina Schröder und Ursula von der Leyen bereits damit beauftragt worden sind, für diese aufregende neue Idee die passende Frauenquote festzulegen? Gehhilfen für alle!

Immerhin kann wieder einmal konstatiert werden, dass der mutige Schritt der deutschen Schattenkirche unter Papst Dialogos I. so unerhört mutig und revolutionär und aufbrecherisch ist, dass er in seiner ganzen Unerhörtheit ungehört zu bleiben gezwungen ist, weil heimtückische Dunkelkatholiken, wie der radikale ultra-traditionalistische, beton-konservative Patriarchenpapst Pius XIII. Johannes Paul II., im Mittelalter, im vergangenen Jahrtausend, sich in ihrem längst veralteten Dogmatismus angemaßt haben, für alle Zeiten zu bestimmen, dass die Frau in demütigender Abhängigkeit und Minderwertigkeit zu halten ist, indem man ihr die gleiche Teilhabe am Priesteramt in derselben Form verwehrt, in der es schon der unverbesserliche Sexist Jesus von Nazareth zur dauerhaften Unterjochung der Frau bestimmt haben soll (wenn man einmal den nachträglich erfundenen Geschichten über Jesus glauben will, die eine patriarchalische Kirche in tyrannischer Weise diesem Wanderprediger in den Mund gelegt hat).

Diese Gesamtthematik soll nun, hoffentlich aus aufklärerisch-feministischer Sicht, studiert werden. Glücklicherweise steht das Ergebnis schon vorher fest und ist sicher in ideologische Worthülsen verpackt, so dass keine „rationale“ Beschäftigung mit dem Thema droht. Gehhilfen für alle! Diese wäre auch in hohem Maße desaströs, weil in dem treibhausartigen Klima der ängstlichen Unterdrückung, das besonders der bissige Schäferhund Ratzinger in Kirche wieder erzeugt hat, nur die übliche, sozial-konstruierte phallozentrische Perspektive zu Wort kommen könnte, bloß weil alle anderen Perspektiven sich von logozentrischen Betrachtungsweisen abgrenzen, um alternativen Stimmen Gehör zu verschaffen und der Kontamination durch fremdartige Partikel zu trotzen, die von traditionalistischen Hinterwäldlern als „Argumente“ bezeichnet werden.

Die Ergebnisse des Dialogprozesses werden in die Geschichte als der Tag eingehen, an dem der Aufbruch endlich angebrochen und die Kirche endlich abgebrochen wurde, wenn das energische Signal, das seit Jahren und Jahrzehnten um die Stühle kreist, nicht als Ende, sondern als Anfang einer beständigen Diskontinuität der Reform gesehen wird. Das ist an diesem historischen Wendepunkt, in dieser denkunwürdigen historischen Stunde, besonders bedeutsam. Gehhilfen für alle! Wir müssen im Geist des Konzils den Geist des Dialogprozesses suchen und finden, auf dass eine Neue Kirche werde, und das alte Modell, das nicht von aufgeklärten, modernen, emanzipierten Frauen aller Geschlechter, sondern von einem hinterwäldlerischen Zimmermann aus einem winzigen, rückständigen Dörfchen irgendwo in Palästina gegründet worden ist, und daher nicht mehr in unsere Zeit passt, endlich zu Grabe getragen wird, und seine verdiente ewige Ruhe auf dem Müllhaufen der Geschichte findet, nachdem es auf dem Altar der Politischen Korrektheit ohne Weihrauch (nach Empfehlung des Liturgieprofessors) geopfert worden ist.

Fühlt ihr auch den frischen Atem, den unsere Kirche ausströmt, wenn sie alles mutig nachbetet, was der Rest der Welt seit Jahrzehnten fordert, und dadurch ganz neue Akzente setzt, die allein den wahren Aufbruch verbürgen können? Und Gehhilfen für alle natürlich! Öffnet die Fenster und lasst die Frische Luft des Neuen Frühlings in unsere Kirche hinein und unterstützt enthusiastisch die neuen Ergebnisse und Forderungen des sechshundertsechsundsechzigsten Aufgusses des guten alten Dialogs und seiner Unheiligkeit, Papst Dialogos I. und seiner derzeitigen Lebensgefährtin und Mitpäpstin Julia I.

Ahoi, Genossinnen und Genossaußen!

Schröders feministischer Quoten-Wahn

Vorbemerkung: Diesen Text schrieb ich vor einigen Tagen, als der Vorschlag einer verpflichtenden Frauenquote auf EU-Ebene erstmals an mein Ohr drang. Aus irgendeinem Grund ist er nicht veröffentlicht worden – natürlich auf gar keinen Fall, weil ich den Status des Artikels versehentlich als „Entwurf“ und nicht als „Geplant für…“ angegeben habe. Natürlich nicht. So etwas würde ich ja NIE tun… 😉

Nun ja, welcher heimtückischen Verschwörung antichristlicher Kräfte Catocon auch zum Opfer gefallen sein mag, hier folgt der Artikel…

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Die EU-Kommission liefert der Feminismuskommissarin der Bundesregierung, Kristina Schröder, wieder einmal eine Vorlage, den christlich-konservativen Menschen in Deutschland so etwas wie konservative Werte vorzuspiegeln und zugleich radikal-feministische Thesen zu verfechten. Frau Schröder sollte ihrer Gesinnungsgenossin Reding, der Justizkommissarin der EUdSSR dafür äußerst dankbar sein. Wie man in der Internetausgabe der Jungen Freiheit lesen kann, forderte Genossin Reding nämlich eine durchgängige, verpflichtende Frauenquote von 40% für privatwirtschaftliche Aufsichtsräte.

Genossin Schröder nahm daraufhin wieder einmal die Pose einer Quotengegnerin ein, ohne überhaupt inhaltlich großartig von der betonsozialistischen Reding abzuweichen. Ob es ihr gelingt, den christlich-konservativen Wählern der „C“DU weiter Sand in die Augen zu streuen, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber wenn man das lächerliche Theater einmal durchschaut hat, fragt man sich, warum Genossin Schröder in der Öffentlichkeit immer noch dem „konservativen Flügel“ der CDU zugeordnet wird.

Anstelle einer Zwangsquote von 40% möchte Genossin Schröder, dass jedes Unternehmen sich selbst „freiwillig“ auf eine Quote festlegt, die es dann einhalten muss. Und wenn es das nicht tut, dann gibt es Sanktionen von der Partei vom Staat. Wie wunderbar freiheitlich! Unternehmen dürfen frei wählen, auf welche Weise der Staat sie bevormundet! Das wird dem Wirtschaftsflügel der „C“DU sicher gefallen. Die Mobilisierung eines immer größeren Anteils der Frauen für den Arbeitsmarkt drückt schließlich die Löhne, und welchem amoralischen Kapitalisten hat das je missfallen?

Die wesentlichen Fragen, die eine christliche oder konservative Ministerin allerdings aufwerfen müsste, werden von Genossin Schröder in üblicher Manier auf feministischer Parteilinie behandelt.

Ja, es sollen immer mehr Frauen, auch Mütter kleiner Kinder, auf den Arbeitsmarkt gedrängt werden.

Ja, auch dann, wenn sie es gar nicht wollen.

Ja, die Erziehung soll aus der Familie ausgelagert werden, und zwar ab dem ersten Lebensjahr, und zwar mit massiver staatlicher Förderung in Milliardenhöhe, die von anständigen Familien, die sich nicht dem Krippenterror beugen, mit ihrem hart erarbeiteten Einkommen bezahlt werden.

Ja, die Steigerung der Frauenerwerbsquote ist vorrangiges gesellschaftliches Ziel.

Ja, es gibt keine Unterschiede zwischen Mann und Frau, die irgendwie gesellschaftlich relevant wären.

Nein, Frauen sind nichts besonderes, sondern sollten einfach wie unterlegene Männer behandelt werden, die dann staatliche Hilfe brauchen, um „gefördert“ zu werden.

Und so weiter, und so weiter, und so weiter.

Dass die Hardcore-Sozialisten in der EUdSSR auf Frauenquoten als Teil ihrer Machtergreifung pochen, ist selbstverständlich, logisch und rational. Dass Genossin Schröder im Stechschritt hinterher marschiert, und dabei nicht wenigen Nichtsozialisten auch noch vormacht, sie sei gegen die Marschrichtung, zeugt von ihrem unbestreitbaren Charisma und der tendenziösen Darstellung durch den politisch-medialen Komplex.

Doch das alles ändert nichts daran, dass Genossin Schröder und Genossin Reding inhaltlich nahezu deckungsgleiche Positionen vertreten, dass sie beide radikal-feministische Ansichten zu gesellschaftlichen und familienpolitischen Themen haben, und dass diese Ansichten daher beide gleichermaßen abzulehnen sind.

Alternativ sollte eine sinnvolle, rationale Familienpolitik verfolgt werden, die sich zum Beispiel durch die folgenden Ziele charakterisieren ließe:

1. Die traditionelle Ehe aus einem Mann und einer Frau wird als Regelfall gesellschaftlich anerkannt und gesetzlich privilegiert. Dies schließt die staatliche Privilegierung anderer „Partnerschaftsformen“ wie „Homo-Ehe“ oder „eingetragener Partnerschaft“ zweier Männer, zweier Frauen, eines Mannes mit vier Frauen oder eines Hundes mit zwei Frauen und einer Topfpflanze selbstverständlich aus.

2. Die unterschiedlichen Fähigkeiten von Männern und Frauen sowie die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Aufgaben der beiden Geschlechter in Wirtschaft und Gesellschaft werden respektiert und gefördert. Das bedeutet auch die Anerkennung der Rolle der Hausfrau und Mutter als Normalfall.

3. Das elterliche Erziehungsrecht muss staatlich anerkannt werden und darf keiner gesetzlichen Behinderung ausgesetzt sein, solange das Kind keine erheblichen körperlichen Schäden davonträgt. (Und nein, eine Tracht Prügel ist selbstverständlich kein „körperlicher Schaden“!) Dass Eltern sich mindestens bis zur Einschulung mit sechs Jahren um ihre eigenen Kinder kümmern und sie nicht in staatliche oder private Verwahranstalten abschieben, wäre als gesellschaftlicher Normalfall durch geeignete Anreize zu fördern. Staatliche Förderung privater Kindergarten- oder Krippenangebote ist abzuschaffen, wie auch staatliche Kindergärten und Krippen überhaupt. Stattdessen sollten finanziell schwache Familien, die ihre Kinder selbst erziehen, von den freiwerdenden Mitteln profitieren.

4. Der Staat sollte geeignete Mittel suchen, um darauf hinzuwirken, dass die Unternehmen einen Familienlohn zahlen. Das bedeutet, dass der Familienvater von seinem Einkommen seine Ehefrau und seine Kinder in ausreichender Weise ernähren kann, so dass die „doppelte Belastung“ von Müttern vermieden wird. Hierzu gehört auch die Förderung von Unternehmen (vielleicht durch steuerliche Entlastungen), die solche Familienlöhne zahlen und bevorzugt Familienväter einstellen.

Wenn der Staat sich überhaupt in diese Politikfelder einmischt, dann muss seine Politik mit christlichen sittlichen Normen übereinstimmen, wie die Kirche sie immer vertreten und gelehrt hat. Genossin Schröder hat sich ebenso wie die ganze „C“DU inzwischen weit von diesen Normen und Werten entfernt, so dass es wohl verfehlt wäre, ihre Politik „christlich“ oder „konservativ“ zu nennen.

Da sie auch kein staatliches Heraushalten aus der Familie fordert (was eine echte liberale Position wäre), kann man sie auch nicht „liberal“ nennen.

Genossin Schröder macht schlicht eine rot-sozialistische, familienfeindliche Politik, die für Genossin Reding immer noch nicht sozialistisch und familienfeindlich genug ist.

Über diesen innersozialistischen Bruderkampf braucht man daher auch gar keine weiteren Worte zu verlieren. Letztlich spielt es keine Rolle, ob eine Politik zu 98% oder zu 99% falsch ist. Es wäre nur schon, wenn Schröder und die CDU den Namen Christi nicht mehr in fast schon gotteslästerlicher, definitiv aber etikettenschwindlerischer Weise für ihre sozialistische Politik missbrauchten und sich nicht länger als „C“DU, sondern nur noch als“DU“ bezeichneten.

Obwohl das auch zu großen Problemen führt, weil die Partei ja auch nicht für Demokratie steht, wie man an ihrem linientreuen pro-EUdSSR-Kurs in der Eurokrise sieht.

Es bliebe nur noch der Name „Union“. Zum Glück wird er ja schon oft verwendet.

P.S: Hier findet sich eine Sammlung lehramtlicher Dokumente, darunter auch vieler Texte zur gerechten Ordnung von Familie und Gesellschaft. Ferner gibt es hier eine Zusammenstellung verschiedener Texte zum Thema „Ehe und Familie“

Betreuungsgeld: Eine Scheindebatte

Der Streit um das Betreuungsgeld

Die meisten Leser werden sicher schon davon gehört haben. Familien, die ihre Kinder nicht so zügig wie möglich an eine staatliche oder staatlich hochsubventionierte Betreuungseinrichtung abtreten, sondern sich selbst um ihren Nachwuchs kümmern möchten, sollten eigentlich dem Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Bundesregierung zufolge ab 2013 ein „Betreuungsgeld“ in Höhe von 150 Euro monatlich für die ersten drei Lebensjahre erhalten. Dies stößt jetzt auf massive Gegenwehr der veröffentlichten Meinung aller Parteien; nur wenige, isolierte Stimmen, darunter Kristina Schröder (CDU) und einige Politiker aus der CSU, möchten gern an irgendeiner Art ausgleichender Förderung für Familien, die ihre Kinder nicht als hinderlich betrachten, festhalten. Allgemein wird dies als Affront gegen die gesellschaftspolitische Generallinie der totalen Mobilisierung von Müttern für die Zwecke des Arbeitsmarkts gesehen und aus diesem Grund als frauenfeindlich tituliert.

Während die Krippenplätze mit teilweise mehr als 1000 Euro monatlich subventioniert werden, erscheint eine Förderung von 150 Euro pro Monat für verantwortliche Eltern bereits zu hoch, wenn nicht vollkommen überflüssig.

Die Verteidiger des Betreuungsgeldes, darunter der sehr geschätzte Sprecher des Arbeitskreises Engagierter Katholiken, Martin Lohmann (CDU), argumentieren, durch dieses Betreuungsgeld könne echte Wahlfreiheit ein Stückchen näher kommen. Sie verstehen unter echter Wahlfreiheit, dass Fremdbetreuung und familiäre Erziehung gleichermaßen gefördert werden. Dies wäre, selbst wenn das Betreuungsgeld durchgesetzt werden könnte, natürlich nicht der Fall, weil die Förderung von Krippenplätzen um ein Vielfaches höher ist als das Betreuungsgeld. Doch man sieht die vorgeschlagene Familienförderung als einen Schritt in die richtige Richtung.

Betrachtet man die Debatte um das Betreuungsgeld, so scheint auf den ersten Blick ein Kampf zwischen den Verteidigern der traditionellen Familie, die sich selbst um ihre Kinder kümmert und den feministischen Familienzerstören zu toben. Die Parteinahme für den „konservativen“ Flügel der CDU und die CSU liegt damit nahe. Und tatsächlich kann man nicht bestreiten, dass das Betreuungsgeld die familienfeindliche Politik der Regierung immerhin ein wenig abschwächen würde. Die Gerechtigkeitslücke wäre fortan ein kleines bisschen geringer als vorher.

Eine Scheindebatte

Doch worüber diskutieren wir hier eigentlich? Die „konservativen“ Befürworter des Betreuungsgeldes argumentieren, jede Mutter sollte eine unbeschränkte Wahlfreiheit haben, ob sie ihr Kind bereits ab dem ersten Lebensjahr in Fremdbetreuung gibt, und ihr sollten keine Nachteile aus dieser oder jener Entscheidung erwachsen. Diese Position ist fast ebenso unannehmbar, radikal feministisch und vollkommen unvereinbar mit einem „traditionellen Familienbild“ wie die von noch weiter links vorgeschlagene Alternative.

Wir haben es mit einer Scheindebatte zu tun. Beide Seiten der Debatte sind in allen wesentlichen Fragen der Thematik einig. Vollkommen unhinterfragt bleiben die Prämissen des Feminismus und der sexuellen Revolution. Es gilt als selbstverständlich, dass es eine moralisch neutrale Sache der „Wahlfreiheit“ ist, wenn Mütter und Väter ihre Kinder ohne Not an fremde „Betreuer“ abtreten. Es gilt als selbstverständlich, dass eine Förderung von Familien, die sich auch über das dritte Lebensjahr des Kindes hinaus selbst um ihr Kind kümmern wollen, abzulehnen ist.

Doch vor allem bleibt unwidersprochen im Raum stehen, dass Männer und Frauen im Prinzip gleich sind und dieselben gesellschaftlichen Rollen ausfüllen sollten. Dass Männer und Frauen unterschiedlich sind, dass Mütter eine besondere Bindung zu ihren Kindern haben, die mit dem dritten Geburtstag nicht auf magische Weise versiegt, dass die Hauptaufgabe einer Mutter nicht das Scheffeln von Geld, sondern die Erziehung ihrer Kinder ist, und vieles, vieles mehr, wird von allen Seiten der Debatte platt geleugnet oder zumindest verschwiegen.

Die scheinbar entgegengesetzten Seiten sind sich im Wesentlichen einig. Die Frau ist das Herz der Familie, um in das Bild von Papst Pius XI. aus seiner unverzichtbaren Enzyklika Casti Connubii zu gebrauchen. Die wesentliche Aufgabe des Feminismus besteht darin, die Familie zu zerstören, indem ihr das Herz herausgerissen wird. Diesen Feminismus teilen beide Seiten der Debatte. Solange keine Debatte über den Feminismus als solchen angestoßen wird, werden alle kleinen Auseinandersetzungen über die zunehmende Verstaatlichung der Kindererziehung vollkommen fruchtlos bleiben, selbst wenn sie von den feministischen Mainstream-Medien zu apokalyptischen Dimensionen aufgeblasen werden.

Der Streit um das Betreuungsgeld tobt zwischen der sozialistischen und der liberalistischen Geschmacksrichtung des Feminismus. Die Sozialisten (worunter faktisch alle Parteien im deutschen Bundestag mehrheitlich fallen dürften) möchten die Kindererziehung vollkommen verstaatlichen und sehen jede Familie generell mit Argwohn, solange sie ihre Kinder nicht an das Kollektiv abgibt. Die Liberalisten (darunter der „konservative“ Flügel von CDU und CSU und die meisten deutschen Bischöfe) sind ebenfalls der Meinung, dass die Frau ins Büro gehört, und nicht zu ihren Kindern. Deswegen sehen sie die Förderung der Fremdbetreuung und damit der Doppelverdienerpaare uneingeschränkt positiv. Doch sie möchten, dass ganz liberal, ganz freiheitlich, auch andere „Familienformen“ oder „Lebensstile“ möglich sind, und befürworten daher auch das „Betreuungsgeld“.

Wir lassen nun die verschiedenen Strömungen des radikalen Feminismus wieder ihren medial hochgejubelten Bruderkämpfen nachgehen, und schließen mit einem Wort des Papstes Pius XI. zur sogenannten „Emanzipation“ der Frau aus seiner bereits zitierten Enzyklika Casti Connubii:

Alle diese nun, die so den Glanz der ehelichen Treue und Keuschheit zu verdunkeln trachten, sind es auch, die als Lehrer des Irrtums den treuen und ehrenvollen Gehorsam der Frau gegen den Mann gern erschüttern möchten. Einige Verwegene gehen noch weiter und bezeichnen diesen Gehorsam als eine entwürdigende Versklavung des einen Eheteils durch den andern. Beide Gatten, sagen sie, besäßen völlig gleiche Rechte. Da diese Ebenbürtigkeit durch die Sklaverei des einen Teiles verletzt werde, so rühmen sie sich stolz, eine Befreiung der Frau vollzogen zu haben, oder fordern, daß sie in Bälde vollzogen werde. Je nachdem es sich bei dieser Befreiung um die Leitung der häuslichen Gemeinschaft oder die Vermögensverwaltung oder die Verhütung bzw. Tötung neuen Lebens handelt, unterscheiden sie eine dreifache Emanzipation: eine soziale, wirtschaftliche, physiologische. Die physiologische Emanzipation verstehen sie dahin, daß es der Frau völlig frei stehen soll, die mit dem Beruf der Gattin und Mutter verknüpften natürlichen Lasten von sich fernzuhalten (daß dies keine Befreiung, sondern ein ruchloser Frevel ist, haben Wir schon zur Genüge dargelegt). Die wirtschaftliche Emanzipation soll der Frau das Recht bringen, ohne Vorwissen und gegen den Willen des Mannes ihr eigenes Gewerbe zu haben, ihre Angelegenheiten und Geschäfte selbst zu betreiben, selbst die Verwaltung in Händen zu halten, gleichgültig, was dabei aus Kindern, Gatten und der ganzen Familie wird. Die soziale Emanzipation endlich will die Frau dem engen Kreis der häuslichen Pflichten und Sorgen für Kinder und Familie entheben, um sie freizumachen für ihre angeborenen Neigungen, damit sie sich anderen Berufen und Ämtern, auch solchen des öffentlichen Lebens widmen kann.

Aber das ist keine wirkliche Befreiung der Frau; sie enthält nicht jene der Vernunft entsprechende und gebührende Freiheit, wie sie die hehre Aufgabe der Frau und Gattin fordert. Sie ist eher eine Entartung des weiblichen Empfindens und der Mutterwürde, eine Umkehrung der ganzen Familienordnung, so daß der Gatte der Gattin, die Kinder der Mutter, die ganze Familie und Hausgemeinschaft der stets wachsamen Hüterin und Wächterin beraubt werden. Diese falsche Freiheit und unnatürliche Gleichstellung mit dem Manne wird sich zum eigenen Verderben der Frau auswirken; denn wenn sie einmal von der Höhe und dem Thron herabsteigt, zu dem sie innerhalb der Familie durch das Evangelium erhoben wurde, wird sie bald (vielleicht weniger dem äußeren Schein nach, wohl aber in Wirklichkeit) in die frühere Sklavenstellung zurückgedrängt und wie im Heidentum zu einem bloßen Werkzeug des Mannes werden.

Jene Rechtsgleichheit aber, die hier in so übertriebener Weise beansprucht wird, besteht hinsichtlich der Persönlichkeitsrechte und der Menschenwürde und in dem, was dem Vertrag entspringt und der Ehe eigentümlich ist; hierin erfreuen sich in der Tat beide Gatten gleicher Rechte und haben gleiche Pflichten, in den übrigen Dingen aber muß eine gewisse Ungleichheit und Abstufung herrschen, wie sie das Familienwohl und die notwendige Einheit und Festigkeit der häuslichen Gemeinschaft und Ordnung fordern.

Bischof Tebartz-van Elst zu Ehe und Familie (Teil 2 von 2)

Wir hatten gestern den ersten Teil eines Interviews der WELT mit dem Bischof von Limburg Franz-Peter Tebartz-van Elst kommentiert. Hier folgt nun der zweite Teil, in dem es unter anderem um das Lebensrecht, künstliche Befruchtung, PID, die „Homo-Ehe“, und den Begriff der „christlichen Leitkultur“ geht.

Welt Online: Was die Weitergabe des Lebens betrifft, so will die Bundesfamilienministerin die künstliche Befruchtung wieder stärker bezuschussen. (Kinder für die Rente, wie schon beim Krippenwahn)

Tebartz-van Elst: Es ist schon erstaunlich, dass Formen des medizinisch-technischen Eingriffs in die Weitergabe des Lebens relativ schnell und unbedenklich seitens des Staates unterstützt werden sollen. (Erstaunlich? Eigentlich ist es, gegeben die derzeit mit stillschweigender Unterstützung der Bischöfe herrschende Ideologie der Kultur des Todes, ganz logisch.)  Statt den vielen Familien zu helfen, im Alltag Familie zu leben und ihre Kinder zu verantwortlichen und selbstständigen Menschen zu erziehen, werden spektakuläre Einzelmaßnahmen (keine moralische Bewertung dieser spektakulären Einzelmaßnahmen?) als Familienförderung angepriesen.

Bei der Initiative wird allerdings nur von den Kosten der medizinischen Durchführung gesprochen und nicht von der medizinisch-psychologischen Betreuung von Familien, die den seelisch und körperlich belastenden Weg einer künstlichen Befruchtung einschlagen. Die Schwere des Eingriffs wird bagatellisiert. (Der Einwand gegen die regelmäßig Menschen im embryonalen Lebensstadium tötende künstliche Befruchtung ist also mal wieder einer angeblich fehlender „psychologischer Betreuung“. Auch auf diese Art von „Unterstützung“ der Kultur des Lebens kann man gern verzichten. Wer solche Freunde hat….)

Wie bei der Entscheidung für die Präimplantationsdiagnostik, die PID, wird eines deutlich: Es geht nicht um den absoluten Wert des Lebens (richtig. Darum ging es Ihnen die ganze Zeit auch nicht gerade, Exzellenz. Immerhin kommen Sie am Ende noch kurz auf diesen absolut zentralen Punkt.) oder um einen würdevollen Umgang auch mit den eigenen Grenzen, sondern um Interessen und Präferenzen. Der Gesamtzusammenhang des menschlichen Lebens, die, wie Papst Benedikt XVI. es ausdrückt, „Ökologie des Menschen“, gerät dabei aus dem Blick. (Ja, das tut er. Selbst bei Bischöfen.)

Welt Online: Wie bewerten Sie die Bundestagsabstimmung über die PID? (Vermutlich war sie irgendwie psychologisch belastend für irgendjemanden oder so…)

Tebartz-van Elst: Ich bin erschrocken (erschrocken!) darüber, wie sie ausgegangen ist. Leben ist immer ein absoluter Wert. (Jetzt plötzlich? Schön zu hören. Wo sind die Taten?) Wenn man anfängt, diesen zu relativieren, gerät man in Widersprüche – das haben wir bei der Abtreibungsproblematik bitter erkennen müssen. (Haben wir? Hat sich die Kirche je wirklich gegen den oft staatlich finanzierten Mord an Millionen unschuldiger Kinder gewehrt? Hat sie ihn nicht durch die schändliche Ausstellung von Darf-Scheinen über viele Jahre praktisch gefördert?)

Welt Online: Apropos Abtreibung. Das Bundesverfassungsgericht trug Mitte der 90er-Jahre dem Gesetzgeber auf, die Praxis des Paragrafen 218 nach einiger Zeit zu überprüfen. Das ist bis heute nicht geschehen – warum? (Jetzt kommt einmal eine schöne Antwort:)

Tebartz-van Elst: Dass das Gericht sein Urteil bisher nicht wieder in Erinnerung gebracht hat und es politisch bislang nicht wieder aufgegriffen wurde, ist ein Indikator. Es zeigt sich, und das sehen wir nicht nur in diesem Zusammenhang, dass sich auch in der Rechtsprechung gesellschaftliche Veränderungen widerspiegeln. (Genau. Es ist eine Illusion zu glauben, das Recht sei das Recht. Gesetze werden immer so angewendet und ausgelegt, wie es den Machthabern gefällt. Es gibt keine wirklichen „unveräußerlichen“ Grundrechte im Grundgesetz, weil Texte eben geduldig sind. Sie ertragen jede Auslegung. Was übrigens den Protestantismus mit seiner sola scriptura-Lehre restlos widerlegt, aber das nur am Rande…)

Wo es noch vor wenigen Jahren einen offensichtlichen Wertekonsens gab (wo war er? Blicken wir zurück, so sehen wir im 20. Jahrhundert bis 1945 eine massenmörderische Gesellschaft und spätestens ab 1970 wieder. Die Zeit dazwischen käme womöglich in Frage, war aber nur eine kurze Übergangsphase zwischen zwei mörderischen Generationen, die in Gänze den Sinn der Moderne verstanden haben), stellt sich die Situation heute disparater dar . Das bereitet mir Sorge. Gerade, wenn es um den Lebensschutz geht. (nein, sie ist heute uniform, nicht disparat. Es gibt keine gesellschaftlich wahrnehmbaren Lebensschützer mehr.)

Welt Online: Ist das nicht ein Indiz für eine nachlassende Prägekraft des Christlichen? (Ja, das ist es. Die deutsche Gesellschaft als christlich zu bezeichnen ist Etikettenschwindel. Wir haben eine stark von okkulten und esoterischen Praktiken geprägte neuheidnische, selbstvergötternde Gesellschaft, kurz eine moderne Gesellschaft)

Tebartz-van Elst: Dass manches kontrastierend zu dieser Welt erscheint, hat stets zur Verkündigung des Glaubens gehört. (Hat es? Bisher war eher die haltlose Anpassung an die Welt und ihren Fürsten charakteristisch für die Arbeit der Bischöfe. Es wäre schön, wenn sich das mit Ihnen änderte, Exzellenz!) Es ist meine Aufgabe als Familienbischof, dafür Sorge zu tragen, dass wir unser Verständnis von Ehe und Familie deutlicher herausstellen. (Da können wir ja vielleicht noch einige klare Worte in Zukunft erwarten. Aber bitte klarer als dieses Interview, sonst ist das alles ziemlich sinnlos.)

Unsere Aufgabe besteht darin, all jenen eine größere Unterstützung und Lobby zu geben, die sich für dieses Verständnis entscheiden und damit die ausdrückliche Bereitschaft, Kindern das Leben zu schenken, leben. (Werden wir ja sehen.)

Welt Online: Bedrückt es Sie, dass heute offener als noch vor zehn Jahren von Homo-Ehe gesprochen wird? (Mich nicht. So wird die Absicht der Ideologen besser sichtbar für die extrem wenigen, die es sehen wollen.)

Tebartz-van Elst: Der Begriff ist sehr problematisch. Als katholische Kirche (wieder eine Sonderlehre? Oder wieder der Versuch, sich vor dem barbarischen Wutanfall der Homo-Ideologen zu schützen, der immer kommt, wenn jemand einen Wahrheitsanspruch in dieser Frage erhebt, wie Bischof Overbeck zu seinem Leidwesen vor einigen Jahren hat erfahren müssen?) können wir nicht teilen, was damit gemeint ist. Gott hat Mann und Frau füreinander geschaffen, aus ihrer lebenslangen Verbindung in Liebe und Treue erwächst Nachkommenschaft. An dieser Schöpfungswirklichkeit können und dürfen wir nicht vorbeigehen. (Richtig. Aber wer ist mit „wir“ gemeint? Die katholische Kirche? Die deutsche Gesellschaft vertreten durch die staatliche Rechtsordnung? Etwas mehr Klarheit wäre hier vonnöten.)

So sehr jedem homosexuell veranlagten Menschen persönlicher Respekt gebührt, so wenig darf das christliche Verständnis von Ehe und Familie dadurch relativiert werden. (Korrekt. Aber es bleibt dabei: Ehe und Familie sind keine christlichen Sonderlehren. Es sind aus der natürlichen Vernunft ableitbare ethische Wahrheiten, die hinter dem christlichen Verständnis von Ehe und Familie stehen.)

Welt Online: Damit finden Sie wenig Gehör.

Tebartz-van Elst: Es entspricht der Schöpfungswirklichkeit, dass Kinder ihre Eltern als Mutter und Vater erleben. Für eine gesunde psychische Entwicklung und Orientierung brauchen Kinder die Begegnung mit Frau und Mann als Mutter und Vater. (Das Wesen der Frau ist Mutterschaft; das Wesen des Mannes Vaterschaft. Mutter und Vater sind nicht „Rollen“, die manche Menschen eben annehmen, und manche nicht, sondern sie sind das, was Frau und Mann ausmacht, was sie zu einem erforderlichen Teil der Schöpfungsordnung macht. Natürlich gibt es auch zu geistlicher Mutter- oder Vaterschaft berufene Menschen, etwa Priester, Ordensleute, aber auch Menschen, die geistliche Mutter- oder Vaterschaft außerhalb dieser Stände leben. Beides ist möglich, legitim und sogar großartig. Aber Mutterschaft gehört zu jeder Frau und ist keine Option. Vaterschaft gehört zu jedem Mann und ist keine Option. Auflehnung gegen Mutterschaft als solche oder Vaterschaft als solche ist zugleich Auflehnung gegen die natürliche Schöpfungsordnung und das natürliche moralische Gesetz, das aus ihr entspringt – und damit Auflehnung gegen den Herrn und Schöpfer selbst, sprich das Bekenntnis „non serviam“.) Wenn diese natürliche Verbindung nicht mehr erlebt, garantiert und akzeptiert wird, hat dies gravierende Auswirkungen auf die seelische Entwicklung eines Menschen. (Seelische Entwicklung? Geht es hier wieder um psychologische Betreuung, wie weiter oben, oder hat der Bischof einen christlichen Seelenbegriff im Kopf, und spricht hier durch die Hintertür von der ewigen Verdammnis, die ja in gewissem Sinn auch eine „seelische“ Entwicklung ist.)

Welt Online: Hat die Kirche in der Auseinandersetzung über die Homo-Ehe einen Kampf verloren? (Nein. Sie hat ihn nicht geführt.)

Tebartz-van Elst: Ich bin überzeugt, dass die Gesellschaft unser Zeugnis braucht, weil wir darauf aufmerksam machen, was verloren geht, wenn Ehe und Familie nicht mehr so geschützt werden, wie es die Mütter und Väter des Grundgesetzes festgelegt haben. (Man gewinnt den Eindruck, der Bischof von Limburg sei Jurist und kein Theologe. Seine ständigen Berufungen auf das Grundgesetz sind schön und gut – aus den genannten Gründen praktisch nostalgischer Natur, aber immerhin war das Grundgesetz, solange es noch praktische Bedeutung besaß, ein gutes Verfassungswerk.) Mit großem Erfolg für unser Gemeinwesen sahen sie die Familie als Keimzelle der Gesellschaft.

Deshalb (nein, nicht deshalb – das wäre auch so, wenn es nicht im Grundgesetz stünde…) ist der Ehe von Mann und Frau eine unverwechselbare Priorität zu geben, um es noch deutlicher zu sagen: ihr Alleinstellungsmerkmal zu stärken. (So weit, so gut. Wie wollen wir das „Alleinstellungsmerkmal stärken“? Ist das eine Forderung nach der Abschaffung der ebenso eheähnlichen wie unmoralischen „Eingetragenen Partnerschaft“? Es wäre an der Zeit.)

Welt Online: Vor einem Jahr zeigten Sie sich skeptisch gegenüber der Einschätzung des Bundespräsidenten, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Sehen Sie aber in ethischen Fragen nicht Übereinstimmungen zwischen Christen und Muslimen?

Tebartz-van Elst: Durchaus. Denken Sie an die Stellung von Ehe und Familie (etwa bei der Polygamie, bei der Verstoßung der Frau durch den Mann usw. Eindeutige Gemeinsamkeiten…) , die Bewahrung der Schöpfung, den Schutz des Lebens (etwa Ehrenmorde, Selbstmordattentate…) . Da sind wir nahe beieinander. (Eindeutig. Das haben wir gesehen.) Das hat sich beispielsweise in der Diskussion um die PID gezeigt. (Ja, es gibt wirklich Gemeinsamkeiten. Man verstehe mich nicht falsch. Ich bin auch der Meinung, die Gemeinsamkeiten sollten herausgestellt werden – aber nicht ohne auch auf die Unterschiede in ethischer Hinsicht zu verweisen.)

Welt Online: Wo sind die Differenzen?

Tebartz-van Elst: Eindeutig dort, wo es um Glaubensfragen geht. Wo wir als Christen in Jesus Christus die unüberbietbare Selbstmitteilung Gottes (ich hatte gedacht, er sei „der Sohn Gottes“, nicht die „unüberbietbare Selbstmitteilung“ – ich habe jedenfalls bei meinem Übertritt das Credo bekannt und dort war vom Sohn und nicht von der Selbstmitteilung die Rede. Ich kann mich aber auch verhört haben…) begreifen und bekennen, kommen der Zuspruch und der Anspruch des Evangeliums zur Geltung. Europa ist ein Kontinent, der wesentlich geprägt ist von der Botschaft des Evangeliums. (Jetzt muss der Bischof noch die Vergangenheitsform meistern. Der Kontinent WAR geprägt vom Christentum. Diese längst verblichene Religion hat heute keinen wahrnehmbaren Einfluss mehr auf den Kontinent, zumal ihre offiziellen Vertreter sich mehrheitlich nicht mehr offen und klar zu ihren Lehren bekennen, sondern sich hinter Zeitgeistfloskeln verstecken – von Ausnahmen wie dem Bischof von Limburg mal abgesehen.)

Welt Online: Sie haben von einer christlichen Leitkultur gesprochen …

Tebartz-van Elst: …was nicht heißen soll, dass andere Kulturen bei uns keinen Platz haben. (Natürlich nicht. Der Multikulturalismus ist schließlich Teil der Ersatzreligion, die wir alle angenommen haben! Das bloß noch als kulturelles Bindemittel verstandene Christentum, das Breivik-Christentum, ist eher Problem als Lösung. Das weiß der Bischof auch – für ihn ist das Christentum nicht bloß ein kulturelles Phänomen. Aber es wird trotzdem reflexartig suggeriert.) Es geht mir um etwas anderes. Ich möchte daran erinnern, was in unserer Gesellschaft vom Geist des Christentums geprägt worden ist. (Hier ist die Vergangenheitsform. Sie IST GEPRÄGT WORDEN. Sie wird es nicht mehr.) Werte und Haltungen kommen aus dem Gottes- und Menschenbild des Evangeliums und sind durch die christliche Prägung des Kontinents so sehr zum Allgemeingut unseres Denkens geworden, dass wir sie nicht mehr ausdrücklich als christlich identifizieren. (Wenn der Bischof sich auf Konzepte bezieht, die durch die protestantische Häresie und die selbsternannte „Aufklärung“ aus ihrem angemessenen Kontext gerissen und dadurch pervertiert wurden, dann hat er zwar Recht, aber an solchen ideologisierten und aus ihrem Kontext gerissenen Ideen ist wenig Bewahrenswertes zu finden. Was für Ideen meint er also?)

Welt Online: Zum Beispiel?

Tebartz-van Elst: Rechtsprechung, Rechtsstaatlichkeit und Rechtsauffassung verdanken sich dem christlichen Menschenbild. Unser Grundgesetz beruft sich ausdrücklich auf dieses Fundament und lässt sich nicht anders verstehen. (Ja, das ist ganz schön. Vermutlich werden Konzepte wie Rechtsstaatlichkeit auch wieder verschwinden, wenn noch einige Generationen aggressiver Entchristlichung durch Wirtschaft, Politik, Medien und Bildungsestablishment vergangen sind. Oder wenn man, um etwas scherzhaft zu schließen, im allumfassenden „Kampf gegen Rechts“ auch diese drei „Rechts“-Konzepte bald als Gefahr für die Demokratie ansieht.)

Zusammenfassend ist nicht zu leugnen, dass es zuweilen eine Wohltat sein kann, einen Bischof zu hören, der tatsächlich nicht vor der Lehre der Kirche wegläuft. Nirgendwo leugnet Bischof Tebartz-van Elst ein Dogma oder agitiert gegen Rom und den Heiligen Vater. Dafür ist ihm zu danken. Doch was er sagt, ist dermaßen vorsichtig und brav im gemäßigt-konservativen Bürgertum zu verorten, es ist so zögerlich, so zaudernd. Es ist alles weitgehend richtig, aber es fehlt die Konsequenz, die Klarheit und Deutlichkeit, die die Päpste in den unten Enzykliken immer an den Tag gelegt haben, weshalb ich nicht umhin kann, sie dem Leser erneut anzuempfehlen.

Wir Katholiken sind heute die Gegenkultur, wir sind heute die Rebellen gegen das Establishment – die Lage ist dieselbe wie in den 50er-Jahren, nur genau umgekehrt. Damals gab es eine Rebellion gegen eine zumindest teilweise noch christlich geprägte Gesellschaft. Heute kann es nur noch eine Rebellion geben: Und das ist die Rebellion des wahren Glaubens. Alles andere ist langweilig, abgestanden, öde. Das sollte sich auch an unserem Verhalten zeigen. Wir stehen aktiv gegen die heutige Mehrheitskultur der Moderne, wir stehen gegen alle ihre Verirrungen und Verwirrungen. Eine Verständigung wünschen wir dringend – in Form einer Kapitulation der Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft vor ihrem Erlöser Jesus Christus.Nicht aber in Form eines faulen Kompromisses.

Was sagen die Päpste zu dem Thema? Eine Auswahl wesentlicher Enzykliken zu den Themen Ehe, Familie, Sexualität, Kinder und Jugend, sowie zum grundlegenden Gedankengut der katholischen Soziallehre:

Rerum Novarum (Soziallehre allgemein, Leo XIII.) – Generell zur Lektüre zu empfehlen, besonders jenen, die sich öffentlich zu Äußerungen zur katholischen Soziallehre berufen fühlen, darunter Kardinal Marx.

Arcanum Divinum Sapientiae (Christliche Ehe, Leo XIII.)

Divini Illius Magistri (Erziehung der Jugend, Pius XI.)

Casti Connubii (Christliche Ehe, Pius XI. – Absolut wesentliche Grundlagenenzyklika, die jeder Katholik kennen und verinnerlichen sollte, bevor er sich zu diesem Thema öffentlich vorwagt!)

Humanae Vitae (Sexualität und Fortpflanzung, Paul VI. – Ebenfalls wesentlich und grundlegend.)

Bischof Tebartz-van Elst zu Ehe und Familie (Teil 1 von 2)

Die katholische Kirche in Deutschland hat in den letzten gut 40 Jahren gesellschaftspolitisch weitgehend stillgehalten. Ob Verhütung, Abtreibung, Zerstörung der traditionellen Familie, Feminismus und Gender Mainstreaming, Homo-Ehe, Künstliche Befruchtung, PID und zunehmend auch Euthanasie – die Revolution der letzten gut 40 Jahre ist selten anders als mit Schulterzucken, Gleichgültigkeit und einzelne, selbst innerhalb der Kirche marginalisierte unerschrockene Wortmeldungen begleitet worden. Durch die stillschweigende Duldung, die mit der Reaktion auf Humanae Vitae und in der Frage der zur Tötung der Unschuldigen berechtigenden Beratungsscheine teilweise gar in direkte Unterstützung der vom Seligen Papst Johannes Paul II. so benannten „Kultur des Todes“ ausgeartet ist, war hierzulande die einzige ernstzunehmende Opposition verstummt. In Deutschland wurde die Kirche wie in den meisten anderen westlichen Ländern natürlich immer noch diffus als Hüterin des Lebensrechts, der natürlichen Familie und des natürlichen Todes wahrgenommen und entsprechend diffamiert – doch die Bischöfe taten sehr wenig, um diesen diffusen Ruf mit Leben, Inhalt und vor allem Argumenten zu füllen. Eine Situation, die auf Gemeindeebene, von einigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen, wenn überhaupt noch schlimmer aussah.

Und mehr noch, eine Situation, die sich bis heute nicht geändert hat, auch wenn mit Bischof Tebartz-van Elst aus Limburg als Familienbischof mal wieder ein Hirte den Mund zu solchen Fragen öffnet, und vor der Lehre der Kirche nicht davonläuft. Im Folgenden das WELT-Interview mit dem Bischof von Limburg vom 5. Dezember präsentiert und wie üblich in rot kommentiert.

Welt Online: Der Streit über das Betreuungsgeld für Eltern gleicht einem Glaubenskampf. Wie steht der katholische Familienbischof dazu? (Schon dass man diese Frage überhaupt stellen muss, sagt uns viel über das angstvolle Schweigen seitens des deutschen Episkopats.)

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst: Aus Sicht der Kirche begrüße ich alle Initiativen, die den Erziehungsauftrag der Eltern unterstützen. Wo Eltern in der Lage sind, ihren Kindern in den ersten drei Lebensjahren (warum nur in den ersten drei Jahren? Warum die Anpassung an die Kindergartenmentalität? Ist die „Selbstverwirklichung“ der Eltern danach erste Priorität für den „Familienbischof“? Warum nutzt man nicht die Gelegenheit zu deutlichen Aussagen über Grundsatzfragen?) all das zu geben, was der seelischen und leiblichen Entwicklung des Kindes dient, sollte der Staat dies unbedingt fördern – auch um das Bewusstsein wachzuhalten, dass eine verlässliche Mutter-Kind- und Eltern-Kind-Beziehung nicht adäquat durch andere Einrichtungen ersetzt werden kann. (Das ist soweit richtig. Aber das trifft auf das vierte, fünfte, sechste… Lebensjahr genauso zu. Auch dass Eltern ihre Kinder in Kindergärten abladen, um nicht mehr von ihnen behindert zu werden, während sie ihren erlauchten Selbstverwirklichungsträumen nachhechten, ist nicht gerade eine löbliche Entwicklung. Zumal Kinder in Kindergärten heutzutage generell nicht gerade im christlichen Geiste erzogen werden, selbst in sogenannten katholischen Kindergärten.)

Welt Online: Daraus spricht Skepsis gegenüber Kinderkrippen. (Maria hätte ihren Sohn niemals weggegeben, und Joseph auch nicht. Die heutigen Ablagehalden für Kinder sollten nicht denselben Namen tragen, wie die Krippe, in der das Jesuskind liegt… Ich schlage vor: Kind-Zentralisationslager)

Tebartz-van Elst: Der Erziehungsauftrag der Eltern hat auch nach unserem Grundgesetz unbedingte Priorität. (Ja, nach unserem Grundgesetz ist das so. Welche kindliche Naivität veranlasst den Bischof zu glauben, das Grundgesetz spiele in der heutigen Republik noch irgendeine nicht-antiquarische Rolle? Im Grundgesetz steht auch das Recht auf Leben, das seit Jahrzehnten von allen relevanten politischen Kräften rituell mit Füßen getreten wird. Und spätestens seit dem Knebelvertrag von Lissabon ist die Bundesrepublik ohnehin nur noch von historischem Interesse und faktisch längst eine Sowjetrepublik der EU)

Welt Online: Und wenn Eltern nicht in der Lage sind, diesen Auftrag zu erfüllen?

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Tebartz-van Elst: Wo Eltern dieser Verantwortung nicht angemessen nachkommen können, sind Kinderkrippen immer die zweitbeste Lösung. (Nein. Das wären Großeltern und andere Verwandte. Alternativ könnte ein solches Kind auch per Adoption Eltern gegeben werden, welche tatsächlich ein Interesse an dem Kind entwickeln, und es nicht bloß als Konsumgut sehen. Ein Kind in eine so genannte „Krippe“ zu geben, gerade wenn man bedenkt, was das vorherrschende ideologische Gedankengut ist, das hinter der Krippenidee steht, ist nichts als eine besonders subtile und daher besonders perfide Form der Kindesmisshandlung. Ja, es mag Ausnahmen geben. Doch Krippen apodiktisch als „zweitbeste Lösung“ darzustellen, ist schlicht falsch.)  Zielrichtung aller Bemühungen um das Wohl des Kindes muss deshalb für die Politik die Stärkung der Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung sein.

Welt Online: Was „Familie“ ist, darüber scheint es heute in der Gesellschaft keinen Konsens mehr zu geben. Hat es der Bischof und Theologe leichter mit einer Definition?

Tebartz-van Elst: Theologisch gesehen ist Familie „Kirche im Kleinen“, ecclesiola, Abbild des Bildes Gottes mit den Menschen und Zeichen seiner unwiderruflichen Treue. (Schöne Worte. Teilt das noch ein anderer Bischof so?) Gesellschaftspolitisch betrachtet ist Familie das, was das Grundgesetz definiert: die Keimzelle unseres Gemeinwesens. Beides beschreibt, was Familie bedeutet. (Ja, doch da gibt es noch die Soziallehre der Kirche, die ebenfalls etwas zur Familie sagt, was Bischof Marx, der sich scheinbar zum obersten Soziallehrer der Bischofskonferenz berufen fühlt, gern verschweigt. Ich empfehle die Enzykliken der Päpste zu diesem Thema – Links siehe auf der Seite „Lehre der Kirche“ auf diesem Blog, oder am Ende dieses Artikels.)

Welt Online: Das Begriffspaar Ehe und Familie ist für die Kirche nicht aufzulösen, aber offensichtlich für die Gesellschaft … (Die Säure des Modernismus zerfrisst alles. Sie löst alles auf, selbst die grundlegenden Bausteine der Gesellschaft. Doch damit sägt sich die Gesellschaft den Ast ab, auf dem sie sitzt, solange es ihr nicht gelingt, den fortpflanzungsprozess in Laboratorien zu synthetisieren und damit auch praktisch von der Sexualität zu trennen. Welche Folgen das haben wird, werden wir, falls das System lange genug durchhält, womöglich noch sehen. Ich empfehle Huxleys Brave New World zu dem Thema. Er war zwar Atheist, aber dennoch zuweilen prophetisch.)

Tebartz-van Elst: …und das halte ich für äußerst problematisch. (Problematisch ist eine schwache Formulierung für „absolut katastrophal“) Denn wo, wenn nicht in der Familie, lassen sich die Ausprägung von Personalität, das Erlernen von Solidarität und das Praktizieren von Subsidiarität besser erfahren? (Solidarität und Subsidiarität: Zwei wesentliche Grundsätze der Soziallehre) Zu diesem unverwechselbaren Lebensentwurf von Ehe und Familie kann es deshalb aus christlicher Sicht keine Alternative geben. (Aus christlicher Sicht? Handelt es sich bei Ehe und Familie also um eine Art christliche Sonderlehre, die sich speziell aus der christlichen Offenbarung ergibt? Seltsam, ergibt sich doch nach der naturrechtlichen Ethik das Verständnis von Ehe und Familie, welches auch die Kirche teilt, bereits durch die natürliche Vernunft.)

Welt Online: Sie meinen, mit ihrem Familienbild sei die Kirche up to date. In politischen Debatten sieht sie eher alt aus. (Welche politischen Debatten? Die Kirche schweigt sich weitgehend aus.)

Tebartz-van Elst: Wir sind mit unserem Verständnis von Ehe und Familie up to date, weil junge Menschen sie nach wie vor in ihrer Lebensplanung als erstrebenswert erachten und sie an die erste Stelle setzen. (Sachlich falsch. Sie mögen das in Umfragen behaupten – kostet ja nichts. Aber praktisch haben Ehe und Familie keine normative Bedeutung mehr in der heutigen Gesellschaft der jungen Leute. Klar sagen sie, „Familie“ sei ihnen wichtig – doch Familie ist dann das unverbindliche Zusammenleben einiger Sexualpartner und vielleicht noch die Zeugung von Kindern mit sofortiger Weitergabe an die Krippe, den Kindergarten usw., also ohne Verantwortung und Bindung.) Zahlreiche Umfragen bestätigen diesen Wert. Wer in den persönlichen Beziehungen Zuverlässigkeit und Treue erlebt, der geht mit Veränderung und Brüchen in unserer Gesellschaft zuversichtlicher um. (Ach so, jetzt reduziert der Bischof den Wert der Familie auf das subjektive Erleben von Zuverlässigkeit und Treue, die den Menschen dazu befähigten, mit „Brüchen“ besser umzugehen. Traurig, aber wahr. An solchen Äußerungen, die ja nicht falsch sind, aber unvollständig, sieht man wie sehr selbst die besseren unter den deutschen Hirten dem Zeitgeist des Modernismus anheim gefallen sind. Die natürliche Vernunft wird gar nicht bemüht, religiöse Argumente fehlen ebenfalls, es bleibt ein psychologischer Appell, die Familie sei nötig, um die Brüche der Moderne verarbeiten zu helfen. Sorry, auf ein solches klinisch von christlichen Elementen gereinigtes Familienbild kann ich verzichten.)

Wer sich persönlich gehalten weiß, kann Fragilität im Leben besser ertragen.

Welt Online: Dennoch beginnt sich ein anderes Bild durchzusetzen: Familie ist da, wo Kinder sind. (Ja, zum Beispiel in der Schule, auf Kinderfriedhöfen oder in Krippen…)

Tebartz-van Elst: Dieser Vorstellung von Familie muss ich widersprechen. (Und warum?) Diese Umschreibung bringt nicht zum Ausdruck, was wir als Christen (wieder eine christliche Sonderlehre? Oder versucht der Bischof nur den vielen gleichberechtigten Alternativreligionen nicht auf die Füße zu treten?) unter Ehe und Familie verstehen. Denn mit Ehe und Familie ist wesenhaft (ist das als Äußerung eines Wesensbegriffs im Geiste der traditionellen Philosophie zu verstehen? Wenn ja, sollte man das dann nicht erläutern, um auch die 99,999% der Leser mit einzubeziehen, die den Hl. Thomas nicht gelesen haben? Und wenn nicht, dann ist es bloß eine Leerfloskel.) die Bereitschaft verbunden, Nachkommen das Leben zu schenken und sie auf dem Fundament lebenslanger Treue (wann hat sich die Kirche in Deutschland zuletzt ernsthaft gegen die Scheidung ausgesprochen? Vermag mich nicht daran zu erinnern.) ins Leben zu begleiten. Im christlichen Verständnis sind Kinder ein Geschenk, denn in ihnen nimmt die Liebe der Partner neue Gestalt an.

Die Weitergabe des Lebens gehört für Christen existenziell zum Schöpfungsverständnis. (Für die Bischofskonferenz nach dem Verrat an Humanae Vitae durch die Königssteiner Erklärung gehört die Weitergabe des Lebens wohl eher ins Museum überalterter, fundamentalistischer Irrwege. Wenn Sie das anders sehen, Exzellenz, wo ist dann ihr Einsatz gegen die widernatürliche Verhütungsmentalität?) Ich halte es für außerordentlich problematisch (nur problematisch? Dann ist’s ja nicht so schlimm. Probleme haben wir viele, braucht man sich ja nicht gleich darüber aufzuregen, oder?), wenn sich immer stärker Vorbehalte gegenüber der Weitergabe des Lebens zeigen. (Seit Jahrzehnten dominieren diese Vorbehalte, genährt von wohlwollender Neutralität seitens der deutschen Bischöfe. Es grenzt an Volksverdummung, davon zu sprechen, derartige Vorbehalte „zeigten“ sich derzeit „immer stärker“. Sie sind längst seit Jahrzehnten dominant.)

Wie sehr das christliche Verständnis von Ehe und Familie und die demografische Entwicklung zusammenhängen, macht schon eine Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2004 deutlich: Menschen gaben hier an, deshalb keine Kinder zu bekommen, weil ihnen der richtige, verlässliche Partner fehle, obwohl sie es prinzipiell wollen. (Menschen wollen prinzipiell Kinder – als Konsumgüter. Sie denken an sich und erkennen, dass sie gern Nachwuchs hätten. Das ist der Unterschied zwischen haben und sein. Sie wollen Kinder HABEN, aber nicht Eltern SEIN. Denn Verantwortung? Abstriche von der besinnungslosen Akkumulation lebloser Konsumgegenstände zur Betäubung der inneren seelischen Leere? Nein, danke.)

Soweit der erste Teil des Interviews, samt Kommentar. Der zweite Teil folgt wahrscheinlich morgen.

Bischof Davies zu Eugenik und Holocaust

Der Bischof von Shrewsbury, Marc Davies, hat laut kath.net anlässlich eines britischen Holocaustgedenktags klare Worte zum Thema der Wiederkehr der Eugenik gefunden, und damit eine selten erwähnte Verbindung zwischen der Nazizeit und der teilweise tagesaktuellen politischen Fragestellung nach Wert und Würde des unschuldigen menschlichen Lebens gezogen. Kath.net berichtet:

Seit dem Holocaust hätten Massenmorde und Völkermorde „weiterhin die Geschichte verunstaltet“. Und „wir können nicht vergessen, dass sich die Rückkehr“ der Eugenik „direkt gegen die Ungeborenen und die Schutzlosen richtet, die man ‚lebensunfähig‘ nennt oder die mit dem ‚Gnadentod‘ bedroht werden. Der Kampf gegen das Böse geht weiter“.

Es findet tatsächlich eine Rückkehr der Eugenik statt, vielleicht nicht mehr in der direkten Absicht der Ausrottung von als minderwertig empfundenen Rassen, doch in einer eng verwandten Absicht. Seit Jahren drängen einflussreiche Kräfte in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien auf die Legalisierung der Tötung altersschwacher, schwerkranker und angeblich nicht mehr lebenswerter Menschen, zuerst noch unter dem Deckmäntelchen der Freiwilligkeit. Doch wie freiwillig ist die Handlung eines alten, kranken Menschen, dem gesellschaftlich über Jahre hinweg suggeriert wird, sein Leben sei doch nicht mehr lebenswert? Allein dieses eine Argument fegt schon die jahrelange Propaganda zum Thema restlos hinfort. Was die interessierten Eliten nicht an der weiteren Verschärfung der Propaganda hindert.

Die Vorstellung, Eugenik sei die Domäne der Nazis gewesen, ist im übrigen vollkommen falsch. Eugenik war, gerade unter den fortschrittlichen, modernen Eliten des frühen 20. Jahrhunderts „der letzte Schrei“. Man dürfe, so entschied der amerikanische Supreme Court, sicher kein Hort des Nationalsozialismus, Zwangssterilisierung durchführen, da „drei Generationen von Geistesschwachen genug“ seien. In den üblichen fortschrittlichen Ländern der USA, darunter an erster Stelle Kalifornien, waren diese Methoden besonders beliebt. Es gibt sehr interessante Parallelen zwischen der Arbeit von Margaret Sanger, der Gründerin von Planned Parenthood, in den 1920er Jahren (sie war übrigens gern gesehener Gast beim Ku-Klux-Klan wegen ihrer Haltung zur Entsorgung der angeblich minderwertigen Schwarzen) und der Arbeit der von ihr gegründeten Organisation bis heute. Verhütung, Sterilisierung, Abtreibung, Euthanasie, wenn möglich freiwillig, wenn nötig auch zwangsweise, immer aber in süßliche Lügen eingekleidet, um das Volk über die wahren Absichten zu täuschen – das war damals das Programm, und das ist es bis heute.

So gehört eine zumindest wohlwollende Neutralität gegenüber der zwangsweisen Bevölkerungskontrolle mittels Abtreibungen durch die chinesische Ein-Kind-Politik unter einflussreichen Eliten in der westlichen Welt mehr oder weniger zum guten Ton. Abtreibung, Verhütung und Sterilisierung gelten schon fast als Grundrechte, und die Euthanasie wird gerade wieder hoffähig gemacht.

Damals ging es oft gegen „minderwertige“ Völker – man wollte die „minderwertigen“ Rassen auslöschen oder zumindest an der Fortpflanzung hindern, um die (in der Regel weiße) Herrenrasse zu fördern. Selbstverständlich zum Wohl der ganzen Menschheit, wurden doch dem Weißen allein die für Zivilisation und Fortschritt notwendigen Qualitäten zugeschrieben.

Heute ist man weniger differenziert. Es geht gegen alle Völker, in der Regel im Namen des Umweltschutzes. Der vom Menschen verursachte Klimawandel wird dazu gern als Vorwand benutzt. Weniger Menschen heißt nach dieser Ideologie auch weniger gefährliche Emissionen, und damit eine gesündere Umwelt. Nur bitte nicht den eigenen Luxus in Frage stellen, denn mit einer bescheideneren Lebensweise der Menschen wäre auch Platz für alle auf der Erde, aber darüber darf man ja nicht sprechen. Zuweilen wird zusätzlich zu dem Umweltargument auch noch von der Befreiung der Frau aus den Fesseln der Mutterrolle angesprochen, die bekanntlich ebenfalls eine sehr hohe Priorität unter westlichen Eliten einnimmt – im Namen der „Gleichstellung“ oder des „Gender Mainstreaming“, welches sowohl von der UNO als auch von der EU als wesentliches Ziel anerkannt und Entwicklungsländern aufgezwungen wird und die aggressive Unterstützung fast aller westlichen Staaten findet. Auch hier gilt natürlich: Weniger Kinder heißt weniger Belastung durch Kinder – also mehr „Freiheit“ für Frauen und Männer zu tun und zu lassen was sie wollen.

Die konkreten Motivationen mögen sich der Zeit anpassen – die Methoden tun es nicht, und sie sind genauso verwerflich wie damals. Auch wenn die heutigen Protagonisten nicht zum Ku-Klux-Klan gehen oder widerliche Schnurrbärte tragen.

Es ist schön, dass diese offensichtliche Parallele auch einmal von einem Bischof erkannt und angesprochen wird.

Schade, dass die deutschen Bischöfe lieber durch ihr Verhalten stillschweigende Zustimmung zur wachsenden Kultur des Todes (wie dies der Selige Johannes Paul II. formuliert hat) signalisieren, statt ihren verbleibenden Einfluss zu energischem Kampf für Wert und Würde aller Menschen, vom Moment der Zeugung bis zum natürlichen Tod, zu nutzen.

Die Gleichheit der Geschlechtslosigkeit

The Equality of Sexlessness

G. K. Chesterton


In almost all the modern opinions of women it is curious to observe how many lies have to be assumed before a case can be made. A young lady flies from England to Australia; another wins an air race; a Duchess creates a speed record in reaching India; others win motoring trophies; and now the King’s prize for marksmanship has gone to a woman. All of which is very interesting and possibly praiseworthy as means of spending one’s leisure time; and if it were left to that, even if no more were added than the perfectly plain fact that such feats could not have been achieved by their mothers and grandmothers, we would be content to doff our hats to the ladies with all courtesy and respect which courage, endurance and ability have always rightly demanded.

But it is not left to that; and considerably more is added. It is suggested, for example, that the tasks were beyond the mothers and grandmothers, nor for the very obvious reason that they had no motorcars and airplanes in which to amuse their leisure hours, but because women were then enslaved by the convention of natural inferiority to man. Those days, we are told, „in which women were held incapable of positive social achievements are gone forever.“ It does not seem to have occurred to this critic that the very fact of being a mother or grandmother indicates a certain positive social achievement; the achievement of which, indeed, probably left little leisure for travelling airily about the hemispheres. The same critic goes on to state, with all the solemn emphasis of profound thought, that „the important thing is not that women are the same as men — that is a fallacy — but that they are just as valuable to society as men. Equality of citizenship means that there are twice as many heads to solve present-day problems as there were to solve the problems of the past. And two heads are better than one.“ And the dreadful proof of the modern collapse of all that was meant by man and wife and the family council, is that this sort of imbecility can be taken seriously.

The London Times, in a studied leading article, points out that the first emancipators of women (whoever they were) had no idea what lay in store for future generations. „Could they have foreseen it they might have disarmed much opposition by pointing to the possibilities, not only of freedom, but of equality and fraternity also.“

And we ask, what does it all mean? What in the name of all that is graceful and dignified does fraternity with women mean? What nonsense, or worse, is indicated by the freedom and equality of the sexes?

We mean something quite definite when we speak of a man being a little free with the ladies. What definite freedom is meant when the freedom of women is proposed? If it merely means the right to free opinions, the right to vote independently of fathers and husbands, what possible connection does it have with the freedom to fly to Australia or score bulls-eyes at Bisley? If it means, as we fear it does, freedom from responsibility of managing a home and a family, an equal right with men in business and social careers, at the expense of home and family, then such progress we can only call progressive deterioration.

And for men too, there is, according to a famous authoress, a hope of freedom. Men are beginning to revolt, we are told, against the old tribal custom of desiring fatherhood. The male is casting off the shackles of being a creator and a man. When all are sexless there will be equality. There will be no women and no men. There will be but a fraternity, free and equal. The only consoling thought is that it will endure but for one generation.

–From GK’s Weekly, July 26, 1930

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Übersetzung: (Es handelt sich um einen groben Übertrag aus dem Englischen, keine geschliffene, literarisch wertvolle Arbeit. Die Übersetzung stammt von Catocon.)

Die Gleichheit der Geschlechtslosigkeit

Bei fast allen modernen Meinungen über Frauen ist es sonderbar, wie viele Lügen man annehmen muss, bevor eine [sinnvolle] These aufgestellt werden kann. Eine junge Dame fliegt von England nach Australien; eine andere gewinnt ein Wettfliegen, eine Herzogin stellt einen Geschwindigkeitsrekord nach Indien auf, andere gewinnen Preise im Motorsport; und jetzt hat eine Frau den Schützenpreis des Königs gewonnen. Was alles sehr interessant und womöglich löblich als Freizeitbeschäftigung ist; und wenn es dabei bliebe, selbst wenn man nicht mehr hinzufügte als die ganz klare Tatsache, dass solche Leistungen nicht von ihren Müttern und Großmüttern hätten vollbracht werden können, wären wir zufrieden, unsere Hüte höflich und respektvoll für die Damen zu lüften, was Mut, Ausdauer und Fähigkeit immer zurecht verlangt haben.

Aber man lässt es nicht dabei und es wird noch einiges mehr hinzugefügt. Es wird zum Beispiel suggeriert, diese Leistungen überstiegen die Fähigkeiten der Mütter und Großmütter nicht aus dem sehr offensichtlichen Grund, dass sie keine Automobile und Flugzeuge hatten, mit denen sie ihre Freizeit verbringen konnten, sondern weil Frauen damals durch die Konvention natürlicher Unterlegenheit gegenüber dem Mann versklavt gewesen seien. Diese Tage, von denen man uns sagt, „Frauen wären als nicht zu positiven gesellschaftlichen Leistungen fähig angesehen worden“, seien für immer vorbei. Es scheint diesem Kritiker nicht aufgefallen zu sein, dass die bloße Tatsache eine Mutter oder Großmutter zu sein, bereits eine gewisse positive gesellschaftliche Leistung darstellt; deren Erreichen tätsächlich wohl wenig Freizeit für das luftige Reisen durch die Hemisphären gelassen hat. Derselbe Kritiker sagt weiter, mit aller feierlichen Betonung profunden Denkens, „das Wichtige ist nicht, dass Frauen und Männer gleich seien – das ist ein Irrtum – sondern dass sie für die Gesellschaft genauso wertvoll sind wie Männer. Bürgerliche Gleichheit bedeutet, dass es doppelt so viele Köpfe gibt, um heutige Probleme zu lösen, als um die Probleme der Vergangenheit zu lösen. Und zwei Köpfe sind besser als einer.“ Und der grauenhafte Beweis des modernen Zusammenbruchs von allem, was bei Ehemann und Ehefrau und dem Familienrat gemeint war, ist das diese Art Blödsinn ernst genommen werden kann.

Die Londoner Times macht darauf aufmerksam, dass die ersten Emanzipatoren der Frauen (wer auch immer sie waren) keine Vorstellung von dem hatten, was zukünftigen Generationen bevorstand. „Hätten sie vorhersehen können, dass sie viel Widerstand hätten entwaffnen können, allein durch Verweis auf die Möglichkeiten nicht nur der Freiheit, sondern auch der Gleichheit und Brüderlichkeit?“

Und wir fragen, was bedeutet das alles? Was, im Namen alles Holden und Würdigen, bedeutet Brüderlichkeit mit Frauen? Was für ein Unsinn, oder Schlimmeres, wird durch die Freiheit und Gleichheit der Geschlechter angedeutet?

Wir meinen etwas ziemlich bestimmtes, wenn wir davon Sprechen, ein Mann sei etwas „frei mit den Damen“. Welche bestimmte Freiheit meint man, wenn man die Freiheit der Frauen vorschlägt? Wenn es bloß das Recht auf freie Meinungen, das Recht auf von Vätern und Ehemännern unabhängige Wahl bedeutet, welche mögliche Verbindung hat es dann mit der Freiheit nach Australien zu fliegen oder der Freiheit in Bisley ins Schwarze zu treffen? Wenn es, was wir befürchten, Freiheit von der Verantwortung ein Haus und eine Familie zu verwalten, bedeutet, ein gleiches Recht mit Männern im Beruf und gesellschaftlichen Karrieren, auf Kosten des Heims und der Familie, dann können wir solchen Fortschritt nur fortschreitenden Niedergang nennen.

Und auch für Männer gibt es, einer bekannten Autorin zufolge, eine Hoffnung auf Freiheit. Männer, so sagt man uns, beginnen zu revoltieren gegen den alten Stammesbrauch, Vaterschaft zu begehren. Das Männchen wirft die Fesseln ab, ein Schöpfer und ein Mann zu sein. Wenn alle geschlechtslos sind, dann wird es Gleichheit geben. Es wird keine Frauen und keine Männer geben, nur eine Brüderlichkeit, frei und gleich. Der einzige tröstende Gedanke ist, dass es nur eine Generation andauern wird.

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Ein ähnlicher Gedankengang kommt auch in der Enzyklika Casti Connubii von Pius XI. aus dem Jahre 1931 zum Ausdruck.

EFSF im Kontext der Moderne (1/2)

Aus aktuellem Anlass unterbreche ich hier auf Kreuzfährten das übliche Programm katholischen Kommentars eines Konvertiten, um auf einen signifikanten Vorgang hinzuweisen, der durch die Entscheidung zugunsten des sogenannten Rettungsschirms EFSF zwar nicht in Gang gesetzt, aber doch auf eine neue Stufe gehoben worden ist: Die Zentralisierung der politischen Macht in Europa.

Modernisierung und Zentralisierung

Wie ich auf Kreuzfährten bereits dokumentiert habe, besteht eine der zentralen Entwicklungstendenzen der Moderne in der immer weiter fortschreitenden Zentralisierung der Gesellschaft. Waren es im Mittelalter größtenteils kleine lokale Fürsten, die in einem komplexen Netz von Verantwortlichkeiten, Rechten und Privilegien eingesponnen, und zudem noch von der Macht der Kirche eingeschränkt waren, so entwickelte sich dieses hochkomplexe System bald zur Monarchie, also der Herrschaft eines einzelnen Herrschers. Dieser Herrscher reklamierte mehr und mehr quasi-göttliche Autorität für sich, was sich in der Innovation des Herrschers „von Gottes Gnaden“ sowie der Nationalkirchenbewegung des 16. und 17. Jahrhunderts zeigte.

Während die französische Revolution mit ihren Nachwehen in ganz Europa zuerst als eine Art Gegenbewegung gegen die am Hofe zentrierte Macht erscheinen mag, zeigt sich bei genauerer Betrachtung doch auch diese quintessentiell moderne Revolution als eine Entwicklung hin zur Zentralisierung. Später führen das Effizienzdenken im 19. Jahrhundert, die Industrialisierung, sowie dann die Ausbildung der Wohlfahrtsstaaten und zwei Weltkriege in dieselbe Richtung. Mit dieser Entwicklung einher gingen die Zentralisierung von Bildungssystem und Eherecht in den Händen des säkularen Staates.

Dieser nahezu universellen Tendenz zur Zentralisierung liegt allerdings ein anderes Phänomen zugrunde, das man vielleicht so beschreiben könnte: Alle Institutionen zwischen dem Individuum und dem Staat, die das Individuum vom Einfluss des Staates abschirmen, sind mit fortschreitender „Modernisierung“ der Gesellschaft immer schwächer geworden. Was für Institutionen sind gemeint? Alle Institutionen, die für den Bürger alltägliche Bedeutung besitzen, ein Zugehörigkeitsgefühl im Bürger auslösen, ihm einen Platz in einer geordneten Gesellschaftsstruktur zuweisen. An erster Stelle gehören natürlich die Kirche (besonders die katholische Kirche) und die Familie (besonders die Großfamilie mit ihren vielen Verästelungen) in diese Kategorie. Auch vormoderne Gildenvereinigungen, eng geknüpfte lokale Gemeinschaften, ethnische Gruppen und einige mehr passen hinein.

Sie alle haben gemeinsam, dass sie den Bürger vor dem Staat schützen. Sie geben dem Bürger ein dicht geknüpftes Netzwerk von Verbindungen in die Hand, die ihm eine gewisse Resistenz gegenüber staatlichem Druck verleihen. Zudem vermitteln sie ihm eine staatsunabhängige Loyalität, die oft selbst durch direkten staatlichen Zwang nicht zu beeindrucken ist. Das beste Beispiel dafür sind natürlich die Märtyrer der Kirche, denen mit mehr Gewalt nie beizukommen war. Doch auch die Loyalität gegenüber seiner Familie, seiner lokalen Gemeinschaft usw. kann den Menschen unempfindlich gegen mögliche Repressionen machen. Kurzum: Diese vermittelnden Institutionen geben dem Menschen Orientierung, Halt und Sicherheit.

Zum modernen Staat

Der moderne Staat kann mit dieser Art Menschen nichts anfangen. Sie sind zu sperrig, zu störrisch, zu stur für seinen Geschmack. Er kann sie nicht nach seinem Willen formen. Sie müssen umerzogen werden. Also werden sie so früh wie möglich aus ihrer natürlichen Familienumgebung entfernt (am Besten haben sie erst gar keine, was auch erklärt, warum alleinerziehende Eltern oder homosexuelle Adoptionen heute so positiv gesehen werden). Je weniger sie frühzeitig in ihrer Familie Halt finden, umso leichter können sie später im Sinne des Staates geformt werden.

Die Kinder müssen ferner nicht nur in destabilisierten Familienverhältnissen aufwachsen, sondern auch möglichst früh in staatliche oder zumindest staatlich reglementierte Bildungsinstitutionen eingewiesen werden – und dort einen möglichst großen Anteil ihrer Zeit verbringen. Damit sie sicher vor dem Halt sind, den eine Religion bieten kann, ist die Erziehung entweder komplett religionslos und atheistisch zu halten, oder, besser noch, aus einer Vielzahl religiöser Überlieferungen zusammenzustückeln. (Selbst ein konsequent materialistisch denkender Atheist, der wirklich von seiner Weltanschauung überzeugt ist, vermag noch Widerstand gegen die Formung durch den Staat zu leisten. Die ideale Formbarkeit wird erreicht, indem der werdende Bürger überhaupt keine festen Überzeugungen entwickelt, sondern nur ein dumpfes Ressentiment gegen Alles und Nichts, das später je nach Bedarf entweder in irrationalen Hass oder existenzielle Angst umgewandelt werden kann.) Diese Bildung, man könnte von „staatsbürgerlicher Erziehung“ sprechen, ist besonders effektiv, wenn der Schüler wenig tatsächliches Wissen, besonders im Feld der Geschichte, vermittelt bekommt. Die stetige Repetition einiger pseudohistorischer Floskeln verhindert wenigstens, dass der werdende Bürger Wurzeln in der Geschichte seines Vaterlandes schlägt, die wiederum hinderlich für die spätere Nutzbarkeit des Bürgers sein könnten.

Damit das staatliche Bildungssystem diese Früchte aber wirklich tragen kann, muss es von einer Destabilisierung des natürlichen Gewissens begleitet werden. Diese tritt bis zu einem gewissen Grad bereits in der beschriebenen Umgebung mangels moralischer Anhaltspunkte von selbst auf, doch es braucht noch einen weiteren Anstoß, um zur wirklichen Amoralität zu gelangen (und diese ist erstrebenswert, da jeder moralische Grundsatz wiederum eine Bindung an etwas anders als die Wohltätigkeit des Staates bietet und zudem dem Bürger staatsfremde Handlungsanreize gibt).

Dieser Anstoß muss so beschaffen sein, dass der Schüler möglichst früh lernt, sich nicht auf seinen Verstand zu verlassen, sondern auf seine Triebe. Um ersteren zu überzeugen braucht es Argumente, für zweitere reichen Stimuli, die sich problemlos herbeischaffen lassen. Je weniger der Schüler sich selbst verstandesgemäß zu kontrollieren weiß, umso leichter kann er von außen über seine Triebe gesteuert werden. Auf diese Weise kann der lästige Freie Wille des Menschen nahezu ausgeschaltet werden, da die solcherart übermächtig gewordenen Triebe gezielt in die Richtungen gelenkt werden können, in die der Staat möchte.

Einige Effekte der Sexualisierung

Bestens geeignet für diese Aufgabe ist der Sexualtrieb. Er zählt zu den mächtigsten Trieben im Menschen, er verspricht bei korrektem, verstandesgemäßem Einsatz eine der höchsten irdischen Freuden (man kann also leicht alle Gegner des hemmungslosen Umgangs mit ihm als „sexualfeindlich“ und damit freudlos einstufen) und er ist aufgrund seiner Zentralität und Stärke in der Lage den Menschen vollständig zu beherrschen. Ferner kann er jederzeit hervorgerufen werden, selbst durch geschickt placierte Bilder, Worte, oder, sofern die Zöglinge entsprechend trainiert sind, sogar durch noch geringere Stimuli.

Daher lernt der Schüler sehr früh mit seinem Sexualtrieb umzugehen, er lernt, dass es immer gut ist ihn auszuleben, solange man verhütet. Dies hat den schönen Nebeneffekt, dass diese Art der Auslebung des Sexualtriebs oft zu ungewollten Schwangerschaften, und damit zur Nachfrage nach Abtreibung führt – damit kann das Gewissen des werdenden Bürgers weiter abgestumpft werden, indem man ihn dazu bringt, die Tötung der Unschuldigen im Namen seines imperialen, allmächtigen Sexualtriebs zu rechtfertigen. Umwertung aller Werte ist immer gut, da es Bindungen zerstört, die vollständige Kontrolle des Staates über den Menschen verhindern. Nicht vergessen: Solange es auch nur eine Bindung gibt, die den Menschen mit einem anderen Menschen ohne Umweg über den Staat verbindet, ist der Sieg der Zentralisierung (und damit des modernen Projektes) noch nicht total.

Zum Feminismus als Teil des modernen Projekts

Aufgrund der ungewöhnlichen Stärke der Mutter-Kind-Beziehung ist besonders die Frau als Ziel für weitere Umerziehungsmaßnahmen auszumachen. Die Mütterlichkeit der Frau muss aus dem natürlichen Ort ihrer Erfüllung in der Familie heraus umgelenkt werden, da sonst der Kern der Familie mit all ihren schädlichen Bindungseffekten noch nicht beseitigt worden ist. Wo kann diese Mütterlichkeit einen besseren Einsatz finden als in der Berufswelt? Die Berufswelt, besonders in ihrer modernen, flexiblen, computerisierten Büroversion, ist unpersönlich. Aufgrund hoher Personalfluktuation, dem stetigen Wunsch nach Aufstieg (auf Kosten der Anderen, falls nötig), Konkurrenzdenken usw. entstehen nur sehr selten wirklich dauerhafte Bindungen der Freundschaft oder gar der Liebe. die Mütterlichkeit der Frau, die ihr Kind wie eine Löwin verteidigt, wird sich daher ganz von selbst an den einzigen Ort begeben, an der sie in dieser Umgebung Platz finden kann: Sie wird nicht mehr ihre Kinder wie eine Löwin verteidigen, sondern ihren eigenen beruflichen Platz, oder den ihres Unternehmens, ihrer Filiale usw. Die engste natürliche Bindung zwischen Mutter und Kind ist damit umgeleitet auf weitläufigere und vor allem nutzenbasierte Beziehungen. Aus Mutterliebe ist Berechnung geworden, und aus leidenschaftlichem Einsatz für das Kindeswohl brachiale Konkurrenz mit allen Mitteln und angespitzen Ellbogen. Diese Bindung ist damit neutralisiert, und vermag dem Staat nicht mehr gefährlich zu werden – besonders, wenn das neue Objekt der löwenhaften Mütterlichkeit nicht ein eigenes Unternehmen, sondern eine Behörde oder ein Schreibtisch in einem Großunternehmen ist.

Die Mobilisierung möglichst aller Frauen für das Berufsleben ist daher ganz entscheidend für den langfristigen Erfolg der Moderne und der Zentralisierung.

Nun, da die Kernfamilie gesprengt, und ihr Herz herausoperiert worden ist, verstärkt sich der Kreislauf, der oben schon angesprochen worden ist: Denn die nächste Generation wird nun noch bindungsloser sein als die vorige, wächst sie doch mit noch weniger familiärem Halt auf.

Hier endet der erste Teil des Artikels. Teil 2 wird in Kürze veröffentlicht.

Freiburg: Das neue Avignon

Gegenpäpstin Julia I.

Quelle: Pius.info

Wenn man sich das Bild anschaut, kann man kaum glauben, dass sie erst 19 Jahre alt ist, aber laut Internetsauftritt ihrer Gegenkirche (KJG der Erzdiözese Freiburg, werde ich nicht verlinken) stimmt das Alter so. Ich spreche von Julia I., Päpstin von Freiburg. Hinter dem Link verbirgt sich ein Artikel sowie ein Audiomitschnitt eines Interviews, in dem sie gefordert hat, man brauche eine Frau als Papst, oder besser noch ein nach 50% Frauenquote gewähltes Gremium anstelle des Heiligen Vaters.

In dem obigen Bild sieht man, wie sie, gekleidet für eine Protestdemo gegen die Kirche und ihre hierarchische Struktur samt Glaubenswahrheiten, vor dem Papst steht, und nicht vor Scham im Boden versinkt. Die Fragen, die sich stellen, sind nun vielfältig:

1. Warum hat man eine Person für diesen Auftritt bei der Jugendvigil ausgewählt, die nicht einmal die Fähigkeit besitzt, sich des zeitgeistlichen Protests für einige Minuten zu enthalten, während sie vor dem Papst steht?

2. Wer auch immer die tatsächliche Verantwortung dafür trägt, dass sie bei der Jugendvigil ausgewählt wurde, dass man sie im Protestaufzug auf die Bühne gelassen hat, um den Papst zu brüskieren, und dass sie in einem kirchlichen Gremium sitzt, obwohl sie offen antichristliche und antikatholische Haltungen vertritt – die „politische Verantwortung“ liegt bei Erzbischof Robert Zollitsch, der für dieses spezielle Schäfchen nun einmal zuständig ist. Teilt er ihre Auffassung stillschweigend, oder warum duldet er so etwas?

3. Kann noch irgendjemand an dem dicht bevorstehenden formalen Schisma zweifeln? Könnte es nicht sein, dass in fünf oder zehn Jahren die Mehrzahl der heute noch offiziell katholischen Gemeinden „eigenständig“ sind und sich von Rom gelöst haben, während die Priorate der Piusbruderschaft ganz normale Teile der kirchlichen Struktur sind?

Für sich genommen mögen die Äußerungen einer Person, die vor der Entzivilisierung der letzten 40 Jahre noch nicht einmal als volljährig gegolten hätte, und die strafrechtlich gesehen unter Umständen noch nach dem Jugendstrafrecht behandelt werden könnte, nicht bedeutsam sein. Doch was sie symbolisieren – die vollständige Kapitulation der deutschen Kirche vor dem ochlokratischen, atheistischen, transzendenzfreien Zeitgeist der Moderne – ist keineswegs bedeutungslos.

Sie symbolisieren nämlich auf besonders treffende und zugespitzte Weise die ganze Tendenz des modernen Katholizismus. Wenn der modernistische Katholizismus eine Zukunft hat, dann diese.

Zum Abschluss als Alternative zum Modernismus etwas weniger Widerliches.