Reklamation beim Heiligen Geist via Geistbraus

ReklamationGefunden bei Geistbraus

Einfach wundervoll. Das einzige Problem: Für Konvertiten des Jahres 2011, wie mich, ist auf dem Formular leider kein Platz. Ich fühle mich schrecklich diskriminiert von diesen Reklamationsvordrucken aus dem Himmelreich!

Vom Dialog der Schattenkirche

Es folgt: „Catocon sah Tiere – Ernsthaftigkeit voller Ernst“

Erzbischof Zollitsch – der Leser weiß, was kommt, wenn auf diesem Blog der Name des freundlichen, liebenswürdigen, schwäbischen Märchenonkels aus dem heutigen Serbien genannt wird – kündet, wie kath.net zu berichten weiß, derzeit von den gar erbaulichen Ergebnissen des deutsch-katholischen Dialogprozesses, in dem hauptsächlich verbandskatholische Neo-Reformatoren über die weitere Protestantisierung der geschundenen Mutter Kirche zu beraten unternehmen.

Natürlich braucht man weder den Artikel auf kath.net noch irgendeinen anderen Bericht zum Thema zu lesen. Man weiß ohnehin schon, worin die angepriesenen Ergebnisse bestehen. Natürlich soll weiter beraten werden. Dialog ist ein Instrument zur Schaffung von Dialog, und jede Institution tendiert dazu, sich selbst immer neue Aufgabenfelder zu schaffen, um Fortbestand, Expansion und Finanzmittel zu sichern.

Doch es gibt immerhin eine atemberaubende neue Entwicklung im Gleichklang der revolutionären Graubärtinnen und Graubärte, die im Stuhlkreis tanzend das immergleiche Lied vom Aufbruch verkrusteter Strukturen in eine Neue Zukunft von Kirche singen. Es soll nun nicht mehr nur geredet und verhandelt und gesprochen und diskutiert – offen und ehrlich und ohne Denkverbote, versteht sich – sondern endlich auch gehandelt werden. Die verbandskatholische Armada bereitet sich vor, in See zu stechen. Der Stapellauf der neuen Reformagenda ist in vollem Gange. Bald wird das Schiff der Kirchenreform in gewohnter Manier den starren, überholten, mittelalterlichen, feudalistischen Strukturen den Kampf ansagen, die (durch ihr Festhalten an Zölibat und Sündhaftigkeit der Homosexualität) männliche Priester im Alleingang dazu gebracht haben, sich an vorwiegend männlichen Jugendlichen zu vergehen, indem sie ihre gleichgeschlechtlichen Neigungen frei und ohne falsche Hemmungen und Schuldgefühle ausleben. Und dann werden die Gewohnheitsreformatoren aller Geschlechter die längst überfällige Reform der verkrusteten Strukturen anpacken. Gehhilfen für alle! Sie werden die Flotte der Reaktionäre aufbringen und ihre Schiffe entern. Mit ihren Gehstöcken werden sie den Widerstand der dunklen Krustenkatholiken brechen und die offenen Türen der hinterwäldlerischen Kirchenhierarchie einreißen, und Licht von Freiheit wird in Kirche neue Funken schlagen, und ein Neuer Frühling des Aufbruchs bricht an und bricht aus und bricht mit Rom.

Die Dialoggespräche im verfahrenen Dialogprozess haben, wie gesagt, im immerwährenden Gleichklang des Fortschritts eine neue Dimension erreicht. Wie der Erzbischof Zollitsch verkündet, soll nun, wie schon angedeutet, nicht mehr nur gesprochen und geredet werden, sondern es soll einen Studientag geben, auf dem, wie der Name schon sagt, studiert werden soll. Gehhilfen für alle! Dies ist der Aufbruch des Aufbruchs, der Anfang vom Ende der muffigen Kirchenhierarchie, die sich unter seit Jahrzehnten nicht mehr getragenen Soutanen nicht länger verstecken kann.

Denn jetzt werden die Bleistifte gespitzt und es wird studiert. Was wird studiert? Die Rolle der Frauen in Kirche. Es soll auch mehr „Frauen in Führungspositionen“ in Kirche geben. So spricht und verspricht es zumindest der freundliche Erzbischof von Freiburg. Da „Führungspositionen“ in der katholischen Kirche priesterlicher Natur sind, ist wohl von der Befreiung des Diakonats und/oder Priestertums vom patriarchalischen Dunkelkatholizismus die Rede.

Ob Kristina Schröder und Ursula von der Leyen bereits damit beauftragt worden sind, für diese aufregende neue Idee die passende Frauenquote festzulegen? Gehhilfen für alle!

Immerhin kann wieder einmal konstatiert werden, dass der mutige Schritt der deutschen Schattenkirche unter Papst Dialogos I. so unerhört mutig und revolutionär und aufbrecherisch ist, dass er in seiner ganzen Unerhörtheit ungehört zu bleiben gezwungen ist, weil heimtückische Dunkelkatholiken, wie der radikale ultra-traditionalistische, beton-konservative Patriarchenpapst Pius XIII. Johannes Paul II., im Mittelalter, im vergangenen Jahrtausend, sich in ihrem längst veralteten Dogmatismus angemaßt haben, für alle Zeiten zu bestimmen, dass die Frau in demütigender Abhängigkeit und Minderwertigkeit zu halten ist, indem man ihr die gleiche Teilhabe am Priesteramt in derselben Form verwehrt, in der es schon der unverbesserliche Sexist Jesus von Nazareth zur dauerhaften Unterjochung der Frau bestimmt haben soll (wenn man einmal den nachträglich erfundenen Geschichten über Jesus glauben will, die eine patriarchalische Kirche in tyrannischer Weise diesem Wanderprediger in den Mund gelegt hat).

Diese Gesamtthematik soll nun, hoffentlich aus aufklärerisch-feministischer Sicht, studiert werden. Glücklicherweise steht das Ergebnis schon vorher fest und ist sicher in ideologische Worthülsen verpackt, so dass keine „rationale“ Beschäftigung mit dem Thema droht. Gehhilfen für alle! Diese wäre auch in hohem Maße desaströs, weil in dem treibhausartigen Klima der ängstlichen Unterdrückung, das besonders der bissige Schäferhund Ratzinger in Kirche wieder erzeugt hat, nur die übliche, sozial-konstruierte phallozentrische Perspektive zu Wort kommen könnte, bloß weil alle anderen Perspektiven sich von logozentrischen Betrachtungsweisen abgrenzen, um alternativen Stimmen Gehör zu verschaffen und der Kontamination durch fremdartige Partikel zu trotzen, die von traditionalistischen Hinterwäldlern als „Argumente“ bezeichnet werden.

Die Ergebnisse des Dialogprozesses werden in die Geschichte als der Tag eingehen, an dem der Aufbruch endlich angebrochen und die Kirche endlich abgebrochen wurde, wenn das energische Signal, das seit Jahren und Jahrzehnten um die Stühle kreist, nicht als Ende, sondern als Anfang einer beständigen Diskontinuität der Reform gesehen wird. Das ist an diesem historischen Wendepunkt, in dieser denkunwürdigen historischen Stunde, besonders bedeutsam. Gehhilfen für alle! Wir müssen im Geist des Konzils den Geist des Dialogprozesses suchen und finden, auf dass eine Neue Kirche werde, und das alte Modell, das nicht von aufgeklärten, modernen, emanzipierten Frauen aller Geschlechter, sondern von einem hinterwäldlerischen Zimmermann aus einem winzigen, rückständigen Dörfchen irgendwo in Palästina gegründet worden ist, und daher nicht mehr in unsere Zeit passt, endlich zu Grabe getragen wird, und seine verdiente ewige Ruhe auf dem Müllhaufen der Geschichte findet, nachdem es auf dem Altar der Politischen Korrektheit ohne Weihrauch (nach Empfehlung des Liturgieprofessors) geopfert worden ist.

Fühlt ihr auch den frischen Atem, den unsere Kirche ausströmt, wenn sie alles mutig nachbetet, was der Rest der Welt seit Jahrzehnten fordert, und dadurch ganz neue Akzente setzt, die allein den wahren Aufbruch verbürgen können? Und Gehhilfen für alle natürlich! Öffnet die Fenster und lasst die Frische Luft des Neuen Frühlings in unsere Kirche hinein und unterstützt enthusiastisch die neuen Ergebnisse und Forderungen des sechshundertsechsundsechzigsten Aufgusses des guten alten Dialogs und seiner Unheiligkeit, Papst Dialogos I. und seiner derzeitigen Lebensgefährtin und Mitpäpstin Julia I.

Ahoi, Genossinnen und Genossaußen!

Der Mörder will nur helfen…

Manchmal ist es, wie wir wissen, sehr gefährlich, anderen helfen zu wollen. Vor allem, wenn man die Natur ihrer Probleme gründlich missversteht. Aber selbst wenn man etwas weiter ist, und wenigstens versteht, woran es ihnen fehlt, ist noch längst nicht alles gewonnen. Die Mittel der Hilfe müssen auch noch angemessen sein, nicht nur der Zweck.

So ist der folgende (glücklicherweise fiktive) Verbrecher nicht gerechtfertigt, obwohl er gute Absichten hat:

Ein Serienmörder geht um. Er lauert seinen Opfern vor der Kirche auf, direkt nachdem sie gebeichtet haben. Sein Motiv: Er ist Katholik. Er tötet seine Opfer direkt nach der Beichte, damit sie keine neuen Sünden mehr begehen können. Die alten sind ihnen vergeben – neue haben sie keine begangen. Er ist sicher: Er hat seinen Opfern geholfen, das größte Gut zu erlangen, nämlich die ewige Schau Gottes von Angesicht zu Angesicht. Deswegen bereut er nichts.

Zugegebenermaßen ist die ewige Schau Gottes im Himmel für Katholiken ein weitaus höheres Gut als das irdische Leben. Dieses ist kurz und vergänglich, jene ewig und unvergänglich. Wenn es von ihm verlangt ist, soll der einzelne Mensch als Märtyrer in den Tod gehen, um den Glauben nicht zu verleugnen. Das ewige Leben ist wichtiger als das irdische, zeitliche Leben.

Doch Güterabwägung ist keine Tugend der christlichen Moral, wenn es um intrinisches Übel geht. Man darf keine ihrer Natur nach verwerfliche Tat tun (wie Mord – oder um eine alte Debatte auf diesem Blog wieder aufzuwärmen – Lüge), um ein größeres Gut zu erreichen. Die christliche Ethik ist absolutistisch – sie nimmt die Existenz eines objektiven, absoluten Standards für das menschliche Verhalten an. Und nach diesem Standard sind bestimmte Handlungen immer und überall moralisch falsch und können nicht gerechtfertigt werden. Das skurrile Beispiel des Mörders ist natürlich eine Überspitzung. Aber haben nicht viele von uns die Tendenz Böses zu rechtfertigen, weil die Bösen damit etwas Gutes tun? Selbst Menschen mit einem sonst gut informierten christlichen Gewissen tappen in diese Falle.

Wie etwa Kardinal Woelki, wenn er die „Treue“ von Homosexuellen in dauerhaften Partnerschaften lobt. Ja, „Treue“ ist für sich genommen ein hohes Gut. Aber das verwerfliche Mittel (die Ausübung homosexueller Akte) wird durch den guten Zweck (eine treue Partnerschaft zu haben) nicht gerechtfertigt.

Wir alle sind vor solchen Trugschlüssen nicht gefeit. Man kann nicht die bösen Handlungen eines Menschen loben, weil dabei auch gute Resultate erzielt werden. Sonst müsste man, wäre man konsequent, in sein Lob auch den genannten „Beichtmörder“ aufnehmen – denn die Resultate lassen sich wirklich sehen. Alle Menschen, die direkt nach ihrer aufrichtigen Beichte getötet worden sind, kommen direkt zu Gott, dem Herrn, und genießen die ewige Glückseligkeit.

Doch glücklicherweise heiligt der Zweck niemals die Mittel – nicht bei „treuen“ Homosexuellen, nicht bei Lügnern, und nicht beim „Beichtmörder“.

Zum Wesen der Blogozese

Was ist denn eigentlich ihrem Wesen nach die Blogozese, verstanden als der virtuelle Raum, in dem sich als katholisch verstehende Menschen sich auf etwas austoben, das sie als Blog interpretieren, gefasst in zwei oder drei generell bombastische Worte, überhaupt.

Trotz der thomasaffinen und katholischen Atmosphäre der Blogozese hat Alipius, der von manchen als eine Art inoffizieller Bischof der Blogozese gesehen wird, nicht zu einer Disputation alten Stils in lateinischer Sprache aufgerufen (was sich gehört hätte), sondern auf seine typisch modernistische Weise eine „Umfrage“ gestartet. Alipius verbreitet damit natürlich die zeitgeisttreue modernistische Irrlehre, welche der Mehrheit Entscheidungsvollmacht einräumt. Auf seinem Blog kann man bis Freitag abstimmen, welche drei der in einem entsetzlich basisdemokratischen stuhlkreisartigen Verfahren ausgewählten Vorschläge man selbst vorzieht.

Hier ist der Link zu diesem modernistischen Unfug, damit jeder Leser dieses Blogs selbst einen Blick auf diese schändlichen Häresien werfen kann, bevor er persönlich bei Pius XII. vorstellig wird, um diesen um Auslöschung der ganzen Blogozese wegen ihres unheilbaren Modernismus anzuflehen.

Ach, und bitte abstimmen, ja. Wir wollen doch auch mitmachen, oder?

Für einen Katholiken der Tradition ist dieser unübersehbare Modernismus unerträglich. Um festzustellen, welcher Slogan der EINZIG RICHTIGE für die Blogozese ist, hätte Alipius den Herrn im Gebet anrufen und den Heiligen Geist entscheiden lassen müssen. Danach hätte er diesen Slogan als Dogma definieren und alle Abweichler von dieser Definition als Häretiker mit dem Blogozesen-Anathema belegen müssen. Sodann hätte er einen virtuellen Scheiterhaufen einrichten können, auf welchem feierlich die Hexen und Häretiker in den Stand versetzt worden wären, ihren Schöpfer im Ewigen Gericht zu treffen!

P.S.

Dieser Blogeintrag ist vollkommen satirisch gemeint. Die Aktion auf Alipius‘ Blog ist toll und jeder sollte sich daran beteiligen. Häresien gibt es hier keine. Dies ist das Zweite Pfingsten der Blogozese und dieses Konzil dieser Dialog wird den Glauben der Welt massiv stärken. Alles wird gut, wirklich. Nolite timere!

Und jetzt nach drüben und abstimmen. Dies ist ein Befehl. Ab Marsch.

Religiöse Gewalt: Unfreiwilliger Haarschnitt

Chesterton hätte das ganz und gar nicht gefallen:

In one attack, the men allegedly packed a horse-drawn buggy, rode to a home and cut the hair off some men and women in the house.

Theviolent haircuts are meant to humiliate and punish those Amish who are supposedly weak in the faith.

It’s left the police baffled.

Nicht nur die Polizei, mich auch…

Das geht bei den Amish offenbar als religiös motivierte Gewalt durch. Wenn nur alle Religionen, besonders die des Propheten Mohammed, das genauso sähen und daher ihre Apostaten nicht den Kopf sondern die Haare verlören…

Doch selbst das wäre bekanntlich zu viel für Chesterton.

[H]er hair shall not be cut short like a convict’s; no, all the kingdoms of the earth shall be hacked about and mutilated to suit her. She is the human and sacred image; all around her the social fabric shall sway and split and fall; the pillars of society shall be shaken, and the roofs of ages come rushing down, and not one hair of her head shall be harmed.

 

[Ihr Haar soll nicht geschoren werden, wie das eines Sträflings; nein, alle Königreiche der Erde sollen zertrümmert und verstümmelt werden, um sich ihr anzupassen. Sie ist das menschliche und heilige Abbild; der ganze Gesellschaftsbau um sie herum soll wanken und zerspringen und fallen; die Säulen der Gesellschaft sollen erzittern und die Gewölbe der Zeiten niederstürzen, und nicht ein Haar ihres Hauptes soll ein Leid erfahren]

Früchte schlechter Theologie

Eine wichtige Warnung an häretische und quasi-häretische Verbandskatholiken und manche Erzbischöfe aus Südwestdeutschland… Schlechte Theologie kann schlimme Folgen haben:

A woman went to the beach with her children. Her four-year-old son ran up to her, grabbed her hand, and led her to the shore where a dead seagull lay in the sand.

“Mommy, what happened to him?” the little boy asked.

“He died and went to heaven,” she replied.

The child thought for a moment and said, “And God threw him back down?”

Gefunden auf The Ironic Catholic

Könnte auch geeignet sein, um den Zölibat für Gemeindereferentinnen durchzusetzen…

Junius Caesur: Kleine Typologie des Homo Catholicus

Es folgt ein kurzer Auszug aus dem Bericht des Kulturanthropologen Junius Caesur, der nach einer langen theoretischen Vorbereitung an der angesehenen Elfenbein-Universität von Wolkenkuckucksheim aufgebrochen war, um dem fernen Land, aus dem er stammt, und das noch nie von der katholischen Kirche gehört hatte, Informationen über dieses seltsame Völkchen mitzubringen. Er beschäftigte sich zuerst intensiv mit kirchlichen Dokumenten und verbrachte danach mehrere Jahre in verschiedenen katholischen Gemeinden Europas und Nordamerikas. Er beobachtete scharf, diagnosizierte eifrig, analysierte alles und schrieb es in seinem umfassenden Werk „Kultur und Leben des Homo Catholicus“ nieder.

Alle Katholiken lassen sich mehr oder weniger in vier Stämme einteilen. Nicht alle gehören zu genau einem Stamm – es gibt auch einzelne (wenige), die eine Art Doppelmitgliedschaft in zwei angrenzenden Stämmen haben, doch 95% der mir bekannten Katholiken passen in dieses Muster hervorragend hinein.

Es gibt den Stamm des Novus Ordo und den Stamm der Forma Extraordinaria (der sich oft auch Tridentinisch nennt).

Unter den Anhängern des Novus Ordo gibt es zwei Gruppen: Die Orthodoxen und die Heterodoxen.

Die Orthodoxen sind papsttreu und glauben die ganze Lehre der Kirche, selbst wenn sie unpopulär ist (wie die Sexualmoral). Sie glauben an die Realpräsenz und legen deshalb großen Wert auf Ehrfurcht und Andacht während der Messe. Fast immer haben sie große Toleranz für lateinische Messen, auch in der außerordentlichen Form, sogar wenn sie selbst kein persönliches Interesse an ihnen haben. Meist sind sie nicht nur dem Papst treu, sondern bewundern Johannes Paul II. und / oder Benedikt XVI. Sie bestehen darauf, dass man das II. Vatikanische Konzil anerkennen müsse und scheinen besonderes Vergnügen daran zu empfinden, den Heterodoxen vor Augen zu halten, wie wenig Respekt sie den Aufforderungen der Konzilstexte entgegenbringen.

Die Heterodoxen sind nicht papsttreu und glauben nur den Teil der Lehre der Kirche, der ihnen modern oder fortschrittlich erscheint. Generell haben sie wenig Respekt vor der kirchlichen Überlieferung und möchten diese abändern – Frauenordination, generell die ganze Sexualmoral, Abtreibung und einige weitere Themen. Besonders auffällig ist ihre scheinbare Unfähigkeit, die offensichtlichen Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern zu erkennen. Sie haben sehr oft ein quasi lutheranisches Verständnis von der Realpräsenz (sehen sie vorwiegend oder ausschließlich als Symbol). Die Lateinische Kultsprache ist ein rotes Tuch, da sie die Vergangenheit repräsentiert. Die außerordentliche Form wird immer als Auslaufmodell gesehen und prinzipiell abgelehnt. Neben der Ablehnung des kirchlichen Lehramts wird auch Benedikt XVI. als Fehlgriff eingeschätzt. Johannes Paul II. kommt besser weg, aber auch ihm werden manchmal „konservative“ Tendenzen unterstellt. Sie beschwören ständig den „Geist des Konzils“; dabei scheint es sich um einen magischen oder totemistischen Ritus zu handeln, da eine Nähe zu den „Texten des Konzils“ nicht nachzuweisen ist.

Aber auch bei den Anhängern der Tridentinischen Messe (forma extraordinaria in der Terminologie von Summorum Pontificum) gibt es zwei Gruppen, die ich hier traditionelle und traditionalistische Katholiken nennen möchte.

Die Traditionellen sind absolut papsttreu, erkennen die Gültigkeit des Novus Ordo fraglos an, sind aber davon überzeugt, dass die neue Messe theologisch ärmer ist als die alte. Sie sagen, viele einzelne neue Messen seien aufgrund ihrer eklatanten Verstöße gegen die liturgischen Normen vielleicht ungültig und definitiv schädlich für die Teilnehmer. Ausnahmslos stehen sie hinter der gesamten theologischen und sittlichen Lehre der Kirche und halten fast immer die besonders unpopulären Aspekte (etwa Verhütung) für besonders wichtig. Neben ihrer lehramtlichen Papsttreue bekunden viele Traditionelle eine persönliche Sympathie für Benedikt XVI, aber nicht so sehr für seinen Vorgänger.

Die Traditionalisten sind ebenfalls absolut papsttreu und erkennen die Gültigkeit des Novus Ordo an. Jedoch sind sie davon überzeugt, dass die neue Messe grundsätzlich nicht empfehlenswert sei, selbst wenn sie im Einklang mit den liturgischen Normen gefeiert wird. Ihre Papsttreue ist ferner ausschließlich explizit lehramtlicher Natur. Mit den konkreten Päpsten der letzten Jahrzehnte sind sie nur selten einig, da sie für Gegner der Tradition gehalten werden. Benedikt XVI. kommt noch am besten weg – aber er wird als Zauderer gesehen. Alle stehen voll und ganz hinter der Theologie und der Sittenlehre der Kirche, bezweifeln aber, dass dasselbe für das letzte Konzil gilt.

Diese vier Gruppen scheinen mir typisch für die Unterschiede zwischen den verschiedenen Stämmen der Katholiken. Besonders auffällig ist, wie sehr die Trennlinien bei den unterschiedlichen Themengebieten, über die in der Kiche gestritten wird, fast immer an denselben Stellen verlaufen. Man kann fest davon ausgehen, dass der regelmäßige Besucher einer Messe in der außerordentlichen Form gegen Abtreibung und Feminismus ist, man braucht ihn gar nicht zu fragen. Ebenso sicher ist, dass der liturgisch experimentierfreudige Pfarrer fast niemals über umstrittene moralische Themen predigen wird – es sei denn, er verbindet dies mit einer rituellen Totembeschwörung des Heiligen Konzilsgeists, der dann durch ihn verkündet, dass die Kirche sich 2000 Jahre lang getäuscht hat.

Die Trennlinien verlaufen bei allen Themen an derselben Stelle. Bei jedem Streitthema sind dieselben Personen heterodox. Alle Heterodoxen scheinen irgendwie zusammenzuhängen – sie denken alle fast dasselbe. Ich überlasse es den Metaphysikern und Ontologen der Elfenbein-Universität in Wolkenkuckucksheim, etwaige Theorien über eine geistige Einheit (hive mind?) aller Heterodoxen der Welt aufzustellen. Aber mir als bescheidenem Kulturanthropologen drängt sich der Eindruck eines Stamms auf, dessen Mitglieder nicht individuell, sondern nur als Kollektiv denken.

Auch die Orthodoxen und die beiden Spezies der Traditionsgebundenen sind zu einer gedanklichen Einheit verschweißt. Doch hier ist die Quelle offenbar. Die Orthodoxen richten sich nach den lehramtlichen Texten der Kirche aus, wobei sie oft die Texte nach dem letzten Konzil nutzen, wenn auch sie ältere Texte nicht für ungültig halten. Sie haben ihre Inspiration also alle aus dem Lehramt der Kirche. Dasselbe gilt für die Traditionellen, wobei diese ältere Texte bevorzugen, ohne jedoch die Gültigkeit der neueren (bei korrekter Interpretation) zu leugnen. Und auch die Traditionalisten haben ihr sichtbares Prinzip der Einheit im Lehramt der Kirche, wobei sie jüngere Texte (etwa nach 1960) generell mit Skepsis betrachten. Daher bieten sich die gedanklichen Ähnlichkeiten zwischen diesen drei Gruppen nicht unbedingt als Material für wilde Spekulationen der Art, wie unsere Metaphysiker sie daheim gern betreiben, an. Doch der innere Zusammenhalt der Heterodoxen ist mir ein Rätsel. Ich habe keine Erklärung, warum sie sich erst zu „Freidenkern“ erklären, die sich nicht an geistliche Autoritäten binden wollen, nur um dann allesamt exakt dasselbe zu denken! Bei uns in Wolkenkuckucksheim habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Menschen, wenn sie „frei denken“, oft zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Das gibt es in den Spezies des „homo catholicus“ auch – und zwar bei den Orthodoxen und beiden traditionsgebundenen Stämmen in allen Fragen, zu denen das Lehramt bisher geschwiegen hat. Aber unter den selbsternannten Freidenkern findet sich kaum eine Meinungsverschiedenheit hinsichtlich der Denkrichtung. Es gibt sehr wohl unterschiedliche Schwerpunkte, aber unter den Heterodoxen kommen alle zu den gleichen Ansichten, ohne sich auf eine äußere Autorität zu berufen.

Junius Caesur ist Professor für angewandte Kulturanthropologie an der Elfenbein-Universität von Wolkenkuckucksheim. Er ist verheiratet mit Cleomatra Transrubiconiensis und hat Kinder. Wie viele sagt er nicht.