Reklamation beim Heiligen Geist via Geistbraus

ReklamationGefunden bei Geistbraus

Einfach wundervoll. Das einzige Problem: Für Konvertiten des Jahres 2011, wie mich, ist auf dem Formular leider kein Platz. Ich fühle mich schrecklich diskriminiert von diesen Reklamationsvordrucken aus dem Himmelreich!

Zum Wesen der Blogozese

Was ist denn eigentlich ihrem Wesen nach die Blogozese, verstanden als der virtuelle Raum, in dem sich als katholisch verstehende Menschen sich auf etwas austoben, das sie als Blog interpretieren, gefasst in zwei oder drei generell bombastische Worte, überhaupt.

Trotz der thomasaffinen und katholischen Atmosphäre der Blogozese hat Alipius, der von manchen als eine Art inoffizieller Bischof der Blogozese gesehen wird, nicht zu einer Disputation alten Stils in lateinischer Sprache aufgerufen (was sich gehört hätte), sondern auf seine typisch modernistische Weise eine „Umfrage“ gestartet. Alipius verbreitet damit natürlich die zeitgeisttreue modernistische Irrlehre, welche der Mehrheit Entscheidungsvollmacht einräumt. Auf seinem Blog kann man bis Freitag abstimmen, welche drei der in einem entsetzlich basisdemokratischen stuhlkreisartigen Verfahren ausgewählten Vorschläge man selbst vorzieht.

Hier ist der Link zu diesem modernistischen Unfug, damit jeder Leser dieses Blogs selbst einen Blick auf diese schändlichen Häresien werfen kann, bevor er persönlich bei Pius XII. vorstellig wird, um diesen um Auslöschung der ganzen Blogozese wegen ihres unheilbaren Modernismus anzuflehen.

Ach, und bitte abstimmen, ja. Wir wollen doch auch mitmachen, oder?

Für einen Katholiken der Tradition ist dieser unübersehbare Modernismus unerträglich. Um festzustellen, welcher Slogan der EINZIG RICHTIGE für die Blogozese ist, hätte Alipius den Herrn im Gebet anrufen und den Heiligen Geist entscheiden lassen müssen. Danach hätte er diesen Slogan als Dogma definieren und alle Abweichler von dieser Definition als Häretiker mit dem Blogozesen-Anathema belegen müssen. Sodann hätte er einen virtuellen Scheiterhaufen einrichten können, auf welchem feierlich die Hexen und Häretiker in den Stand versetzt worden wären, ihren Schöpfer im Ewigen Gericht zu treffen!

P.S.

Dieser Blogeintrag ist vollkommen satirisch gemeint. Die Aktion auf Alipius‘ Blog ist toll und jeder sollte sich daran beteiligen. Häresien gibt es hier keine. Dies ist das Zweite Pfingsten der Blogozese und dieses Konzil dieser Dialog wird den Glauben der Welt massiv stärken. Alles wird gut, wirklich. Nolite timere!

Und jetzt nach drüben und abstimmen. Dies ist ein Befehl. Ab Marsch.

Junius Caesur: Kleine Typologie des Homo Catholicus

Es folgt ein kurzer Auszug aus dem Bericht des Kulturanthropologen Junius Caesur, der nach einer langen theoretischen Vorbereitung an der angesehenen Elfenbein-Universität von Wolkenkuckucksheim aufgebrochen war, um dem fernen Land, aus dem er stammt, und das noch nie von der katholischen Kirche gehört hatte, Informationen über dieses seltsame Völkchen mitzubringen. Er beschäftigte sich zuerst intensiv mit kirchlichen Dokumenten und verbrachte danach mehrere Jahre in verschiedenen katholischen Gemeinden Europas und Nordamerikas. Er beobachtete scharf, diagnosizierte eifrig, analysierte alles und schrieb es in seinem umfassenden Werk „Kultur und Leben des Homo Catholicus“ nieder.

Alle Katholiken lassen sich mehr oder weniger in vier Stämme einteilen. Nicht alle gehören zu genau einem Stamm – es gibt auch einzelne (wenige), die eine Art Doppelmitgliedschaft in zwei angrenzenden Stämmen haben, doch 95% der mir bekannten Katholiken passen in dieses Muster hervorragend hinein.

Es gibt den Stamm des Novus Ordo und den Stamm der Forma Extraordinaria (der sich oft auch Tridentinisch nennt).

Unter den Anhängern des Novus Ordo gibt es zwei Gruppen: Die Orthodoxen und die Heterodoxen.

Die Orthodoxen sind papsttreu und glauben die ganze Lehre der Kirche, selbst wenn sie unpopulär ist (wie die Sexualmoral). Sie glauben an die Realpräsenz und legen deshalb großen Wert auf Ehrfurcht und Andacht während der Messe. Fast immer haben sie große Toleranz für lateinische Messen, auch in der außerordentlichen Form, sogar wenn sie selbst kein persönliches Interesse an ihnen haben. Meist sind sie nicht nur dem Papst treu, sondern bewundern Johannes Paul II. und / oder Benedikt XVI. Sie bestehen darauf, dass man das II. Vatikanische Konzil anerkennen müsse und scheinen besonderes Vergnügen daran zu empfinden, den Heterodoxen vor Augen zu halten, wie wenig Respekt sie den Aufforderungen der Konzilstexte entgegenbringen.

Die Heterodoxen sind nicht papsttreu und glauben nur den Teil der Lehre der Kirche, der ihnen modern oder fortschrittlich erscheint. Generell haben sie wenig Respekt vor der kirchlichen Überlieferung und möchten diese abändern – Frauenordination, generell die ganze Sexualmoral, Abtreibung und einige weitere Themen. Besonders auffällig ist ihre scheinbare Unfähigkeit, die offensichtlichen Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern zu erkennen. Sie haben sehr oft ein quasi lutheranisches Verständnis von der Realpräsenz (sehen sie vorwiegend oder ausschließlich als Symbol). Die Lateinische Kultsprache ist ein rotes Tuch, da sie die Vergangenheit repräsentiert. Die außerordentliche Form wird immer als Auslaufmodell gesehen und prinzipiell abgelehnt. Neben der Ablehnung des kirchlichen Lehramts wird auch Benedikt XVI. als Fehlgriff eingeschätzt. Johannes Paul II. kommt besser weg, aber auch ihm werden manchmal „konservative“ Tendenzen unterstellt. Sie beschwören ständig den „Geist des Konzils“; dabei scheint es sich um einen magischen oder totemistischen Ritus zu handeln, da eine Nähe zu den „Texten des Konzils“ nicht nachzuweisen ist.

Aber auch bei den Anhängern der Tridentinischen Messe (forma extraordinaria in der Terminologie von Summorum Pontificum) gibt es zwei Gruppen, die ich hier traditionelle und traditionalistische Katholiken nennen möchte.

Die Traditionellen sind absolut papsttreu, erkennen die Gültigkeit des Novus Ordo fraglos an, sind aber davon überzeugt, dass die neue Messe theologisch ärmer ist als die alte. Sie sagen, viele einzelne neue Messen seien aufgrund ihrer eklatanten Verstöße gegen die liturgischen Normen vielleicht ungültig und definitiv schädlich für die Teilnehmer. Ausnahmslos stehen sie hinter der gesamten theologischen und sittlichen Lehre der Kirche und halten fast immer die besonders unpopulären Aspekte (etwa Verhütung) für besonders wichtig. Neben ihrer lehramtlichen Papsttreue bekunden viele Traditionelle eine persönliche Sympathie für Benedikt XVI, aber nicht so sehr für seinen Vorgänger.

Die Traditionalisten sind ebenfalls absolut papsttreu und erkennen die Gültigkeit des Novus Ordo an. Jedoch sind sie davon überzeugt, dass die neue Messe grundsätzlich nicht empfehlenswert sei, selbst wenn sie im Einklang mit den liturgischen Normen gefeiert wird. Ihre Papsttreue ist ferner ausschließlich explizit lehramtlicher Natur. Mit den konkreten Päpsten der letzten Jahrzehnte sind sie nur selten einig, da sie für Gegner der Tradition gehalten werden. Benedikt XVI. kommt noch am besten weg – aber er wird als Zauderer gesehen. Alle stehen voll und ganz hinter der Theologie und der Sittenlehre der Kirche, bezweifeln aber, dass dasselbe für das letzte Konzil gilt.

Diese vier Gruppen scheinen mir typisch für die Unterschiede zwischen den verschiedenen Stämmen der Katholiken. Besonders auffällig ist, wie sehr die Trennlinien bei den unterschiedlichen Themengebieten, über die in der Kiche gestritten wird, fast immer an denselben Stellen verlaufen. Man kann fest davon ausgehen, dass der regelmäßige Besucher einer Messe in der außerordentlichen Form gegen Abtreibung und Feminismus ist, man braucht ihn gar nicht zu fragen. Ebenso sicher ist, dass der liturgisch experimentierfreudige Pfarrer fast niemals über umstrittene moralische Themen predigen wird – es sei denn, er verbindet dies mit einer rituellen Totembeschwörung des Heiligen Konzilsgeists, der dann durch ihn verkündet, dass die Kirche sich 2000 Jahre lang getäuscht hat.

Die Trennlinien verlaufen bei allen Themen an derselben Stelle. Bei jedem Streitthema sind dieselben Personen heterodox. Alle Heterodoxen scheinen irgendwie zusammenzuhängen – sie denken alle fast dasselbe. Ich überlasse es den Metaphysikern und Ontologen der Elfenbein-Universität in Wolkenkuckucksheim, etwaige Theorien über eine geistige Einheit (hive mind?) aller Heterodoxen der Welt aufzustellen. Aber mir als bescheidenem Kulturanthropologen drängt sich der Eindruck eines Stamms auf, dessen Mitglieder nicht individuell, sondern nur als Kollektiv denken.

Auch die Orthodoxen und die beiden Spezies der Traditionsgebundenen sind zu einer gedanklichen Einheit verschweißt. Doch hier ist die Quelle offenbar. Die Orthodoxen richten sich nach den lehramtlichen Texten der Kirche aus, wobei sie oft die Texte nach dem letzten Konzil nutzen, wenn auch sie ältere Texte nicht für ungültig halten. Sie haben ihre Inspiration also alle aus dem Lehramt der Kirche. Dasselbe gilt für die Traditionellen, wobei diese ältere Texte bevorzugen, ohne jedoch die Gültigkeit der neueren (bei korrekter Interpretation) zu leugnen. Und auch die Traditionalisten haben ihr sichtbares Prinzip der Einheit im Lehramt der Kirche, wobei sie jüngere Texte (etwa nach 1960) generell mit Skepsis betrachten. Daher bieten sich die gedanklichen Ähnlichkeiten zwischen diesen drei Gruppen nicht unbedingt als Material für wilde Spekulationen der Art, wie unsere Metaphysiker sie daheim gern betreiben, an. Doch der innere Zusammenhalt der Heterodoxen ist mir ein Rätsel. Ich habe keine Erklärung, warum sie sich erst zu „Freidenkern“ erklären, die sich nicht an geistliche Autoritäten binden wollen, nur um dann allesamt exakt dasselbe zu denken! Bei uns in Wolkenkuckucksheim habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Menschen, wenn sie „frei denken“, oft zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Das gibt es in den Spezies des „homo catholicus“ auch – und zwar bei den Orthodoxen und beiden traditionsgebundenen Stämmen in allen Fragen, zu denen das Lehramt bisher geschwiegen hat. Aber unter den selbsternannten Freidenkern findet sich kaum eine Meinungsverschiedenheit hinsichtlich der Denkrichtung. Es gibt sehr wohl unterschiedliche Schwerpunkte, aber unter den Heterodoxen kommen alle zu den gleichen Ansichten, ohne sich auf eine äußere Autorität zu berufen.

Junius Caesur ist Professor für angewandte Kulturanthropologie an der Elfenbein-Universität von Wolkenkuckucksheim. Er ist verheiratet mit Cleomatra Transrubiconiensis und hat Kinder. Wie viele sagt er nicht.