Aus dem Hirtenbrief von Bischof Huonder…

… zur Ehe. Anmerkungen in roter Schrift und Hervorhebungen von Catocon, wie immer:

Fragen an die Seelsorger

Nochmals auf die erwähnte Statistik zurückgreifend, müssen wir uns fragen, ob Traupaare genügend in die Ehe und ihren christlichen Gehalt eingeführt werden. Wird ihnen die Tragweite des Versprechens bewusst gemacht? (In der Regel nicht) Werden die Fragen bezüglich der Bereitschaft zur christlichen Ehe ehrlich beantwortet? (Nein.) Ja, wird die liturgische Form der Trauung, die in sich eine wunderbare Ehekatechese ist, überhaupt eingehalten? (Nicht, wenn die Ehepartner nicht darauf bestehen…)

Aus Gesprächen bezüglich Nichtigkeitsverfahren geht nicht selten hervor, das die Unterweisung mangelhaft war (oder gar nicht in wahrnehmbarer Form als solche zu erkennen war), oder dass absichtlich gewisse liturgische Formulierungen ausgeblendet wurden wie etwa „bis der Tod euch scheidet.“ (So etwas ist ja auch unbequem, in einer Zeit, in der Ehebruch nicht nur akzeptabel ist, sondern schon fast erwartet wird…)

Dazu stellen sich noch folgende Fragen: Werden die Traupaare auf ihre geistig-seelische Reife genügend geprüft? (Nein. Es wird grundsätzlich angenommen, dass die durchschnittliche geistig-seelische Reife der Gesellschaft zureichend ist. Und die ist nun einmal auf dem Niveau eines pubertierenden Jugendlichen.) Müsste nicht manche kirchliche Trauung abgesagt oder verschoben werden, weil die notwendigen Voraussetzungen für eine christliche Ehe fehlen? (Ja, und zwar mehr als „manche“, womöglich gar die meisten. Doch das wäre ja „unhöflich“ und nicht modern genug.) Treten Paare wirklich im Glauben an das Sakrament an den Traualtar? (Sakrament? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Wir leben im 21. Jahrhundert!) Wollen sie den Ehebund wirklich mit Blick auf Christus und auf dem Fundament seiner Lehre eingehen? (Mit Blick auf Christus? Nein, mit Blick auf die Befriedigung der eigenen Wünsche und Triebe, die das einzige sind, das für uns wirklich zählt. Und Christi Lehre? Fundamente sind fundamentalistisch und reaktionär.)

Ein wichtiger, bei kath.net in Gänze lesbarer Hirtenbrief in der Fastenzeit von Bischof Vitus Huonder von Chur, einem der wenigen orthodoxen katholischen Bischöfe der Schweiz. Das Hirtenwort spricht durchweg eine klare Sprache, und dies gilt auch für die enthaltenen Fragen an die Seelsorger, die viele dieser Seelsorger vermutlich ihrem Bischof gar nicht ehrlich beantworten könnten, ohne zugleich ihr Versagen einzugestehen.

Ein beeindruckendes und erschreckendes Testament eines halben Jahrhunderts Dialog- und Partizipationskirche. Frage an die Seelsorger: Wäre es nicht an der Zeit, zur Verkündigung der wahren und klaren Lehre der katholischen Kirche zurückzukehren?

Es bleibt dabei: Katechese statt Dialog. Leitung durch Hirten statt Partizipation durch Schafe.

Und wen kann es noch verwundern, dass Bischof Huonder der erste deutschsprachige Bischof war, der von der in Summorum Pontificum enthaltenen Option der Einrichtung von Personalpfarreien für die Anhänger der traditionellen Messe Gebrauch gemacht hat?

Bischof Tebartz-van Elst zu Ehe und Familie (Teil 2 von 2)

Wir hatten gestern den ersten Teil eines Interviews der WELT mit dem Bischof von Limburg Franz-Peter Tebartz-van Elst kommentiert. Hier folgt nun der zweite Teil, in dem es unter anderem um das Lebensrecht, künstliche Befruchtung, PID, die „Homo-Ehe“, und den Begriff der „christlichen Leitkultur“ geht.

Welt Online: Was die Weitergabe des Lebens betrifft, so will die Bundesfamilienministerin die künstliche Befruchtung wieder stärker bezuschussen. (Kinder für die Rente, wie schon beim Krippenwahn)

Tebartz-van Elst: Es ist schon erstaunlich, dass Formen des medizinisch-technischen Eingriffs in die Weitergabe des Lebens relativ schnell und unbedenklich seitens des Staates unterstützt werden sollen. (Erstaunlich? Eigentlich ist es, gegeben die derzeit mit stillschweigender Unterstützung der Bischöfe herrschende Ideologie der Kultur des Todes, ganz logisch.)  Statt den vielen Familien zu helfen, im Alltag Familie zu leben und ihre Kinder zu verantwortlichen und selbstständigen Menschen zu erziehen, werden spektakuläre Einzelmaßnahmen (keine moralische Bewertung dieser spektakulären Einzelmaßnahmen?) als Familienförderung angepriesen.

Bei der Initiative wird allerdings nur von den Kosten der medizinischen Durchführung gesprochen und nicht von der medizinisch-psychologischen Betreuung von Familien, die den seelisch und körperlich belastenden Weg einer künstlichen Befruchtung einschlagen. Die Schwere des Eingriffs wird bagatellisiert. (Der Einwand gegen die regelmäßig Menschen im embryonalen Lebensstadium tötende künstliche Befruchtung ist also mal wieder einer angeblich fehlender „psychologischer Betreuung“. Auch auf diese Art von „Unterstützung“ der Kultur des Lebens kann man gern verzichten. Wer solche Freunde hat….)

Wie bei der Entscheidung für die Präimplantationsdiagnostik, die PID, wird eines deutlich: Es geht nicht um den absoluten Wert des Lebens (richtig. Darum ging es Ihnen die ganze Zeit auch nicht gerade, Exzellenz. Immerhin kommen Sie am Ende noch kurz auf diesen absolut zentralen Punkt.) oder um einen würdevollen Umgang auch mit den eigenen Grenzen, sondern um Interessen und Präferenzen. Der Gesamtzusammenhang des menschlichen Lebens, die, wie Papst Benedikt XVI. es ausdrückt, „Ökologie des Menschen“, gerät dabei aus dem Blick. (Ja, das tut er. Selbst bei Bischöfen.)

Welt Online: Wie bewerten Sie die Bundestagsabstimmung über die PID? (Vermutlich war sie irgendwie psychologisch belastend für irgendjemanden oder so…)

Tebartz-van Elst: Ich bin erschrocken (erschrocken!) darüber, wie sie ausgegangen ist. Leben ist immer ein absoluter Wert. (Jetzt plötzlich? Schön zu hören. Wo sind die Taten?) Wenn man anfängt, diesen zu relativieren, gerät man in Widersprüche – das haben wir bei der Abtreibungsproblematik bitter erkennen müssen. (Haben wir? Hat sich die Kirche je wirklich gegen den oft staatlich finanzierten Mord an Millionen unschuldiger Kinder gewehrt? Hat sie ihn nicht durch die schändliche Ausstellung von Darf-Scheinen über viele Jahre praktisch gefördert?)

Welt Online: Apropos Abtreibung. Das Bundesverfassungsgericht trug Mitte der 90er-Jahre dem Gesetzgeber auf, die Praxis des Paragrafen 218 nach einiger Zeit zu überprüfen. Das ist bis heute nicht geschehen – warum? (Jetzt kommt einmal eine schöne Antwort:)

Tebartz-van Elst: Dass das Gericht sein Urteil bisher nicht wieder in Erinnerung gebracht hat und es politisch bislang nicht wieder aufgegriffen wurde, ist ein Indikator. Es zeigt sich, und das sehen wir nicht nur in diesem Zusammenhang, dass sich auch in der Rechtsprechung gesellschaftliche Veränderungen widerspiegeln. (Genau. Es ist eine Illusion zu glauben, das Recht sei das Recht. Gesetze werden immer so angewendet und ausgelegt, wie es den Machthabern gefällt. Es gibt keine wirklichen „unveräußerlichen“ Grundrechte im Grundgesetz, weil Texte eben geduldig sind. Sie ertragen jede Auslegung. Was übrigens den Protestantismus mit seiner sola scriptura-Lehre restlos widerlegt, aber das nur am Rande…)

Wo es noch vor wenigen Jahren einen offensichtlichen Wertekonsens gab (wo war er? Blicken wir zurück, so sehen wir im 20. Jahrhundert bis 1945 eine massenmörderische Gesellschaft und spätestens ab 1970 wieder. Die Zeit dazwischen käme womöglich in Frage, war aber nur eine kurze Übergangsphase zwischen zwei mörderischen Generationen, die in Gänze den Sinn der Moderne verstanden haben), stellt sich die Situation heute disparater dar . Das bereitet mir Sorge. Gerade, wenn es um den Lebensschutz geht. (nein, sie ist heute uniform, nicht disparat. Es gibt keine gesellschaftlich wahrnehmbaren Lebensschützer mehr.)

Welt Online: Ist das nicht ein Indiz für eine nachlassende Prägekraft des Christlichen? (Ja, das ist es. Die deutsche Gesellschaft als christlich zu bezeichnen ist Etikettenschwindel. Wir haben eine stark von okkulten und esoterischen Praktiken geprägte neuheidnische, selbstvergötternde Gesellschaft, kurz eine moderne Gesellschaft)

Tebartz-van Elst: Dass manches kontrastierend zu dieser Welt erscheint, hat stets zur Verkündigung des Glaubens gehört. (Hat es? Bisher war eher die haltlose Anpassung an die Welt und ihren Fürsten charakteristisch für die Arbeit der Bischöfe. Es wäre schön, wenn sich das mit Ihnen änderte, Exzellenz!) Es ist meine Aufgabe als Familienbischof, dafür Sorge zu tragen, dass wir unser Verständnis von Ehe und Familie deutlicher herausstellen. (Da können wir ja vielleicht noch einige klare Worte in Zukunft erwarten. Aber bitte klarer als dieses Interview, sonst ist das alles ziemlich sinnlos.)

Unsere Aufgabe besteht darin, all jenen eine größere Unterstützung und Lobby zu geben, die sich für dieses Verständnis entscheiden und damit die ausdrückliche Bereitschaft, Kindern das Leben zu schenken, leben. (Werden wir ja sehen.)

Welt Online: Bedrückt es Sie, dass heute offener als noch vor zehn Jahren von Homo-Ehe gesprochen wird? (Mich nicht. So wird die Absicht der Ideologen besser sichtbar für die extrem wenigen, die es sehen wollen.)

Tebartz-van Elst: Der Begriff ist sehr problematisch. Als katholische Kirche (wieder eine Sonderlehre? Oder wieder der Versuch, sich vor dem barbarischen Wutanfall der Homo-Ideologen zu schützen, der immer kommt, wenn jemand einen Wahrheitsanspruch in dieser Frage erhebt, wie Bischof Overbeck zu seinem Leidwesen vor einigen Jahren hat erfahren müssen?) können wir nicht teilen, was damit gemeint ist. Gott hat Mann und Frau füreinander geschaffen, aus ihrer lebenslangen Verbindung in Liebe und Treue erwächst Nachkommenschaft. An dieser Schöpfungswirklichkeit können und dürfen wir nicht vorbeigehen. (Richtig. Aber wer ist mit „wir“ gemeint? Die katholische Kirche? Die deutsche Gesellschaft vertreten durch die staatliche Rechtsordnung? Etwas mehr Klarheit wäre hier vonnöten.)

So sehr jedem homosexuell veranlagten Menschen persönlicher Respekt gebührt, so wenig darf das christliche Verständnis von Ehe und Familie dadurch relativiert werden. (Korrekt. Aber es bleibt dabei: Ehe und Familie sind keine christlichen Sonderlehren. Es sind aus der natürlichen Vernunft ableitbare ethische Wahrheiten, die hinter dem christlichen Verständnis von Ehe und Familie stehen.)

Welt Online: Damit finden Sie wenig Gehör.

Tebartz-van Elst: Es entspricht der Schöpfungswirklichkeit, dass Kinder ihre Eltern als Mutter und Vater erleben. Für eine gesunde psychische Entwicklung und Orientierung brauchen Kinder die Begegnung mit Frau und Mann als Mutter und Vater. (Das Wesen der Frau ist Mutterschaft; das Wesen des Mannes Vaterschaft. Mutter und Vater sind nicht „Rollen“, die manche Menschen eben annehmen, und manche nicht, sondern sie sind das, was Frau und Mann ausmacht, was sie zu einem erforderlichen Teil der Schöpfungsordnung macht. Natürlich gibt es auch zu geistlicher Mutter- oder Vaterschaft berufene Menschen, etwa Priester, Ordensleute, aber auch Menschen, die geistliche Mutter- oder Vaterschaft außerhalb dieser Stände leben. Beides ist möglich, legitim und sogar großartig. Aber Mutterschaft gehört zu jeder Frau und ist keine Option. Vaterschaft gehört zu jedem Mann und ist keine Option. Auflehnung gegen Mutterschaft als solche oder Vaterschaft als solche ist zugleich Auflehnung gegen die natürliche Schöpfungsordnung und das natürliche moralische Gesetz, das aus ihr entspringt – und damit Auflehnung gegen den Herrn und Schöpfer selbst, sprich das Bekenntnis „non serviam“.) Wenn diese natürliche Verbindung nicht mehr erlebt, garantiert und akzeptiert wird, hat dies gravierende Auswirkungen auf die seelische Entwicklung eines Menschen. (Seelische Entwicklung? Geht es hier wieder um psychologische Betreuung, wie weiter oben, oder hat der Bischof einen christlichen Seelenbegriff im Kopf, und spricht hier durch die Hintertür von der ewigen Verdammnis, die ja in gewissem Sinn auch eine „seelische“ Entwicklung ist.)

Welt Online: Hat die Kirche in der Auseinandersetzung über die Homo-Ehe einen Kampf verloren? (Nein. Sie hat ihn nicht geführt.)

Tebartz-van Elst: Ich bin überzeugt, dass die Gesellschaft unser Zeugnis braucht, weil wir darauf aufmerksam machen, was verloren geht, wenn Ehe und Familie nicht mehr so geschützt werden, wie es die Mütter und Väter des Grundgesetzes festgelegt haben. (Man gewinnt den Eindruck, der Bischof von Limburg sei Jurist und kein Theologe. Seine ständigen Berufungen auf das Grundgesetz sind schön und gut – aus den genannten Gründen praktisch nostalgischer Natur, aber immerhin war das Grundgesetz, solange es noch praktische Bedeutung besaß, ein gutes Verfassungswerk.) Mit großem Erfolg für unser Gemeinwesen sahen sie die Familie als Keimzelle der Gesellschaft.

Deshalb (nein, nicht deshalb – das wäre auch so, wenn es nicht im Grundgesetz stünde…) ist der Ehe von Mann und Frau eine unverwechselbare Priorität zu geben, um es noch deutlicher zu sagen: ihr Alleinstellungsmerkmal zu stärken. (So weit, so gut. Wie wollen wir das „Alleinstellungsmerkmal stärken“? Ist das eine Forderung nach der Abschaffung der ebenso eheähnlichen wie unmoralischen „Eingetragenen Partnerschaft“? Es wäre an der Zeit.)

Welt Online: Vor einem Jahr zeigten Sie sich skeptisch gegenüber der Einschätzung des Bundespräsidenten, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Sehen Sie aber in ethischen Fragen nicht Übereinstimmungen zwischen Christen und Muslimen?

Tebartz-van Elst: Durchaus. Denken Sie an die Stellung von Ehe und Familie (etwa bei der Polygamie, bei der Verstoßung der Frau durch den Mann usw. Eindeutige Gemeinsamkeiten…) , die Bewahrung der Schöpfung, den Schutz des Lebens (etwa Ehrenmorde, Selbstmordattentate…) . Da sind wir nahe beieinander. (Eindeutig. Das haben wir gesehen.) Das hat sich beispielsweise in der Diskussion um die PID gezeigt. (Ja, es gibt wirklich Gemeinsamkeiten. Man verstehe mich nicht falsch. Ich bin auch der Meinung, die Gemeinsamkeiten sollten herausgestellt werden – aber nicht ohne auch auf die Unterschiede in ethischer Hinsicht zu verweisen.)

Welt Online: Wo sind die Differenzen?

Tebartz-van Elst: Eindeutig dort, wo es um Glaubensfragen geht. Wo wir als Christen in Jesus Christus die unüberbietbare Selbstmitteilung Gottes (ich hatte gedacht, er sei „der Sohn Gottes“, nicht die „unüberbietbare Selbstmitteilung“ – ich habe jedenfalls bei meinem Übertritt das Credo bekannt und dort war vom Sohn und nicht von der Selbstmitteilung die Rede. Ich kann mich aber auch verhört haben…) begreifen und bekennen, kommen der Zuspruch und der Anspruch des Evangeliums zur Geltung. Europa ist ein Kontinent, der wesentlich geprägt ist von der Botschaft des Evangeliums. (Jetzt muss der Bischof noch die Vergangenheitsform meistern. Der Kontinent WAR geprägt vom Christentum. Diese längst verblichene Religion hat heute keinen wahrnehmbaren Einfluss mehr auf den Kontinent, zumal ihre offiziellen Vertreter sich mehrheitlich nicht mehr offen und klar zu ihren Lehren bekennen, sondern sich hinter Zeitgeistfloskeln verstecken – von Ausnahmen wie dem Bischof von Limburg mal abgesehen.)

Welt Online: Sie haben von einer christlichen Leitkultur gesprochen …

Tebartz-van Elst: …was nicht heißen soll, dass andere Kulturen bei uns keinen Platz haben. (Natürlich nicht. Der Multikulturalismus ist schließlich Teil der Ersatzreligion, die wir alle angenommen haben! Das bloß noch als kulturelles Bindemittel verstandene Christentum, das Breivik-Christentum, ist eher Problem als Lösung. Das weiß der Bischof auch – für ihn ist das Christentum nicht bloß ein kulturelles Phänomen. Aber es wird trotzdem reflexartig suggeriert.) Es geht mir um etwas anderes. Ich möchte daran erinnern, was in unserer Gesellschaft vom Geist des Christentums geprägt worden ist. (Hier ist die Vergangenheitsform. Sie IST GEPRÄGT WORDEN. Sie wird es nicht mehr.) Werte und Haltungen kommen aus dem Gottes- und Menschenbild des Evangeliums und sind durch die christliche Prägung des Kontinents so sehr zum Allgemeingut unseres Denkens geworden, dass wir sie nicht mehr ausdrücklich als christlich identifizieren. (Wenn der Bischof sich auf Konzepte bezieht, die durch die protestantische Häresie und die selbsternannte „Aufklärung“ aus ihrem angemessenen Kontext gerissen und dadurch pervertiert wurden, dann hat er zwar Recht, aber an solchen ideologisierten und aus ihrem Kontext gerissenen Ideen ist wenig Bewahrenswertes zu finden. Was für Ideen meint er also?)

Welt Online: Zum Beispiel?

Tebartz-van Elst: Rechtsprechung, Rechtsstaatlichkeit und Rechtsauffassung verdanken sich dem christlichen Menschenbild. Unser Grundgesetz beruft sich ausdrücklich auf dieses Fundament und lässt sich nicht anders verstehen. (Ja, das ist ganz schön. Vermutlich werden Konzepte wie Rechtsstaatlichkeit auch wieder verschwinden, wenn noch einige Generationen aggressiver Entchristlichung durch Wirtschaft, Politik, Medien und Bildungsestablishment vergangen sind. Oder wenn man, um etwas scherzhaft zu schließen, im allumfassenden „Kampf gegen Rechts“ auch diese drei „Rechts“-Konzepte bald als Gefahr für die Demokratie ansieht.)

Zusammenfassend ist nicht zu leugnen, dass es zuweilen eine Wohltat sein kann, einen Bischof zu hören, der tatsächlich nicht vor der Lehre der Kirche wegläuft. Nirgendwo leugnet Bischof Tebartz-van Elst ein Dogma oder agitiert gegen Rom und den Heiligen Vater. Dafür ist ihm zu danken. Doch was er sagt, ist dermaßen vorsichtig und brav im gemäßigt-konservativen Bürgertum zu verorten, es ist so zögerlich, so zaudernd. Es ist alles weitgehend richtig, aber es fehlt die Konsequenz, die Klarheit und Deutlichkeit, die die Päpste in den unten Enzykliken immer an den Tag gelegt haben, weshalb ich nicht umhin kann, sie dem Leser erneut anzuempfehlen.

Wir Katholiken sind heute die Gegenkultur, wir sind heute die Rebellen gegen das Establishment – die Lage ist dieselbe wie in den 50er-Jahren, nur genau umgekehrt. Damals gab es eine Rebellion gegen eine zumindest teilweise noch christlich geprägte Gesellschaft. Heute kann es nur noch eine Rebellion geben: Und das ist die Rebellion des wahren Glaubens. Alles andere ist langweilig, abgestanden, öde. Das sollte sich auch an unserem Verhalten zeigen. Wir stehen aktiv gegen die heutige Mehrheitskultur der Moderne, wir stehen gegen alle ihre Verirrungen und Verwirrungen. Eine Verständigung wünschen wir dringend – in Form einer Kapitulation der Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft vor ihrem Erlöser Jesus Christus.Nicht aber in Form eines faulen Kompromisses.

Was sagen die Päpste zu dem Thema? Eine Auswahl wesentlicher Enzykliken zu den Themen Ehe, Familie, Sexualität, Kinder und Jugend, sowie zum grundlegenden Gedankengut der katholischen Soziallehre:

Rerum Novarum (Soziallehre allgemein, Leo XIII.) – Generell zur Lektüre zu empfehlen, besonders jenen, die sich öffentlich zu Äußerungen zur katholischen Soziallehre berufen fühlen, darunter Kardinal Marx.

Arcanum Divinum Sapientiae (Christliche Ehe, Leo XIII.)

Divini Illius Magistri (Erziehung der Jugend, Pius XI.)

Casti Connubii (Christliche Ehe, Pius XI. – Absolut wesentliche Grundlagenenzyklika, die jeder Katholik kennen und verinnerlichen sollte, bevor er sich zu diesem Thema öffentlich vorwagt!)

Humanae Vitae (Sexualität und Fortpflanzung, Paul VI. – Ebenfalls wesentlich und grundlegend.)

Bischof Tebartz-van Elst zu Ehe und Familie (Teil 1 von 2)

Die katholische Kirche in Deutschland hat in den letzten gut 40 Jahren gesellschaftspolitisch weitgehend stillgehalten. Ob Verhütung, Abtreibung, Zerstörung der traditionellen Familie, Feminismus und Gender Mainstreaming, Homo-Ehe, Künstliche Befruchtung, PID und zunehmend auch Euthanasie – die Revolution der letzten gut 40 Jahre ist selten anders als mit Schulterzucken, Gleichgültigkeit und einzelne, selbst innerhalb der Kirche marginalisierte unerschrockene Wortmeldungen begleitet worden. Durch die stillschweigende Duldung, die mit der Reaktion auf Humanae Vitae und in der Frage der zur Tötung der Unschuldigen berechtigenden Beratungsscheine teilweise gar in direkte Unterstützung der vom Seligen Papst Johannes Paul II. so benannten „Kultur des Todes“ ausgeartet ist, war hierzulande die einzige ernstzunehmende Opposition verstummt. In Deutschland wurde die Kirche wie in den meisten anderen westlichen Ländern natürlich immer noch diffus als Hüterin des Lebensrechts, der natürlichen Familie und des natürlichen Todes wahrgenommen und entsprechend diffamiert – doch die Bischöfe taten sehr wenig, um diesen diffusen Ruf mit Leben, Inhalt und vor allem Argumenten zu füllen. Eine Situation, die auf Gemeindeebene, von einigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen, wenn überhaupt noch schlimmer aussah.

Und mehr noch, eine Situation, die sich bis heute nicht geändert hat, auch wenn mit Bischof Tebartz-van Elst aus Limburg als Familienbischof mal wieder ein Hirte den Mund zu solchen Fragen öffnet, und vor der Lehre der Kirche nicht davonläuft. Im Folgenden das WELT-Interview mit dem Bischof von Limburg vom 5. Dezember präsentiert und wie üblich in rot kommentiert.

Welt Online: Der Streit über das Betreuungsgeld für Eltern gleicht einem Glaubenskampf. Wie steht der katholische Familienbischof dazu? (Schon dass man diese Frage überhaupt stellen muss, sagt uns viel über das angstvolle Schweigen seitens des deutschen Episkopats.)

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst: Aus Sicht der Kirche begrüße ich alle Initiativen, die den Erziehungsauftrag der Eltern unterstützen. Wo Eltern in der Lage sind, ihren Kindern in den ersten drei Lebensjahren (warum nur in den ersten drei Jahren? Warum die Anpassung an die Kindergartenmentalität? Ist die „Selbstverwirklichung“ der Eltern danach erste Priorität für den „Familienbischof“? Warum nutzt man nicht die Gelegenheit zu deutlichen Aussagen über Grundsatzfragen?) all das zu geben, was der seelischen und leiblichen Entwicklung des Kindes dient, sollte der Staat dies unbedingt fördern – auch um das Bewusstsein wachzuhalten, dass eine verlässliche Mutter-Kind- und Eltern-Kind-Beziehung nicht adäquat durch andere Einrichtungen ersetzt werden kann. (Das ist soweit richtig. Aber das trifft auf das vierte, fünfte, sechste… Lebensjahr genauso zu. Auch dass Eltern ihre Kinder in Kindergärten abladen, um nicht mehr von ihnen behindert zu werden, während sie ihren erlauchten Selbstverwirklichungsträumen nachhechten, ist nicht gerade eine löbliche Entwicklung. Zumal Kinder in Kindergärten heutzutage generell nicht gerade im christlichen Geiste erzogen werden, selbst in sogenannten katholischen Kindergärten.)

Welt Online: Daraus spricht Skepsis gegenüber Kinderkrippen. (Maria hätte ihren Sohn niemals weggegeben, und Joseph auch nicht. Die heutigen Ablagehalden für Kinder sollten nicht denselben Namen tragen, wie die Krippe, in der das Jesuskind liegt… Ich schlage vor: Kind-Zentralisationslager)

Tebartz-van Elst: Der Erziehungsauftrag der Eltern hat auch nach unserem Grundgesetz unbedingte Priorität. (Ja, nach unserem Grundgesetz ist das so. Welche kindliche Naivität veranlasst den Bischof zu glauben, das Grundgesetz spiele in der heutigen Republik noch irgendeine nicht-antiquarische Rolle? Im Grundgesetz steht auch das Recht auf Leben, das seit Jahrzehnten von allen relevanten politischen Kräften rituell mit Füßen getreten wird. Und spätestens seit dem Knebelvertrag von Lissabon ist die Bundesrepublik ohnehin nur noch von historischem Interesse und faktisch längst eine Sowjetrepublik der EU)

Welt Online: Und wenn Eltern nicht in der Lage sind, diesen Auftrag zu erfüllen?

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Tebartz-van Elst: Wo Eltern dieser Verantwortung nicht angemessen nachkommen können, sind Kinderkrippen immer die zweitbeste Lösung. (Nein. Das wären Großeltern und andere Verwandte. Alternativ könnte ein solches Kind auch per Adoption Eltern gegeben werden, welche tatsächlich ein Interesse an dem Kind entwickeln, und es nicht bloß als Konsumgut sehen. Ein Kind in eine so genannte „Krippe“ zu geben, gerade wenn man bedenkt, was das vorherrschende ideologische Gedankengut ist, das hinter der Krippenidee steht, ist nichts als eine besonders subtile und daher besonders perfide Form der Kindesmisshandlung. Ja, es mag Ausnahmen geben. Doch Krippen apodiktisch als „zweitbeste Lösung“ darzustellen, ist schlicht falsch.)  Zielrichtung aller Bemühungen um das Wohl des Kindes muss deshalb für die Politik die Stärkung der Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung sein.

Welt Online: Was „Familie“ ist, darüber scheint es heute in der Gesellschaft keinen Konsens mehr zu geben. Hat es der Bischof und Theologe leichter mit einer Definition?

Tebartz-van Elst: Theologisch gesehen ist Familie „Kirche im Kleinen“, ecclesiola, Abbild des Bildes Gottes mit den Menschen und Zeichen seiner unwiderruflichen Treue. (Schöne Worte. Teilt das noch ein anderer Bischof so?) Gesellschaftspolitisch betrachtet ist Familie das, was das Grundgesetz definiert: die Keimzelle unseres Gemeinwesens. Beides beschreibt, was Familie bedeutet. (Ja, doch da gibt es noch die Soziallehre der Kirche, die ebenfalls etwas zur Familie sagt, was Bischof Marx, der sich scheinbar zum obersten Soziallehrer der Bischofskonferenz berufen fühlt, gern verschweigt. Ich empfehle die Enzykliken der Päpste zu diesem Thema – Links siehe auf der Seite „Lehre der Kirche“ auf diesem Blog, oder am Ende dieses Artikels.)

Welt Online: Das Begriffspaar Ehe und Familie ist für die Kirche nicht aufzulösen, aber offensichtlich für die Gesellschaft … (Die Säure des Modernismus zerfrisst alles. Sie löst alles auf, selbst die grundlegenden Bausteine der Gesellschaft. Doch damit sägt sich die Gesellschaft den Ast ab, auf dem sie sitzt, solange es ihr nicht gelingt, den fortpflanzungsprozess in Laboratorien zu synthetisieren und damit auch praktisch von der Sexualität zu trennen. Welche Folgen das haben wird, werden wir, falls das System lange genug durchhält, womöglich noch sehen. Ich empfehle Huxleys Brave New World zu dem Thema. Er war zwar Atheist, aber dennoch zuweilen prophetisch.)

Tebartz-van Elst: …und das halte ich für äußerst problematisch. (Problematisch ist eine schwache Formulierung für „absolut katastrophal“) Denn wo, wenn nicht in der Familie, lassen sich die Ausprägung von Personalität, das Erlernen von Solidarität und das Praktizieren von Subsidiarität besser erfahren? (Solidarität und Subsidiarität: Zwei wesentliche Grundsätze der Soziallehre) Zu diesem unverwechselbaren Lebensentwurf von Ehe und Familie kann es deshalb aus christlicher Sicht keine Alternative geben. (Aus christlicher Sicht? Handelt es sich bei Ehe und Familie also um eine Art christliche Sonderlehre, die sich speziell aus der christlichen Offenbarung ergibt? Seltsam, ergibt sich doch nach der naturrechtlichen Ethik das Verständnis von Ehe und Familie, welches auch die Kirche teilt, bereits durch die natürliche Vernunft.)

Welt Online: Sie meinen, mit ihrem Familienbild sei die Kirche up to date. In politischen Debatten sieht sie eher alt aus. (Welche politischen Debatten? Die Kirche schweigt sich weitgehend aus.)

Tebartz-van Elst: Wir sind mit unserem Verständnis von Ehe und Familie up to date, weil junge Menschen sie nach wie vor in ihrer Lebensplanung als erstrebenswert erachten und sie an die erste Stelle setzen. (Sachlich falsch. Sie mögen das in Umfragen behaupten – kostet ja nichts. Aber praktisch haben Ehe und Familie keine normative Bedeutung mehr in der heutigen Gesellschaft der jungen Leute. Klar sagen sie, „Familie“ sei ihnen wichtig – doch Familie ist dann das unverbindliche Zusammenleben einiger Sexualpartner und vielleicht noch die Zeugung von Kindern mit sofortiger Weitergabe an die Krippe, den Kindergarten usw., also ohne Verantwortung und Bindung.) Zahlreiche Umfragen bestätigen diesen Wert. Wer in den persönlichen Beziehungen Zuverlässigkeit und Treue erlebt, der geht mit Veränderung und Brüchen in unserer Gesellschaft zuversichtlicher um. (Ach so, jetzt reduziert der Bischof den Wert der Familie auf das subjektive Erleben von Zuverlässigkeit und Treue, die den Menschen dazu befähigten, mit „Brüchen“ besser umzugehen. Traurig, aber wahr. An solchen Äußerungen, die ja nicht falsch sind, aber unvollständig, sieht man wie sehr selbst die besseren unter den deutschen Hirten dem Zeitgeist des Modernismus anheim gefallen sind. Die natürliche Vernunft wird gar nicht bemüht, religiöse Argumente fehlen ebenfalls, es bleibt ein psychologischer Appell, die Familie sei nötig, um die Brüche der Moderne verarbeiten zu helfen. Sorry, auf ein solches klinisch von christlichen Elementen gereinigtes Familienbild kann ich verzichten.)

Wer sich persönlich gehalten weiß, kann Fragilität im Leben besser ertragen.

Welt Online: Dennoch beginnt sich ein anderes Bild durchzusetzen: Familie ist da, wo Kinder sind. (Ja, zum Beispiel in der Schule, auf Kinderfriedhöfen oder in Krippen…)

Tebartz-van Elst: Dieser Vorstellung von Familie muss ich widersprechen. (Und warum?) Diese Umschreibung bringt nicht zum Ausdruck, was wir als Christen (wieder eine christliche Sonderlehre? Oder versucht der Bischof nur den vielen gleichberechtigten Alternativreligionen nicht auf die Füße zu treten?) unter Ehe und Familie verstehen. Denn mit Ehe und Familie ist wesenhaft (ist das als Äußerung eines Wesensbegriffs im Geiste der traditionellen Philosophie zu verstehen? Wenn ja, sollte man das dann nicht erläutern, um auch die 99,999% der Leser mit einzubeziehen, die den Hl. Thomas nicht gelesen haben? Und wenn nicht, dann ist es bloß eine Leerfloskel.) die Bereitschaft verbunden, Nachkommen das Leben zu schenken und sie auf dem Fundament lebenslanger Treue (wann hat sich die Kirche in Deutschland zuletzt ernsthaft gegen die Scheidung ausgesprochen? Vermag mich nicht daran zu erinnern.) ins Leben zu begleiten. Im christlichen Verständnis sind Kinder ein Geschenk, denn in ihnen nimmt die Liebe der Partner neue Gestalt an.

Die Weitergabe des Lebens gehört für Christen existenziell zum Schöpfungsverständnis. (Für die Bischofskonferenz nach dem Verrat an Humanae Vitae durch die Königssteiner Erklärung gehört die Weitergabe des Lebens wohl eher ins Museum überalterter, fundamentalistischer Irrwege. Wenn Sie das anders sehen, Exzellenz, wo ist dann ihr Einsatz gegen die widernatürliche Verhütungsmentalität?) Ich halte es für außerordentlich problematisch (nur problematisch? Dann ist’s ja nicht so schlimm. Probleme haben wir viele, braucht man sich ja nicht gleich darüber aufzuregen, oder?), wenn sich immer stärker Vorbehalte gegenüber der Weitergabe des Lebens zeigen. (Seit Jahrzehnten dominieren diese Vorbehalte, genährt von wohlwollender Neutralität seitens der deutschen Bischöfe. Es grenzt an Volksverdummung, davon zu sprechen, derartige Vorbehalte „zeigten“ sich derzeit „immer stärker“. Sie sind längst seit Jahrzehnten dominant.)

Wie sehr das christliche Verständnis von Ehe und Familie und die demografische Entwicklung zusammenhängen, macht schon eine Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2004 deutlich: Menschen gaben hier an, deshalb keine Kinder zu bekommen, weil ihnen der richtige, verlässliche Partner fehle, obwohl sie es prinzipiell wollen. (Menschen wollen prinzipiell Kinder – als Konsumgüter. Sie denken an sich und erkennen, dass sie gern Nachwuchs hätten. Das ist der Unterschied zwischen haben und sein. Sie wollen Kinder HABEN, aber nicht Eltern SEIN. Denn Verantwortung? Abstriche von der besinnungslosen Akkumulation lebloser Konsumgegenstände zur Betäubung der inneren seelischen Leere? Nein, danke.)

Soweit der erste Teil des Interviews, samt Kommentar. Der zweite Teil folgt wahrscheinlich morgen.

Kardinal Marx: „Wir sind Kirche“, trauen uns aber nicht es zu sagen…

Zu den üblichen Streitthemen hat sich Kardinal Marx vor der Vollversammlung der Diözesansowjets im Erzbistum München-Freising geäußert. Einige Auszüge aus dem kath.net-Artikel mit dem wie üblich roten Kommentar und Hervorhebungen von Catocon)

Die katholische Kirche werde zwar niemals die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe abschaffen, es brauche jedoch pastorale Antworten auf die Lebenssituation von Menschen in zweiter Ehe (was soll das sein? Ich dachte, der Kardinal hätte gerade noch gesagt, die Ehe sei unauflöslich? Gibt es plötzlich Vielehe?), sagte der Erzbischof am Freitagabend vor dem Diözesanrat der Katholiken in Freising. Das Thema werde weiterhin auf der Agenda der Bischofskonferenz stehen. «Da wird es keine einfachen Antworten geben.» (Nun, immerhin schreckt der Kardinal vor einer generellen Forderung nach Art Erzbischof Zollitschs zurück. Aber sind diese Worte nicht erneut Beispiele derselben Anpassungsrhetorik, die generell die deutschen Bischöfe auszeichnet? „Man werde ZWARdie Unauflöslichkeit der Ehe nicht abschaffen, ABER…“. Was ist so schwer daran, dass jemand, der kirchlich heiratet, dann zivilrechtlich geschieden wird, und zivilrechtlich erneut heiratet, entweder sexuell enthaltsam oder in schwerer Sünde lebt (Ehebruch), und daher, solange er in dieser schweren Sünde persistiert, nicht zur Kommunion zugelassen ist? Ja, das zu vermitteln, könnte heutzutage schwer sein, aber da geht es dann um „Vermittlung“, nicht um ein „schweres Thema, das auf der Agenda steht“.Die „pastorale Antwort“, die gegeben werden könnte, sollte und müsste, wäre katechetischer Natur, indem die Lehre der Kirche zu Ehe und Familie „an der Basis“ nicht länger verschwiegen oder halb geleugnet wird. Der Rest ist psychologischer Natur und nicht Aufgabe der Bischofskonferenz, sondern der individuellen Priester und Gemeinden.)

Auch bei der Frage der Eucharistie für konfessionsverschiedene Ehepaare müsse die Kirche im Einzelfall auf die Bedürfnisse der Menschen reagieren. (Die Bedürfnisse der Menschen sind wichtig, kein Zweifel. Doch die Kirche kann hier nicht auf sie reagieren. Der Empfang des Leibes Christi kann nicht mit Gedächtnisfeiern evangelischer Art verglichen werden – und wer ein evangelisches Verständnis vom „Abendmahl“ zur Kommunion bringt, sollte nicht empfangen – selbst wenn er das subjektive „Bedürfnis“ danach hat. Wir haben oft genug „Bedürfnisse“, die wir nicht befriedigen können. Dazu hat man Selbstbeherrschung, nicht Bischofskonferenzen, die krampfhaft hinter empfundenen „Bedürfnissen“ imperialer Individualisten herlaufen. Wo ist der Mut, Herr Kardinal?)

(…)

Der Forderung nach dem Diakonat der Frau erteilte Marx eine Absage. «Das findet nicht meine Zustimmung.» (Diese Haltung ist zu loben. Danke, Eminenz.)

Gleichzeitig sei es nötig, dass die Kirche Frauen stärker bei der Besetzung von Ämtern berücksichtige, die nicht an die Weihe gebunden seien. (Ein schöner Satz wird immer von einem schrecklichen auf Schritt und Tritt verfolgt in der schönen neuen deutschen Kirche. Wenn sich Frauen und Männer in der Kirche engagieren, ist das immer schön. Aber die „stärkere Einbindung“ von Frauen zu fordern, ist doch für einen Kardinal arg feministisch. Es riecht nach Konzession an den Zeitgeist, wie man im Folgenden noch deutlicher sehen wird.)

Es sei zudem nötig, die Laien stärker in Entscheidungen einzubinden.  Dafür brauche es ein stärkeres synodales Denken. Es dürfe durch Priester und Bischöfe keinen Klerikalismus geben, (ja, Klerikalismus ist schlecht. Die Vorstellung, man müsse in der Kirche irgendein besonderes Amt mit besonderen Kompetenzen ausüben, ist schrecklich. Wir sehen in diesen Worten von Kardinal Marx die schlimmste und extremste Form des Klerikalismus: Die, die glaubt, der Laie habe keinen Wert, wenn er nicht durch besondere „Ämter“ eingebunden sei.) in dem der Geistliche immer das letzte Wort habe. «Das ist nicht der Geist, den wir wollen.» Es brauche mehr Partizipation. (Ja, lasst uns alle eine bunte, neue, partizipative, grüne, egalitäre, offene, liebe, nette, brave, nutzlose Kirche sein. Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!)

Im Umgang mit Homosexuellen habe die Kirche oft den «falschen Ton» angeschlagen. (Ja, ich finde auch: Das unerträgliche Anbiedern der Kirche an die Homosexuellenlobby sollte endlich enden!) (…) In der Sexualmoral müsse sich die Kirche fragen, ob sie ihre richtige Haltung nicht zu oft mit einer «Verbotsrhetorik» verkünde. (Sie verkündet weder mit einer Verbotrhetorik, noch mit einer anderen Rhetorik. Faktisch verkündet sie gar nicht.)

Der Erzbischof unterstrich, dass die Arbeit der Kirche weiter professionalisiert (Genau! Noch mehr Professionalisierung! Ich mache hier nur meinen Job! Glaube? Irrelevant und hinderlich!) werden müsse, vor allem dann, wenn es um die Liturgie gehe. (Bitte nicht!) «Wir müssen das Niveau von Verkündigung und von Gottesdiensten immer weiter verbessern. (Neeeeeiiin!! Nicht durch mehr Professionalisierung! Wie wäre es mit mehr Frömmigkeit, mehr Glaube, mehr Treue gegenüber den liturgischen Büchern?) Es sei eine Grundaussage des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass alle Gläubigen zur Weitergabe des Glaubens gerufen seien. (Genau. Und deswegen wird der Glaube auch nicht weitergegeben: Wenn alle zuständig sind, fühlt sich niemand zuständig.) Deshalb befürworte er die Gründung einer Ehrenamtsakademie für das Erzbistum. (Auf Lateinisch heißt das: Non sequitur. Bloß weil alle Prämissen falsch sind und die Konklusion auch, muss man nicht gleich auch noch die Gesetze der Logik ignorieren, oder? Kardinal Marx scheinbar wohl.)

Ich bitte die Leser den ganzen Artikel auf kath.net zur Kenntnis zu nehmen, ich habe doch an einigen Stellen deutlich gekürzt.

Kardinal Marx ist für einen Kirchenmann seines Ranges jung, jemand, der scheinbar sehr glitschig die Karriereleiter hochrutschen kann. Er sagt nichts direkt Häretisches, stärkt aber durch seine Mentalität und sein Verhalten den Glauben nun wahrlich nicht.

Kardinal Marx macht sich wieder einmal um das inoffizielle Motto des Dialogprozesses „Mut zur Angst“ verdient.

Kardinal Lehmann und die Avantgarde der Revolution

Kardinal Lehmann ist weithin bekannt als einer der schärfsten Anti-Römer in der Deutschen Bischofskonferenz – und betrachtet man die Konkurrenz, die er dort hat, so muss man neidlos anerkennen, dass es sich um eine große Leistung handelt. Als katholischer Bischof noch entschlossener gegen Kirchliches Lehramt, Papst und Vatikan zu hetzen als der Vorsitzende, Erzbischof Zollitsch, es gewohnheitsmäßig tut, ohne dabei direkt abgesetzt zu werden, erfordert ein besonderes Maß an institutioneller Vetternwirtschaft, Protektion und diplomatisches Geschick.

Der Unterschied zwischen Kardinal Lehmann und Erzbischof Zollitsch ist nun, dass letztere ein lieber netter Großvater sein möchte, der es allen Recht macht, und dann zusieht, wie die Kinder sich köstlich amüsieren, ohne ihnen Vorschriften zu machen. Ein, im Wesentlichen, wohlmeinender, wenn auch vollkommen fehlgeleiteter Ansatz. Kardinal Lehmann ist hingegen kein Großvater, sondern ein Strippenzieher im schlechtesten Sinn des Wortes. Worum es ihm im innersten seines Herzens geht, kann man von außen natürlich nicht beurteilen, aber es sieht zumindest so aus, als sei sein einziges Ziel die Durchsetzung seiner ideologischen Vision einer Neuen Kirche ohne Bindung an Tradition (außer die Tradition der deutschkatholischen Spalter) und Papst (solange er dieses Amt nicht selbst oder durch eine Marionette ausübt).

Kardinal Lehmann repräsentiert in Reinform den schlechten Hirten aus Deutschland. Dass dies nicht aus der Luft gegriffen ist, sondern sich auf eine lange Reihe guter Bestätigungen verlassen kann, ist jedem klar, der aufmerksam sich mit kirchlichen Fragen in Deutschland beschäftigt hat. Doch man muss gar nicht in die Vergangenheit zurückgehen, um den Schleim zu entdecken, der durch die Flure und Versammlungssäle im Bistum Mainz fließt; es genügt allein ein Blick auf diese eifrige Selbstdemaskierung des verehrten Kardinals aus der Karnevalsstadt.

Auch wenn die herannahende Karnevalssaison und die Stunksitzung der deutschen Bischöfe diese Aufmerksamkeit vielleicht gar nicht verdient – immerhin ist der einzelne Bischof, nicht die Bischofskonferenz, Träger kirchlicher Autorität – so lohnt es sich doch, erneut einen Blick auf die Forderungen der Kirchenrevoluzzer zu werfen. Da heißt es in dem oben verlinkten Kath.net-Artikel:

Im ZDF-Heute-Journal vom Dienstag meinte Lehmann, dass die deutschen Bischöfe bei „Reformthemen“ wie Diakonat der Frau oder wiederverheiratete Geschiedene Vordenker seien. “Da ist Raum genug, um in unserem Land das auch vorzubereiten, zu formulieren, in Rom an die Tür zu klopfen, um dann zu sagen; das haben wir erarbeitet.“

Ich bin kein Tele-Visionär, also habe ich die Aussagen nicht persönlich mitbekommen, aber wenn sie so stimmen, wie kath.net sie wiedergibt (und daran zu zweifeln habe ich keinen Grund), dann ist die Los-von-Rom-Bewegung wohl bereits in vollem Gange.

So wollen die hochmütigen deutschen Bischöfe als in Rom „an die Türe klopfen“, um die erste Stufe der Priesterweihe von Frauen (Diakonat) zu ertrotzen. Ferner wollen sie „Wiederverheiratet-Geschiedene“ (also unbußfertige Ehebrecher) zur Kommunion zulassen. Was ist von diesen Forderungen zu halten?

Diakonat der Frau

Ich bin kein theologischer Experte, so dass ich die Frage, ob durch Ordinatio Sacerdotalis auch die Frage nach der Diakonatsweihe definitiv und für immer festgelegt worden ist, den Theologen überlasse. Drei wesentliche Argumente sprechen aber trotzdem gegen das Diakonat der Frau:

1. Es gibt nur ein Sakrament der Priesterweihe – nicht je ein separates Sakrament für Diakonats-, Priester- und Bischofsweihen. Es erscheint mir daher lächerlich, wenn jemand sagte, Ordinatio Sacerdotalis schlösse nur die „Priesterweihe“ nicht aber die „Diakonatsweihe“ aus – beides gehört unter dasselbe Sakrament, das derzeit eben in drei Stufen gespendet wird. Entweder Frauen können dieses Sakrament gültig empfangen (was durch Ordinatio Sacerdotalis erneut ausgeschlossen worden ist), oder sie können es nicht. Entweder ALLE Weihestufen (einschließlich Bischofs- und sogar Papstamt) oder gar keine (also auch kein Diakonat)

2. Selbst wenn es derzeit noch keine unfehlbare Deklaration gegen die Diakonatsweihe von Frauen geben sollte, so wäre es ein unerträglicher Bruch mit der Tradition der Kirche einerseits, und der Weltkirche andererseits. Es gab und gibt keine weiblichen Diakone, da die Diakonatsweihe meist eine Durchgangsstation zur Priesterweihe ist. Die pastoralen Folgen eines solchen Schrittes wären immens. Revidierte die Kirche ihre Haltung in dieser wichtigen Frage, so wäre ihre Verlässlichkeit in allen anderen kontroversen Fragen plötzlich in Zweifel gezogen. Ein Dammbruch wäre die Folge.

3. Aber selbst wenn auch dies nicht der Fall sein sollte, wäre es in einer Zeit, in der der Feminismus die ganze westliche Welt, und auf dem Wege der ökonomischen Globalisierung und der Entwicklungshilfe mehr und mehr auch den Rest des Planeten, im Griff hat ein fatales Zeichen der Kapitulation vor einer der größten Häresien des 20. und 21. Jahrhunderts. Das Argument, mit dem die Diakonatsweihe für Frauen gefordert wird, ist in keiner Weise im Einklang mit einer christlichen Sexualethik. Es sagt im Wesentlichen: Männer können Diakone werden, Frauen nicht. Das ist ungerecht, weil Mann und Frau gleich sind. Also muss es geändert werden. Doch es ist kein Argument für die Diakonatsweihe denkbar, das weniger überzeugend aus der Sicht eines Katholiken sein könnte.Die Prämisse ist ebenso falsch wie die Schlusfolgerung. Es ist nicht notwendigerweise ungerecht, wenn Männer X werden können und Frauen nicht, wenn ein guter Grund für diesen Unterschied vorliegt (deshalb verurteilt die Kirche richtigerweise auch nicht „Diskriminierung“ als Solche, sondern nur „ungerechte Diskriminierung“ – sie erkennt, dass bestimmte Formen der Unterscheidung (lat. discriminare) legitim sein können). Die Frage ist also: Gibt es einen guten Grund, warum Männer Diakone werden können, und Frauen nicht – eine Frage, die sich die Aktivisten ebensowenig stellen wie Kardinal Lehmann.

Zulassung von unbußfertigen Ehebrechern zur Kommunion

Hier liegt der Fall noch klarer. Ich möchte daher nur auf das Schreiben an die Bischöfe über den Kommunionempfang von wiederverheirateten geschiedenen Gläubigen verweisen, das alle wesentlichen Fragen und Einwände in bewundernswerter Klarheit (und, im Gegensatz zu mir, diplomatischerer Sprache) abhandelt.

Es bleibt keine andere Möglichkeit offen: Wenn man an die Unauflöslichkeit der Ehe und die Realpräsenz des Herrn in der Eucharistie glaubt (und beides sind unveränderliche Lehren der Kirche, die zum absoluten Kernbestand des Katholizismus gehören), dann können „Wiederverheiratete Geschiedene“ nicht zur Kommunion zugelassen werden, solange sie nicht in sexueller Enthaltsamkeit leben. Nach Erzbischof Zollitsch ist damit auch Kardinal Lehmann die Frage zu stellen, an welche der beiden Lehren er nicht glaubt. Glaubt er nicht an die Unauflöslichkeit der Ehe? Oder nicht an die Realpräsenz? Eines von beiden muss es sein. Denn: Ist die Ehe unauflöslich, und der Herr wirklich präsent, so „isst man sich selbst das Gericht“. Man begeht eine weitere Todsünde zu den anderen Sünden, die schon auf dem Gläubigen lasten.

Abschlussgedanken

Es bleibt daher keine andere Schlussfolgerung, als dass sich Kardinal Lehmann und Erzbischof Zollisch längst von der Gemeinschaft mit dem Papst abgewandt haben. Sie glauben scheinbar, sie seien so etwas wie die Avantgarde der Revolution, der Neuen Kirche.

Selten eine so alte, so müde, so langweilige Avantgarde gesehen.

Inzest entert Parlamente

Ich schrieb bereits mehrfach über den allgemeinen Zerfall moralischer Werte und Normen, selbst solcher, die problemlos ohne Rückgriff auf religiöse Wahrheiten begründet werden können. Es gibt eine innere Logik, die von Verhütung und Scheidung über diverse Stationen bis zur völligen Aufgabe sexueller Normen führt – und ohne Normen im sexuellen Bereich zerfallen Gesellschaften relativ zügig.

Doch selbst ich hatte nicht erwartet, dass es mit der Piratenpartei jemand in einen deutschen Landtag schaffen würde, der bereits heute so schnell so weit geht. Doch die Bloggerkollegen auf b-logos dokumentieren, dass dies der Fall ist. Lektüre sei empfohlen.

Erzbischof Zollitsch zum Dritten…

Das inoffizielle Motto des Dialogprozesses...

Das inoffizielle Motto des Dialogprozesses...

[Bild auf Aliveandyoung.net gefunden.]

O hätte er doch geschwiegen – und hätten vor allem seine Verteidiger geschwiegen, so wären sie, nicht Philosophen, so doch gute Katholiken geblieben. Doch so, leider, ein drittes Interview des Erzbischofs, in dem er seine Position richtigzustellen versucht. Einige Zitate aus dem Kath.net-Artikel zum Thema:

Erzbischof Robert Zollitsch wehrt sich gegen den Vorwurf, er wolle die Unauflöslichkeit der Ehe infrage stellen. «Das tue ich ganz und gar nicht», sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Freiburger Erzbischof in einem Interview des «Mannheimer Morgen» (Montag).
(…)
In der Seelsorge stelle sich aber die Frage nach einem «theologisch verantwortungsvollen und pastoral angemessenen Umgang. Darüber gilt es offen und unaufgeregt zu beraten.»

Zuerst ist es natürlich zu begrüßen, dass Erzbischof Zollitsch die Unauflöslichkeit der Ehe nicht aufheben möchte – das könnte er auch gar nicht. Doch dann stößt er leider erneut in dieselbe Kerbe, die ich verschiedentlich (Links siehe unten) bereits kritisiert hatte. Man solle einen „theologisch verantwortungsvollen und pastoral angemessenen Umgang“ finden, über den man „offen beraten“ müsse. Das ist allerdings zunächst einmal eine Leerfloskel. Alle Seiten sind sich einig, dass eine Lösung nur theologisch verantwortungsvoll und pastoral angemessen sein dürfe. Hat jemals in der Geschichte der Kirche jemand behauptet, er wolle theologisch verantwortungslos und pastoral unangemessen handeln? Die ganze Frage besteht doch gerade darin, was denn theologisch verantwortungsvoll und pastoral angemessen sei. Da behaupten die einen, man müsse Wiederverheiratet-Geschiedene zur Kommunion zulassen, und andere lehnen dies ab.

Aus der Unauflöslichkeit der Ehe, zu der Zollisch sich anscheinend in dem neuen Interview bekennt, und dem katholischen Eucharistieverständnis folgt allerdings notwendig der Ausschluss von der Kommunion für Menschen, die nach einer zivilrechtlichen Scheidung in eine neue sexuelle Beziehung eintreten. Das ist keine Frage pastoralen Umgangs, sondern zuerst nur theologischer Wahrheit. Wie man diese Tatsache, diese nicht veränderbare Tatsache, pastoral vermittelt, mit wieviel Fingerspitzengefühl man vorgeht, das alles kann offen und unaufgeregt diskutiert werden. Doch die theologischen Tatsachen stehen nicht ständig offen zur Diskussion. Sie sind eben längst Tatsachen, an denen sich weitere Diskussionen zu orientieren haben.

Aber bei aller Kritik am Erzbischof, die hier in den letzten Wochen laut geworden ist, bleibt er weit unter dem was sein Stellvertreter, der Bischof von Aachen Heinrich Mussinghoff, erklärt. Während Erzbischof Zollitsch die Unauflöslichkeit der Ehe wenigstens noch formal unangetastet lassen möchte, strebt Mussinghoff eine vollständige Protestantisierung des Themas an. Kath.net schreibt:

[Bischof Mussinghoff] betonte, dass keine offizielle Zulassung zu den Sakramenten angestrebt werde. In Einzelfällen sollte aber beispielsweise die subjektive Gewissensentscheidung eines Katholiken toleriert werden, die Kommunion zu empfangen. Auch weil Kinder aus diesen Beziehungen nur schwer in den Glauben finden könnten, wenn ihre Eltern dauerhaft nicht zur Kommunion gehen dürften.

(Hervorhebungen von Catocon)

Das geht über die Worte des Erzbischofs von Freiburg deutlich hinaus. Die Zulassung zur Kommunion zur „individuellen Gewissensentscheidung“ zu machen, erkennt den Primat des Gewissens gegenüber der kirchlichen Lehre an. Wenn mein individuelles Gewissen mir sagt, es sei akzeptabel in Ehebruch zu leben und eine Konkubine zu haben, wer ist dann Gott mir Vorschriften zu machen!? Schließlich bin ich doch ein freier, aufgeklärter, moderner Mensch – ich bin emanzipiert von diesen ganzen verstaubten Autoritäten, die mir vorschreiben wollen, was ich zu tun und was zu lassen habe! Wenn ich Ehebruch begehen will, dann nenne ich das „Neue Erfahrungen machen“ und „mich umorientieren“, und das ist doch nichts Schlimmes! Kirche und Gott haben sich aus meinem Leben herauszuhalten! Außerdem gehe ICH zur Kommunion, wann ICH das WILL. NON SERVIAM!

In dem Moment, in dem die subjektive Gewissensentscheidung eines Katholiken bei einem Thema von öffentlicher Relevanz – etwa wenn ein Paar offen im Konkubinat oder in Ehebruch lebt, wie in diesen Fällen häufig – als ausschlaggebend gewertet wird, hat das Lehramt der Bischöfe offiziell abgedankt. Bischof Mussinghoff fordert nichts weniger als eine zweite Reformation – das Primat des Gewissens.

Damit wird abermals ratifiziert, was die Bischofskonferenz schon mit der Königssteiner Erklärung 1968 angedeutet hat. Wir verneigen uns vor dem Zeitgeist, wir sind ein Fähnchen im Wind, keine Kompassnadel, die immer zum Herrn zeigt. Wir lassen alles zu, solange ihr euer Gewissen zu Brezeln verknoten könnt, um euch selbst zu rechtfertigen. Wir glauben an die Rechtfertigung nicht durch Gnade, nicht durch den Glauben, nicht durch gute Werke, sondern durch den menschlichen Willen. Sünde ist keine Sünde, wenn ihr euer Gewissen vorher erstickt habt, und es jetzt alles mit sich machen lässt.

Der Zustand der katholischen Kirche in Deutschland ist allerdings inzwischen so schlecht, dass selbst die Worte von Bischof Mussinghoff noch gemäßigt und katholisch anmuten gegen das was scheinbar in den normalen deutschen Gemeinden alltägliche Praxis ist:

Unterstützung hatte Zollitsch auch von einzelnen Kirchenrechtlern und Moraltheologen erhalten: Der emeritierte Münsteraner [Münster: Das Große Häreticum für alle, ohne Numerus Clausus! – Anmerkung von Catocon] Kirchenrechtler Klaus Lüdicke sagte, schon heute sei es in Deutschland der Normalfall, Gläubigen, die in einer neuen Ehe lebten, die Kommunion nicht zu verweigern. Das solle die Kirche auch amtlich akzeptieren.

Ist das wirklich so? Ich kenne nur eine Gemeinde, und die erst seit kurzem. Wer dort geschieden ist und wer wiederverheiratet, ist mir vollkommen unbekannt. Wenn in Deutschland wirklich allwöchentlich der Leib unseres Herrn entweiht wird, wenn allwöchentlich mit priesterlichem Segen massenhaft bekanntermaßen in schwerer Sünde lebende Menschen zur Kommunion zugelassen werden, dann repräsentiert Bischof Mussinghoff wohl den traditionalistischen Flügel der Kirche. Man sagt, der Fisch stinkt vom Kopf her. Aber was ist, wenn der katholische Fisch gar nicht vom Kopf her stinkt, sondern von den Füßen?

Natürlich ändert sich an der Lehre der Kirche auch dann nichts, wenn 99,9% oder selbst 100% aller dem Namen nach katholischen Gemeinden gegen sie aufbegehrten. Auch ein spontanes Massenschisma der deutschen Gemeinden vermöchte nicht einen einzigen Buchstaben an der Wahrheit verändern, dass zivilrechtlich geschiedene Menschen, die eine neue Sexualbeziehung mit einem anderen Menschen eingehen, in schwerer Sünde leben. Daher ist es auch manifest falsch, was Eberhard Schockenhoff, einer der bekannteren Radikalhäretiker der Schimatischen Kirche Deutschlands, vertritt:

Der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff sagte, Zollitsch habe die Unauflösbarkeit der Ehe nicht infrage gestellt. Er wolle nur einen barmherzigeren Weg des Umgangs mit Menschen, deren Ehe gescheitert sei [Von sich aus scheitern keine Ehen – das besorgen schon die Eheleute selbst! – Anmerkung von Catocon] . «Man kann von außen nicht jede Entscheidung für eine zivile Zweitehe als objektiv schwere Sünde qualifizieren», fügte der Theologe hinzu.

Doch, Herr Schockenhoff, OBJEKTIV ist es auf jeden Fall eine schwere Sünde. Inwiefern Menschen für dieses Verhalten die Schuld tragen, hängt natürlich von ihrem Kenntnisstand ab. Wer gar nicht über die Lehre der Kirche und die Wahrheit informiert ist, dessen individuelle Schuld ist anders zu bewerten als die Schuld des wissentlichen und willentlichen Überzeugungstäters. Objektive schwere Sünden liegen vor bei Sünden hinsichtlich einer schwerwiegenden Materie. Die Ehe ist als Sakrament der Kirche auf jeden Fall eine schwerwiegende Materie. Ferner muss die Sünde noch wissentlich und willentlich begangen werden, damit die schwere Sünde auch wirklich schuldhaft ist. Jeder Mensch, der in Deutschland eine Zivilehe eingeht, tut dies willentlich – sonst wäre die Ehe ungültig.

Nun kann es immer sein, dass jemand zum Zeitpunkt des Eheschlusses gar nicht über die objektiv schwere Sündhaftigkeit seines Verhaltes informiert war. In solchen Fällen ist die individuelle Schuld natürlich entsprechend zu reduzieren oder gar zu verneinen. Doch spätestens nachdem ein guter Pastor dem betroffenen Paar die Wahrheit ganz pastoral gesagt hat, liegt die Sache klar. Ein weiteres Persistieren in schwerer Sünde kann dann nicht mehr als „unwissentlich“ gewertet werden, sondern nur noch als „wissentlich“. Dasselbe gilt für einen Priester, der in vollem Wissen um die Situation einem solchen Paar die Kommunion spendet. Was mit Hirten geschieht, die zulassen, dass ihre Schäfchen sich „das Gericht essen“, wie Paulus das ausdrückt, die ihre Schäfchen in den Abgrund stoßen, kann man in der Bibel nachlesen. Jesus, soviel möchte ich verraten, hält nicht viel von schlechten Hirten.

Man kann fürchterlich komplizierte Einzelfälle konstruieren, meinetwegen ein Mensch, der nach einer zivilen Wiederheirat vom orthodoxen zum katholischen Glauben konvertiert, mit einer russisch-orthodoxen Frau verheiratet ist (hier wäre prinzipiell die Interkommunion möglich, wenn ich richtig informiert bin), vier kleine Kinder hat usw. Doch solche extrem seltenen Einzelfälle müssen nicht durch individuellen Gewissensprimat der Betroffenen (Mussinghoff), amtskirchliche Anpassung an gängige häretische Praxis (Lüdicke) oder theologische Diskussion im Dalogprozess (Zollitsch) gelöst werden, sondern durch individuelle pastorale Beratungsgespräche auf der Grundlage kompromisslos feststehender dogmatischer Wahrheit.

Ich hatte gehofft, nach den letzten beiden Wochen nicht jetzt schon wieder negativ über unsere deutschen Bischöfe schreiben zu müssen, aber es bleibt nicht aus. Der Papstbesuch scheint in der deutsch-katholischen Landschaft so einige in Unruhe zu versetzen. Da muss man sich dringend noch einmal von Rom absetzen, um nur ja nicht unter die Räder der rapide rollenden Medienmaschine zu geraten. Man will ja ankommen – um jeden Preis.

Links zu früheren Artikeln über die Zollitsch-Interviews:

Erzbischof Zollitsch und die Häresie

Erzbischof Zollitsch und die Häresie: Weitere Stimmen

„Herr Zollitsch und das Zirkuspferd“

Erzbischof Zollitsch legt nach

Links zur leidigen Zollitsch-Debatte

Thesen zur traditionellen Messe (1)

Als im Jahr 1970 der Novus Ordo promulgiert worden ist, war ich weder Katholik noch überhaupt geboren. Daher habe ich keine positiven oder negativen Erinnerungen an die damalige Zeit und ihre Entscheidungen, weder eine Bitterkeit über radikale Reformen noch über ihr angebliches Ausbleiben. Als ich jedoch im Jahre 2008 erstmals den katholischen Glauben ernsthaft betrachtete, fühlte ich mich sofort zum „alten“ Ritus hingezogen. Aber nicht aus guten liturgischen Gründen – ich war liturgischer Analphabet.  Ich begegnete im Internet (und ich lernte den Katholizismus zuerst ausschließlich durch das Internet kennen) drei Gruppen von Katholiken:

(1) Die einen hatten sich demselben Zeitgeist angepasst, vor dem ich gerade erst zu fliehen begonnen hatte – diese waren überzeugte Anhänger der „Neuen Messe“.

(2) Die anderen waren überzeugte Gegner des Modernismus und verteidigten die moralischen Positionen, zu denen ich unabhängig vom katholischen Glauben 2008 gerade zu finden begonnen hatte, mit Entschlossenheit und Ernsthaftigkeit – diese waren überzeugte Anhänger der „Alten Messe“.

(3) Die dritte Gruppe, für die das beste Beispiel wohl der amerikanische Blogger und Autor Mark Shea ist, ähnelte der zweiten Gruppe in ihrer Verteidigung der moralischen Werte, von denen ich mehr und mehr überzeugt war. Sie respektierten die Messe sowohl in der „neuen“ als auch der „alten“ Variante – obgleich sie generell persönlich eher den Novus Ordo zu bevorzugen schienen.

Dieser Eindruck bestätigte sich wieder und wieder – wenn ich von einem katholischen Autor wusste, wie er zur „Alten Messe“ stand, konnte ich in 99% der Fälle seine Position zu theologischen und moralischen Fragen vorhersehen. Ich habe in drei Jahren bisher noch keinen Katholiken im Internet oder anderswo angetroffen, der sowohl Humanae Vitae als auch den Novus Ordo für den großen Wurf hielt. Ebenso kenne ich niemanden, der sowohl Humanae Vitae als auch den Novus Ordo ablehnt.

Damals erschien mir dies äußerst überraschend – ich hatte wie gesagt keine Ahnung von gesunder katholischer Lehre und war ein religiöser und liturgischer Analphabet. Ich hatte auch keine Ahnung vom wirklichen Aufbau der beiden konkurrierenden Formen der Messe – meine Begegnung mit dieser Debatte fand erstmal ausschließlich im moralischen Rahmen statt. Ich war gegen Abtreibung und die Zerstörung der traditionellen Familie – ich fand Gleichgesinnte unter den Gegnern der Liturgiereform, während das Stimmungsbild unter den Befürwortern höchst gemischt war, wobei die Ablehnung der moralischen Revolution von 1968 umso stärker wurde, je mehr Sympathie ein katholischer Autor mit der Tridentinischen Messe hatte. Je radikaler seine Unterstützung des Novus Ordo, umso revolutionärer auch seine gesellschaftspolitischen Ansichten. Es war ganz natürlich, sich in dieser Lage zum „Traditionalismus“ in liturgischen Fragen hingezogen zu fühlen.

Es dauerte dabei nicht lange, bis ich einen etwas tieferen Einblick in die unter Katholiken immer gern kontrovers diskutierte Frage der Liturgie und der Messe gewann, und dann auch aus liturgischen und theologischen Gründen die außerordentliche Form zu favorisieren begann. Damals jedoch, 2008 oder 2009, war ich noch längst nicht von der Richtigkeit der katholischen Lehre überzeugt. Ich hielt die Existenz Gottes für plausibel, und wäre, wenn man mich zu einer Entscheidung gezwungen hätte, vermutlich in eine konservative evangelikale Freikirche eingetreten. Den Katholizismus, den ich aus dem Fernsehen und von diversen diffus miterlebten Verlautbarungen von Bischöfen kannte, konnte ich weder ernst nehmen noch glauben. Es war zu offensichtlich, dass diese Repräsentanten des Katholizismus sich für ihre eigene Religion schämten und sie bei jeder Gelegenheit herunterzuspielen suchten. Doch meine Aktivitäten im Internet hatten mich mit einer Religion in Kontakt gebracht, die sich nicht ihrer selbst schämte, sondern eine wirkliche Alternative anzubieten schien, eine Alternative, zu der wenigstens große Sympathie für die tridentinische Messe einfach dazugehörte.

Das sah ich, unbedarft wie ich war, bei meinen ersten Kontakten mit dem Katholizismus im Internet. Abschließend möchte ich diese Erfahrungen in zwei Thesen zusammenfassen:

1. These: Je freundlicher ein Katholik zur traditionellen lateinischen Messe steht, umso klarer, entschlossener und überzeugter ist sein Eintreten für die traditionelle katholische Moral, auch und gerade in besonders umstrittenen Themengebieten.

2. These: Solange die Gültigkeit des Novus Ordo nicht generell geleugnet wird, ist eine positive Haltung zur traditionellen Messe ein absolut sicheres Anzeichen für Lehramtstreue in allen Bereichen.

Erzbischof Robert Zollitsch und die Häresie

Herr Zollitsch, der Vorsitzende der Bischofskonferenz der Deutschen Nationalkirche, hat kath.net zufolge die Meinung geäußert, es werde eine „Veränderung in der katholischen Kirche beim Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen“ geben – zu seinen Lebzeiten, d.h. in relativ kurzer Zeit. Warum? Das sei alles eine „Frage der Barmherzigkeit“. In dem Artikel heißt es über Zollitsch:

Er frage sich manchmal, warum es nicht schneller gehe. Manche in Rom „wittern gleich den Glaubensabfall, wenn wir in Deutschland etwas kontroverser diskutieren“. In der Weltkirche zählten Deutsche besonders „überall dort, wo man meint, man brauche Geld“.

Es scheint also seine Auffassung zu sein, dass Wiederverheiratet-Geschiedene grundsätzlich zur Kommunion zugelassen werden sollten, und erwartet daher, dass es in Rom „schneller“ gehe. Es ist ja auch absurd, den Glaubensabfall in einer Kirche zu wittern, in der kaum noch jemand an etwas anderem als dem steten Strom der Kirchenzwangssteuer interessiert zu sein scheint. Nein, nein, wir glauben immer noch an unseren Herrn Mammon, ähm ich meinte natürlich Jesus Christus – man kann sich ja mal versprechen, nicht?

Schließlich, so Zollitsch, sei der geschiedene Katholik Christian Wulff ein hervorragendes Beispiel dafür, dass man „barmherzig“ sein sollte, und „Wiederverheiratet-Geschiedene“ (Fachterminus: unbußfertige Ehebrecher im Konkubinat) zur Kommunion zuzulassen. Und es kann nur um die Zulassung zur Kommunion gehen, anders kann man Herrn Zollitsch nicht verstehen.

Abschließend zeigt Herr Zollitsch noch wessen Geistes Kind er wirklich ist:

Schließlich bezeichnet Zollitsch die Grünen wertschätzend als „eine Partei, in der viele Christen sich beheimatet fühlen“. Er stelle „immer wieder Übereinstimmungen mit christlichen Überzeugungen fest, da hat sich sicher einiges verändert seit den Anfängen der Grünen.“

Kommentar von Catocon:

1. Dass Herr Zollitsch persönlich um sich herum keine Anzeichen von Glaubensabfall wittert, und Rom vorwirft, man sei sozusagen nicht lässig genug im Umgang mit der Glaubenswahrheit, man rege sich viel zu leicht über ein Paar Dialoge und Kontroversen auf, man solle sich in Rom mal entspannen und die guten Bischöfe in Deutschland machen lassen, all dies zeigt sehr gut, was man in Rom mit Glaubensabfall meint. Der Fisch erkennt nicht, dass er nass ist, weil er nichts anderes kennt. Ähnlich ist es mit Herrn Zollitsch und dem katholischen Glauben. Er erkennt nicht den Glaubensabfall, weil er längst selbst nur noch dem Namen nach katholisch ist, keinesfalls aber seinen Handlungen nach. An ihren Früchten sollen wir sie messen…

2. Die ganze Formulierung „Wiederverheiratet-Geschiedene“ ist an sich schon nicht in Einklang mit der Lehre der Kirche zu bringen. Da die Ehe ein unauflösliches Band zwischen Ehemann und Ehefrau konstituiert, ist eine echte Scheidung nicht möglich. Die Unauflöslichkeit gehört zur Natur der Ehe, also kann man sie nicht auflösen. Es gibt keine „Geschiedenen“, nur Ehebrecher. Es gibt keine „Wiederverheirateten“, nur Konkubinen. Wer von seinem Ehepartner ohne seine Schuld verlassen und dann zivilrechtlich auf der Basis ungerechter Scheidungsgesetze in den meisten westlichen Ländern geschieden wird, der kann natürlich nichts dafür. Aber er ist IMMER NOCH verheiratet, da es keine Scheidung gibt. Er ist immer noch zu einem Fleisch mit seinem Ehepartner verbunden. Weitere sexuelle Beziehungen sind daher immer Ehebruch, eine schwere Sünde, und zwar auch dann, wenn es eine zivilrechtlich geschlossene „Ehe“ mit einer anderen Person gibt. Durch den Bestand dieser „Ehe“ gibt die beteiligte, zivilrechtlich geschiedene Person zu erkennen, dass sie in schwerer Sünde zu verharren und zu leben wünscht. Diesem Wunsche ist daher auch grundsätzlich bei der Zulassung zur Kommunion zu entsprechen. Für den Empfang der Kommunion im Stande schwerer Sünde gilt das Wort des Paulus.

3. Die „Zulassung von Wiederverheiratet-Geschiedenen zur Kommunion“ ist daher, in klares, einfaches Deutsch übersetzt, nichts anderes als: Die Entweihung des Leibes unseres Herrn zwecks Besänftigung absichtlich in schwerer Sünde lebender, gewohnheitsmäßiger Ehebrecher. Natürlich würde Herr Zollitsch das so nicht formulieren wollen, aber es ist nichts anderes als dies. Denn die Ehe ist wirklich unauflöslich, Ehebruch wirklich eine schwere Sünde, die Kommunion wirklich der Empfang des Leibes unseres Herrn. Vielleicht glaubt Herr Zollitsch das ja nicht. Doch das sagt uns wieder einiges über den Glaubensabfall der deutschen Bischofskonferenz, die ihn zum Vorsitzenden gemacht hat.

4. Der schwierige Teil in der Debatte um die Zulassung von „Wiederverheiratet-Geschiedenen“ und anderen in schwerer Sünde persistierenden Menschen ist nicht so sehr die inhaltliche Frage – die ist vollkommen klar. Es ist die Vermittlung dieser Wahrheit, die Einfühlungsvermögen und „pastoralen“ Umgang erfordert, aber eben ZUSÄTZLICH zu einer festen, klaren, katholischen Haltung in der Sache.

5. Doch dass Herr Zollitsch längst den Boden irgendeiner an den katholischen Glauben erinnernden Überzeugung verlassen zu haben scheint, zeigt ja schon sein Beispiel: Christian Wulff, so Zollitsch, sei ein Katholik, der „seinen Glauben lebt“ und unter der Situation leide, wie sie ist. Nun ja, man lese einmal diesen Artikel über die Umstände seiner Scheidung. Die beiden Ehepartner, die sich ewige Treue geschworen haben, sind auseinandergegangen, einvernehmlich, weil sie sich „auseinander gelebt“ hatten – mit anderen Worten, weil beiden ihre Ehe nichts mehr bedeutete, und sie sich nach jüngeren oder besseren Aussichten umsehen wollten. An dieser Scheidung ist nicht einmal etwas zu finden, das geeignet wäre eine subjektive psychologische Rechtfertigung zu konstruieren. Man wollte nicht mehr – man trennt sich. Ganz als ob es überhaupt keine Ehe gegeben hätte, ganz als ob die Versprechen vor Gott, die unauflösliche Verbindung zu einem Fleische, nichts zählten. Ganz weltlich, säkular, atheistisch halt, wie alles bei Herrn Wulff – seine Politik, seine Ansichten, sein Verhalten, sein Leben in vorsätzlichem Ehebruch, von A bis Z fernab jeder Katholizität. Seine Seele zu richten ist Gottes Sache, doch sein Verhalten zu loben und zu rechtfertigen, wie Herr Zollitsch es tut, ist geradezu antikatholisch.

6. Dieser Eindruck bestätigt sich noch, wenn man Herrn Zollitschs Einlassung über die Grünen liest. Ich kann mir gut vorstellen, dass Herr Zollitsch und der ZdK-Erfahrene grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg Kretschmann gut miteinander auskommen, und sogar, dass sie ein und dieselbe Weltsicht verbindet. Doch die radikale Homo-Ideologie, die radikale Ablehnung der traditionellen Familie, der Blutrausch bei der Abtreibung und viele Themen mehr mögen Herrn Zollitsch mit den Grünen verbinden – und betrachtet man seine ohrenbetäubende Stille zur Ermordung der Ungeborenen, erscheint das nicht einmal unplausibel – doch sie verbinden nicht die Kirche mit den Grünen, sondern trennen sie voneinander. Und selbst dort, wo es auf den ersten Blick Ähnlichkeiten zwischen Kirche und Grünen geben könnte – etwa im Naturschutz oder im Umgang mit den Armen – da findet man ebenfalls völlig entgegengesetzte Ideen: Die einen wollen totalitäre, am besten global organisierte, bürokratische Zwangsorganisationen, die alle Menschen durch den kräftigen Arm des Gesetzes dazu zwingen, die richtigen Glühbirnen zu benutzen und wenige Kinder zu haben (die ja „Klimakiller“ sind, wie die Umweltschutzmafia behauptet) – die katholische Kirche ist hingegen wie immer auf der Seite der Würde des Menschen, erkennt an, dass es zuweilen, mit sehr guter Begründung, und unter Berücksichtigung des vorrangigen Rechts der natürlichen Familie und des Prinzipis der Subsidiarität, staatliche Eingriffe geben sollte, lehnt aber den Totalitarismus sowohl in seiner roten, als auch braunen oder grünen Form generell ab. Das unterscheidet offenbar die Kirche von Herrn Zollitsch.

7. Der Eindruck entsteht, dass Herr Zollitsch sich nun gänzlich auf die Seite der Verbandskatholiken gestellt hat, die von dieser Seite praktisch geforderte Nationalkirche einzuführen beabsichtigt, und eine vollständige Kapitulation der Kirche Jesu Christi vor der Welt und ihrem Fürsten herbeisehnt. Er wird sie nicht bekommen.

8. Es läge nahe, Herrn Robert „Luther“ Zollitsch einen Halunken zu nennen. Doch dafür habe ich viel zu viel Respekt vor ehrenwerten, gottesfürchtigen Halunken, also lasse ich es sein.

Zum Abschluss noch ein schönes Zitat von Msgr. Nicola Bux:

Es gibt ohne Zweifel eine Form von schleichendem Neogallikanismus, demgemäß einige Teile der Kirche meinen, sich selbst zu genügen und von Rom unabhängig zu sein. Wer aber so denkt, ist nicht katholisch. Die Bischöfe, die dem Papst ungehorsam sind, versetzen sich selbst in eine Situation, in der sie nicht mehr verlangen können, daß ihnen die Priester und Gläubigen gehorsam sind.

Hat er Recht? Es lohnt sich, darüber einmal gründlich nachzudenken…

Was nützen politische Reformen?

Ich wurde kürzlich, nach meinem Blogeintrag „Die kinderfeindliche Betreuungslüge“ von einem treuen Leser und Kommentator, wk1999, darum gebeten, der Veröffentlichung des dort kurz von mir beschriebenen Familienförderungsprogramms auf dem Internetportal kathspace.com zuzustimmen. Dies tat ich, obgleich es sich bei dem „Programm“ natürlich nur um ein relativ schnell dahingeschriebenes Machwerk handelte, und keineswegs um ein sorgfältig durchdachtes, oder gar vollständiges, familienpolitisches Maßnahmenpaket.

Nun gibt es auf dem oben erwähnten Internetportal unter der Veröffentlichung des Programms derzeit eine Reaktion, die einige der notwendigen Ergänzungen und zusätzliche Anregungen aufwirft. Auf diese möchte ich kurz reagieren, und dadurch den Lesern dieses Blogs etwas mehr Kontext liefern, in dem das erwähnte Programm verstanden werden muss.

Hier zuerst noch einmal das Programm, um das es geht:

1. Abschaffung sämtlicher staatlicher Förderungen für sog. Betreuungsplätze vor dem sechsten Geburtstag des Kindes.

2. Abschaffung der diversen Scheidungsliberalisierungen der letzten 60 Jahre, idealerweise totales Scheidungsverbot.

3. Totales, ausnahmsloses Verbot der Abtreibung, Künstlicher Befruchtung und sonstiger lebensfeindlicher Praktiken. Verbot von Verhütungsmitteln mit potenziell frühabtreibender Wirkung.

4. Abschaffung aller Privilegien für homosexuelle Paarbeziehungen, so dass die Ehe wieder als einzige staatlich privilegierte Lebensform besteht.

5. Abschaffung aller sog. Gleichstellungs- oder Frauenförderungsgesetze. Abkehr vom Gender Mainstreaming – falls die EU sich dagegen wehrt, notfalls austreten.

6. Streichung aller Fördermittel und Werbekampagnen, inklusive schulischer Sexualisierungspropaganda (sog. Sexualunterricht), für Verhütung, Abtreibung und außereheliche Sexualität.

Nun beklagt sich Bernice auf kathspace.com darüber, es gehe in diesem Programm nur darum diverse Sachen abzuschaffen, zu streichen usw. Das müsse aber alles von weiteren Maßnahmen flankiert werden, die positiverer Natur seien. Ich zitiere aus ihrem Beitrag:

Ich wäre grundsätzlich dafür.
Einige Ergänzungen scheinen mir aber sehr wichtig:

Erstens dürften solche Forderungen nicht der Agression, Hass, Ablehnung und Ausgrenzung entstammen.

In der Tat. Einige der von ihr vorgeschlagenen Ergänzungen sind wirklich wichtig. Man sollte niemanden hassen, schon gar nicht seinen Feind, wie alle Christen wissen sollten. Doch wenn es um „Ablehnung“ und „Ausgrenzung“ geht, nun ja, ich fürchte, da bin ich anderer Meinung als Bernice. Wenn „Ablehnung“ und „Ausgrenzung“ per se falsch sein sollen, dann bedeutet dies, dass es kein objektiv unmoralisches Verhalten geben kann, oder dass man diesem unmoralischen Verhalten zuzustimmen verpflichtet wäre. Ist nämlich eine Handlung objektiv verwerflich, so darf man ihr nicht zustimmen, und sollte sich sogar von ihr „abgrenzen“. Man sollte sie auch „ablehnen“. Und das Böse auszugrenzen – unter Wahrung der Menschenwürde der Bösen – ist in jeder christlichen Gesellschaft praktiziert worden, und keine christliche Gesellschaft auf dieser Erde wäre denkbar, in der dies nicht der Fall wäre. Der generelle Geist der Nächstenliebe sollte in der Tat die Umsetzung des „Programms“ begleiten, doch kann dies nicht bedeuten, dass das Programm nicht automatisch gegen das Übel vorgeht, es „diskriminiert“, „ausgrenzt“ oder „ablehnt“. Wenn Abtreibung, Scheidung usw. tatsächlich Übel sind – und daran kommt man als Katholik eigentlich nicht vorbei – dann müssen wir diese Übel sogar ablehnen.

Mir scheint, Bernice hat die Unterscheidung zwischen Sünde und Sünder unbeachtet gelassen. Wir lieben den Sünder, aber nicht die Sünde. Wir hassen die Sünde, gerade weil wir den Sünder lieben und ihm mit seiner Sünde helfen wollen. Und deswegen grenzen wir die Sünde aus und lehnen sie ab.

Zweitens, wenn man Scheidung verbieten will, müsste man eine gute, gründliche und religionsbezogene Ehevorbereitung fördern – also z.B. Kurse, Tagungen etc. Oder am besten gleich in der Schule damit beginnen (Schüler lernen ja Mathe, Sprache und Sport – wie steht es mit Partnerschaft, Erziehung und Umgang mit anderen Menschen…?!)

Volle Zustimmung. Solche Begleitmaßnahmen wären in der Tat notwendig.

Das gleiche gilt für ein Verbot von Abtreibung. Den Jugendlichen sollte man nahebringen wie wertvoll und unersetzlich ein menschliches Leben ist und – das betrifft dann ebenfalls die Sexualerziehung – was es bedeutet eine Beziehung verantwortungsvoll einzugehen, was Treue, echte Liebe, Gemeinschaft etc. bedeuten.

Ja, auch ein Abtreibungsverbot muss flankiert werden von derartigem Neulernen elementarer moralischer Wahrheiten. Doch jetzt kommt das „dicke Ende“:

Also, alles mögliche abschaffen geht nicht, ohne dass die Menschen den Sinn des Lebens, die Ehe, die Sexualität und die Menschenwürde wieder neu von der positiven Seite kennenlernen.

Was soll das bedeuten? Bedeutet das, dass man mit diesen Gesetzesänderungen warten soll, bis die Menschen ein Licht aufgegangen ist? Es ist im Gegenteil sogar die Pflicht eines jeden Menschen, das Übel auch dann abzuschaffen, wenn seine Mitbürger nicht verstanden haben, warum es ein Übel ist. Wenn Abtreibung die vorsätzliche Tötung eines unschuldigen Menschenlebens darstellt, dann fällt es unter die elementarste Pflicht eines jeden Staates, der überhaupt so etwas wie Legitimität besitzen will, dieses intrinsische Übel zu verbieten, und zwar nicht erst dann, wenn diverse Tugenden bereits wieder verankert sind, sondern gerade in ihrer Abwesenheit. Legalisierte Abtreibung wäre in einem Staat, in dem die Menschen den Wert des Lebens erkannt haben, noch zu tolerieren (niemand würde abtreiben) – aber keinesfalls in einem Staat, in dem der Wert des Lebens in Vergessenheit geraten ist. Gerade die verirrten Schäfchen brauchen jede, auch staatliche, Hilfe, um wieder auf den richtigen Weg zurückzukehren – besonders wenn es um das Lebensrecht aller Menschen geht.

Wenn Bernice hingegen nur meint, dass ein solches Verständnis zusätzlich zu den Verboten angestrebt werden soll, oder dass es nützlich wäre, jetzt, wo solche Gesetzesänderungen nicht in Sicht sind, daran zu arbeiten, die Bürger von der Wichtigkeit der genannten Werte zu überzeugen, dann hat sie natürlich Recht.

Doch das bringt mich zu meinem allgemeinen Punkt, der vielleicht in der detaillierten Behandlung von Bernices Kommentar und überhaupt meinem „Programm“ untergehen könnte. Ich zitiere aus meinem ursprünglichen Artikel zum Thema (oben verlinkt):

Doch diese Vorschläge [das „Programm“] könnten in Deutschland niemals umgesetzt werden, niemals auch nur diskutiert werden, und fänden sicher auch nicht die Zustimmung der Mehrzahl der deutschen Katholiken, oder auch nur Bischöfe. Warum nicht? Eben weil sie alle die Mentalität der Welt übernommen haben, weil sie alle sich selbst säkularisiert haben, weil sie alle eine generelle Abkehr von traditioneller katholischer Sittenlehre vollzogen haben, um damit den Reichen und Mächtigen zu gefallen.

Das ist das eigentliche Problem. Es ist meine feste Überzeugung, dass jede Gesetzesänderung, die jetzt durchgedrückt würde (wie auch immer das funktionieren sollte), nicht nur unwirksam wäre, sondern zu einer Verschlimmerung der Lage führte. Im aktuellen Gesellschaftlichen Klima der Bundesrepublik ist die eingetragene Partnerschaft für Homosexuelle eher am „konservativen“ Ende des akzeptablen Spektrums angesiedelt. Und im Felde der Abtreibung ist faktisch die CDU die Verteidigerin der Fristenregelung, während die anderen Parteien, vor allem Grüne und Linke, aber auch wichtige Teile der SPD und der FDP, den §218 am liebsten ganz abschaffen würden. Und selbst die aktuelle schwarz-gelbe Koalition fördert international Abtreibungsorganisationen und Lobbys dieser Richtung. Ähnliches gilt auch in allen anderen diskutierten Politikbereichen.

Jede positive Veränderung der Gesetzeslage ist wertlos, wenn sie nicht zugleich in den Köpfen der Gesellschaft verankert ist. Und dies wird nur geschehen, wenn die Meinungsführer gezwungen sind, von ihren modernistischen Ideologien abzukehren, umzudenken. Doch das wird sicher nicht passieren, solange es auch nur im Entferntesten danach aussieht, dass das heutige egalitaristische, lebensfeindliche Gesellschaftssystem irgendwie bewahrt werden kann. Ich fürchte, dass eine gesellschaftliche Umkehr – wie meistens – erst nach dem gesellschaftlichen Zusammenbruch geschehen wird. Und dann könnte es für viele von uns zu spät sein.

Doch eines sollten wir nie vergessen: Alles, was auf dieser Erde geschieht, Gutes wie Böses, ist nur ein Vorspiel, eine Bewährungsprobe, ein Tal der Tränen. Worauf es wirklich ankommt, ist nicht die Gesellschaft, und schon gar nicht die Politik.