US-Wahlen: Romney als zweitgrößtes Übel

Wer diese Seiten regelmäßig liest, dem wird bereits aufgefallen sein, dass der Autor sich für Politik interessiert und darüber oft und gern aus seiner christlichen Perspektive schreibt. Die Kategorie „Politik und Wirtschaft“ ist eine der größeren auf diesem Blog und innerhalb der Kategorie dominieren politische Themen die Wirtschaft deutlich.

Ich werde in den kommenden Wochen bis zu den Wahlen gelegentlich über die aktuelle Situation in den USA hinsichtlich des Präsidentschaftswahlkampfes berichten. Ich bin davon überzeugt, dass die Wahlen in den USA große Auswirkungen nicht nur auf die USA, sondern auf die ganze Welt haben, und eine große Zahl gerade auch aus christlicher und katholischer Perspektive wichtiger Konsequenzen mit sich bringen werden. Zudem verfolge ich die amerikanische politische Landschaft schon seit einigen Jahren, so dass ich mir einbilde, mich damit einigermaßen auszukennen.

Doch genug der Vorrede. Der Wahlkampf läuft bereits auf Hochtouren. Gerade in diesen Tagen haben Demokraten und Republikaner ihre jeweiligen Nominierungsparteitage beendet. Romney und Obama sind damit auch offiziell die Kandidaten ihrer jeweiligen Partei. Wie auch bei deutschen Parteitagen werden jedoch die wesentlichen Entscheidungen lange vorher hinter verschlossenen Türen getroffen. Anders als bei deutschen Parteitagen gibt es durch das amerikanische Vorwahlsystem wenigstens ein Mitspracherecht der Parteianhänger bei der Auswahl der Kandidaten. Die Vorwahlen sorgen immer wieder für Spannung und haben den zusätzlichen Vorteil, dass die Parteieliten ihre Anhänger nicht ganz so vollständig ignorieren können wie es in Europa üblich ist.

So hat sich Romney über viele Monate gegen mehrere ernsthafte Rivalen zur Wehr setzen müssen, bevor er überhaupt das Recht erworben hatte, gegen Obama antreten zu dürfen. Unter anderem bezwang er dabei den traditionell-katholischen Ex-Senator von Pennsylvania, Rick Santorum, der wohl der Wunschkandidat der meisten katholischen Konservativen (und nicht weniger Evangelikaler) gewesen sein dürfte.

Santorum ist einer der bekanntesten und effektivsten Streiter für das Lebensrecht der Unschuldigen Kinder, für die natürliche Familie und für eine Gesellschaft im Sinne der katholischen Soziallehre. Im Gegensatz zu einigen anderen Republikanern, deren „Konservatismus“ sich in liberaler Wirtschaftspolitik erschöpft, steht Santorum nicht bloß für das Individuum, sondern für die Person. Er sieht aufgrund seiner Verankerung in traditioneller katholischer Soziallehre die Ergänzungsbedürftigkeit des Individuums. Das freie Individuum auf dem freien Markt ist nicht seine Idealvorstellung. Diese Tatsache hat dazu geführt, dass er als Senator öfters mit linken Demokraten wie Ted Kennedy z.B. für gewisse Programme zur Armutsbekämpfung oder andere derartige Anliegen gekämpft hat, obwohl er einer der konservativsten Senatoren überhaupt war.

Doch leider war Santorum für die etablierten Republikaner zu konservativ und zu christlich. Denn Santorum war wirklich gegen Abtreibung, nicht nur wenn es um die Mobilisierung der konservativen Parteibasis ging, sondern aus Überzeugung, auch in schwierigen Fällen. Er glaubte wirklich an die Verteidigung der natürlichen Familie und hielt auch daran fest, wenn es ungemütlich wurde. Er scheute sich nicht, die Folgen der Verhütungsmentalität klar zu benennen und gegen die staatliche Förderung von Verhütungsmitteln Stellung zu beziehen. (Romney führte diese Förderung als Gouverneur von Massachussetts in seinem Bundesstaat selbst ein!) Die republikanische Parteielite machte mobil, um Santorum zu verhindern und sie hatte Erfolg, wenn auch knapp. Man machte sich Santorums Abweichungen von der Parteilinie zunutze und stellte ihn als nicht konservativ genug dar. Zugleich erklärte man den Wählern, Santorum sei auf jeden Fall unwählbar, weil er die Gemäßigten nicht erreichen könne, da diese für „fortschrittliche“ Gesellschaftspolitik, für legale Abtreibung, kostenlose Verhütung für alle und staatliche Privilegien für Homosexuelle seien.

Trotz dieser massiven Kampagne gewann Santorum insgesamt elf Bundesstaaten und führte im Februar lange Zeit in den nationalen Vorwahlumfragen. Der entscheidende Wendepunkt kam am 28. Februar. Bei den Vorwahlen in Michigan holte er 36%, Romney 37%. Die restlichen 27% verteilten sich auf andere sehr konservative Bewerber, die sicherlich eher Santorum als Romney gewählt hätten. Doch da Newt Gingrich sich als sehr konservativer Republikaner darstellte und einige Wähler dem eingefleischten Mitglied der republikanischen Parteielite diese offensichtliche Pose auch noch glaubten, unterlag Santorum in Michigan extrem knapp, statt einen deutlichen Sieg einzufahren.

Eine Woche später verlor er noch knapper (0,8% Unterschied) in Ohio, wobei Gingrich wieder 15% der Stimmen gewann, die im Falle eines Duells Santorum-Romney sicherlich niemals Romney zugute gekommen wären.

Danach war Santorums Kampagne zwar noch längst nicht geschlagen (er holte noch weitere Siege in verschiedenen Staaten), doch nach diesen zwei Nackenschlägen trocknete die finanzielle Lage Santorums immer mehr aus (er hatte von Anfang an keinen Zugriff auf die Spenden der wohlsituierten Eliten, da er sich schroff gegen sie gewendet hatte, doch nach diesen zwei knappen Niederlagen glaubten die Wähler nicht mehr an eine Siegchance Santorums und hielten ihr Geld beisammen). Immer mehr drangen nun Plädoyers für innerparteiliche Einigkeit an die Öffentlichkeit. Santorum solle seine Kandidatur zurückziehen, um einen langen Vorwahlkampf zu vermeiden, der den Republikanern bei den allgemeinen Wahlen im Herbst schaden könnte. Santorum wehrte sich eine Weile tapfer dagegen, doch schließlich zog er im April zurück, nachdem er noch weitere Staaten knapp verloren hatte, wiederum wegen der andauernden Kandidatur Gingrichs, dessen reiche Geldgeber dafür sorgten, dass er weitermachen konnte, bis Santorum praktisch geschlagen war).

So stand also spätestens im Mai fest, dass Mitt Romney den Präsidenten herausfordern würde. Doch wofür steht Romney eigentlich? In den deutschen Medien hört man, wenn überhaupt, nur, dass die Republikaner konservativ seien und dass das auch für Romney gelte. Seine Gegner und die Mainstream-Medien zeichnen von ihm das Portrait eines raffgierenden Kapitalisten von rechtsaußen. Doch das stimmt überhaupt nicht. Im Gegenteil: Romney gehört zum gemäßigten Flügel der Republikaner und ist gerade in den wesentlichen kulturell-gesellschaftlichen Fragen überhaupt nicht konservativ, sondern steht Obama recht nahe. Als er für den Posten eines Senators von Massachussetts kandidierte (1994), erklärte er, er sei für legale Abtreibung, für „Roe vs. Wade“ (die Entscheidung des US-Supreme-Courts, durch die Abtreibung praktisch ohne Einschränkungen bundesweit legalisiert wurde) und sehe Abtreibung als Frauenrecht an. Er überholte damit den bekanntlich sehr weit links stehenden Demokraten Ted Kennedy, seinen damaligen Herausforderer, sogar noch links.

Ebenso ist Romney in anderen wesentlichen Grundsatzfragen nicht konservativ, sondern äußerst progressiv. Als Gouverneur von Massachusetts hat er die staatliche Subventionierung von Verhütungsmitteln eingeführt und befürwortet sie noch bis heute. Er gilt auch was die Privilegierung von homosexuellen Partnerschaften betrifft als nicht besonders konservativ. Während seiner Gouverneurszeit war Massachusetts der erste US-Bundesstaat, der die „Homo-Ehe“ einführte.

Was also die Verteidigung des Lebensrechts und der natürlichen Familie betrifft, so ist Romney ein Totalausfall gewesen. Oder sagen wir, er war es, bis er plötzlich die Chance sah, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren. Da die republikanische Basis in diesen Fragen sehr konservativ ist, begann Romney seine Positionen passenderweise zu modifizieren, damit er bei der Basis besser punkten konnte. Auf einmal behauptete er gegen Abtreibung zu sein, auch wenn ihm niemand glaubte. Die ganze Geschichte wäre vielleicht glaubwürdiger gewesen, wenn Romney ernsthaft gegen die legale Abtreibung eingetreten wäre. Doch es blieb bei dem lauen rhetorischen Bekenntnis, dass er „pro-life“ sei.

In allen wesentlichen Kontroversen seit seiner angeblichen „Bekehrung“ zum Lebensschützer vor etwa sechs Jahren ist Romney niemals ein politisches Risiko eingegangen, um sich für das Recht auf Leben einzusetzen. Im Gegenteil. Bis heute vertritt Romney, die Tötung der Unschuldigen müsse legal sein, wenn es sich um das Kind eines Vergewaltigers handle. Romney lehnt die Todesstrafe für Vergewaltiger ab, aber er befürwortet sie für das Kind, das als Resultat einer Vergewaltigung gezeugt worden ist. Das klingt nicht nach Lebensschutz, sondern nach eiskaltem politischem Opportunismus.

Diese drei Worte – eiskalter politischer Opportunismus – beschreiben Romney überaus treffend, nicht nur beim Lebensrecht. So verkauft er als seinen Haupterfolg als Gouverneur von Massachusetts die Einführung eines Krankenversicherungsgesetzes, das dem 2009 von Obama durchgesetzten Gesetz sehr ähnlich ist. Zugleich behauptet er, Obamas Gesetz abzulehnen und wieder abschaffen zu wollen. Einfacher zynischer Opportunismus. Der Mann will um jeden Preis an die Macht. Überzeugungen, die darüber hinaus gingen, hat er nicht.

Wäre Romney ehrlich, so müsste er folgenden Wahlslogan verwenden:

Zynisch. Opportunistisch. Verlogen. Wählt Romney, weil er nicht Obama ist.

Und das ist auch der einzige Grund, warum man als Christ Romney wählen kann. Er ist zwar ebenso zynisch, opportunistisch und verlogen wie der derzeitige Amtsinhaber, und er ist auch nicht gerade für mit dem christlichen Gewissen vereinbare Politik bekannt, aber Obamas Agenda ist inzwischen offen anti-christlich und Romney ist Opportunist genug, dass er dem politischen Druck der Lebensrechtsgruppen und der konservativen Basis nachgeben wird, wenn er erst einmal gewählt ist und in seinen Wiederwahlchancen von dem Wohlwollen der christlichen Lebensrechtler abhängt.

Wahlkampf in Amerika

In etwa zwei Monaten werden die Wähler in den USA darüber entscheiden, ob Barack Obama vier weitere Jahre im Weißen Haus wohnen darf, oder ob dort Mitt Romney einzieht. Es handelt sich dabei wohl um die heißeste Wohnortdebatte der Welt, denn um Inhalte ging es eigentlich leider kaum. Der Hund von Mitt Romney nahm mehr Raum im Wahlkampf ein, als die enormen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schwierigkeiten, vor denen die USA stehen. Mit der Auswahl Paul Ryans, eines katholischen Abgeordneten des Repräsentantenhauses aus Wisconsin, so war erwartet worden, würde sich dies nun ändern. Denn Ryan gilt nicht nur als konservativer Kontrast zu Obama, sondern hat auch einen konkreten Plan zur Bekämpfung des Haushaltsdefizits vorgelegt. Inhaltlich, so scheint es, hat sich Romney damit ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt, denn jegliche Reform des Sozialsystems löst in den USA – ebenso wie in Europa – immer heftige polemische Anwürfe von links aus.

Doch wer nunmehr einen inhaltlich bedeutsamen Wahlkampf erwartet hatte, der wurde spätestens bei dem Parteitag der Republikaner in der vergangenen Woche mächtig enttäuscht. Es war die übliche Mischung von Party, inhaltslosen Floskeln und persönlichen Angriffen gegen den Amtsinhaber. In etwa dasselbe, was auch von den Demokraten bei ihrem Parteitag in der nächsten Woche zu erwarten ist.

Wie immer werden diese Shows für einige Tagen die Umfragewerte bewegen, bevor sich das alles wieder normalisiert. Die Kandidaten werden weiterhin Kopf an Kopf liegen.

Viel interessanter als das vordergründige Posieren der beiden Parteien und ihrer Kandidaten als der einzige, der das Land nicht zugrunde richten wird, ist jedoch das, was sich hinter den alltäglichen politischen Trends verbirgt. Interessant ist nicht das politische Wetter, sondern das politische Klima, jene langfristigen Entwicklungen, die sich nicht in Umfragen, Wahlreden und Kurzinterviews niederschlagen, die aber das Fenster des erlaubten Diskurses zu verschieben vermögen.

Grundsätzlich gibt es immer eine gewisse Spannbreite erlaubter Positionen, außerhalb derer sich niemand stellen kann, wenn er überhaupt noch Wahlchancen haben möchte. Ebenso darf man dieses Fenster nicht verlassen, wenn man nicht das Opfer gesellschaftlicher – oder zuweilen sogar strafrechtlicher – Sanktionen werden möchte. Dies sieht man etwa am Beispiel der Holocaustleugnung in Deutschland oder dem Schicksal der antichristlichen Punk-Bande, die ihren blasphemischen Unfug in Russland zu treiben versucht hat. Wer sich zu weit aus dem Meinungsmainstream herauswagt, der bekommt kein Bein mehr auf den Boden. Das ist immer und überall so.

Entscheidend ist für die langfristige politische Entwicklung nun nicht so sehr, welche Partei die Wahl gewinnt, sondern wie sich dieses Fenster erlaubter Positionen im Laufe der Zeit verschiebt. Die familienfeindlichen Parolen, die heute CDU-Programmatik sind, hätte sich kein ehrbarer Sozialdemokrat in der Weimarer Republik zu sagen getraut. 1970 war der hart-linke US-Demokrat Ted Kennedy vehement gegen Abtreibung, wie auch noch in den 80er-Jahren Al Gore, Bill Clinton und viele andere Demokraten, die sich später als Gefolgsleute des Herodes hervorgetan haben. Heute, und damit kehren wir zum aktuellen Wahlkampf in den Vereinigten Staaten zurück, trauen sich selbst die angeblich „konservativen“ Republikaner nicht mehr, diese Position ernsthaft und überzeugt zu vertreten. Auf ihrem Parteitag war davon wenig zu hören und Romney hat sich erstv rechtzeitig für die Vorwahlen im Sinne der „konservativen Parteibasis“ zum Abtreibungsgegner gewandelt, während er vorher immer für das „Recht auf Abtreibung“ eingetreten ist. Währenddessen haben sich die Demokraten endgültig als die Partei des Todes definiert, in der Abtreibungsgegner mit offener Feindseligkeit behandelt werden, denen man nicht einmal mehr die Freiheit ihres Gewissens zugestehen möchte. Diese Verschiebung ist nicht das Resultat von Wahlen. Im Jahre 1973 erfand der Supreme Court in seinem berüchtigen Urteil im Fall „Roe vs. Wade“ ein nahezu unbeschränktes Recht auf Abtreibung. Vorher war die Abtreibungsgesetzgebung aufgrund der bundesstaatlichen Ordnung der USA Ländersache, doch durch das Urteil von 1973 hob der Supreme Court die Abtreibungsfrage auf die Bundesebene. Zwischen 1976 und 2008 hat nur Bill Clinton das Weiße Haus als Abtreibungsbefürworter erobert, und das auch nur, indem er nicht müde wurde, seinen Wunsch nach „weniger Abtreibungen“ kundzutun.

Nein, die Verschiebung des Fensters der erlaubten Meinungen resultiert nicht aus Wahlergebnissen, sondern aus breiteren kulturellen Entwicklungen. Die Gesellschaft verändert sich immer weiter in eine bestimmte Richtung, und irgendwann werden bestimmte, früher selbstverständliche Haltungen, wie etwa das Lebensrecht für die Ungeborenen, erst umstritten, dann seltsam, dann extrem und schließlich unwählbar. Diese Veränderungen haben nichts mit Wahlen zu tun, weshalb Wahlen auch nur selten wirklich wichtige Ergebnisse zeitigen.

Diese Veränderungen resultieren auch nicht aus dem Volkswillen, denn das Volk als solches hat keinen Willen. Das, was als Volkswille verpackt und mundgerecht medial verabreicht wird, ist nicht der Wille des Volkes, sondern immer – in jedem politischen System – der Wille der gesellschaftlichen und kulturellen Elite. Die Schmiede dieser Elite ist im weitesten Sinn des Wortes die moderne Universität oder das moderne Bildungswesen. Dort werden die Grundansichten und Vorurteile geprägt, die die nächste Generation an Meinungsmachern in Politik, Wirtschaft, Kunst, Kultur und Medien gemeinsam haben wird. Fast alle Meinungsmacher sind Produkte der modernen Universität, besonders jene, die sich für individuell, kreativ und eigenständig genug halten, um sich „zu allem eine eigene Meinung zu bilden“. Die Meinungsbildner machen die Meinungsmacher und die Meinungsmacher machen den Volkswillen.

Christliche Positionen zu äußern, ist heute praktisch undenkbar, wenn man noch als respektables Mitglied der Gesellschaft zu gelten wünscht. Klar, mancher wird noch toleriert, als Hofnarr oder respektabler alter Opa, dessen „vorsintflutliche“ Ansichten bald aussterben. Narr, Fossil oder Paria – das sind die Alternativen für den ernsthaften Christen in der postmodernen Welt.

Zu spüren bekommen hat dies der bewundernswerte christliche Gentleman Todd Akin im Kontext des Wahlkampfes in den USA. Er ist republikanischer Senatskandidat für den Bundesstaat Missouri und gläubiger evangelischer Christ. Er verkündete seine feste Überzeugung, dass Abtreibung immer die Tötung eines unschuldigen Menschen ist, und daher immer, auch nach Vergewaltigungen abgelehnt werden müsse. Zudem sprach er die Binsenweisheit aus, dass es auch „Vergewaltigungsopfer“ gibt, die gar nicht vergewaltigt worden sind. Schließlich tat er noch eine zweifelhafte Äußerung über die bei einer Vergewaltigung ablaufenden biologischen Prozesse und die Wahrscheinlichkeit, mit der sie zu einer Schwangerschaft führen.

Seine Einlassungen zum Thema Biologie waren wohl sachlich weitgehend falsch, und dies kann man gern kritisieren. Er muss sich besser informieren, bevor er sich zu solchen Themen äußert. Dass Vergewaltigung oft einfach behauptet wird, auch wenn sie gar nicht stattgefunden hat, ist allgemein bekannt, aber vielleicht politisch unkorrekt. Dieses Thema im Wahlkampf anzusprechen, kann man aus strategischen Gründen kritisieren, da es die Wahlchancen schmälert, dem politischen Gegner Material liefert, und unsensibel gegenüber vergewaltigten Frauen wirken könnte.

Nach Akins Äußerungen brach ein Sturm der geheuchelten Entrüstung in den linksliberalen Mainstream-Medien los. Das war zu erwarten. Für diese Leute ist Abtreibung ein Sakrament, das nicht kritisiert werden darf.

Akins eigene Partei fiel über ihn mit einer tollwütigen Wildheit her, die seinen milden, unglücklichen Worten nicht angemessen war. Und die Kritik bezog sich nicht auf seinen Faktenirrtum zum Thema Biologie, nicht auf seine etwas unsensible Formulierung, sondern direkt auf den Hauptinhalt seiner Worte: Auf die Ablehnung von Abtreibung nach Vergewaltigung. Dies sei nicht die Position von Romney und Ryan, und nicht die Position der Republikaner, hieß es. Man forderte Akin zum Rücktritt auf. Man entzog ihm jegliche finanzielle Unterstützung der Bundespartei. Es wurden sogar Rufe laut, man möge der kleinen Schar treuer Gefährten, die an Akin festhalten wollte, das Rederecht auf dem Parteitag entziehen. Die Stimmung erinnerte an die Säuberungsaktionen, die in kommunistischen Parteien gegen Dissidenten und „Rechtsabweichler“ öfters vollzogen worden sind.

Akin, ein Mann mit Rückgrat, der sich für die Wortwahl längst entschuldigt und seinen biologischen Kenntnisstand aufgebesser hat, aber inhaltlich an seiner festen Unterstützung des Lebensrechts auch für Kinder, deren Mütter vergewaltigt worden sind, festhält, liegt in den Umfragen nunmehr gleichauf mit seiner Gegenkandidatin McCaskill. Er hat nicht die Absicht, von seiner Kandidatur zurückzutreten. Vielleicht wird es dieser Mann mit dem starken, christlichen Glauben und seinem unverrückbaren Gewissen ja noch in den Senat schaffen. Zu gönnen wäre es ihm.

Doch was auch immer aus Todd Akin werden wird; sein Fall hat bereits heute gezeigt, dass es in den USA keine Partei mehr gibt, die für elementare christliche Grundwerte und die Allerschwächsten einzustehen bereit ist, dass sich auch unter linksliberalen Abtreibungsbefürwortern wie Mitt Romney im Weißen Haus nichts ändern wird, dass die Menschenwürde der Ungeborenen auch unter Heuchlern wie Romney mit Füßen getreten werden wird, und dass die Republikaner sich – von wenigen Ausnahmen abgesehen – längst dem sich verschiebenden Fenster erlaubter Meinungen angepasst haben.

Und dass selbst der heuchlerisch zur Schau gestellte Ökumenismus keinen einzigen katholischen Bischof dazu bewegen konnte, das mutige Zeugnis eines gläubigen evangelischen Mitchristen für die Ungeborenen und Unschuldigen auch nur mit einem einzigen Wort lobend zu erwähnen.

Im modernen Amerika – wie im modernen Europa – ist Abtreibung das einzige anerkannte Sakrament aller etablierten Parteien.

Die Homo-Ehe als Vorbote der Verfolgung

Man kann derzeit den deutschen Medien entnehmen, dass US-Präsident Barack Obama seine Meinung zur „Homo-Ehe“ geändert habe und diese nun unterstütze. Dies trifft auch auf die offizielle Position des Präsidenten zu – bisher hatte er immer die Auffassung vertreten, die Ehe sei zwischen Mann und Frau zu belassen. Doch ist die Rede von Obamas Gesinnungswandel hinsichtlich seines realen Verhaltens vollkommen irreführend. Schon 2008 hatte Obama sich gegen ein Referendum im Staate Kalifornien ausgesprochen, durch das die angeblich auch von Obama geteilte Haltung zur Frage der Homo-Ehe, in der Verfassung verankert werden sollte. Später, während seiner Amtszeit als Präsident, setzte er sich immer wieder für die Förderung der Anliegen der Homolobby ein. Noch vor wenigen Wochen sprach er sich gegen ein weiteres Referendum aus, diesmal im Bundesstaat North Carolina, das den Schutz der Ehe in der Verfassung verankert hätte.

Jetzt hat er also auch offiziell bestätigt, was jeder vorher schon wusste. Obama befürwortet den Abbau, nein sogar die Zerstörung, des christlichen Glaubens und aller Spuren christlicher Ethik. Er befürwortet nicht nur ein unbegrenztes Recht auf die Tötung von Kindern im Mutterleib, sondern geht noch weiter. Selbst das Verbot der Tötung geborener Kinder infolge fehlgeschlagener Abtreibungen, das in vielen US-Bundesstaaten vor einigen Jahren verabschiedet wurde, fand nicht die Zustimmung jenes antichristlichsten Präsidenten, den die USA jemals hatten. Zu seiner Zeit im Senat von Illinois stimmte er nicht nur gegen den „Born Alive Infants Protection Act“, sondern sprach vehement gegen dieses Gesetz im Senat von Illinois. Ein ähnliches Gesetz verabschiedete der US-Senat mit Zustimmung selbst der radikalsten anderen Abtreibungsbefürworter einstimmig. Doch Obama – damals noch in der Landespolitik – war vehement dagegen.

Obama befürwortet die staatliche Förderung von Abtreibungen – sie sind, wenn auch auf der politischen Opportunität geschuldeten Umwegen, in Obamas Krankenversicherungsgesetz inbegriffen. Obamas Kampf gegen die Freiheit der Kirche ist zwar in Deutschland weitgehend medial ignoriert worden, doch deswegen nicht weniger intensiv.

Die Liste könnte noch lange weitergeführt werden, doch Obamas gesellschaftspolitisches Streben ist von scharfer Feindschaft gegen die katholische Kirche und die anderen christlichen Gemeinschaften geprägt, selbst wenn er sich selbst als Christen bezeichnet. Doch was Obama unter Christentum versteht, kann jeder für sich herausfinden, wenn er sich die vom unheiligen Geist erleuchtete rassistische Hetzpropaganda eines Jeremiah Wright anhört. Obamas Familie lauschte über Jahre andächtig diesen Predigten. Erst als das im Jahr 2008 politisch problematisch für Obamas Wahlchancen wurde, distanzierte er sich in einem polittaktischen Manöver von Wright.

Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass ein Präsident, der sich in einem heftigen Kulturkampf gegen jegliche Form des authentisch Christlichen befindet, auch die sogenannte Homo-Ehe unterstützt.

Zugleich hat sich das Volk von North Carolina mit etwa 61% der Stimmen zugunsten der vorgeschlagenen Verfassungsänderung ausgesprochen, durch die die Ehe als Institution zwischen Mann und Frau definiert wird. Sie haben den progressistischen Sozialingenieuren damit erst einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Doch bei einem staatlichen oder staatlich kontrollierten Schulwesen, wie es auch in den USA mehr und mehr üblich wird, ist die Umerziehung der nächsten Generation ja immer möglich. In zehn bis zwanzig Jahren wird Kritik an der „Homo-Ehe“ genauso unmöglich erscheinen wie heute Kritik an der Verhütungsmentalität, die ja selbst Konservative längst als wunderbaren Fortschritt akzeptiert haben. Die Zerstörer des christlichen Glaubens und die Streiter gegen das natürliche Sittengesetz gehen immer in Etappen vor. Zu jeder beliebigen Einzelfrage – ob Abtreibung, Homo-Ehe, Scheidung, Verhütung und was auch immer – äußern sie sich zuerst sehr negativ, dann zurückhaltend, dann abwartend, dann als ob es selbstverständlich wäre, und am Ende wird die Äußerung der „traditionellen“ Position gesellschaftlich oder gar strafrechtlich sanktioniert. Dieser Verlauf wird hier sehr treffend beschrieben:

Stage 1: “Oh please. Only a far-right-wing nutjob would make such a paranoid and ridiculous accusation – I suppose next you’ll accuse us of wanting to poison your precious bodily fluids!” [Bitte. Nur ein rechtsextremistischer Spinner würde mir einen solch paranoiden und lächerlichen Vorwurf machen – ich vermute, Sie werden uns als nächstes beschuldigen, dass wir Ihre Körperflüssigkeiten trinken wollen!]

Stage 2: “Well, I wouldn’t go as far as X. All the same, it’s good to be open-minded about these things. I mean, people used to think ending slavery was a crazy idea too…”

[„Nun ja, ich würde nicht so weit gehen wie X. Dennoch sollte man für diese Dinge offen sein. Ich meine, die Leute dachten ja auch, die Abschaffung der Sklaverei sei eine verrückte Idee…“]

Stage 3: “Hey, the Europeans have had X for years and the sky hasn’t fallen. But no, I admit that this backward country probably isn’t ready for X yet.”

[„Hey, die Europäer haben X schon seit Jahren und die Welt ist nicht untergegangen. Aber nein, ich gebe zu, dieses rückständige Land ist für X noch nicht bereit.“]

Stage 4: “Of course I’m in favor of X – it’s in the Constitution! Only a far-right-wing nutjob could possibly oppose it.”

[„Natürlich bin ich für X – es steht in der Verfassung! Nur ein rechtsextremistischer Spinner könnte überhaupt dagegen sein.“]

Stage 5: “You have the right to remain silent. Anything you say can be used against you in a court of law…”

[Sie haben das Recht zu schweigen. Alles was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden…]

Ebenso sind heute die amerikanischen Konservativen gegen die Homo-Ehe. Doch auch hier kann man dieselben fünf Stufen beobachten. Sie verlaufen meist so – ebenfalls in dem oben verlinkten Artikel beschrieben.

Stage 1: “Mark my words: if the extreme left had its way, they’d foist X upon us! These nutjobs must be opposed at all costs.”

(„Merken Sie sich das: Wenn die extreme Linke sich durchsetzte, würden sie uns X aufzwingen. Diese Verrückten müssen um jeden Preis bekämpft werden.“)

Stage 2: “Omigosh, now even thoughtful, mainstream liberals favor X! Fortunately, it’s political suicide.”

(„Oh mein Gott, inzwischen sind selbst nachdenkliche, angesehene Liberale [in den USA gleichbedeutend mit „Linke, Anm. von Catocon] für X. Glücklicherweise ist das politischer Selbstmord.)

Stage 3: “X now exists in 45 out of 50 states. Fellow conservatives, we need to learn how to adjust to this grim new reality.”

(„X gibt es jetzt in 45 von 50 Staaten. Meine konservativen Freunde, wir müssen lernen, wie wir mit dieser harten neuen Realität umzugehen.“)

Stage 4: “X isn’t so bad, really, when you think about it. And you know, sometimes change is good. Consider slavery…”

(„X ist wirklich nicht so schlimm, wenn man darüber nachdenkt. Und, wissen Sie, manchmal ist Veränderung gut, wie bei der Sklaverei…“)

Stage 5: “Hey, I was always in favor of X! You must have me confused with a [paleocon, theocon, Bible thumper, etc.]. But everyone knows that mainstream conservatism has nothing to do with those nutjobs…”

(Hey, ich war immer für X! Sie müssen mich mit einem [Traditionalisten, Anhänger eines Gottesstaates, radikalen Bibelklopfer usw.] verwechseln. Aber jeder weiß, dass angesehen Konservative mit diesen Verrückten nichts zu tun haben…“)

Diese zwei Fünfstufenprogramme klappen immer. Graduell verwandeln sich die beiden akzeptablen gesellschaftlichen Positionen und sie verschieben sich immer weiter nach Links, hin zur Auflösung traditioneller, gewachsener Strukturen, besonders wenn es sich um christliche Strukturen handelt. Die Säure der Moderne frisst sich durch das gesellschaftliche Gewebe immer weiter durch, bis nichts mehr übrig ist, oder das halb aufgelöste Gewebe reißt. Und „Konservative“ können und wollen nichts dagegen tun, weil sie bloß bewahren.

Die Progressiven machen Fehler, und die Konservativen verhindern, dass sie korrigiert werden. Diese Einsicht hatte schon Chesterton.

Im November wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Obama hat sich als entschlossener Gegner des Christentums und des Naturrechts längst etabliert. Sein wahrscheinlicher Herausforderer, der Mormone Mitt Romney, steht den Finanzkapitalisten sehr nahe und gilt ansonsten als inhaltlich unendlich flexibel. Bis vor wenigen Jahren erklärte Romney öffentlich, er sei für das Recht auf Abtreibung, und er unterstützte auch sonst jede progressivistische Haltung, die man nur haben kann. Seit er republikanischer Präsidentschaftskandidat geworden ist, gibt er sich plötzlich als Konservativer aus.

Natürlich ist Romney nicht konservativ, sondern bloß ein Freund des Großkapitals. Deshalb wird er auch große Schwierigkeiten haben, die republikanische Basis, besonders in entscheidenden Bundesstaaten wie Ohio, Pennsylvania, Florida, Virginia und North Carolina, die allesamt gesellschaftspolitisch eher konservativ ausgerichtet sind, obwohl sie 2008 für Obama gestimmt haben, zu mobilisieren. Und die politische Mitte wird ein uncharismatischer Managertyp mit großer Affinität zu den Finanzhaien von der Wall Street sicher nicht anziehen.

Vier weitere Jahre für Obama sind also der derzeit wahrscheinlichste Ausgang. Und wenn Obama sich nicht mehr um die Wiederwahl sorgen muss, wird es mit der Hatz auf die christliche Sittlichkeit und den christlichen Glauben erst so richtig losgehen.

Es bleibt zu hoffen, dass die amerikanischen Christen sich nicht in vorauseilendem Gehorsam selbst zum Schweigen bringen werden, wie es ihre europäischen Glaubensgenossen weitgehend getan haben.

Zwei Opfer und zwei Götter

Photo: James Baca/ Denver Catholic Register
Quelle: LifeSiteNews
In Denver, vor einer der größten Abtreibungskliniken der USA – das im Hintergrund sichtbare Gebäude mit der Aufschrift „Planned Parenthood“ – zelebrierte im Angesicht des unheiligen Schlachtopfers, das dort alltäglich vollzogen wird, Pater Joseph Hearty, FSSP, das Heilige Messopfer in der „außerordentlichen Form“. Ihm gleich taten es sechs Diözesanpriester, die allerdings die Messe in der ordentlichen Form feierten. Dies alles geschah im Rahmen eines längeren Protestes gegen die unmenschlichen und unmoralischen Tötungsakte, die in dieser Abtreibungsklinik vollzogen wird. Dem falschen Gott, der Menschenopfer verlangt, wird der wahre Gott gegenübergestellt, und die ganze Passage erinnert mich an jene Stelle aus dem 1. Buch der Könige, an der Elija sich mit den falschen Propheten des Baal anlegt.
Während die Anhänger des „Sakraments der Abtreibung“* ihre Opfergaben ihrem falschen Gott darbringen, der jedoch, wie schon Baal, überhaupt nicht reagiert, bringen die Christen ihrem wahren Gott die wahre Opfergabe dar, und dieser schenkt ihnen das wahre Sakrament und die wahre Gnade. Schärfer könnte der Kontrast wohl kaum sein.
16 Obadja kam zu Ahab und brachte ihm die Nachricht. Ahab ging Elija entgegen.
17 Sobald er ihn sah, rief er aus: Bist du es, Verderber Israels?
18 Elija entgegnete: Nicht ich habe Israel ins Verderben gestürzt, sondern du und das Haus deines Vaters, weil ihr die Gebote des Herrn übertreten habt und den Baalen nachgelaufen seid.
19 Doch schick jetzt Boten aus und versammle mir ganz Israel auf dem Karmel, auch die vierhundertfünfzig Propheten des Baal und die vierhundert Propheten der Aschera, die vom Tisch Isebels essen.
20 Ahab schickte in ganz Israel umher und ließ die Propheten auf dem Karmel zusammenkommen.
21 Und Elija trat vor das ganze Volk und rief: Wie lange noch schwankt ihr nach zwei Seiten? Wenn Jahwe der wahre Gott ist, dann folgt ihm! Wenn aber Baal es ist, dann folgt diesem! Doch das Volk gab ihm keine Antwort.
22 Da sagte Elija zum Volk: Ich allein bin als Prophet des Herrn übrig geblieben; die Propheten des Baal aber sind vierhundertfünfzig.
23 Man gebe uns zwei Stiere. Sie sollen sich einen auswählen, ihn zerteilen und auf das Holz legen, aber kein Feuer anzünden. Ich werde den andern zubereiten, auf das Holz legen und kein Feuer anzünden.
24 Dann sollt ihr den Namen eures Gottes anrufen und ich werde den Namen des Herrn anrufen. Der Gott, der mit Feuer antwortet, ist der wahre Gott. Da rief das ganze Volk: Der Vorschlag ist gut.
25 Nun sagte Elija zu den Propheten des Baal: Wählt ihr zuerst den einen Stier aus und bereitet ihn zu; denn ihr seid die Mehrheit. Ruft dann den Namen eures Gottes an, entzündet aber kein Feuer!
26 Sie nahmen den Stier, den er ihnen überließ, und bereiteten ihn zu. Dann riefen sie vom Morgen bis zum Mittag den Namen des Baal an und schrien: Baal, erhöre uns! Doch es kam kein Laut und niemand gab Antwort. Sie tanzten hüpfend um den Altar, den sie gebaut hatten.
27 Um die Mittagszeit verspottete sie Elija und sagte: Ruft lauter! Er ist doch Gott. Er könnte beschäftigt sein, könnte beiseite gegangen oder verreist sein. Vielleicht schläft er und wacht dann auf.
28 Sie schrien nun mit lauter Stimme. Nach ihrem Brauch ritzten sie sich mit Schwertern und Lanzen wund, bis das Blut an ihnen herabfloß.
29 Als der Mittag vorüber war, verfielen sie in Raserei und das dauerte bis zu der Zeit, da man das Speiseopfer darzubringen pflegt. Doch es kam kein Laut, keine Antwort, keine Erhörung.
30 Nun forderte Elija das ganze Volk auf: Tretet her zu mir! Sie kamen und Elija baute den zerstörten Altar Jahwes wieder auf.
31 Er nahm zwölf Steine, nach der Zahl der Stämme der Söhne Jakobs, zu dem der Herr gesagt hatte: Israel soll dein Name sein.(1Mo 32,29; 1Kön 35,10)
32 Er fügte die Steine zu einem Altar für den Namen des Herrn, zog rings um den Altar einen Graben und grenzte eine Fläche ab, die zwei Sea Saat hätte aufnehmen können.
33 Sodann schichtete er das Holz auf, zerteilte den Stier und legte ihn auf das Holz.
34 Nun befahl er: Füllt vier Krüge mit Wasser und gießt es über das Brandopfer und das Holz! Hierauf sagte er: Tut es noch einmal! Und sie wiederholten es. Dann sagte er: Tut es zum dritten Mal! Und sie taten es zum dritten Mal.
35 Das Wasser lief rings um den Altar. Auch den Graben füllte er mit Wasser.
36 Zu der Zeit nun, da man das Speiseopfer darzubringen pflegt, trat der Prophet Elija an den Altar und rief: Herr, Gott Abrahams, Isaaks und Israels, heute soll man erkennen, dass du Gott bist in Israel, dass ich dein Knecht bin und all das in deinem Auftrag tue.
37 Erhöre mich, Herr, erhöre mich! Dieses Volk soll erkennen, dass du, Herr, der wahre Gott bist und dass du sein Herz zur Umkehr wendest.
38 Da kam das Feuer des Herrn herab und verzehrte das Brandopfer, das Holz, die Steine und die Erde. Auch das Wasser im Graben leckte es auf.
39 Das ganze Volk sah es, warf sich auf das Angesicht nieder und rief: Jahwe ist Gott, Jahwe ist Gott!
40 Elija aber befahl ihnen: Ergreift die Propheten des Baal! Keiner von ihnen soll entkommen. Man ergriff sie und Elija ließ sie zum Bach Kischon hinabführen und dort töten.
Aus dem oben verlinkten Artikel über das „Sakrament der Abtreibung“:
Abortion has never been merely or even primarily a political issue. It is a false religion. When pro-life Christians, for example, pray in front of an abortion mill, it is not simply a matter of pro-life people opposing false medicine. It is the true Church in conflict with a false Church. One former clinic security guard, after being converted, admitted why he was angry at pro-life sidewalk counselors: „You were coming to protest in front of our church. That clinic was where we conducted our worship.“
[Abtreibung war niemals bloß oder hauptsächlich ein politisches Thema. Sie ist eine falsche Religion. Wenn christliche Lebensrechtler, zum Beispiel, vor einer Abtreibungsklinik beten, sind das nicht einfach Lebensrechtler, die falsche Medizin bekämpfen. Es ist die wahre Kirche im Konflikt mit einer falschen Kirche. Ein früherer Klinikwachmann gab nach seiner Bekwehrung zu, warum er wütend auf die Bürgersteigberatung der Lebensrechtler war: „Ihr kamt, um vor unserer Kirche zu protestieren. Diese Klinik war der Ort, an dem wir unseren Gottesdienst verrichteten.“]

Trendwende in den USA?

Hier in Deutschland kleben wir immer noch an dem falschen Glauben, der Kirchenkrise sei durch immer mehr Anpassung an die Welt beizukommen. Wir sind realitätsresistent. Ein Beispiel findet sich in immer mehr Bistümern in den Vereinigten Staaten, wie aus einem Artikel im Wall Street Journal hervorgeht. Kommentare und Hervorhebungen von Catocon.

In his Holy Thursday homily at St. Peter’s Basilica on April 5, Pope Benedict XVI denounced calls from some Catholics for optional celibacy among priests and for women’s ordination. The pope said that „true renewal“ comes only through the „joy of faith“ and „radicalism of obedience.“(Nicht von der Ungehorsamsinitiative oder den hängenden Mundwinkeln für feministische Theologie.)

And renewal is coming. After the 2002 scandal about sexual abuse by clergy, progressive Catholics were predicting the end of the celibate male priesthood in books like „Full Pews and Empty Altars“ and „The Death of Priesthood.“ (Wunschdenken. Die Moden vergehen – die Kirche bleibt.)Yet today the number of priestly ordinations is steadily increasing.

A new seminary is to be built near Charlotte, N.C., and the archdiocese of Washington, D.C., has expanded its facilities to accommodate the surge in priestly candidates. Boston’s Cardinal Sean Patrick O’Malley recently told the National Catholic Register that when he arrived in 2003 to lead that archdiocese he was advised to close the seminary. Now there are 70 men in Boston studying to be priests, and the seminary has had to turn away candidates for lack of space. (Denkbar auch in Deutschland. Aber nur bei den traditionellen Gruppen wie z.B. der Petrusbruderschaft.)

(…)

Still, the future is encouraging. There were 467 new priestly ordinations in the U.S. last year, according to a survey by the Center for Applied Research in the Apostolate at Georgetown University, up from 442 a decade ago.

(…)

What explains the trend? Nearly 20 years ago, Archbishop Elden Curtiss, then leader of the Omaha, Neb., diocese, suggested that when dioceses are unambiguous and allow a minimum of dissent about the male, celibate priesthood, more candidates answer the call to the priesthood. Our preliminary research on the correlates of priestly ordinations reveals that the dioceses with the largest numbers of new priests are led by courageous bishops with faithful and inspirational vocations offices. (Es gibt genug Berufungen. Aber Gott beruft Männer zum katholischen Priesteramt. Nicht zum Gemeindevorsteher.)

Leadership and adherence to church doctrine certainly distinguish the bishop of Lincoln, the Most Rev. Fabian Bruskewitz. (11 Priesterweihen bei gut 70000 Katholiken in der Diözese in 2011; etwa 700 Katholiken pro Priester)He made national news in 1996 when he stated that members of dissident Catholic groups including Call to Action and Catholics for Choice had automatically excommunicated themselves from the church. (Wer würde sich so etwas in Deutschland trauen? Nicht einmal der geschätzte Kardinal Meisner.)

Cardinal Francis George, the longtime leader of the Chicago archdiocese, once gave a homily that startled the faithful by pronouncing liberal Catholicism „an exhausted project . . . parasitical on a substance that no longer exists.“Declaring that Catholics are at a „turning point“ in the life of the church in this country, the cardinal concluded that the bishops must stand as a „reality check for the apostolic faith.“ 

Such forthright defense of the faith and doctrine stands in clear contrast to the emphasis of an earlier generation of Catholic theologians and historians. (…)

This aging generation of progressives continues to lobby church leaders to change Catholic teachings on reproductive rights, same-sex marriage and women’s ordination. But it is being replaced by younger men and women who are attracted to the church because of the very timelessness of its teachings. (Ja, auch und gerade junge Frauen können in der Kirche ihre Heimat finden, wenn sie sich vom frauenfeindlichen Feminismus abgestoßen danach sehen, dass ihre Weiblichkeit nicht als Hindernis, sondern als großes Geschenk Gottes gesehen wird!)

They are attracted to the philosophy, the art, the literature and the theology that make Catholicism countercultural. (wir sind nicht mehr die Verteidiger des status quo. Wir fordern ihn heraus.) They are drawn to the beauty of the liturgy(Save the Liturgy – Save the World!) and the church’s commitment to the dignity of the individual. They want to be contributors to that commitment—alongside faithful and courageous bishops who ask them to make sacrifices. It is time for Catholics to celebrate their arrival.

Abwendung vom Glauben der Kirche ist Abwendung von Christus, der das Leben ist. So kann eine solche Abwendung nur zum Tod führen. Die Zweige, die sich von der Kirche und Christus absetzen wollen, verdorren. Die Zweige, die der Kirche, ihrem Herrn und der ganzen Überlieferung treu bleiben, werden nicht aussterben, sondern immer wieder neu erblühen! Das sollte den Neo-Reformatoren eigentlich eine Lehre sein; zumindest denen, die wirklich das Beste für die Kirche wollen.

In Nachbars Garten – Katholischer Feldstecher

Eine kleine vermischte Sammlung womöglich interessanter Artikel, mit dem katholischen Feldstecher in Nachbars Garten erspäht… Doch lese jeder für sich selbst.

Guardini über den Heiligen Raum (Frischer Wind)

Pinning Liberalism Down (What’s Wrong with the World, Michael Liccione)

The Fall of the Belgian Church (Brussels Journal, Alexandra Colen)

Obama goes Henry VIII on the Church (Mark Steyn)

Time to admit it: The Church has always been right on Birth Control (Business Insider)

Again, Why not Santorum (Quin Hillyer, National Review)

Restore Communion on the Tongue only

„Jossele-Picnic“ bald in Deutschland? (Piusbruderschaft)

The Humility of Science – The Arrogance of Scientists (Anthony Esolen, Crisis Magazine)

Gingrich’s Fourth Wife (Anthony Esolen, Crisis Magazine)

Why the Pope’s Army will not kneel to the HHS Mandate (Dan Burke, National Catholic Register)

P. Deneke, FSSP zum Thema „Basteln am Heiligen Erbe“ (Frischer Wind)

Besuch einer Jugendmesse samt passendem Kommentar (Piusbruderschaft)

US-Vorwahlen: Katholik Santorum erzielt Überraschungserfolg

Rick Santorum, Präsidentschaftskandidat der gerade in ihrem langwierigen Vorwahlprozess steckenden republikanischen Partei in den USA, hat bei den gestrigen Vorwahlen im US-Bundesstaat Iowa gleichauf mit dem Favoriten Mitt Romney den ersten Platz belegt, nachdem er noch eine Woche vor der Wahl in den Umfragen unter 10% und am Anfang des Monats bei 3% gelegen hatte.

Am Ende trennten ihn acht von mehr als 120000 abgegebenen Stimmen von einem Überraschungssieg. Dieses Ergebnis hebt Santorum damit erstmals ins breitere Bewusstsein der amerikanischen Öffentlichkeit, die sich bislang, sofern sie sich überhaupt mit den Vorwahlkandidaten der Republikaner beschäftigte, auf die angeblich favorisierten Bewerber Mitt Romney, Newt Gingrich und Rick Perry, sowie den libertären Ron Paul, konzentriert hatte. Mehr als die Hälfte der Republikaner kannte Santorum selbst wenige Wochen vor den ersten Vorwahlen noch nicht. Nutzt er diese Chance geschickt, so könnte er durch einen guten dritten Platz in den am Wochenende anstehenden Vorwahlen in New Hampshire zum Hauptrivalen von Mitt Romney werden. Romney gilt zwar als Liebling der Wall Street, doch die Konservativen mögen ihn nicht. In zu klarer Erinnerung sind noch seine Bekenntnisse zum „Recht auf Abtreibung“ und seine Krankenversicherungsreform in Massachusetts, die der von den Republikanern vehement abgelehnten „ObamaCare“-Reform in vielen Kernpunkten stark ähnelt und von den Demokraten durchaus als Vorbild für diese genutzt worden ist.

Eine Vielzahl anderer „Nicht-Romneys“ haben sich in den letzten Monaten abgelöst. Der texanische Gouverneur Rick Perry, die engagierte Tea-Party-Favoritin Michele Bachmann, zuletzt der kürzlich zum katholischen Glauben konvertierte, mehrmals geschiedene Newt Gingrich, der sich abwechselnd als Favorit der Konservativen und Inbegriff des etablierten Parteiinsiders hinstellt. Jetzt ist, exakt zum richtigen Zeitpunkt, der Moment des Rick Santorum gekommen.

Anders als Gingrich, der für die Tötung von Menschen im embryonalen Entwicklungsstadium zu Fortschungszwecken ist, und in der entscheidenden Frage der Abtreibung so weich und wacklig ist, dass er fast der deutschen CDU angehören könnte, steht Santorum klar und eindeutig auf dem Boden der kirchlichen Lehre in allen Fragen des Lebensrechts. Er ist auch sonst ein kirchentreuer Katholik (der die traditionelle lateinische Messe besucht), was zu seltsamen Allianzen zwischen einigen Demokraten und Santorum in dessen Zeit im US-Senat von 1994 bis 2006 etwa im Bereich der Armutsbekämpfung geführt hat.

Anders als die anderen Kandidaten der Republikaner und anders auch als Barack Obama, sieht Santorum die wahren Ursachen der Wirtschaftskrise nicht so sehr in zu viel oder zu wenig Regulierung, nicht in zu viel oder zu wenig Staat (auch wenn er klare Ansichten zu diesen Themen hat), sondern vielmehr in einem massiven Verfall der Familienwerte, die für Santorum immer im Glauben an Gott verwurzelt sein müssen. Dies scheut er sich auch nicht zu sagen.

Hier haben wir also einen Kandidaten, der nun überraschend im Scheinwerferlicht steht, der seine Politik tatsächlich in weiten Teilen an authentischer katholischer Lehre orientiert, einen Vater von sieben Kindern, von dem keine Affären und Skandale bekannt sind, und der doch mindestens zwei Köpfe über den Rest des Kandidatenfeldes hinausragt. Anders als Perry ist er in der Lage mehrere kohärente Sätze hintereinander frei zu sprechen; anders als Bachmann ist er zwar leidenschaftlich, aber nicht wütend oder uninformiert; anders als Romney ist er wirklich von dem überzeugt, was er sagt, und biedert sich nicht einfach an; anders als Gingrich ist er nicht von innen heraus moralisch korrumpiert (wer die Eheschwur bricht, bricht auch den Amtseid!); anders als Ron Paul ist er wählbar und vielleicht sogar mehrheitsfähig.

Er ist sicher nicht perfekt, aber er verdient die Aufmerksamkeit, die er jetzt bekommt, und sollte er tatsächlich nominiert werden, wird eine Welle der Diffamierung über ihn herfallen, und zwar sowohl von „links“ als auch von „rechts“, gerade in den deutschen Medien, die nach wie vor Obama als Erlöserersatz zu sehen scheinen.

Ein Bild zum Abschluss für den Hinterkopf: Der nächste Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika empfängt jede Woche die Mundkommunion in der traditionellen Messe, vor dem Herrn niederkniend und Ihn anbetend, und orientiert seine Politik an der klassischen Naturrechtslehre und der katholischen Soziallehre. Wahrscheinlich undenkbar – der einzige katholische Präsident war bisher Kennedy, der nicht gerade für seine Religiosität oder seine Treue gegenüber der kirchlichen Lehre in Glaubens- und Sittenfragen bekannt war.

Doch nach dem Überraschungserfolg Santorums in Iowa nicht mehr ganz so unmöglich wie letzte Woche. Mal sehen wie es weitergeht.

Ein Link zu Santorums Dankesrede in Iowa letzte Nacht

Santorum über Abtreibung nach Vergewaltigung

Missionare aus Amerika?

Wir alle wissen: Trends aus den USa schwappen nach einiger Zeit über den Atlantik auch nach Europa. Die kulturelle Dominanz der Vereinigten Staaten hat, vorsichtig ausgedrückt, nicht immer nur positive Folgen gehabt. Ich werde aus naheliegenden Gründen hier nicht auf die Details eingehen.

Wenn dieser Trend aber auch auf die Kultur an katholischen Priesterseminaren zutreffen sollte, dann könnte die US-Vorherrschaft der gesamten westlichen Welt doch noch etwas Positives bringen. Hier ein Auszug aus einem Artikel von CNS, via Father Z. (Sorry, keine Übersetzung, kann mich im Moment überhaupt nicht konzentrieren…) Alle Hervorhebungen von Catocon.

 

WASHINGTON (CNS) — In his first months as rector of Theological College in Washington, Father Phillip J. Brown has been confronting a problem that the national diocesan seminary for the U.S. Catholic Church „has not had for a long time“ — it is bursting at the seams.

Enrollment is maxed out for the 2011-12 academic year at 90 seminarians. Five of those seminarians are back in their dioceses this year gaining pastoral experience, but a Sulpician seminarian and five priests from other countries also live there, bringing the total number of residents to 91 plus faculty members.

„If I had to start with a problem, that’s the problem I’d like to have,“ Father Brown told Catholic News Service. „It’s a very healthy sign, a positive sign for Theological College and for the U.S. priesthood.“

The trend of rising seminary enrollment is being duplicated around the country:

— At the Pontifical College Josephinum in Columbus, Ohio, 40 new seminarians arrived this year, bringing total enrollment to 186, the highest level since the 1970s.

— St. Paul Seminary School of Divinity at the University of St. Thomas in St. Paul, Minn., welcomed 30 new graduate-level seminarians, making its class of 100 seminarians the largest since 1980. The influx forced 24 seminarians and two priests off campus into leased space at a former convent.

— In the Diocese of Scranton, Pa., where the St. Pius X diocesan seminary closed in 2004 because of declining enrollment, the number of seminarians has more than doubled from eight to 17 in the past two years.
(…)

In all, there were 3,608 post-baccalaureate U.S. seminarians last year, a net increase of 125 seminarians, or 4 percent, over the previous year and the highest number since the early 1990s. More than three-quarters of them were studying for the diocesan priesthood, while 24 percent intend to be ordained for religious orders.
(…)

But Theological College’s Father Brown said a rise in enrollment is only part of the story.

„It’s not just the numbers but the quality and spirit of the men who are coming,“ he told CNS.

„I’m tremendously impressed with the quality of the candidates, their zeal,“ he added. „We’re seeing a real renewal of the priesthood.“
(…)

Because its seminarians participate in „an exacting and demanding program“ at The Catholic University of America, Father Brown said, Theological College accepts those candidates considered most likely to succeed in a rigorous academic environment.

„As the numbers seem to be increasing for all major seminaries, it’s easier to have a more cooperative relationship“ among the schools, so that seminarians end up at the seminary that will benefit them the most, he added.
(…)

Kommentar: Steigende Seminaristenzahlen, mehr Berufungen, der höchste Stand, je nach Seminar seit 20 bis 40 Jahren. Und das sind nicht die durchschnittlichen Reformkatholiken, die jetzt plötzlich Priester werden wollen. Es sind gläubige Katholiken, die Wert auf traditionelle Frömmigkeit, Glauben, Liturgie usw. legen. Nicht nur die Priesterseminare der Pretrusbruderschaft und anderer Ecclesia-Dei-Gemeinschaften sind überfüllt, sondern es gibt zusätzlich einen sehr hohen Anteil kirchentreuer Katholiken mit wahrer Berufung zum Priesterstand unter den Seminaristen und Jungpriestern. Man lese mal einige der Anekdoten in Father Zs Kommentarspalte zu dem Artikel. Das ist zwar nicht repräsentativ, doch bestätigt den allgemeinen Eindruck und ist auch logisch. Warum sollte ein überzeugter Reformkatholik sein Leben in den Dienst einer reaktionären, überkommenen Organisation stellen, die nach seiner Meinung seit 2000 Jahren Frauen unterdrückt, die Sexualität repressiv bekämpft, nicht volksnah genug ist, und ihren Glauben gar nicht schnell genug der derzeitigen Mode anpassen kann? Es bringt ihm heute kein Ansehen mehr, im Gegenteil, er wird mehr und mehr zum Buhmann einer Gesellschaft, die dringend für die Tarnung ihres eigenen Scheiterns nach einem solchen sucht. Er wird nicht reich, seine Freiheit ist massiv beschränkt, und – ganz wichtig für den modernen Reformkatholiken – er darf keinen Sex haben.

Was ist das für ein schrecklicher Job, wird sich der Reformkatholik denken und das Seminar meiden.

Die aktuell sich andeutende Trendwende in den USA (wenn sie denn anhält und sich zu einer wirklichen Trendwende auswächst, statt ein Strohfeuer zu bleiben) ist wohl auch auf ein sich langsam verbesserndes Niveau unter den dortigen Bischöfen zurückzuführen. Wir haben Kardinal Meisner. Doch die USA haben Kardinal Burke, Erzbischof Chaput, Bischöfe Aquila, Nienstedt und einige mehr, die allesamt entschlossen für die Kirche und ihr Lehramt eintreten, auf eine Weise, von der sich selbst der geschätzte Kardinal Meisner manchmal noch etwas abschauen könnte! Sie räumen derzeit, mit Mühe und unter großem Widerstand, mit diversen Missbräuchen auf, auch im Seminarleben.

Zusammen mit dem Druck gläubiger, frommer Priesteramtskandidaten von unten ergibt das ein veritables Sandwich, aus dem die amerikanischen Rätekatholiken so leicht nicht herauskommen werden.

Wenn das so weiter geht, kommen in einigen Jahren vielleicht Missionare aus den USA, um Iren, Italiener, Spanier, Franzosen und Deutsche zum katholischen Glauben zu bekehren. Ob das die puritanischen Pioniere der USA aus dem 17. und 18. Jahrhundert gewollt haben? Gott kann eben aus allem noch etwas Gutes machen!

„Personhood“ Initiative in Mississippi gescheitert

Eine von vielen Lebensschützern als Chance begriffene Volksabstimmung im US-Bundesstaat Mississippi ist am gestrigen Dienstag mit fast 60% unerwartet deutlich niedergestimmt worden. Noch Tage vor der Abstimmung hatten Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Befürwrotern und Gegnern der Initiative erwartet.

Wäre die Initiative angenommen worden, hätte fortan in Mississippi jeder Mensch, ab dem Beginn seines Lebens im Moment der Zeugung, den vollen Schutz des Gesetzes genossen. Faktisch hätte dies, zumindest vorläufig (dazu gleich mehr) das Aus für Abtreibung aber auch frühabtreibende Verhütungsmittel wie die „Anti-Baby-Pille“ bedeutet. Mississippi ist einer der gesellschaftlich konservativsten Bundesstaaten, besonders aufgrund einer starken evangelikalen Bevölkerungsschicht, so dass Befürworter der Initiative durchaus gute Chancen gegeben hatten, zumal wichtige landespolitische Vertreter der Republikaner und Demokraten, die Gouverneurskandidaten der Parteien und der noch amtierende republikanische Gouverneur Barbour eingeschlossen, sich hinter den Plan gestellt hatten.

Doch die Front der Lebensschützer war nicht geschlossen. Einflussreiche Lebensrechtsgruppen, darunter National Right to Life, hatten sich gegen die Initiaitive ausgesprochen, da sie befürchteten, sie könne langfristig mehr schaden als nutzen. Warum?

In den USA gibt es durch die Entscheidung des Supreme Courts im Falle „Roe vs. Wade“ aus dem Jahr 1973 ein Recht auf Abtreibung, das ausnahmslos für die ersten drei Monate gilt, und auch danach nur unter besonderen Umständen beschränkt werden darf. Bei der Initiative in Mississippi handelte es sich um einen bewussten, direkten Angriff auf den Präzendenzfall von 1973, in der Absicht, den Supreme Court, der derzeit deutlich konservativer besetzt ist als damals, zu einer neuen Entscheidung zu zwingen. Dass Abtreibungsbefürworter gegen die Initiative klagen würden, das hatten die Lebensschützer einkalkuliert. Letztendlich würde dann das Höchste Bundesgericht, der Supreme Court, über den Fall entscheiden, und von dem erhoffte man sich dann eine günstige Entscheidung. Zumal aus der US-Verfassung, selbst nach der Ansicht vieler Abtreibungsbefürworter, wahrlich kein Recht auf Abtreibung hervorgeht, und es sich bei „Roe vs. Wade“ um eine im Wesentlichen politisch durch den Wunsch nach „fortschrittlicher“ Legalisierung der Abtreibung motivierte Entscheidung gehandelt hat.

Doch ob der Supreme Court seine Entscheidung von 1973 tatsächlich revidieren würde, ist umstritten. Von vier der neun Richter vermutet man zwar stark, sie wollten Änderungen an der damaligen Entscheidung, doch vier sind keine Mehrheit. Fünf Stimmen sind für eine solche Entscheidung erforderlich. Und solange die Demokraten die Mehrheit im Senat haben und Obama Präsident ist, besteht auch keine Aussicht auf die Ernennung eines fünften revisionswilligen Verfassungsrichters, so dass eine Mehrheit, so argumentieren die Teile der Lebensrechtsbewegung, die gegen die Initiative sind, unwahrscheinlich sei. Und verlöre man diesen Fall, so würde dadurch ein weiterer Präzedenzfall zugunsten des „Rechts auf Abtreibung“ geschaffen (und Präzedenzfälle sind entscheidend für das US-Rechtssystems – je mehr Präzedenzfälle es gibt, umso weniger Bereitschaft werden zukünftige Richter zeigen, nunmehr ganz anders zu entscheiden). Die Aufhebung von Roe vs. Wade ist aber die Voraussetzung für ein Abtreibungsverbot, also für konsequenten Lebensschutz. Solange das Verfassungsgericht in die Verfassung ein Recht auf Abtreibung hineinliest, wird jedes Abtreibungsverbot nicht in besserem Lebensschutz, sondern nur in einem weiteren, langfristig schädlichen, Präzedenzfall zugunsten des Rechts auf Abtreibung enden.

Ferner, so die Gegner der Initiative, würde durch eine weitere Niederlage vor dem Supreme Court die öffentliche Meinung noch stärker gegen die Sache des Lebensschutzes gewendet.

Hinzu kommt, dass die katholischen Bischöfe von Mississippi sich öffentlich gegenüber der Initiative für neutral erklärt haben und gravierende Zweifel angemeldet haben, ob diese Strategie im Kampf für das Lebensrecht aussichtsreich sei. Vor diesem Hintergrund der Spaltung der Lebensrechtler kommt die Niederlage in Mississippi nicht überraschend, auch wenn gegenteilige Hoffnungen kurzzeitig durch die Unterstützung der lokalen Politiker und einige Meinungsumfragen geweckt werden konnten.

Zwar ist die Lebensrechtsbewegung in Mississippi stark, vermutlich auch mehrheitsfähig, aber nur wenn sie geschlossen auftritt.

Mit fast 60% Gegenstimmen war die Initiative ein Schlag ins Wasser, und wenn es in Mississippi keine Mehrheit dafür gibt, dann wird es auch kaum einen anderen Staat geben, in dem sich eine solche Volksabstimmung gewinnen ließe.

Wie auch immer man zu der Sachlage und den möglichen rechtlichen Komplikationen, die eine Mehrheit für die Initiative bedeutet hätte, stehen mag, gestern ist eine sehr weitreichende Initiative zum Schutz der Ungeborenen deutlich besiegt worden. Die Tötung der Unschuldigen hat abermals, diesmal dank taktischer Streitigkeiten unter Lebensschützern, einen Sieg errungen.

Soweit die tagesaktuelle Frage – doch, der regelmäßige Leser wird es bereits geahnt (befürchtet?) haben, es gibt da noch mehr zu sagen, eine grundsätzliche Frage, zu der ich noch etwas mehr sagen möchte: Warum ist die Flut der modernistischen Aushöhlung des natürlichen moralischen Gesetzes immer höher als die vorherige Flut und die aktuelle Ebbe immer höher als die vorige Ebbe – kurzum: Warum haben die Verteidiger des natürlichen Sittengesetzes seit mehr als 200 Jahren langfristig immer nur verloren?

Doch davon morgen mehr….

Fr. Zuhlsdorf über Priesterinnen per Gericht

Fr. John Zuhlsdorf, im Internet bekannt als Father Z, hat einen interessanten Artikel zu einem Thema, über das ich kürzlich ebenfalls geschrieben habe.

Es geht derzeit um die USA, wo ein Fall verhandelt wird, der den Weg für eine Klage wegen „Diskriminierung“ katholischer Frauen, die Priester werden wollen, ebnen könnte. Doch was in den USA bald vielleicht möglich ist, wird auch von den nicht gerade kirchenfreundlichen Europäern begierig aufgenommen werden.

Die neue Verfolgung wird kommen, wenn wir (jeder für sich, aber auch als Kirche und als Gesellschaft) nicht umkehren.