Vom Dialog der Schattenkirche

Es folgt: „Catocon sah Tiere – Ernsthaftigkeit voller Ernst“

Erzbischof Zollitsch – der Leser weiß, was kommt, wenn auf diesem Blog der Name des freundlichen, liebenswürdigen, schwäbischen Märchenonkels aus dem heutigen Serbien genannt wird – kündet, wie kath.net zu berichten weiß, derzeit von den gar erbaulichen Ergebnissen des deutsch-katholischen Dialogprozesses, in dem hauptsächlich verbandskatholische Neo-Reformatoren über die weitere Protestantisierung der geschundenen Mutter Kirche zu beraten unternehmen.

Natürlich braucht man weder den Artikel auf kath.net noch irgendeinen anderen Bericht zum Thema zu lesen. Man weiß ohnehin schon, worin die angepriesenen Ergebnisse bestehen. Natürlich soll weiter beraten werden. Dialog ist ein Instrument zur Schaffung von Dialog, und jede Institution tendiert dazu, sich selbst immer neue Aufgabenfelder zu schaffen, um Fortbestand, Expansion und Finanzmittel zu sichern.

Doch es gibt immerhin eine atemberaubende neue Entwicklung im Gleichklang der revolutionären Graubärtinnen und Graubärte, die im Stuhlkreis tanzend das immergleiche Lied vom Aufbruch verkrusteter Strukturen in eine Neue Zukunft von Kirche singen. Es soll nun nicht mehr nur geredet und verhandelt und gesprochen und diskutiert – offen und ehrlich und ohne Denkverbote, versteht sich – sondern endlich auch gehandelt werden. Die verbandskatholische Armada bereitet sich vor, in See zu stechen. Der Stapellauf der neuen Reformagenda ist in vollem Gange. Bald wird das Schiff der Kirchenreform in gewohnter Manier den starren, überholten, mittelalterlichen, feudalistischen Strukturen den Kampf ansagen, die (durch ihr Festhalten an Zölibat und Sündhaftigkeit der Homosexualität) männliche Priester im Alleingang dazu gebracht haben, sich an vorwiegend männlichen Jugendlichen zu vergehen, indem sie ihre gleichgeschlechtlichen Neigungen frei und ohne falsche Hemmungen und Schuldgefühle ausleben. Und dann werden die Gewohnheitsreformatoren aller Geschlechter die längst überfällige Reform der verkrusteten Strukturen anpacken. Gehhilfen für alle! Sie werden die Flotte der Reaktionäre aufbringen und ihre Schiffe entern. Mit ihren Gehstöcken werden sie den Widerstand der dunklen Krustenkatholiken brechen und die offenen Türen der hinterwäldlerischen Kirchenhierarchie einreißen, und Licht von Freiheit wird in Kirche neue Funken schlagen, und ein Neuer Frühling des Aufbruchs bricht an und bricht aus und bricht mit Rom.

Die Dialoggespräche im verfahrenen Dialogprozess haben, wie gesagt, im immerwährenden Gleichklang des Fortschritts eine neue Dimension erreicht. Wie der Erzbischof Zollitsch verkündet, soll nun, wie schon angedeutet, nicht mehr nur gesprochen und geredet werden, sondern es soll einen Studientag geben, auf dem, wie der Name schon sagt, studiert werden soll. Gehhilfen für alle! Dies ist der Aufbruch des Aufbruchs, der Anfang vom Ende der muffigen Kirchenhierarchie, die sich unter seit Jahrzehnten nicht mehr getragenen Soutanen nicht länger verstecken kann.

Denn jetzt werden die Bleistifte gespitzt und es wird studiert. Was wird studiert? Die Rolle der Frauen in Kirche. Es soll auch mehr „Frauen in Führungspositionen“ in Kirche geben. So spricht und verspricht es zumindest der freundliche Erzbischof von Freiburg. Da „Führungspositionen“ in der katholischen Kirche priesterlicher Natur sind, ist wohl von der Befreiung des Diakonats und/oder Priestertums vom patriarchalischen Dunkelkatholizismus die Rede.

Ob Kristina Schröder und Ursula von der Leyen bereits damit beauftragt worden sind, für diese aufregende neue Idee die passende Frauenquote festzulegen? Gehhilfen für alle!

Immerhin kann wieder einmal konstatiert werden, dass der mutige Schritt der deutschen Schattenkirche unter Papst Dialogos I. so unerhört mutig und revolutionär und aufbrecherisch ist, dass er in seiner ganzen Unerhörtheit ungehört zu bleiben gezwungen ist, weil heimtückische Dunkelkatholiken, wie der radikale ultra-traditionalistische, beton-konservative Patriarchenpapst Pius XIII. Johannes Paul II., im Mittelalter, im vergangenen Jahrtausend, sich in ihrem längst veralteten Dogmatismus angemaßt haben, für alle Zeiten zu bestimmen, dass die Frau in demütigender Abhängigkeit und Minderwertigkeit zu halten ist, indem man ihr die gleiche Teilhabe am Priesteramt in derselben Form verwehrt, in der es schon der unverbesserliche Sexist Jesus von Nazareth zur dauerhaften Unterjochung der Frau bestimmt haben soll (wenn man einmal den nachträglich erfundenen Geschichten über Jesus glauben will, die eine patriarchalische Kirche in tyrannischer Weise diesem Wanderprediger in den Mund gelegt hat).

Diese Gesamtthematik soll nun, hoffentlich aus aufklärerisch-feministischer Sicht, studiert werden. Glücklicherweise steht das Ergebnis schon vorher fest und ist sicher in ideologische Worthülsen verpackt, so dass keine „rationale“ Beschäftigung mit dem Thema droht. Gehhilfen für alle! Diese wäre auch in hohem Maße desaströs, weil in dem treibhausartigen Klima der ängstlichen Unterdrückung, das besonders der bissige Schäferhund Ratzinger in Kirche wieder erzeugt hat, nur die übliche, sozial-konstruierte phallozentrische Perspektive zu Wort kommen könnte, bloß weil alle anderen Perspektiven sich von logozentrischen Betrachtungsweisen abgrenzen, um alternativen Stimmen Gehör zu verschaffen und der Kontamination durch fremdartige Partikel zu trotzen, die von traditionalistischen Hinterwäldlern als „Argumente“ bezeichnet werden.

Die Ergebnisse des Dialogprozesses werden in die Geschichte als der Tag eingehen, an dem der Aufbruch endlich angebrochen und die Kirche endlich abgebrochen wurde, wenn das energische Signal, das seit Jahren und Jahrzehnten um die Stühle kreist, nicht als Ende, sondern als Anfang einer beständigen Diskontinuität der Reform gesehen wird. Das ist an diesem historischen Wendepunkt, in dieser denkunwürdigen historischen Stunde, besonders bedeutsam. Gehhilfen für alle! Wir müssen im Geist des Konzils den Geist des Dialogprozesses suchen und finden, auf dass eine Neue Kirche werde, und das alte Modell, das nicht von aufgeklärten, modernen, emanzipierten Frauen aller Geschlechter, sondern von einem hinterwäldlerischen Zimmermann aus einem winzigen, rückständigen Dörfchen irgendwo in Palästina gegründet worden ist, und daher nicht mehr in unsere Zeit passt, endlich zu Grabe getragen wird, und seine verdiente ewige Ruhe auf dem Müllhaufen der Geschichte findet, nachdem es auf dem Altar der Politischen Korrektheit ohne Weihrauch (nach Empfehlung des Liturgieprofessors) geopfert worden ist.

Fühlt ihr auch den frischen Atem, den unsere Kirche ausströmt, wenn sie alles mutig nachbetet, was der Rest der Welt seit Jahrzehnten fordert, und dadurch ganz neue Akzente setzt, die allein den wahren Aufbruch verbürgen können? Und Gehhilfen für alle natürlich! Öffnet die Fenster und lasst die Frische Luft des Neuen Frühlings in unsere Kirche hinein und unterstützt enthusiastisch die neuen Ergebnisse und Forderungen des sechshundertsechsundsechzigsten Aufgusses des guten alten Dialogs und seiner Unheiligkeit, Papst Dialogos I. und seiner derzeitigen Lebensgefährtin und Mitpäpstin Julia I.

Ahoi, Genossinnen und Genossaußen!

Was uns verbindet…

… ist hinsichtlich der katholischen Kirche und den anderen christlichen Gemeinschaften nach Auffassung von Kardinal Kasper weitaus wichtiger als das, was uns trennt. So ist es einem Artikel von kath.net zu entnehmen. Es folgen wie üblich in roter Schrift einige Kommentare zu diesem Artikel:

Der ökumenische Dialog befindet sich nach den Worten von Kurienkardinal Walter Kasper in einer schwierigen Phase. (Ach, wirklich? Ich dachte immer, alles liefe wundervoll, weil der Papst die Ökumene ja zur „Chefsache“ erklärt haben soll.) «Gegenwärtig deutet leider manches auf eine Verschlechterung des ökumenischen Klimas hin», schreibt der frühere Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen im Vorwort zu seinem demnächst erscheinenden Buch «Wege zur Einheit der Christen». (Ich kenne nur einen Weg zur Einheit der Christen, und der besteht in der Rückkehr der schismatischen Gemeinschaften in den Schoß der Heiligen Mutter Kirche! Man mag das diplomatischer formulieren, doch letztlich geht daran kein Weg vorbei.) Auszüge aus dem Text veröffentlichte die Wochenzeitung «Die Zeit» (Donnerstag). Kasper betont darin die Vielzahl theologischer Differenzen zwischen den Konfessionen. «In Wirklichkeit wird mehr und mehr deutlich, dass Unterschiede nicht nur in wichtigen Einzelfragen bleiben.» Das gelte sowohl mit Blick auf die orthodoxen wie die reformatorischen Kirchen. (Doch wohl deutlich stärker im Falle der evangelischen Gemeinschaften, da Katholiken mit den Orthodoxen gerade im liturgisch-sakramentalen Bereich sehr viele Gemeinsamkeiten haben, die gegenüber den meisten protestantischen Gemeinschaften einfach nicht bestehen.)

Noch so feinfühlige Formulierungen in Ökumeneerklärungen änderten nichts daran, dass etwa evangelische Christen ein grundlegend anderes Kirchenverständnis hätten als Katholiken, schreibt Kasper. (Genau! Nichts gegen feinfühlige Formulierungen, aber wenn selbst der Oberökumeniker Kardinal Walter Kasper so spricht, dann weiß man, wie schief der ökumenische Haussegen hängt.) Vor der ökumenischen Bewegung liege noch eine schwierige Wegstrecke, «die wohl länger sein wird, als viele hofften». (Doch wo ist dann die Einsicht? Erwartet der Kardinal eine Rückkehr der anderen christlichen Gemeinschaften zur Kirche? Wohl eher nicht, denn er wendet sich ja bekanntlich gegen die sogenannte „Rückkehrökumene“. Doch wenn die nichtkatholischen „Konfessionen“ nicht zur Kirche zurückkehren, soll die Kirche dann den nichtkatholischen Konfessionen weiterhin Zugeständnisse machen, wie es seit dem Konzil mehr und mehr üblich geworden ist?) Gegenwärtig bilde sich angesichts der Schwierigkeiten der amtlichen Ökumene eine «liberale katholisch-evangelische Ökumene» heraus, «welche die Unterschiede überspringt und eigenmächtig ihren Weg geht». (Das ist natürlich abzulehnen. Doch folgt diese Entwicklung nicht notwendig aus dem weitgehenden Verschweigen der wahren Bedeutung der Unterschiede zwischen der Kirche und den diversen schismatischen Gruppen in der lehramtlichen Verkündigung seit dem Konzil? Wundert es den Kardinal, dass z.B. die meisten Laien glauben, sie könnten etwa das „gemeinsame Abendmahl“ feiern, wenn die Amtskirche sich seit Jahrzehnten darüber ausschweigt, dass der Herr im Allerheiligsten Sakrament des Altares wahrhaft und wesenhaft gegenwärtig ist? Nein, wenn die Amtskirche im Namen der Verhandlungsökumene über Jahrzehnte wesentliche Glaubenswahrheiten herunterspielt, dann sollte sie sich nicht wundern, wenn die nicht-amtliche Ökumene sie dann ganz beiseite lässt, um sich auf die brüderliche Einheit im Brotbrechen zu konzentrieren. Ähnlich verhält es sich bei vielen anderen ökumenischen Themen.)  Diese Strömung drohe jedoch früher oder später «im Aus» zu enden. Bei der Kircheneinheit lasse sich nichts erzwingen.

Die Spaltung der Christen bleibe nichtsdestoweniger ein Skandal, so Kasper. Jesus hat nur eine einzige Kirche gewollt.» (Und so hat er auch nur eine einzige Kirche eingerichtet, nämlich die katholische Kirche mit ihrem sichtbaren Oberhaupt, dem römischen Papst. Um die Spaltung der Christen zu überwinden, müssen daher die Christen, die sich von der Kirche gelöst haben, in dieselbe zurückkehren. Daran führt kein Weg vorbei. Doch warum fordert Kasper das nicht?) Aus seiner Sicht hat die Trennung der Konfessionen die tiefgreifende Säkularisierung aller Lebensbereiche besonders in Europa mitverursacht. (Natürlich führt die Trennung einzelner Gemeinschaften vom Leib Christi zu deren Fall in den Säkularismus. Die spannende Frage ist aber, warum die Katholiken zumindest seit 50 Jahren diesem Fall in ihren eigenen Reihen keinen ernsthaften Widerstand mehr entgegen setzen und sich stattdessen lieber damit beschäftigen, nicht mehr so schrecklich katholisch zu wirken.) Zumindest habe sich seit Jahrzehnten aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass die christlichen Konfessionen mehr verbinde als trenne. Heute gehe es vor allem darum, die gemeinsamen Fundamente des christlichen Glaubens zu sichern – den Glauben an Gott und Jesus, das Wirken des Heiligen Geistes und die Hoffnung auf das ewige Leben. (Das kann man so nicht sagen. Natürlich ist rein quantitativ die Ähnlichkeit zwischen überzeugten, traditionellen Katholiken und überzeugten, traditionellen Protestanten und Orthodoxen weitaus größer als die Unterschiede. Doch es gibt leider zwei große Einwände: Erstens haben die meisten schismatischen Gemeinschaften, wie etwa die EKD, längst den größten Teil der einstmals allgemein-christlichen Glaubensinhalte vergessen. Eine Einigkeit ist nicht einmal mehr in Fragen der Sittenlehre zu erzielen, und wann hat ein protestantischer Würdenträger zuletzt ein eindeutiges Bekenntnis zu Gott, zur Dreifaltigkeit, zum Wirken des Heiligen Geistes usw. geleistet, das nicht inhaltlich massiv vom katholischen Glauben abgewichen wäre? In der Praxis sind die Unterschiede zwischen Luther und dem glaubenstreuen Katholiken tatsächlich geringer als die Unterschiede zwischen Luther und der EKD. Doch die Verhandlungsökumene redet nicht mit Luther, sondern mit der EKD. Und da sind die Unterschiede viel größer als die sehr rar gesäten Gemeinsamkeiten.

Zweitens, und noch viel wichtiger: Selbst wenn die Ähnlichkeiten zahlreicher sind als die Unterschiede, so reicht doch die Ablehnung eines einzigen Glaubenssatzes bereits aus, damit das Gesamtkunstwerk des wahren Glaubens in sich zusammenfällt. Entweder man hat den ganzen Glauben, oder man hat ihn eben nicht. Man darf bei allem Gerede von „Gemeinsamkeiten“ nicht vergessen, dass auch die vernünftigsten schismatischen Gemeinschaften immer noch schismatisch sind, und dass sie die kirchliche Lehre über den Papst ablehnen. Die meisten von ihnen glauben auch nicht an die Realpräsenz Christi bzw. die Transsubstantiation.)

Kardinal Kasper distanziert sich also eindeutig von dem Versuch mancher praktisch längst vom Glauben abgefallener Katholiken, auf Biegen und Brechen, unter völliger Aufgabe der Glaubensinhalte, eine künstliche Einheit mit den Protestanten herzustellen. Seiner Auffassung nach soll die Ökumene zwar weiterhin ähnlich wie bisher vorangetrieben werden (und das bedeutet, dass die Verwässerung des Glaubens im Namen der Ökumene weitergehen wird), aber eine völlige, restlose Anpassung an die Wünsche des evangelisch-agnostischen Zeitgeistes lehnt er ab. Leider bleibt er damit inkonsequent. Denn entweder kann wahre Ökumene nur in der Rückkehr der getrennten Gemeinschaften bestehen – wenn die Kirche nämlich als einzigartige Stiftung Jesu Christi im Besitz der unveränderlichen Glaubenswahrheiten ist, oder es spielt letztlich keine große Rolle, wie stark wir die Glaubenswahrheiten verwässern, um den Häretikern zu gefallen, die die Gegenwart des Herrn im Altarsakrament und die immerwährende (auch körperliche) Jungfräulichkeit der Gottesmutter leugnen, um nur zwei Beispiele zu nennen, an deren faktischer Verwässerung auch der neue oberste Glaubenswächter kräftig mitgewirkt hat.

Ein Lob für Bischof Müller

Klare Worte fand der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller für „Wyr Synd Kyrche“ und andere pseudokatholische Aufwiegler. Kath.net berichtet:

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat in einem Interview mit der Nachrichtenagentur DPA scharfe Kritik an den verschiedenen antirömischen [antikatholischen] „Wir sind Kirche“-Gruppen geübt. Diese Gruppen bekämen nichts zustande [Wenn es doch so wäre! Sie bekommen noch viel zu viel zustande.] und hängten sich an große Veranstaltungen an. [Manche dieser Veranstaltungen machen es ihnen aber auch leicht…] Sie seien eine „parasitäre Existenzform“. [!! Ja, das hat der Bischof wirklich gesagt! Wenn jetzt noch Taten folgen – etwa die Nutzung kirchlicher Räumlichkeiten für solche Gruppen zu untersagen…] „Es kann nicht sein, dass Leute, die von sich aus nichts zustande bringen, sich an die großen Veranstaltungen dranhängen und eine parasitäre Existenzform bringen.“, erklärte Müller. Die Kirche dürfe nicht „gesellschaftskonform“ sondern müsse „evangeliumskonform“ sein.[Ein ganz wichtiger Satz. Bischof Müller ist an dieser Stelle ein großes Lob auszusprechen. Wie gesagt: Jetzt müssen noch Taten folgen.] Durch Applaus oder Phonstärke dürfe außerdem kein Druck ausgeübt werden.

Wenn alle deutschen Bischöfe so reden würden wie Bischof Müller in diesem Interview, dann wäre, sprichwörtlich formuliert, „die Hölle los“ im deutschen Katholizismus. Und wenn sie dann auch noch so handelten, wie Bischof Müller hier redet, ja dann könnten wir vielleicht sogar irgendwann mit der Neuevangelisierung anfangen.

Natürlich steht das nicht zu erwarten. Aber neben der ganzen Kritik, die leider immer wieder nötig ist, muss man dann auch loben, wenn das angemessen ist.

Also: Ein großes Lob und ein großer Dank an den Regensburger Bischof Müller!

In voller Einheit mit Rom…

.. sind die fortschrittlichen Konzilsgeister aus dem katholischen Jugendverband BDKJ in der Erzdiözese Freiburg. Die „Zollitsch-Jugend“ (kath.net) hat wieder einmal bewiesen, dass sie zur revolutionären Avantgarde des 21. Jahrhunderts gehört, indem sie unermüdlich die gescheiterten Revolutionen des 20. Jahrhunderts neu aufkocht. Keines der seit fünfzig Jahren ständig durchdiskutierten Themen fehlt in dem „Projekt Judas Samuel“ der Vorkämpfer für eine moderne, aufgeklärte, angepasste Zeitgeistkirche. Das Sprachrohr der Dunkelkatholiken berichtet (Hervorhebungen von Catocon):

Wörtlich schreibt der BDKJ dann: „In unserer Kirche arbeiten Priester und Laien, junge und alte Menschen partnerschaftlich zusammen.  („Unsere“ Kirche, in wohlverstandenen Gegensatz zur katholischen, d.h. universellen, allgemeinen Kirche. Da müssten wir uns ja unterordnen, und das geht im Reich der Non-Serviam-Ideologen nicht.) In unserer Kirche können alle Menschen ihre Berufung leben: Männer und Frauen, als Laie, als Priester, als Priesterin(In voller Einheit mit Rom, wie ich anmerken möchte, „Ordinatio Sacerdotalis“ hin oder her. Aber wehe man kritisiert das Konzil, das eine wahre Konzil, Assisi, Dialogökumene oder Liturgiereform in zu deutlichen Worten.), und: „Für Kinder und Jugendliche ist es unverständlich, warum Gleichberechtigung und Demokratie so wenig Platz in der Kirche haben. (Man sieht hier wieder einmal, warum Kinder und Jugendliche in der Kirche nichts zu sagen haben sollten, außer selbstverständlich „Amen“ und „et cum spiritu tuo“. Die Kirche wird eben nicht von den Pubertären aller Altersschichten beherrscht, sondern von ihrem Herrn und Gründer Jesus Christus. Aber das ist eben die Non-Serviam-Ideologie. In voller Einheit mit Rom, versteht sich.) Verweise auf die Tradition, mit denen Frauen und Laien allgemein von Leitungsverantwortung ausgeschlossen(Wir wollen an die Macht! Wir sind Kirche! Écrasez l’infâme!) werden, überzeugen sie nicht. (Wahrheit ist nicht subjektiv und gilt auch in der Pubertät.)  Darüber hinaus verstehen sie nicht, warum der Zölibat zwingende Voraussetzung für das Priesteramt ist“. (Das könnte daran liegen, dass sie nicht verstehen, was das Priesteramt überhaupt ist. Aber das ist ja auch heute nicht mehr notwendig. Immerhin sind sie in voller Einheit mit Rom.)

(…)

Dann wird behauptet, dass Jugendliche sich für alternative Gottesdienstformen  begeistern (wo sind diese ganzen Jugendlichen in Kirche, wenn diese alternativen Verstümmelungen der Heiligen Liturgie vorgetragen werden – von zelebrieren wagt man nicht zu sprechen.) und diese ihr Leben, ihre Kultur und ihre Ästhetik, ihren Geschmack auch in den Gottesdienst einbringen möchten.“ (Im Gottesdienst geht es darum, dass ich mich einbringen kann. Wem wird also im Gottesdienst gedient? Mir. Gottesdienst ist dienst an dem, den ich für Gott halte. Daraus folgt mit logischer Notwendigkeit: „Ich bin Gott“. Das ist, wie gesagt, die Non Serviam-Ideologie. Sie folgen dem Versprechen ihres persönlichen Vorbilds, der Schlange: Ihr werdet sein wie Götter. Ich hoffe der Apfel hat geschmeckt.) Dafür kann es nicht nur eine vorgeschriebene Form geben… (Kein Problem. Ihr könnt machen was ihr wollt. Alle zehn Jahre kommt aus Rom ein mildes Briefchen, in dem dazu aufgerufen wird, sich doch bitte ans Messbuch zu halten. Doch das hat nichts zu sagen. Aus Erfahrung wisst ihr längst, dass Rom sich nicht ernsthaft dafür interessiert. Und Euer Freund und Helfer, seine wenig exzellente Exzellenz Erzbischof Robert Zollitsch, lässt das alles friedlich lächelnd geschehen. Vielleicht sagt er alsbald mal wieder ein mildes Wörtchen, das so etwas nicht sein solle, doch ihr wisst schon, wie er das meint. Ihr seid ja in voller Einheit mit Rom.)

(…)

Dann wird pauschal behauptet, dass junge Menschen mit der Sexualmoral der Kirche nichts anfangen können. (Das ist richtig. Die Frage ist nur: Liegt das an den jungen Menschen oder der Sexualmoral?) „Sie wird als weltfremd(sie ist dieser Welt und ihrem Fürsten fremd, ja, und das ist auch gut so.) und von Angst und Enge beherrscht empfunden. Verhütung(dass ich entscheide, wann neues Leben entsteht, und nicht der Herr über Leben und Tod.) ist für junge Menschen nicht Sünde, sondern Verantwortung für den Partner oder die Partnerin. Einvernehmlicher, verantwortungsvoller Sex vor der Ehe undHomosexualität(der Waschzettel enthält noch keinen Hinweis auf den von der wahren Avantgarde schon geforderten Inzest, und die von einigen avantgardistischen Priestern der Kirche bereits praktizierte Pädophilie. Doch das kommt später. Wir denken Kirche im Heute, nicht im Morgen.) ist für sie nicht Sünde, sondern Liebe. Die Kirche stellt sich mit ihrer Sexuallehre selbst ins Aus: (Es geht nur um Anpassung an die herrschende Meinung, nicht um Wahrheit. Wir sind ja in voller Einheit mit Rom. Da gehört sich die Wahrheitsfrage nicht mehr.) Was sie Gutes, Wahres und Hilfreiches zu sagen hat, geht unter in weltfremden (in der Tat, den Vorstellung dieser Welt und ihres Fürsten ist die Sexualmoral fremd.) Verboten, die nichts mit der Lebenswelt (siehe hier) junger Menschen zu tun haben“, heißt es wörtlich.

In Abwandlung eines bekannten Wortes über das Paradies der Werktätigen: Den Fortschritt in seinem Lauf / Hält nicht Ochs‘ noch Esel auf. Obwohl da wirklich genug Ochsen und Esel – in voller Einheit mit Rom, falls ich das bisher zu erwähnen vergessen haben sollte – am Werk sind.

Was die „Zollitsch-Jugend“ da von sich gibt vermag nicht zu überraschen. Diese Jugendlichen haben jahrelang eine Kirche besucht, in der so gut wie nie ernsthaft über den katholischen Glauben in seiner Gesamtheit, einschließlich der schweren Teile, gesprochen wurde. Ich wette, dass auch im Erzbistum Freiburg praktisch keine Katechese existiert, dass die Predigten fade und inhaltsleer sind, wenn sie nicht gerade zu Reden gegen den Glauben verwendet werden, dass aus der Liturgie nur ein überdimensioniertes Ego hervorgeht, und die Sittenlehre der Kirche aufs Nettsein reduziert worden ist. Woher sollen diese Jugendlichen auch den Glauben haben? In der Kirche wird er ja – und jetzt im Chor: In voller Einheit mit Rom – so gut wie totgeschwiegen.

Die Fenster zur Welt wurden geöffnet. Ihr Fürst hat die gnädige Einladung angenommen und sich in der Kirche häuslich eingerichtet.

Ein voller Erfolg des Aggiornamento.

Kardinal Schönborn als Verwalter der Apostasie

Kardinal Schönborn hat, kath.net zufolge, entschieden, dass auch jemand, der durch seinen Lebenswandel öffentlich bekundet, dass er den Glauben der Kirche nicht teilt, in einem Pfarrgemeinderat tätig sein kann. Damit bestätigt er leider nur die faktisch seit langem geltende Linie, wonach alles erlaubt ist, solange damit nur ein weiterer Ramschverkauf katholischer Glaubenswahrheiten einhergeht. Es folgt seine Stellungnahme, zitiert nach dem oben verlinkten Artikel, im Wortlaut, mit roten Kommentaren und schwarzen Hervorhebungen von Catocon.

Kurz zum Hintergrund: Ein aktiver, in einer „eingetragenen Partnerschaft“ lebender Homosexueller war in den Pfarrgemeinderat mit großer Mehrheit gewählt worden. Wer eine solche Partnerschaft eingeht, bekundet dadurch, dass er die Absicht hat, eine homosexuelle Beziehung zu führen, und wer für den Pfarrgemeinderat kandidiert, bekundet wohl, dass er den katholischen Glauben kennt. Es handelt sich also um einen offenen Akt des Trotzes, eine Art Kampfansage an die katholische Kirche. Wir haben es hier mit einem offenen Angriff auf die katholische Moral zu tun. Und mit einem Hirten, dem es nicht gleichgültiger sein könnte, wenn in seiner Diözese noch die letzten Grundsätze im Namen der Anpassung an den Zeitgeist verramscht werden.

„Ich danke allen Menschen, die durch ihre Kandidatur bei den Pfarrgemeinderatswahlen gezeigt haben, dass ihnen die Kirche und der Glaube ein großes Anliegen sind. (Die durch ihr Wahlverhalten gezeigt haben, dass der Ausverkauf des Glaubens der Kirche ihnen ein Anliegen sind) Sie bezeugen damit die Lebendigkeit der Kirche. (Wenn man unter Lebendigkeit Beliebigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben und der Sittenlehre der Kirche versteht, ist dieser Satz wahr.) In ihrer Vielfalt spiegelt sich die Vielfalt heutiger Lebens- und Glaubenswege. (Genau. Vielleicht sollten wir Lady Gaga zum Papst wählen, Eminenz.) So gibt es auch unter den Pfarrgemeinderäten viele, deren Lebensentwürfe nicht in allem den Idealen der Kirche entsprechen. (Gut zu wissen, dass auch in Ihrer Diözese, Eminenz, der Glaube schon lange der persönlichen Triebbefriedigung untergeordnet worden ist.) Im Blick auf ihr jeweiliges Lebenszeugnis in seiner Gesamtheit und auf ihr Bemühen um ein Leben aus dem Glauben (zum Leben aus dem Glauben gehört mindestens, dass man aufhört, öffentlich seine Sünden durch unmoralische „Partnerschaften“ vor sich her zu tragen, als ob man vom Stolz auf sie zerfressen wäre.) freut sich die Kirche über ihr Engagement. (Nein, danke. Lieber gar kein „Engagement“ als ein Rendezvous mit der Dampfwalze des Unglaubens.) Damit stellt sie die Ideale nicht in Frage. (Hier geht es nicht um irgendwelche beliebigen Ideale. Hier geht es darum, Eminenz, dass jemand, der es vorzieht, durch seinen Lebenswandel öffentlich in Verachtung des katholischen Glaubens und der katholischen Sittenlehre zu leben, von Ihnen persönlich unterstützt und in seinem Stolz auf seine Sündhaftigkeit bestärkt wird. Falls sie an so antiquierte Sachen noch glauben, werden Sie wissen, was Jesus über die Mietlinge gesagt hat, und was am jüngsten Tag mit denen passiert, denen Schäfchen anvertraut waren, es aber vorgezogen haben, diese nicht vor den Wölfen zu schützen.)

In der kleinen, von mir sehr geschätzten Pfarrgemeinde Stützenhofen gibt es eine rege Beteiligung am kirchlichen Leben, auch in der jüngeren Generation.  Das hat sich auch in der hohen Wahlbeteiligung bei der Pfarrgemeinderatswahl gezeigt. (Klar, es ging ja auch um Protest gegen die Kirche, um Modernisierung. Da lassen sich die Massen mobilisieren. So wie sie ja auch „kreuzigt ihn“ geschrien haben. Für Events sind die Massen immer zu haben.) Die dabei aufgetretenen Formfehler (Der Kardinal spricht davon, dass es illegal ist, wenn bei einer Pfarrgemeinderatswahl jemand antritt und gewählt wird, der sich gegen den Glauben und die Kirche stellt. Noch so eine antiquierte Verordnung, die der universellen Dampfwalze entgegensteht.) stellen das Wahlergebnis an sich nicht in Frage, bei dem die meisten Stimmen auf den jüngsten Kandidaten, Florian Stangl, entfielen. (Es geht nicht um das Wahlergebnis. Es geht darum, dass wieder einmal ein Stück katholische Substanz abverkauft wird, um den Wölfen zu gefallen, die sich seit Jahrzehnten ungehindert an den Schafen gütlich tun.)

Bei dem persönlichen Gespräch, das ich mit Herrn Stangl führen konnte, war ich von seiner gläubigen Haltung, (es fragt sich, woran er glaubt. Wäre es der Katholizismus, so unternähme er ernstliche Schritte, seinen öffentlichen Trotz gegen den Glauben der Kirche in Form seiner „Partnerschaft“ unverzüglich zu beenden und von seinen sündhaften Wegen umzukehren) seiner Bescheidenheit  und seiner gelebten Dienstbereitschaft (ich möchte ehrlich nicht wissen, welche Dienste geleistet werden, wenn jemand, der in offenem Trotz gegen die Sittenlehre der Kirche lebt, auf die Kinder einer Gemeinde, um nur ein Beispiel zu nennen, losgelassen wird.  Einer anderen Gruppe von Männern, die ebenfalls gegen die Sittenlehre der Kirche verstoßen und diese generell verachtet hat, ist es inzwischen gelungen, den Ruf der Kirche in der Öffentlichkeit so sehr zu beschmutzen, dass Priester schon bestimmte Kraftausdrücke, die sich auf gewisse scheußliche Akte mit Minderjährigen beziehen, nachgerufen bekommen, wenn sie auf die Straße gehen. Danke für diesen Dienst, Eminenz.) sehr beeindruckt. Ich verstehe daher, warum die Stützenhofener so eindeutig für seine Präsenz im Pfarrgemeinderat votiert haben. (Ich auch. Sie haben den katholischen Glauben seit langem durch eine Neuerfindung der 1960er Jahre ersetzt, in dem der einzige Gott das unter der Herrschaft des Fürsten dieser Welt befindliche Ego ist.)

Wir haben heute im Bischofsrat den komplexen Fall Stützenhofen eingehend beraten und einhellig folgenden Beschluss gefasst: (Der Fall ist nicht komplex. Er ist unbequem. Er erfordert nur Mut statt Angst und Entschlossenheit statt Anpassung.)

1. Die Diözesanleitung erhebt keinen Einspruch gegen die Wahl und ihr Ergebnis. (Nein, natürlich nicht. Wer auch immer gegen den Glauben der Kirche arbeitet, ist willkommen. Aber wehe, ein Priester zelebriert die lateinische Messe oder predigt tatsächlich den ganzen Glauben. Dann handelt man sofort.)

2. Der Bischofsrat gibt den Auftrag, in der Pfarrgemeinderatsordnung die Voraussetzungen für eine Kandidatur im Kontext weitergehender Überlegungen zu Wesen und Aufgabe des Pfarrgemeinderats präziser zu fassen.“ (Das heißt: Die Pfarrgemeinderatsordnung soll so abgeändert werden, dass sie der Wahl der fünften Kolonne nicht mehr im Wege steht.)

Das alles lässt drei Schlüsse zu:

1. Die Pfarrgemeinderäte waren eine ganz schlechte Idee. Man setzt damit die Gemeinden der öffentlichen Meinung aus, und das kann schief gehen, wie wir wieder sehen. Wir bräuchten keine Gemeindesowjets, sondern starke Priester. Diese Affäre ist wieder einmal ein Sieg der neoprotestantischen Verbandskatholiken.

2. Kardinal Schönborn wird allgemein als „papabile“ angesehen. Er ist allerdings nicht einmal bereit, elementare Grundsätze des katholischen Glaubens durchzusetzen (man denke nur an das Gerede um die Ungehorsamsinitiative der neoprotestantischen Rebellenpfarrer – der Kardinal hat immer noch nicht gehandelt. Er ist nur deswegen kein Kollaborateur, weil sein Nichtstun keine Arbeit (labor), sondern ein Unterlassen darstellt.). Dass er überhaupt Bischof bzw. Kardinal geworden ist, und dass manche ihn als möglichen Nachfolger von Papst Benedikt sehen, zeigt, in welch desolatem Zustand die Kirche ist. Die Krise der Kirche ist eine Krise der Bischöfe, wie man sagt.

3. Kardinal Schönborn ist ein Mann der katholischen Worte und der antikatholischen Taten, wie man an dieser treffenden Erklärung zur schändlichen Untätigkeit der Kirche in den letzten 40 Jahren bei Themen wie Verhütung, Abtreibung und sexuelle Perversion sehen kann. Er sollte sich seine Worte zu Herzen nehmen. Er sollte sie wirklich glauben, und dann danach handeln. Vielleicht könnte er dann zu einer Kraft für die Wiederherstellung des Katholischen in der Kirche werden, statt zu einem ständig drohenden Abbruchkommando, das nur darauf lauert, wieder einmal ein „Tabu“ brechen zu können, um modern zu wirken.

Floskelpolizei: „Das Konzil anerkennen“

Immer wieder wird von diversen Seiten der kirchenpolitischen Debatten gefordert, irgend jemand möge doch bitte „das Konzil anerkennen“. Katholiken der Reformation rufen dieses Schlagwort der Piusbruderschaft und jedem Laien zu, der nicht bei drei am Altar steht. Konservative und traditionelle Katholiken rühmen sich zuweilen damit, dass sie „das Konzil anerkennen“ und grenzen sich damit von den Piusbrüdern ab, die diese Anerkennung bekanntlich und beharrlich verweigern. Manche Piusbrüder sprechen von der Konzilskirche, so als sei dies etwas anderes als die Kirche vor dem Konzil, und erheben damit die Ablehnung der „Anerkennung des Konzils“ fast zum ersten Glaubenssatz.

Nun leben wir in einer Zeit, die Emotionalität mehr schätzt als Rationalität und Komik mehr als Logik, doch selbst heute haben Worte noch Bedeutungen, wenn sie auch immer seltener als solche erkannt werden. Das gilt auch für das „Anerkennen eines Konzils“. Vor einiger Zeit schrieb ich bereits über die Frage, was es eigentlich bedeute, die „Neue Messe“ anzuerkennen. Dort zählte ich insgesamt sieben Möglichkeiten auf, wie man die geforderte Anerkennung verstehen könne – es ist also offenbar notwendig, exakt zu beschreiben, was man meint, und nicht auf vieldeutigen Leerfloskeln zu beharren.

Der freundliche Verbandskatholik an der Ecke, der seine Freizeit mit Werbung für „Demokratisierung“ und „Aufbrechen des Patriarchats“ in der Kirche verbringt, hat sicher ganz andere Vorstellungen von „Anerkennung des Konzils“ als der traditionell katholische Petrusbruder, obgleich beide diese Formulierung in der einen oder anderen Weise unterschreiben würden. Auch Erzbischof Zollitsch und der Heilige Vater sind sich einig: Man muss das Konzil anerkennen. Aber was heißt das?

Wenn wir diese Frage stellen, dann müssen wir die dicken Bretter bohren. Wir müssen fragen, ob und, wenn ja, wie das konziliare Verständnis von Religionsfreiheit, von Ökumene, von Kollegialität der Bischöfe, von der Reform der Liturgie, von der Beteiligung von Laien und dergleichen mehr vereinbar mit der traditionellen Lehre der Kirche ist. Zu diesem Zweck braucht man umfassende Studien des lehramtlichen Materials vor dem letzten Konzil, eine gründliche und möglichst umfassende Auswertung und Interpretation der Konzilstexte im Lichte dieses lehramtlichen Materials, und dann muss der Versuch unternommen werden, die verbliebenen Differenzen zusammenzufassen und lehramtlich verbindlich festzulegen, was denn nun zu glauben sei.

Doch damit noch nicht genug: Man muss fernerhin die unglaublich vielfältige nachkonziliare Praxis untersuchen und die Frage stellen, inwiefern diese Praxis – die ja von den Konzilsvätern nach dem Konzil zumindest geduldet, oft mit vorangetrieben worden ist – vereinbar ist mit den Texten des Konzils auf der einen und den lehramtlichen Proklamationen vor 1962 auf der anderen Seite. Diese massive Untersuchung sprengt natürlich sowohl den Rahmen meines Blogs als auch den Rahmen meiner Fachkenntnis und ist sicher etwas für ein ganzes Team wissenschaftlich hochstehender theologischer Experten mit einer Wagenladung „sentire cum ecclesia“.

(Die Frage, ob ein Konzil, das derartige Klarstellungen benötigt und dermaßen viel Unsicherheit unter den Gläubigen selbst fast fünfzig Jahre nach seiner Eröffnung hervorruft, wirklich „pastoral“ allzu hilfreich war, lassen wir einmal stillschweigend beiseite…)

Bevor wir also sagen können, was „das Konzil anerkennen“ bedeutet, müssen wir klären, welches Verständnis des Konzils zugrunde gelegt werden soll. Der Leitfaden ist dabei sicherlich die vom Heiligen Vater vorgeschlagene Hermeneutik der Reform in Kontinuität, wie er es in seiner berühmten Ansprache im Jahre 2005 formuliert hat. Doch muss dieser hermeneutische Rahmen mit Inhalt gefüllt werden. Bei etlichen Themen scheint der Rahmen zumindest auf den ersten Blick nicht zu passen. Wie kann man es vereinbaren, dass die Religionsfreiheit im liberalen Sinne immer von der Kirche verurteilt worden ist, und dann plötzlich die Religionsfreiheit nicht nur als praktische Notwendigkeit der gemischtreligiösen Gesellschaft geduldet, sondern als Naturrecht propagiert wird? Wie passen interreligiöse Gebetstreffen wie etwa in Assisi mit, zum Beispiel, der in Mortalium Animos dargelegten kirchlichen Lehre zu eben solchen interreligiösen Treffen zusammen? Diese und andere Fragen mögen sehr gute und zureichende Antworten haben, doch sie sind für den theologisch nicht geschulten Laien nicht unbedingt offensichtlich, um es einmal vorsichtig zu formulieren.

Solange es also nicht zu einer – lehramtlich verbindlichen – Klärung diverser scheinbarer Brüche zwischen vorkonziliarem und nachkonziliarem Lehramt kommt, ist es äußerst schwer zu sagen, man müsse das im Geiste der Hermeneutik der Kontinuität verstandene II. Vatikanum anerkennen. Ich bin jederzeit in der Lage, bestimmte Lehrsätze anzuerkennen, wenn die Kirche sie lehrt. „Extra ecclesiam nulla salus“ ist so ein Beispiel. Die Kirche lehrt es – das Thema ist damit durch. Man kann nun noch Argumente für den Satz anführen, und auch Gegenargumente finden, doch die richtige Lösung haben wir schon verraten bekommen. Hier haben wir es mit einem klaren, floskelfreien, verständlichen Satz zu tun. Er ist deutlich, selbst wenn er nicht deutsch ist.

Doch „das Konzil“? Welche konkreten Lehrsätze sind dem Gläubigen durch das Konzil zur Anerkennung vorgelegt worden? Wer kann überhaupt in einer floskelfreien Weise sagen, was „das Konzil“ uns, über einen vagen Geist des „Aggiornamento“ hinaus, sagen wollte? Die Texte kann man so oder so interpretieren. Als guter Katholik interpretiere ich sie im Sinne der Hermeneutik der Kontinuität im Lichte der Tradition. Ich stoße dabei auf Schwierigkeiten. Welche Lehrsätze soll ich glauben? Wo lehrt das Konzil solche Lehrsätze? Sie stehen nirgendwo. Die Päpste haben seit dem Konzil oft gesagt, es seien keine Dogmen definiert worden. Gut, aber es gibt zu glaubende Lehrsätze, die nicht im Rang eines Dogmas stehen. Was ist mit denen? Welche sind sie? Was soll ich überhaupt anerkennen?

„Das Konzil“ kann man nur als historische Tatsache anerkennen. Es hat unzweifelhaft ein gültiges ökumenisches Konzil der katholischen Kirche stattgefunden. Das kann ich anerkennen – es ist ein klarer Satz mit einer klaren Bedeutung. Deutlich, und in diesem Fall sogar deutsch. Doch was das Konzil bedeutet? Woher soll ich das wissen? Woher soll irgendjemand das wissen? Ist die Bedeutung des Konzils das, was die Mehrheit der Konzilsväter hat aussagen wollen? Das, was der Heilige Geist hat aussagen wollen? Oder irgendetwas anderes?

Ich erkenne alle Dogmen der Kirche an, weil es sich hier um klare Lehrsätze handelt, präzise formuliert und wohlabgewogen. Doch die schwurbelige Konzilsprosa? Abstrakt gesehen erkenne ich sie auch an. Es hat sie gegeben, und ich gehe davon aus, dass der Heilige Geist die Kirche nicht völlig in die Irre lenken wird. In diesem Sinne erkenne ich das Konzil an. In diesem Sinne tun es aber auch die Piusbrüder.

Doch nach den Aufforderungen des Konzils zu handeln? Das Konzil in dem Sinne anzuerkennen, dass man die spezifischen Dokumente, die das Konzil hervorgebracht hat, auch inhaltlich als sicheren Leitfaden im Glauben annimmt? Dazu müsste man erst einmal wissen, was überhaupt mit diesen spezifischen Texten gemeint ist.

Daher braucht man dringend theologisch-dogmatische Gespräche, wie sie in den letzten zwei Jahren zwischen der Piusbruderschaft und dem Vatikan stattgefunden haben. Wir brauchen mehr davon, wir brauchen sie auf allen Ebenen, die dazu inhaltlich befähigt sind, und sie stellen neben der Restauration einer würdigen Liturgie die zentrale Aufgabe der nächsten Jahre dar. Am Ende muss eine Klarstellung des Konzils stehen – das muss keine Abkehr von den Aussagen des Konzils sein, nur damit man mich nicht falsch verstehe. Ich meine wirklich eine Klarstellung, in der in klaren, verständlichen Sätzen festgelegt wird, was das Konzil uns eigentlich zu sagen hatte, und in welchem Verhältnis es genau zu vorkonziliarem Lehramt und zur postkonziliaren Praxis stand.

Man kann jedem Kind mit etwas Aufwand erklären, was mit „extra ecclesiam nulla salus“ gemeint ist. Doch was genau steht in „Nostra aetate“ oder „Dignitatis humanae“?

Ich halte es also für sinnlos, die Forderung nach „Anerkennung des Konzils“ aufzustellen, wenn und insofern nach wie vor nicht autoritativ geklärt ist, wie das Konzil denn nun zu verstehen sei. Ja, erkennen wir das Konzil an – als ein gültiges ökumenisches Konzil, als historische Tatsache, und gestehen wir ihm durchaus zu, im strengen Sinne keine Irrtümer gelehrt zu haben. Doch die Frage bleibt: Welche Lehrsätze unterhalb des Ranges eines Dogmas wurden durch das Konzil hinzugefügt oder verändert? Und lasst uns diese dann anerkennen, wenn wir einmal wissen, welche es sind.

Bis dahin brauchen wir theologische Klarstellungen. Ich weiß nicht, ob die Piusbruderschaft genauso denkt. Abgesehen von der gelegentlichen Messe (mangels erreichbarer traditioneller Messen in meiner Umgebung) in einem ihrer Priorate habe ich keine Verbindungen dorthin. Ihre Forderung nach theologischen Klarstellungen lässt zumindest darauf schließen, dass es ähnliche Ansätze in diesen Kreisen gibt. Sollte das so sein, dann wäre das ein sehr gutes Zeichen. Denn in Anbetracht der verheerenden Ereignisse seit dem Konzil ist eine Neubestimmung des Umgangs der Kirche mit den Herausforderungen der Moderne offenbar dringend erforderlich.

Die Kirche braucht also mal wieder einen Dialogprozess. So ähnlich wie hier in Deutschland.

Nur anders.

Freiburg: Das neue Avignon

Gegenpäpstin Julia I.

Quelle: Pius.info

Wenn man sich das Bild anschaut, kann man kaum glauben, dass sie erst 19 Jahre alt ist, aber laut Internetsauftritt ihrer Gegenkirche (KJG der Erzdiözese Freiburg, werde ich nicht verlinken) stimmt das Alter so. Ich spreche von Julia I., Päpstin von Freiburg. Hinter dem Link verbirgt sich ein Artikel sowie ein Audiomitschnitt eines Interviews, in dem sie gefordert hat, man brauche eine Frau als Papst, oder besser noch ein nach 50% Frauenquote gewähltes Gremium anstelle des Heiligen Vaters.

In dem obigen Bild sieht man, wie sie, gekleidet für eine Protestdemo gegen die Kirche und ihre hierarchische Struktur samt Glaubenswahrheiten, vor dem Papst steht, und nicht vor Scham im Boden versinkt. Die Fragen, die sich stellen, sind nun vielfältig:

1. Warum hat man eine Person für diesen Auftritt bei der Jugendvigil ausgewählt, die nicht einmal die Fähigkeit besitzt, sich des zeitgeistlichen Protests für einige Minuten zu enthalten, während sie vor dem Papst steht?

2. Wer auch immer die tatsächliche Verantwortung dafür trägt, dass sie bei der Jugendvigil ausgewählt wurde, dass man sie im Protestaufzug auf die Bühne gelassen hat, um den Papst zu brüskieren, und dass sie in einem kirchlichen Gremium sitzt, obwohl sie offen antichristliche und antikatholische Haltungen vertritt – die „politische Verantwortung“ liegt bei Erzbischof Robert Zollitsch, der für dieses spezielle Schäfchen nun einmal zuständig ist. Teilt er ihre Auffassung stillschweigend, oder warum duldet er so etwas?

3. Kann noch irgendjemand an dem dicht bevorstehenden formalen Schisma zweifeln? Könnte es nicht sein, dass in fünf oder zehn Jahren die Mehrzahl der heute noch offiziell katholischen Gemeinden „eigenständig“ sind und sich von Rom gelöst haben, während die Priorate der Piusbruderschaft ganz normale Teile der kirchlichen Struktur sind?

Für sich genommen mögen die Äußerungen einer Person, die vor der Entzivilisierung der letzten 40 Jahre noch nicht einmal als volljährig gegolten hätte, und die strafrechtlich gesehen unter Umständen noch nach dem Jugendstrafrecht behandelt werden könnte, nicht bedeutsam sein. Doch was sie symbolisieren – die vollständige Kapitulation der deutschen Kirche vor dem ochlokratischen, atheistischen, transzendenzfreien Zeitgeist der Moderne – ist keineswegs bedeutungslos.

Sie symbolisieren nämlich auf besonders treffende und zugespitzte Weise die ganze Tendenz des modernen Katholizismus. Wenn der modernistische Katholizismus eine Zukunft hat, dann diese.

Zum Abschluss als Alternative zum Modernismus etwas weniger Widerliches.

Kardinal Marx: „Wir sind Kirche“, trauen uns aber nicht es zu sagen…

Zu den üblichen Streitthemen hat sich Kardinal Marx vor der Vollversammlung der Diözesansowjets im Erzbistum München-Freising geäußert. Einige Auszüge aus dem kath.net-Artikel mit dem wie üblich roten Kommentar und Hervorhebungen von Catocon)

Die katholische Kirche werde zwar niemals die Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe abschaffen, es brauche jedoch pastorale Antworten auf die Lebenssituation von Menschen in zweiter Ehe (was soll das sein? Ich dachte, der Kardinal hätte gerade noch gesagt, die Ehe sei unauflöslich? Gibt es plötzlich Vielehe?), sagte der Erzbischof am Freitagabend vor dem Diözesanrat der Katholiken in Freising. Das Thema werde weiterhin auf der Agenda der Bischofskonferenz stehen. «Da wird es keine einfachen Antworten geben.» (Nun, immerhin schreckt der Kardinal vor einer generellen Forderung nach Art Erzbischof Zollitschs zurück. Aber sind diese Worte nicht erneut Beispiele derselben Anpassungsrhetorik, die generell die deutschen Bischöfe auszeichnet? „Man werde ZWARdie Unauflöslichkeit der Ehe nicht abschaffen, ABER…“. Was ist so schwer daran, dass jemand, der kirchlich heiratet, dann zivilrechtlich geschieden wird, und zivilrechtlich erneut heiratet, entweder sexuell enthaltsam oder in schwerer Sünde lebt (Ehebruch), und daher, solange er in dieser schweren Sünde persistiert, nicht zur Kommunion zugelassen ist? Ja, das zu vermitteln, könnte heutzutage schwer sein, aber da geht es dann um „Vermittlung“, nicht um ein „schweres Thema, das auf der Agenda steht“.Die „pastorale Antwort“, die gegeben werden könnte, sollte und müsste, wäre katechetischer Natur, indem die Lehre der Kirche zu Ehe und Familie „an der Basis“ nicht länger verschwiegen oder halb geleugnet wird. Der Rest ist psychologischer Natur und nicht Aufgabe der Bischofskonferenz, sondern der individuellen Priester und Gemeinden.)

Auch bei der Frage der Eucharistie für konfessionsverschiedene Ehepaare müsse die Kirche im Einzelfall auf die Bedürfnisse der Menschen reagieren. (Die Bedürfnisse der Menschen sind wichtig, kein Zweifel. Doch die Kirche kann hier nicht auf sie reagieren. Der Empfang des Leibes Christi kann nicht mit Gedächtnisfeiern evangelischer Art verglichen werden – und wer ein evangelisches Verständnis vom „Abendmahl“ zur Kommunion bringt, sollte nicht empfangen – selbst wenn er das subjektive „Bedürfnis“ danach hat. Wir haben oft genug „Bedürfnisse“, die wir nicht befriedigen können. Dazu hat man Selbstbeherrschung, nicht Bischofskonferenzen, die krampfhaft hinter empfundenen „Bedürfnissen“ imperialer Individualisten herlaufen. Wo ist der Mut, Herr Kardinal?)

(…)

Der Forderung nach dem Diakonat der Frau erteilte Marx eine Absage. «Das findet nicht meine Zustimmung.» (Diese Haltung ist zu loben. Danke, Eminenz.)

Gleichzeitig sei es nötig, dass die Kirche Frauen stärker bei der Besetzung von Ämtern berücksichtige, die nicht an die Weihe gebunden seien. (Ein schöner Satz wird immer von einem schrecklichen auf Schritt und Tritt verfolgt in der schönen neuen deutschen Kirche. Wenn sich Frauen und Männer in der Kirche engagieren, ist das immer schön. Aber die „stärkere Einbindung“ von Frauen zu fordern, ist doch für einen Kardinal arg feministisch. Es riecht nach Konzession an den Zeitgeist, wie man im Folgenden noch deutlicher sehen wird.)

Es sei zudem nötig, die Laien stärker in Entscheidungen einzubinden.  Dafür brauche es ein stärkeres synodales Denken. Es dürfe durch Priester und Bischöfe keinen Klerikalismus geben, (ja, Klerikalismus ist schlecht. Die Vorstellung, man müsse in der Kirche irgendein besonderes Amt mit besonderen Kompetenzen ausüben, ist schrecklich. Wir sehen in diesen Worten von Kardinal Marx die schlimmste und extremste Form des Klerikalismus: Die, die glaubt, der Laie habe keinen Wert, wenn er nicht durch besondere „Ämter“ eingebunden sei.) in dem der Geistliche immer das letzte Wort habe. «Das ist nicht der Geist, den wir wollen.» Es brauche mehr Partizipation. (Ja, lasst uns alle eine bunte, neue, partizipative, grüne, egalitäre, offene, liebe, nette, brave, nutzlose Kirche sein. Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat!)

Im Umgang mit Homosexuellen habe die Kirche oft den «falschen Ton» angeschlagen. (Ja, ich finde auch: Das unerträgliche Anbiedern der Kirche an die Homosexuellenlobby sollte endlich enden!) (…) In der Sexualmoral müsse sich die Kirche fragen, ob sie ihre richtige Haltung nicht zu oft mit einer «Verbotsrhetorik» verkünde. (Sie verkündet weder mit einer Verbotrhetorik, noch mit einer anderen Rhetorik. Faktisch verkündet sie gar nicht.)

Der Erzbischof unterstrich, dass die Arbeit der Kirche weiter professionalisiert (Genau! Noch mehr Professionalisierung! Ich mache hier nur meinen Job! Glaube? Irrelevant und hinderlich!) werden müsse, vor allem dann, wenn es um die Liturgie gehe. (Bitte nicht!) «Wir müssen das Niveau von Verkündigung und von Gottesdiensten immer weiter verbessern. (Neeeeeiiin!! Nicht durch mehr Professionalisierung! Wie wäre es mit mehr Frömmigkeit, mehr Glaube, mehr Treue gegenüber den liturgischen Büchern?) Es sei eine Grundaussage des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass alle Gläubigen zur Weitergabe des Glaubens gerufen seien. (Genau. Und deswegen wird der Glaube auch nicht weitergegeben: Wenn alle zuständig sind, fühlt sich niemand zuständig.) Deshalb befürworte er die Gründung einer Ehrenamtsakademie für das Erzbistum. (Auf Lateinisch heißt das: Non sequitur. Bloß weil alle Prämissen falsch sind und die Konklusion auch, muss man nicht gleich auch noch die Gesetze der Logik ignorieren, oder? Kardinal Marx scheinbar wohl.)

Ich bitte die Leser den ganzen Artikel auf kath.net zur Kenntnis zu nehmen, ich habe doch an einigen Stellen deutlich gekürzt.

Kardinal Marx ist für einen Kirchenmann seines Ranges jung, jemand, der scheinbar sehr glitschig die Karriereleiter hochrutschen kann. Er sagt nichts direkt Häretisches, stärkt aber durch seine Mentalität und sein Verhalten den Glauben nun wahrlich nicht.

Kardinal Marx macht sich wieder einmal um das inoffizielle Motto des Dialogprozesses „Mut zur Angst“ verdient.

Dialog und Schisma

Auf Papsttreu im Pott findet sich ein Teilnehmerbericht vom Dialogtreffen des Bistums Essen in Duisburg. Ich möchte hier einige Kommentare zum Thema abgeben, es lohnt sich jedoch, zuerst den verlinkten Artikel zu lesen.

Wie inzwischen scheinbar üblich fand auch dieses Treffen wieder in einer Kirche vor dem Allerheiligsten statt. Selbstverständlich kümmerten sich die Dialogisten nicht allzu sehr um Jesus oder irgendwelche anderen altmodischen Vorstellungen wie Anbetung oder Verehrung. Das kann auch nicht verwundern, denn unveränderliches Lehramt der Kirche umstoßen zu wollen, deutet nicht gerade auf Respekt vor Jesus und seiner von ihm eingesetzten Kirche hin.

Im Gegenteil: Geht es den Teilnehmern des Dialogprozesses nicht vielmehr um eine „neue Kirche“? Der Eindruck scheint sich unter den Verbandskatholiken, die generell die größten Befürworter des Dialogprozesses sind, immer mehr zu bestätigen. Besonders die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands mit ihren immer extremeren Aktionen, die schon an schismatische Akte grenzen, wie kürzlich die Einleitung einer Unterschriftenaktion gegen unveränderliches Lehramt zum Thema Beihilfe zum Essen des Gerichts für unbußfertige Ehebrecher gezeigt hat. Ich habe den Link, werde ihn aber hier nicht angeben – jeder kann etwa durch Google die Unterschriftenaktion problemlos finden. Hier wird öffentlich Stimmung gegen die Lehre der Kirche gemacht – und das von einer offiziellen katholischen Organisation. Kein Wunder, dass gläubige katholische Vereinigungen wie das Forum deutscher Katholiken inzwischen fordern, die Bischöfe mögen doch bitte überprüfen, ob sich diese radikal-feministische, in ihren Haltungen zu wichtigen Fragen von Theologie und Sittenlehre offen anti-katholische Gruppierung weiterhin „katholisch“ nennen dürfe.

Es gibt dabei nur ein Problem: Stimmt nicht zumindest der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, wie auf diesem Blog schon mehrfach berichtet und kommentiert, der Haltung der „katholischen“ Frauengemeinschaft weitgehend zu? Und sind nicht die anderen Bischöfe sehr zurückhaltend mit Aktionen, die sie in der Öffentlichkeit als offensichtlich katholisch – und stolz darauf – brandmarken könnten? Es ist also nicht damit zu rechnen, dass Bischöfe, von denen selbst die Besseren, wie Bischof Overbeck, einen Dialogprozess mittragen und Veranstaltungen wie die, auf die sich der oben verlinkte Erlebnisbericht bezieht, offensichtlich gutheißen, eine klare Haltung zum immer weiter herannahenden Schisma in Deutschland finden werden.

Wie schon öfters seit mindestens 40 Jahren werden die deutschen Bischöfe sich formal korrekt verhalten, oder von der Korrektheit nur abweichen, wenn es keine Konsequenzen aus Rom zu befürchten gibt, aber weder mit der Kirche fühlen noch mit ihr denken. „Sentire cum Ecclesia“ ist nicht nur an theologischen Fakultäten in Deutschland ebenso fremd geworden wie die Sprache, in der die Sentenz formuliert ist, sondern auch unter den für besagte Fakultäten zuständigen Bischöfen. Sie werden das Nötigste tun, um ein formales Schisma zu vermeiden, aber nicht mehr.

Also wird der Dialogprozess weitergehen, der religiöse Glaube in Deutschland wird weiter verfallen, die Kirche wird langsam aber sicher aussterben.

Auf Papsttreu im Pott wird darauf hingewiesen, dass unter den (wenigen) anwesenden Jugendlichen die meisten eher den Papst und die Kirche in Schutz nahmen. Es ist auch nur zu leicht einzusehen warum: Ich kommentierte auf dem Blog:

Die Kirchendemokraten sterben aus. Sie haben 98% der nachwachsenden Generation davon überzeugt, dass sie sich ihre eigene Wahrheit und ihren eigenen Glauben machen können – die nachwachsende Generation hat das vollkommen verinnerlicht. Wenn sie sich ihre eigene Wahrheit machen kann, dann braucht sie die Kirche ja gar nicht mehr. Warum also die ganze Mühe? Warum sonntags früher aufstehen, warum endlose Sitzungen, warum das ganze Volksbegehren und Aufbegehren, wenn man sich doch einfach seinen eigenen Glauben und seine eigene Wahrheit konstruieren kann, so wie man sie gerade braucht?
98% der nachwachsenden Generation stimmen den Kirchendemokraten völlig zu. Konsequent bleiben sie also aus der Kirche fort – sie vermag ihnen nichts zu bieten, was sie nicht auch woanders bekommen könnten.
Übrig sind die 2% die den Glauben der Kirche weitertragen.
Eine Reinigung im Säurebad, aber eine nötige Reinigung.

Wenn das stimmt, und davon bin ich überzeugt, wäre dann nicht die beste Chance für die katholische Kirche, das ohnehin kommende Schisma zu forcieren, um die verbliebenden Gläubigen zu einer Entscheidung zu zwingen? Ich bin mir nicht sicher.

Einerseits:

Kommt es zum Schisma, dann wird man endlich klar sehen, wer wo steht, wer dem Bischof von Rom seine Treue hält, und wer bloß dem Kanzler in Berlin, wer katholisch und wer deutsch-katholisch sein will. Die meisten Bischöfe würden vermutlich eher zum deutsch-katholischen Lager zählen, ebenso viele Priester, und wenn wir ehrlich sein wollen, auch 90% der katholisch Getauften. Die anderen könnten dann, ohne die lähmende Last bürokratischer Strukturen und mit einem neuen Missionseifer in Unabhängigkeit von einem zunehmend christenfeindlichen deutschen Staat und dem Konformität statt Glaube fördernden Kirchensteuersystem eine Renaissance des christlichen Glaubens in Deutschland einleiten. Sie könnten eine kleine, aber aufgrund ihrer außerordentlichen Treue zur Kirche in Glauben, Sittenlehre und Liturgie starke Kirche in diesem Missionsland sein. Sie könnten eine christliche Kultur im Kleinen leben, und für die vielen Unzufriedenen und vom Modernismus innerhalb und außerhalb der Gotteshäuser enttäuschten Menschen ein Zufluchtsort werden.

Andererseits:

Kommt es zum Schisma, wird die katholische Kirche in Deutschland von ihren derzeit 25 Millionen Mitgliedern mindestens 90% verlieren. Damit entfielen auch Einnahmen in Höhe von mehr als 90% der derzeitigen Einkünfte der Kirche, oder gar mehr, falls die Kirche sich dann entschlösse, keine Kirchensteuer mehr zu nehmen. Damit wäre es nicht länger möglich, ein ausgesdehntes Netz karitativer Vereinigungen oder Mission in anderen Ländern zu unterhalten. Es wäre eine Kirche, die vermutlich gerade genug Finanzmittel hätte, um den Gläubigen die Messe und die Sakramente zu bringen. Und mehr noch, der Verlust vieler Millionen Schäfchen würde das ohnehin gefährdete Seelenheil der Betroffenen noch weiter bedrohen, da außerhalb der Kirche kein Heil ist – ein gewichtiges Argument. Zudem kann man davon ausgehen, da die Reformkatholiken langsam aussterben, dass sich das Problem in 30 bis 40 Jahren von selbst gelöst haben wird. (Father Z nennt das „biologische Lösung“) Je länger ein formales Schisma herausgezögert wird, so könnte man argumentieren, umso schwächer wird die Position der Neo-Reformatoren.

Also:

Ich bin mir aufgrund widerstreitender Argumente nicht ganz sicher, ob ein Schisma nicht gut für die Kirche wäre. Dass es aber irgendwann kommen muss, einfach weil sich Verbandselite und Bischöfe immer weiter von Rom entfernen, daran habe ich keinen Zweifel. Wie auch immer die weiteren Entwicklungen verlaufen werden, wir sollten für alle Verantwortlichen für den Kurs der deutschen katholischen Kirche beten und dabei immer den Wunsch des Heiligen Vaters nach „Ent-Weltlichung“ der Kirche, nach Lösung von weltlicher Gewalt, beherzigen.

Vertrauen wir auf Jesus Christus, nicht auf die weltliche Macht der Gremien.

Kooperation mit Abtreibern selbst im Erzbistum Köln?

Kooperation mit Abtreibern in deutschen Bistümern

[Bild beim Blogger Alipius gefunden]

Nun hat sich Kardinal Meisner zur Frage des Verhältnisses katholischer Beratungsstellen zur Abtreibungslobby geäußert – hier auf Kreuzfährten war die Kontroverse bereits mehrfach Gegenstand von Artikeln und Kommentaren (etwa hier und hier). Die Bischofskonferenz als Ganze hatte sich bislang zu nicht mehr als einer verhaltenen Distanzierung von Abtreibungsbefürwortern wie „pro familia“ [= anti-familia] durchringen können. Kardinal Meisner findet nun, glücklicherweise, klarere Worte. Hier einige Auszüge seiner Antwort zum Thema, die sich bei kath.net im Volltext findet:

„Zunächst möchte ich noch einmal ganz deutlich unterstreichen, dass es keinerlei inhaltliche Kooperation mit „pro familia“ gibt. Das ist mit Organisationen wie „pro familia“, deren Überzeugungen unserem Menschenbild und unserer Überzeugung vom Schutz des Lebens diametral entgegenstehen, auch gar nicht möglich.
Unser Diözesanbeauftragter für Ehe-, Familien und Lebensberatung, Dr. Hanspeter Schmidt, ist Vorsitzender der Katholischen Bundeskonferenz Ehe-, Familien- und Lebensberatung, er vertritt diese aber nicht im Deutschen Arbeitskreis für Jugend-, Ehe- und Familienberatung (DAKJEF). Ich weiß bei Dr. Schmidt die Themen der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung für das Erzbistum Köln seit vielen Jahren in guten Händen.

(…)
Unsere katholischen Beratungsstellen haben nicht umsonst einen exzellenten Ruf.

(…)

Auch im Dachverband der institutionalisierten Beratung (DAKJEF) geht es nicht um inhaltliche Fragen, sondern darum, Mindestqualitätsstandards methodischer Art sicherzustellen.
(…)
Mit freundlichen Grüßen
+ Joachim Kard. Meisner

(Hervorhebungen von Catocon)

WAs ist nun davon zu halten? Sicherlich – eine klare Stellungnahme dieser Art ist dringend erforderlich gewesen. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Sind, um den Kardinal zu zitieren, im Erzbistum Köln „die Themen der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung für das Erzbistum Köln seit vielen Jahren in guten Händen.

Wenn ja, dann sollte man annehmen können, dass die dortige Praxis der katholischen Lehre entspricht. Dies ist aber leider nicht der Fall. Im Gegenteil: Man darf zwar nicht mehr selbst Darfscheine zur legalen Tötung der Ungeborenen ausstellen, verweist aber zuweilen einfach an andere Beratungsunternehmungen, die dann die Pflichtscheine ausstellen.

Das ist, wie der geschätzte Bloggerkollege Tiberius korrekt feststellt, weit mehr als „inhaltliche Kooperation mit der Abtreibungslobby“. Es ist praktische Beihilfe zur legalen Tötung der Unschuldigen.

Nun muss man der Fairness halber sagen, dass niemand weiß, wie häufig solche Fälle in Deutschland oder im Erzbistum Köln sind – es könnten isolierte Einzelfälle sein, für die selbst der beste Kardinal nichts kann. Und selbst wenn nicht, so wäre es zumindest möglich, dass der Kardinal nichts davon weiß. Es liegt mir also fern, dem Kardinal hier Unehrlichkeit oder auch nur Versagen zu unterstellen. Doch ist es nicht zutiefst besorgniserregend, wenn selbst unter dem mit Abstand besten Hirten in Deutschland solche Fälle auftreten können? Ist es nicht erschütternd, dass die Verweltlichung der Kirche so weit fortgeschritten ist, dass selbst im Erzbistum Köln Abtreibung als ganz normal und selbstverständlich angesehen wird?

Wird nicht gerade vor diesem Hintergrund die dringende Notwendigkeit einer radikalen „Ent-Weltlichung“ wie der Papst das bei seinem Deutschlandbesuch genannt hat, noch klarer?

Nun, es ist zu hoffen, dass der Kardinal von diesem Fall und ähnlichen Fällen nichts weiß, und, sobald er davon erfährt, entschlossen handeln wird. Bei Kardinal Meisner kann man es sich wenigstens vorstellen.

Aber wie sieht die Lage bloß in Erzbischof Zollitschs Bistum Freiburg, oder im Osnabrück des Bischofs Bode aus – zwei nicht gerade als besonders entschlossen gegen Missbräuche und schwerwiegende Verstöße gegen die Lehre der Kirche vorgehende Hirten.

Wie groß ist der Anteil der deutschen getauften Katholiken, die diese Art Beratung zur Tötung der Unschuldigen gutheißen? 80%? 85%? 90%?

Wie groß ist der Anteil der deutschen Gremienkatholiken, die diese Art Beratung zur Tötung der Unschuldigen gutheißen? 99%? 99,5%?

Wie groß ist selbst der Anteil der deutschen Bischöfe, die diese Art Beratung zur Tötung der Unschuldigen gutheißen? Unter Beachtung ihres Widerstands gegen die Abschaffung der Beratungsscheine in kirchlichen Beratungsstellen? Mindestens 50%.

Wer solche Hirten und Kirchenvertreter hat, wer braucht da Häretiker?