Buttigliones Stockholm-Syndrom

Rocco Buttiglione ist ein italienischer katholischer Politiker, der vor einigen Jahren internationale Berühmtheit erlangte, indem er zur Lehre der Kirche beim Thema Homosexualität auch in der Öffentlichkeit stand, und sich dadurch als untragbar für die säkularistische EU-Kommission erwies. Er wurde so zügig wie möglich aus dem Verkehr gezogen.

Nun scheint er sich mit dem Stockholm-Syndrom herumzuschlagen. Die säkularistische Elite peinigt ihn und hat seine politische Karriere zu zerstören versucht, seinen katholischen Glauben zu Hasspropaganda stilisiert und aus der Öffentlichkeit in Europa zunehmend vertrieben. Und doch fühlt er sich genötigt, die Handlungen der Selbstsäkularisierer in der Kirche mit seinem gewichtigen und respektierten Wort zu decken. So verteidigt er etwa in diesem auf kath.net übersetzten Artikel das Verhalten von Kardinal Schönborn, das ich bereits ausführlich kommentiert hatte. Es folgen einige Kommentare zum Artikel in gewohnter roter Schrift.

(…) Ich verteidige die Entscheidung des Kardinals und sage, dass sie mir eine intelligente pastorale Sicht der Position der Kirche über die Homosexuellen und die Homosexualität zu sein scheint. (Wenn es pastoral ist, die kirchliche Sittenlehre zugunsten des Zeitgeistes zu ignorieren, dann ist der vorstehende Satz richtig. Schade, dass Herr Buttiglione sich nun auch dem Mainstream anpasst. Er war bisher immer ein Leuchtturm katholischen Denkens.) Um zu verstehen, müssen wir von der traditionellen Unterscheidung zwischen dem Irrenden und dem Irrtum ausgehen. (Die Entscheidung ist wichtig, aber in dem gegebenen Fall nicht relevant. Dazu später mehr.)  Diese Unterscheidung gilt immer, für jeden Sünder, für die Homosexuellen wie für die anderen, für jeden von uns. Nach katholischer Lehre ist die Homosexualität objektiv schwerwiegend moralisch ungeordnet. (Ja, das hat Herr Buttiglione immer schon gesagt. Umso trauriger ist nun seine Abkehr von der logischen Folge aus dieser Einsicht.)  Ich habe nicht den Eindruck, dass Kardinal Schönborn diese Wahrheit leugnet (Nein, er leugnet sie nicht. Er handelt nur so als ob er sie leugnen würde, wenn er dazu nicht so still wäre.) Der Homosexuelle ist ein Mensch, den Gott retten will und für den Jesus Christus sein Blut vergossen hat. (Genau. Und gerade deswegen ist es so fatal, wenn offizielle Vertreter der Kirche einen öffentlich in schwerer Sünde lebenden Mann, der keinerlei Anstalten einer Umkehr zu macht, und gar von den Kirchenrevoluzzern für seine Sünden gefeiert wird, nicht zur Umkehr auffordern, sondern sie in den Gemeinderat befördern, selbst wenn dies objektiv der gültigen Wahlordnung widerspricht, einfach um ein Zeichen gegen den katholischen Glauben zu setzen.)

Kann man zugleich Christ und Homosexueller sein?  Wir sprechen hier nicht von Personen, die homosexuelle Tendenzen haben, aber keusch leben, sondern von denen, die eine homosexuelle Praxis haben. (Ja, man kann das. Wenn man sich ernstlich bemüht, von seinen Sünden loszukommen. Wenn man sich stolz in seinen Sünden suhlt und diese öffentlich durch „eingetragene Partnerschaften“ zur Schau stellt, dann zeigt man damit allerdings keinen christlichen Geist.) Kann so jemand gleichzeitig den Glauben haben, die Faszination der Gegenwart Christi spüren, Christ sein? Die Antwort ist offensichtlich ja. Die Sünde bewirkt nicht den Verlust des Glaubens, auch wenn sie das Verbleiben in diesem Geschenk Gottes bedroht. Jeder lebt seinen Glauben auch – schmerzlich – durch seine Sünde. (Herr Stangl ist nicht nur ein normaler Sünder, dessen Hauptproblem eben eine homosexuelle Triebstruktur ist, sondern er lebt seinen Stolz auf diese Sünde öffentlich. Dies sollte Herr Buttiglione durchaus verstehen können. Es macht einen Unterschied, ob ich schwach werde und immer wieder sündige und bereue, oder ob ich meine Sünde für moralischen Fortschritt ausgebe und durch eine „eingetragene Partnerschaft“ feiere. Dies ist ein ganz fundamentaler Unterschied.) Die Kirche ist „das heilige Volk Gottes“ (Lumen Gentium) (eine äußerst zweifelhafte Ekklesiologie; es wundert mich nicht, dass sie aus dem II. Vaticanum stammt, aber dieses Thema lasse ich jetzt in der Schublade.), sie umfasst Sünder in ihrem eigenen Schoße, sie ist zugleich heilig und stets der Reinigung bedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und Erneuerung (Lumen Gentium). (Und genau den Weg der Buße will der Herr Stangl nicht gehen. Er feiert seine Sünde öffentlich durch seine eingetragene Partnerschaft.) Die Heiligen (es genügt, ihre Lebensbeschreibungen zu lesen) sind nie ihrer selbst sicher, weil sie wissen, dass sie jederzeit schwer sündigen können. Und die Sünder dürfen niemals resignieren, weil auch sie berufen sind, am Ende des großartigen und schrecklichen Verlaufs des Lebens heilig zu werden. Kann ein Christ eine große Liebe in der Sünde leben und Christ bleiben? (Was soll das bedeuten? Herr Buttiglione hätte bei der Prosa einen ganz guten Konzilsvater abgegeben.) Gewiss kann er das, Gott will ihn trotz dieser Liebe retten , aber auch in dieser Liebe und durch diese Liebe. (Was sagt Herr Buttiglione da? Ich traue meinen Augen nicht. Gott rettet Herrn Stangl durch dessen stolzes Beharren in der Todsünde, fälschlich als „Liebe“ gekennzeichnet?) Die Akte, die diese Liebe begleiten (also der homosexuelle Geschlechtsakt), sind verfehlt, aber in sich ist die Liebe nicht verfehlt. (Also leugnet jetzt, nach Herrn Stangl und Herrn Kardinal Schönborn auch Herr Buttiglione ziemlich eindeutig die Verwerflichkeit gelebter Homosexualität. Zumindest drückt er sich sehr schwurbelig aus.) Auch wenn es ständig notwendig ist, sich zu fragen „wie muss die Liebe gelebt werden, damit sie ihre menschliche und göttliche Verheißung ganz verwirklicht“ (Deus caritas est). (Herr Buttiglione sollte sich für diese Erniedrigung der päpstlichen Enzyklika zur Entschuldigung der schweren Sünde, in der Herr Stangl ohne Rücksicht auf den Zustand seiner Seele wider besseren Wissens zu persistieren wünscht, schämen.)

Hätte der Kardinal gesagt, dass die Homosexualität nicht schwerwiegend moralisch ungeordnet ist, würde er einen Fehler machen. Aber das sagt er nicht. (Aber er handelt danach.) Er sagt einfach, dass der Homosexuelle ein gläubiger Sünder ist, einer, der um den Glauben kämpft (einer, der gegen seinen Glauben kämpft, der ihm durch Gottes Gnade wohl immer noch in Fragmenten erhalten geblieben ist, indem er sich weigert, wenigstens öffentlich von seiner stolzen, schweren Sünde Abstand zu nehmen) und den man in diesem Kampf mit dem freundschaftlichen und diskreten Dialog unterstützen muss. (Man müsste Herrn Stangl bei dem Entschluss unterstützen, einen ernsthaften Versuch der Abkehr von der Sünde zu unternehmen, statt ihn dazu aufzufordern, sein öffentliches Glorifizieren der Sünde nunmehr in kirchlichem Auftrag als Gemeinderatsmitglied fortzuführen, und dadurch nicht nur seine Seele, sondern auch die Seelen aller Menschen, die lernen müssen, dass Sittlichkeit in der Kirche nicht mehr zählen soll, in ernsthafte und schwerwiegende Gefahr bringt.) Es ist nicht möglich, ihn zu den Sakramenten zuzulassen (nein, aber das ist der nächste Schritt dieses geplanten Zerstörungswerks an der Kirche Christi… Glaubt jemand ernsthaft, der Gemeinderat Stangl werde in Zukunft nicht zur Kommunion gehen? Wer will diesem zu einer Art Antiheiligen hochgejubelten Mann denn die Kommunion verweigern, wenn der Kardinal ihn höchstamtlich lobt, schützt und protegiert?) , aber man muss ihn einladen, an den Gottesdiensten und am Leben der Pfarrgemeinde teilzunehmen. (Ja, das muss man. Und man muss ihn einladen, sich endlich von der Sünde abzuwenden, und als ersten Schritt wenigstens nicht mehr öffentlich für sie durch seine „eingetragene Partnerschaft“ zu werben.) Kardinal Schönborn hat es gut gesagt: „Der gute Hirt sieht beide Momente: die Überzeugung, dass das Projekt Gottes gut für den Menschen ist und ihn glücklich macht (welches Glück soll den Menschen glücklich machen? Das gefälschte Glück der Sünde, oder das Glück Gottes?), und den geduldigen und barmherzigen Weg, auf dem Jesus uns mit seiner Freundschaft führt. Es gibt nur einen Weg, den schon die Jünger Jesu erfahren haben: Jesus besser kennen lernen, in seiner Freundschaft wachsen“. Die Kirche ist – wie gesagt – keine Gemeinschaft von Vollkommenen. (Nein. Aber sie ist eine Gemeinschaft derer, die mit Gottes Hilfe nach der Heiligkeit streben, zu der auch moralische Vortrefflichkeit notwendig gehört.) Der Homosexuelle wird in der Gemeinschaft als ein Sünder sein. Aber nicht als ein Isolierter. In der Tat, wer, der zur christlichen Gemeinschaft gehört, kann behaupten, kein Sünder zu sein? (Niemand kann das behaupten. Aber das ist auch nicht der Grund, warum Herr Stangl nicht in den Gemeinderat gehört. Noch einmal: Wäre Stangl ein Homosexueller, der den ernstlichen Versuch unternimmt, von seiner Sünde Abstand zu nehmen und umzukehren, dann wäre die ganze Kontroverse niemals aufgetaucht, selbst wenn Herr Stangl aufgrund menschlicher Schwäche immer noch „rückfällig“ würde. Wir hätten das akzeptiert – wir wissen, dass das nicht mehr sündigen ziemlich schwer ist. Aber Stangl ist nicht nur Sünder, sondern er beharrt stolz auf seiner Sünde und trägt sie öffentlich wirksam vor sich her.)

(…)

Vergessen wir nicht, dass es nicht nur die sexuellen Sünden gibt. Da sind jene, die mit dem übertriebenen Streben nach Besitz und Macht kämpfen, oder mit der Herzensträgheit oder der Feigheit…Einige dieser moralischen Übel sind gesellschaftlich mehr sichtbar, andere weniger. (Ja, Herr Buttiglione. Wie Sie richtig sagen: Sie „kämpfen“. Sie suhlen sich nicht in der Fortschrittlichkeit, Modernität ihrer wunderbaren Lieblingssünde und sie leben nicht in öffentlichem Stolz auf diese Sünde.)  Wenn alle Sünder von der Teilnahme am Leben der Kirche ausgeschlossen werden müssten, würden die Kirchen leer bleiben. Vielleicht sogar sind die Kirche heute gerade deshalb in Gefahr, leer zu bleiben, weil sich die Idee ausbreitet, dass sie kein geeigneter Ort für die Sünder sind. (Das träge Totschlagargument der selbsternannten Kirchenreformer. Die Kirche darf nicht mehr gegen Sünde sein, und das Streben nach sittlicher Reinheit einfordern, weil sich sonst so mancher stolze Sünder von der Kirche abgestoßen fühlen könnte. Ja, das ist wohl möglich. Das gab es schon öfters. Die Kirche ist nicht immer beliebt, wenn sie Christus treu ist. Im Gegenteil.) Dies deshalb, weil die Sünde in einer juridischen Sichtweise einfach als Regelverletzung gesehen wird, während die Wirklichkeit der Sünde nur im Licht der Offenbarung geklärt werden kann.

Aus der kirchlichen Gemeinschaft sind nicht die Sünder ausgeschlossen, sondern die Häretiker. (Niemand wollte Herrn Stangl aus der Kirche ausschließen. Es geht um einen Gemeinderatsposten, der laut Wahlordnung Anerkennung des Glaubens der Kirche voraussetzt. Und diese Anerkennung ist nicht gegeben, wenn jemand durch seine „eingetragene Partnerschaft“ verkündet, dass er die Sittenlehre der Kirche für überholt und falsch hält.Buttigliones Polemik gegen kirchentreue Katholiken nimmt inzwischen geradezu groteske Züge an, indem er unterstellt, jemand habe Herrn Stangl aus der Kirche ausschließen wollen.) Der Häretiker ist jemand, der aus seiner eigenen Schwäche das Maß aller Dinge macht (so wie Herr Stangl gegen die Sexualmoral der Kirche ist, weil sie von ihm Keuschheit verlangt.) und sich daher nicht als Sünder bekennt. (Herr Stangl bekennt sich als Kirchenreformer, und seine Anhänger sehen ihn so, nicht als Sünder.) Er ist jemand, der sagt, dass die moralische Norm verfehlt sei, nicht jemand, der anerkennt, nicht fähig zu sein, die Norm voll zu erfüllen und der sich doch der Barmherzigkeit Gottes anvertraut. (Herr Stangl erkennt die Norm nicht an, sondern kämpft gegen sie. Sonst hätte er die Wahlordnung ja einfach akzeptieren und gar nicht erst antreten können. Sein Akt kann nur als bewusster Akt des Trotzes gegenüber der Kirche gewertet werden. Auf die Barmherzigkeit Gottes müssen wir alle vertrauen. Doch wie soll man auf sie vertrauen, wenn man zugleich seine Sündhaftigkeit öffentlich seligpreist und ihre staatliche Anerkennung wünscht?)

Schönborn hat Florian (gemeint ist Herr Stangl) nicht als moralisches Beispiel bezeichnet (nein, er hat dies nur suggeriert.) , er hat ihn einfach als Mitglied der kirchlichen Gemeinschaft anerkannt, der in dieser einen bestimmten Dienst ausüben kann. (Einen Dienst, der laut Wahlordnung denen vorbehalten ist, die der Kirche nicht zu trotzen beabsichtigen.)

Wir brauchen alle eine Kirche, die unnachgiebig sagt, was gut und was böse ist. (Genau. Und deswegen sollten relativistische Verwässerer wie Kardinal Schönborn, Herr Stangl und teilweise auch Herr Buttiglione diesen Ratschlag in Zukunft einmal zu beherzigen beginnen.) Aber sie ist zugleich barmherzig bei der unendlich geduldigen Begleitung des Schicksals eines jeden, weil am Ende nur Gott Richter ist– und von ihm wissen wir mit Sicherheit, dass er es liebt, zu verzeihen statt zu verurteilen. (Ja, aber wer, wie Herr Stangl, jegliche Verzeihung als unnötig sieht, weil er stolz auf seine Sünde ist, der stellt Gott eine sehr schwere Aufgabe. Und die Hirten, die Herrn Stangl eine kirchliche Position anvertrauen, und dafür sogar die Wahlordnung brechen, werden sich für ihre fahrlässige Gefährdung des Seelenheils der ihnen anvertrauten Schäfchen auch verantworten müssen, wie jene Mietlinge, von denen im Evangelium die Rede ist.)

Nur eine Sünde kann nicht verziehen werden und das ist der Hochmut, das heißt die Weigerung, auf die Knie zu sinken, sich als Sünder zu bekennen. (Und das ist die Sünde von Herrn Stangl. Hochmütig weigert er sich, eine Umkehr auch nur zu versuchen. Er persistiert hochmütig in seiner Sünde. Das ist ja das Problem.)

Eine Haltung der lehrmäßigen Unnachgiebigkeit im Hinblick auf die Homosexualität darf nicht von einer Haltung der menschlichen Ablehnung oder der Feindschaft gegenüber den Homosexuellen begleitet sein. (Es ist keine Feindschaft, sondern Freundschaft gegenüber Homosexuellen, die den kirchentreuen Katholiken in dieser Frage so aufbringt. Weil wir alle Sünder zu lieben versuchen, können wir nicht verstehen, warum man sie in ihren Sünden bestärkt, statt ihnen zur Umkehr zu helfen.) Das scheint mir die Lektion zu sein, die in diesen Tagen aus Wien kommt. (Die Lektion aus Wien ist, wie meistens bei diesem Kardinal, dass man machen kann, was man will, wie man will und mit wem man will, solange man nicht auf dem traditionellen Glauben der Kirche beharrt.)

Bedauerlich, dass Herr Buttiglione, der für seine früheren klaren Aussagen zur Homosexualität von den Gralshütern der Politischen Korrektheit auf widerliche Weise angegriffen worden ist, sich nun an ihre Seite stellt und zum Angriff auf die traditionelle Sittlichkeit der Kirche bläst. Selbst wenn er pro forma noch sagt, Homosexualität sei fehlgeordnet, befürwortet er in der Stangl-Affäre die Position des Kardinals Schönborn. Und das ist eine falsche Position.

Herr Stangl ist nicht bloß aus Schwäche ein aktiver Homosexueller. Wäre dies so, dann hätte Buttiglione gute Argumente für seine Haltung. Wer sündigt, weil er schwach ist, und sich um Umkehr bemüht, dem kann geholfen werden. Und der kann ein sehr guter Christ sein und natürlich den ganzen kirchlichen Glauben teilen.

Herr Stangl ist ein aktiver Homosexueller aus tiefer Überzeugung von der Richtigkeit seines Verhaltens. Sonst würde er nicht in einer „eingetragenen Partnerschaft“ leben und sich als Propagandaobjekt für die Ramschverkäufer christlichen Glaubensguts missbrauchen lassen. Er ist auf dieselbe Weise homosexuell wie Herr Wowereit. Er findet es gut so. Und das, nicht irgendeine moralische Schwäche, ist das eigentliche Problem.

Kardinal Schönborn als Verwalter der Apostasie

Kardinal Schönborn hat, kath.net zufolge, entschieden, dass auch jemand, der durch seinen Lebenswandel öffentlich bekundet, dass er den Glauben der Kirche nicht teilt, in einem Pfarrgemeinderat tätig sein kann. Damit bestätigt er leider nur die faktisch seit langem geltende Linie, wonach alles erlaubt ist, solange damit nur ein weiterer Ramschverkauf katholischer Glaubenswahrheiten einhergeht. Es folgt seine Stellungnahme, zitiert nach dem oben verlinkten Artikel, im Wortlaut, mit roten Kommentaren und schwarzen Hervorhebungen von Catocon.

Kurz zum Hintergrund: Ein aktiver, in einer „eingetragenen Partnerschaft“ lebender Homosexueller war in den Pfarrgemeinderat mit großer Mehrheit gewählt worden. Wer eine solche Partnerschaft eingeht, bekundet dadurch, dass er die Absicht hat, eine homosexuelle Beziehung zu führen, und wer für den Pfarrgemeinderat kandidiert, bekundet wohl, dass er den katholischen Glauben kennt. Es handelt sich also um einen offenen Akt des Trotzes, eine Art Kampfansage an die katholische Kirche. Wir haben es hier mit einem offenen Angriff auf die katholische Moral zu tun. Und mit einem Hirten, dem es nicht gleichgültiger sein könnte, wenn in seiner Diözese noch die letzten Grundsätze im Namen der Anpassung an den Zeitgeist verramscht werden.

„Ich danke allen Menschen, die durch ihre Kandidatur bei den Pfarrgemeinderatswahlen gezeigt haben, dass ihnen die Kirche und der Glaube ein großes Anliegen sind. (Die durch ihr Wahlverhalten gezeigt haben, dass der Ausverkauf des Glaubens der Kirche ihnen ein Anliegen sind) Sie bezeugen damit die Lebendigkeit der Kirche. (Wenn man unter Lebendigkeit Beliebigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber dem Glauben und der Sittenlehre der Kirche versteht, ist dieser Satz wahr.) In ihrer Vielfalt spiegelt sich die Vielfalt heutiger Lebens- und Glaubenswege. (Genau. Vielleicht sollten wir Lady Gaga zum Papst wählen, Eminenz.) So gibt es auch unter den Pfarrgemeinderäten viele, deren Lebensentwürfe nicht in allem den Idealen der Kirche entsprechen. (Gut zu wissen, dass auch in Ihrer Diözese, Eminenz, der Glaube schon lange der persönlichen Triebbefriedigung untergeordnet worden ist.) Im Blick auf ihr jeweiliges Lebenszeugnis in seiner Gesamtheit und auf ihr Bemühen um ein Leben aus dem Glauben (zum Leben aus dem Glauben gehört mindestens, dass man aufhört, öffentlich seine Sünden durch unmoralische „Partnerschaften“ vor sich her zu tragen, als ob man vom Stolz auf sie zerfressen wäre.) freut sich die Kirche über ihr Engagement. (Nein, danke. Lieber gar kein „Engagement“ als ein Rendezvous mit der Dampfwalze des Unglaubens.) Damit stellt sie die Ideale nicht in Frage. (Hier geht es nicht um irgendwelche beliebigen Ideale. Hier geht es darum, Eminenz, dass jemand, der es vorzieht, durch seinen Lebenswandel öffentlich in Verachtung des katholischen Glaubens und der katholischen Sittenlehre zu leben, von Ihnen persönlich unterstützt und in seinem Stolz auf seine Sündhaftigkeit bestärkt wird. Falls sie an so antiquierte Sachen noch glauben, werden Sie wissen, was Jesus über die Mietlinge gesagt hat, und was am jüngsten Tag mit denen passiert, denen Schäfchen anvertraut waren, es aber vorgezogen haben, diese nicht vor den Wölfen zu schützen.)

In der kleinen, von mir sehr geschätzten Pfarrgemeinde Stützenhofen gibt es eine rege Beteiligung am kirchlichen Leben, auch in der jüngeren Generation.  Das hat sich auch in der hohen Wahlbeteiligung bei der Pfarrgemeinderatswahl gezeigt. (Klar, es ging ja auch um Protest gegen die Kirche, um Modernisierung. Da lassen sich die Massen mobilisieren. So wie sie ja auch „kreuzigt ihn“ geschrien haben. Für Events sind die Massen immer zu haben.) Die dabei aufgetretenen Formfehler (Der Kardinal spricht davon, dass es illegal ist, wenn bei einer Pfarrgemeinderatswahl jemand antritt und gewählt wird, der sich gegen den Glauben und die Kirche stellt. Noch so eine antiquierte Verordnung, die der universellen Dampfwalze entgegensteht.) stellen das Wahlergebnis an sich nicht in Frage, bei dem die meisten Stimmen auf den jüngsten Kandidaten, Florian Stangl, entfielen. (Es geht nicht um das Wahlergebnis. Es geht darum, dass wieder einmal ein Stück katholische Substanz abverkauft wird, um den Wölfen zu gefallen, die sich seit Jahrzehnten ungehindert an den Schafen gütlich tun.)

Bei dem persönlichen Gespräch, das ich mit Herrn Stangl führen konnte, war ich von seiner gläubigen Haltung, (es fragt sich, woran er glaubt. Wäre es der Katholizismus, so unternähme er ernstliche Schritte, seinen öffentlichen Trotz gegen den Glauben der Kirche in Form seiner „Partnerschaft“ unverzüglich zu beenden und von seinen sündhaften Wegen umzukehren) seiner Bescheidenheit  und seiner gelebten Dienstbereitschaft (ich möchte ehrlich nicht wissen, welche Dienste geleistet werden, wenn jemand, der in offenem Trotz gegen die Sittenlehre der Kirche lebt, auf die Kinder einer Gemeinde, um nur ein Beispiel zu nennen, losgelassen wird.  Einer anderen Gruppe von Männern, die ebenfalls gegen die Sittenlehre der Kirche verstoßen und diese generell verachtet hat, ist es inzwischen gelungen, den Ruf der Kirche in der Öffentlichkeit so sehr zu beschmutzen, dass Priester schon bestimmte Kraftausdrücke, die sich auf gewisse scheußliche Akte mit Minderjährigen beziehen, nachgerufen bekommen, wenn sie auf die Straße gehen. Danke für diesen Dienst, Eminenz.) sehr beeindruckt. Ich verstehe daher, warum die Stützenhofener so eindeutig für seine Präsenz im Pfarrgemeinderat votiert haben. (Ich auch. Sie haben den katholischen Glauben seit langem durch eine Neuerfindung der 1960er Jahre ersetzt, in dem der einzige Gott das unter der Herrschaft des Fürsten dieser Welt befindliche Ego ist.)

Wir haben heute im Bischofsrat den komplexen Fall Stützenhofen eingehend beraten und einhellig folgenden Beschluss gefasst: (Der Fall ist nicht komplex. Er ist unbequem. Er erfordert nur Mut statt Angst und Entschlossenheit statt Anpassung.)

1. Die Diözesanleitung erhebt keinen Einspruch gegen die Wahl und ihr Ergebnis. (Nein, natürlich nicht. Wer auch immer gegen den Glauben der Kirche arbeitet, ist willkommen. Aber wehe, ein Priester zelebriert die lateinische Messe oder predigt tatsächlich den ganzen Glauben. Dann handelt man sofort.)

2. Der Bischofsrat gibt den Auftrag, in der Pfarrgemeinderatsordnung die Voraussetzungen für eine Kandidatur im Kontext weitergehender Überlegungen zu Wesen und Aufgabe des Pfarrgemeinderats präziser zu fassen.“ (Das heißt: Die Pfarrgemeinderatsordnung soll so abgeändert werden, dass sie der Wahl der fünften Kolonne nicht mehr im Wege steht.)

Das alles lässt drei Schlüsse zu:

1. Die Pfarrgemeinderäte waren eine ganz schlechte Idee. Man setzt damit die Gemeinden der öffentlichen Meinung aus, und das kann schief gehen, wie wir wieder sehen. Wir bräuchten keine Gemeindesowjets, sondern starke Priester. Diese Affäre ist wieder einmal ein Sieg der neoprotestantischen Verbandskatholiken.

2. Kardinal Schönborn wird allgemein als „papabile“ angesehen. Er ist allerdings nicht einmal bereit, elementare Grundsätze des katholischen Glaubens durchzusetzen (man denke nur an das Gerede um die Ungehorsamsinitiative der neoprotestantischen Rebellenpfarrer – der Kardinal hat immer noch nicht gehandelt. Er ist nur deswegen kein Kollaborateur, weil sein Nichtstun keine Arbeit (labor), sondern ein Unterlassen darstellt.). Dass er überhaupt Bischof bzw. Kardinal geworden ist, und dass manche ihn als möglichen Nachfolger von Papst Benedikt sehen, zeigt, in welch desolatem Zustand die Kirche ist. Die Krise der Kirche ist eine Krise der Bischöfe, wie man sagt.

3. Kardinal Schönborn ist ein Mann der katholischen Worte und der antikatholischen Taten, wie man an dieser treffenden Erklärung zur schändlichen Untätigkeit der Kirche in den letzten 40 Jahren bei Themen wie Verhütung, Abtreibung und sexuelle Perversion sehen kann. Er sollte sich seine Worte zu Herzen nehmen. Er sollte sie wirklich glauben, und dann danach handeln. Vielleicht könnte er dann zu einer Kraft für die Wiederherstellung des Katholischen in der Kirche werden, statt zu einem ständig drohenden Abbruchkommando, das nur darauf lauert, wieder einmal ein „Tabu“ brechen zu können, um modern zu wirken.

Kardinal Schönborn: Weder Ungehorsam noch Konsequenz

Seit Monaten schwelt in Österreich bereits das Schisma. Hunderte Priester haben sich in der sogenannten „Pfarrer-Initiative“ zusammengeschlossen, eine Erklärung geschrieben, die unter dem Namen „Aufruf zum Ungehorsam“ veröffentlicht wurde, und in der das ganze übliche „reformkatholische“ Gebräu wieder einmal aufgewärmt wurde. Oberschismatiker Schüller setzte letztens noch einen drauf, worüber ich auch schon geschrieben habe.

Es ist an dieser Stelle nicht nötig, schon wieder auf alle theologischen Irrtümer einzugehen, die die ungehorsamen Priester in Österreich zu verzapfen wünschen. Doch was ist zu der bisherigen Reaktion der österreichischen Bischöfe zu sagen? Kardinal Schönborn, der oberste österreichische Hirte, der als Erzbischof von Wien, soweit ich das sehe, auch für Herrn Pfarrer Schüller direkt zuständig ist, hat sich dazu hinreißen lassen, einen offenen Brief zu schreiben, in dem er erklärte, Ungehorsam sei schlecht – und die Pfarrerinitiative milde dazu aufforderte, sich von dem Anschein des Ungehorsams doch bitte zu distanzieren. Die Pfarrerinitiative reagierte nicht, außer indem sie ihre radikale Rhetorik noch weiter verschärfte und auf allen ihren Positionen beharrte.

Sogenannte „Priesterlose Eucharistiefeiern“ wurden gefordert, was auch immer das sein soll, wenn nicht ein Oxymoron (jede Eucharistiefeier braucht notwendig einen Priester, da selbst die oberste Vorsitzende des obersten Pfarrgemeindesowjets zur Konsekration von Hostien gänzlich unfähig ist. Vielleicht könnten sie ja „Hostiinnen und Hostien“ konsekrieren…) Schüller forderte zuletzt sogar die Möglichkeit einer „Päpstin“, was wohl die Folge zu viel feministischer und sonstiger Schundliteratur sein dürfte.

Wie reagiert nun der eminente Kardinal darauf? Er wendet sich wieder an die Öffentlichkeit. Auf kath.net heißt es:

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn stellt im großen Interview in der morgen erscheinenden Ausgabe des Magzins „News“ zur Pfarrer-Initiative klar: „Wenn es in disziplinären Fragen wie etwa Zulassungsbedingungen zum Priesteramt Änderungen geben sollte, dann sicher nur in Gemeinschaft mit der Weltkirche.

Es gab ja in Österreich Versuche, dass sich etwa Frauen eine Priesterweihe organisiert haben. Das führt in eine Sackgasse. In der Glaubensgemeinschaft der katholischen Kirche geht das nicht! Ganz klar: Dafür stehe ich nicht zur Verfügung!“

Hochinteressant. Auf den ersten Blick erscheint dies doch tatsächlich wie ein Statement, das so von einem katholischen Hirten abgegeben werden könnte. In disziplinären Fragen sind Veränderungen auf weltkirchlicher Ebene möglich, aber lokale Alleingänge schädlich. Frauen zur Priesterweihe zuzulassen geht in eine Sackgasse – „in der katholischen Kirche geht das nicht!“ Das hört sich wie gesunde katholische Lehre an.

Und dafür ist Kardinal Schönborn auch zu danken. Seine Worte machen deutlich, wo er steht. Er ist gegen den theologischen Unsinn, der von den ungehorsamen Hirten verbreitet wird, und er steht auch dazu. Alles sehr schön.

Eine Frage hätte ich da schon noch:

Warum handelt der Kardinal denn eigentlich nicht? Wenn er doch so entschlossen und öffentlichkeitswirksam seine Treue zu Papst und Lehramt, die Notwendigkeit priesterlichen Gehorsams und der Befolgung katholischer Lehre in Theogie und pastoraler Praxis bekennen möchte, dann hätte er dazu doch eine exzellente Gelegenheit.

Doch Herr Schüller kann seine Häresien zusammen mit denjenigen seiner etwa 300 Freunde weiter verbreiten, weiter als katholischer Priester auftreten, ohne in irgendeiner Form disziplinarisch belangt zu werden. Kardinal Schönborn hat in seinem ursprünglichen offenen Brief betont, dass in jedem Unternehmen ein Angestellter der in grundsätzlichen Fragen öffentlich gegen die Linie der Führung agitiert, schlicht gefeuert würde. Warum nicht auch in der Kirche?

Wenn Kardinal Schönborn doch wirklich die Lehre der Kirche glaubt, und ihm an der Verteidigung derselben wirklich etwas liegt, warum geht er dann nicht wenigstens mit der gleichen Härte gegen die Agitation der Pfarrer-Initiative und ihres Revolutionsführers Che Schüller vor, wie jeder milde Unternehmer gegen vergleichbaren Widerstand in seinem Unternehmen?

Warum ist die Kluft zwischen Worten und Taten so groß?

Wenn ich mich recht entsinne, dann gab es einmal einen ziemlich unbedeutenden Wanderprediger im Nahen Osten, der vor etwa 2000 Jahren seinen Anhängern empfahl, man solle den Worten, nicht den Taten, der Pharisäer Folge leisten, eben weil diese Gruppe zwar gute Worte zu sprechen vermochte, das Gesetz in Worten verteidigte und einhielt, aber in der Praxis etwas ganz anderes tat. Nun möchte ich Kardinal Schönborn nicht als Pharisäer bezeichnen, aber eine gewisse Nähe kann schon konstatiert werden.

Kardinal Schönborn spricht gute Worte, aber tut er auch gute Werke? Wir sollen sie, auch unsere Hirten, an ihren Früchten messen. Sind die Früchte von Kardinal Schönborns milden Zurechtweisungstaktik erfolgreich? Hat Pfarrer Schüller seine Unterzeichner und sich selbst zurückgepfiffen, um frisch und fröhlich zu dialogisieren? Im Gegenteil. Je mehr Raum man den Schüllers dieser Welt gewährt, umso forscher treten sie auf, umso mehr glauben sie sich leisten zu können, umso weniger Respekt haben sie vor ihrem Hirten, und umso mehr Schaden fügen sie der Kirche zu. Außerdem fördern sie diejenigen Elemente in der Kirche, die nicht das geringste Interesse an Einheit mir Rom und dem Papst haben, sondern sich einfach ihre persönliche private Wohlfühlkirche schaffen wollen, die genau die Dogmen vertritt, die sie selbst für wichtig halten (Egalitarismus, „Gleichstellung“ von Frauen, Priesterinnen, Homo-Ideologie, Liturgie als Theateraufführung, Leib Christi als Gemeindemahl, religiöser Indifferentismus usw.).

Als Konvertit habe ich keine lange Erfahrung innerhalb der katholischen Kirche. Aber selbst ich habe schon erlebt, wie dieser die ganze Kirche zumindest in Europa durchwehende Geist des Ungehorsams und der Gleichgültigkeit gegenüber Wahrheit und Gott guten Hirten große Schwierigkeiten macht.

In jeder anderen Zeit wäre ein mir persönlich bekannter Gemeindepriester, nennen wir ihn einmal X, ein guter Hirte für seine Schäfchen gewesen. Er ist ein sanftmütiger, freundlicher, gläubiger Mann, der von seinem Gemeindesowjet, diversen Liturgie- und sonstigen Sowjets vor sich her getrieben wird. Er liebt die Kontroverse und den Streit überhaupt nicht. Man könnte sogar sagen, er kann sich nicht allzu gut durchsetzen gegen Widerspruch und Respektlosigkeit. In einer Atmosphäre des Respekts vor gläubigen Priestern wäre er ein exzellenter „pastor“, ein wundervoller Hirte, geworden. Doch heute? Die halbgläubigen Modernisten wissen genau, dass man sie mit allem durchkommen lässt, denn die katholischen Priester haben in ihrer Diözese keinen Rückhalt und Rom ist fern. Also tanzen die Mäuse auf den Tischen, und keiner kann sie stoppen. Sich gegen eine Meute Modernistenmäuse zur Wehr zu setzen, das überfordert den Gemeindepriester X, besonders wenn er sehr wahrscheinlich auf Diözesanebene den Kürzeren zöge, käme es zum offenen Streit.

Derweil wird weiter mit Häretikern dialogisiert, statt sie einer gründlichen öffentlichen und persönlichen Katechese zu unterziehen, derweil wird weiter der katholische Glaube kleingehackt und in vom modernen Menschen zu akzeptierende, geschmacklose und fade Platitüden zerlegt, derweil werden die noch vorhandenen gläubigen Priester skrupellos im Stich gelassen, wenn nicht direkt sabotiert, und derweil können die Schüllers dieser Welt weiterhin ihre Häresien plappern, ohne dass der Eindruck entstünde, jemand unternähme etwas gegen den Eindruck, sie sprächen in ihrer Funktion als Pfarrer doch im Namen der Kirche.

Aber wehe ein Priester ist wirklich gläubig und kämpft auch noch dafür. Dann ist er abgesägt, bevor er drei Ave Marias sagen kann.

Kardinal Schönborn spricht, wie gesagt, schöne und wahre Worte. Aber es folgen keine Taten, wie bei den allermeisten Hirten des postmodernen Zeitalters. Und dadurch fördern Kardinal Schönborn und die vielen Bischöfe und Kardinäle, die ähnlich mit ihren heimischen Modernisten umgehen, die weitere Verbreitung modernistischer Irrlehren, die Entkirchlichung der Kirche, die Eesakralisierung des Sakralen, die Entchristlichung des Christentums – was, auf eine Formel gebracht, das Resultat, wenn auch nicht die Absicht, der Modernisten ist.

Kardinal Schönborn spricht schöne Worte. Er zeigt mit seinem Bischofsstab zur Wahrheit und zur Kirche. Er ist nicht ungehorsam – und nicht konsequent. Aber er sollte sich ins Gedächtnis zurückrufen, dass sein Bischofsstab ein Hirtenstab ist. Er kann nicht nur zeigen, er kann auch noch mehr. Doch dazu müsste man ihn schwingen. Und dann klatscht es gewaltig, wie man mancherorts zu sagen pflegt.

Aber das wär‘ ja nicht modern!

P.S. Unterschreiben beim Aufruf zum Gehorsam nicht vergessen! Bisher sind es gut 2000 Unterschriften. Da muss noch mehr drin sein!!

Schüller – Ich bin Häretiker, und das ist auch gut so!

So langsam sollte das Maß selbst des Geduldigsten voll sein. Der Aufrührer-Pfarrer Helmut Schüller hat jetzt, kath.net zufolge, in einem Interview noch einmal draufgesattelt. Seine häretische Pfarrerinitiative hatte bereits vor diesem Interview eindeutig das Maß des Zulässigen in der katholischen Kirche überschritten. Einige seiner neuen Aussagen übertreffen dies aber nochmal um Längen. Beispiele:

In einem Interview mit dem Magazin „Weekend“ meint Schüller jetzt auf die Frage, ob er denn selbst gerne heiraten würde: „Ich habe das nie ganz ausgeschlossen…“

(…)

Seiner Meinung nach seien sogar Frauen die „besseren Priester“. Wörtlich sagte Schüller: „Das Wichtigste in diesem Beruf haben wir von Frauen gelernt. In zwei Dritteln der Welt wird der Alltag von Frauen geschupft. Dieses Element fehlt uns vollkommen in der Pfarrerschicht.“

Der ehemalige Wiener Generalvikar zeigt sich dann auch überzeugt, dass es einmal eine „Päpstin“ geben werde. „Sobald das Priesteramt für Frauen geöffent ist, gibt es keine Schranken mehr.

(…)

„Es gibt viele Karawanen der Gottsuche, aber letztlich haben wir mehr gemeinsam als uns trennt. In Österreich haben wir 14 christliche Kirchen. Europa wächst zusammen und was tun die Kirchen? Sie trennen einander.“ Er selber fühle sich übrigens als „Aktionär“ in der Kirche und nicht als Kunde oder Mitglied. „Es ist mein Ding. Die Kirche gehört nicht nur dem Papst und nicht den Bischöfen sondern uns allen“, behauptet er dann.

Da ich nur begrenzte Zeit habe, werde ich auf eine Analyse dieses himmelschreienden Unsinns verzichten, und mir nur drei Punkte herausgreifen:

1. Weibliche Priester

Durch die dogmatische Festlegung von Ordinatio Sacerdotalis sind weibliche Priester nicht möglich. Zum einen liegt dies an der Tatsache, dass Jesus, obgleich er viel mit Frauen verkehrte und diese keineswegs herabwürdigte, eben nur Männer zu seinen Aposteln berufen hat. Zum anderen hat dies aber auch mit der natürlichen Zeichenhaftigkeit der beiden Geschlechter zu tun, die Peter Kreeft hier in englischer Sprache erläutert, und die ich kürzlich mit dem geschätzten Mitblogger Johannes auf dessen Blog diskutiert habe. Welcher Grund letztlich der Ausschlaggebende für Gott war, werden wir nie herausfinden können, aber sowohl die rationalen als auch die Offenbarungsgründe sprechen eine klare Sprache: Es können nur Männer Priester sein – der Priester ist immer ein geistlicher Vater, keine geistliche Mutter.

Dass der zukünftige Ex-Pfarrer Schüller dies anders sieht, war zu erwarten. Wer die Wahrheit aus Geltungs- und Anerkennungssucht in einem wesentlichen Punkt verlassen hat, der wird sich regelmäßig auch nicht scheuen, die Wahrheit aus denselben Gründen in anderen Punkten im Stich zu lassen.

Schön finde ich an seinen Aussagen jedoch, dass er sich klar den Konsequenzen seiner Forderung stellt, was die schwammigeren Vertreter der Zeitgeistkirche oft krampfhaft zu vermeiden suchen. Wenn das Priesteramt an eine Frau übertragen werden kann, dann geht das auch mit dem Bischofsamt, und also auch mit dem Bischofsamt in Rom. Gibt es Priesterinnen, so kann es auch Päpstinnen geben. Und dasselbe trifft faktisch auch auf Diakone zu, da man erst zum Diakon, dann zum Priester geweiht wird. Es handelt sich um zwei Stufen desselben Weihesakraments. Daher sollten Frauen auch nicht zu Diakonen geweiht werden (und aufgrund des Effekts auf Priesterberufungen auch nicht Meßdiener werden können, aber das führte vom Thema weg) – obgleich dies natürlich noch nicht in derselben Klarheit vom Lehramt dogmatisch festgelegt wurde, so dass Abweichler in dieser Frage keine direkte Häresie äußern.

Festzuhalten ist: Schüller sieht, wohin sein Weg führt, nämlich zur völligen innerkirchlichen Austauschbarkeit von Männern und Frauen. Und wenn eine Frau erstmal Priester, Bischof, Papst „geworden ist“ (natürlich kann sie das nicht, weil solche Weihen ungültig wären, aber lassen wir das einmal außen vor), dann kann die Messe nicht mehr so verstanden werden, dass der Priester als „alter Christus“ eben für Christus steht. Das ganze Verständnis der Messe wäre damit unwiderruflich zu einer bloßen Gemeindefeier herabgestuft, ohne übernatürliche Bedeutung. Daher ist die Forderung nach der Priesterweihe für Frauen nichts als die Forderung nach Abschaffung des allerheiligsten Altarsakramentes (und aller anderen Sakramente, bei denen der Geweihte für Christus steht) und also nach Umformung der Kirche zu einem reinen Sozialverein.

2. Karawanen der Gottsuche

Auch hier scheint Schüllers vollständige Abkehr vom katholischen Glauben wieder durch. Er sieht also in „den verschiedenen Kirchen“ verschiedene „Karawanen der Gottsuche“. Viele Wege führen also zu Gott. Der Mensch schafft sich seiner Auffassung nach solche Wege wie er sie braucht. Keiner dieser Wege kann sich im Besitz „der Wahrheit“ sehen, da alle Wege nur vom Menschen gemachte Routen auf der ewigen Suche nach dem unfasslichen Übernatürlichen sind.

Aber wenn alle Wege gleich sind, nur verschiedene „Karawanen der Gottsuche“ unterwegs sind, dann kann Jesus Christus nicht Gott gewesen sein, sondern nur ein Lügner und Betrüger. Denn er hat ja gesagt, er sei DER Weg, DIE Wahrheit. Nicht ein Weg unter vielen, sondern der eine, einzige Weg. Nicht meine persönliche Wahrheit oder deine oder seine, sondern die Wahrheit, die einzige Wahrheit. Dass Herr Schüller wesentliche Gebote und Dogmen der Kirche leugnet ist ja nichts Neues. Aber selbst ein guter Protestant im Geiste Martin Luthers könnte diese himmelschreiende Leugnung unseres Herrn niemals aussprechen. Es gibt gute Protestanten, die nichts für die Spaltung können, die lange vor ihrer Geburt stattgefunden hat. Ihnen ist kein Vorwurf für den Irrtum zu machen, in dem sie sich befinden. Diese Protestanten glauben an Gott, an Jesus Christus und stehen hinter dem Credo. Schüller als Möchtegern-Protestanten zu bezeichnen wäre eine ungerechte Beleidigung dieser gutwilligen Protestanten.

Eine Anmerkung zu den „Karawanen“ noch. Gestern schrieb ich über Erzbischof Zollitschs neues Skandalinterview (Skandal im klassischen Sinne), in dem der Erzbischof ebenfalls eine der indifferentistischen Sicht der vielen verschiedenen Kirchen, die alle den Weg zu Gott auf ihre Weise suchen, gefährlich nahe stehende Aussage tätigte. Zollitsch verbrämte seinen Relativismus wenigstens noch mit schwammigen Formulierungen, Schüller spricht inhaltlich dasselbe aus – viele Karawanen der Gottsuche, statt Offenbarung des Herrn – nur ohne die Floskeln und die Rhetorik. Er bekennt sich zum Relativismus, und ist damit wenigstens ehrlich.

3. Aktionär statt Mitglied

Der Pfarrer Schüller will fernerhin Aktionär statt Mitglied in „seiner“ Kirche sein. Nun, kurze Empfehlung: Wenn Sie nicht Mitglied sein wollen, dann treten Sie doch aus. Wenn die Kirche dann an die Börse geht („ihre“ Kirche wird dies wahrscheinlich bald tun, um die Marktkapitalisierung zu erhöhen oder so), dann können Sie doch ein Paar Aktien für die wenigen Cent kaufen, die solche Aktien dann noch wert sein werden.

Aber mal ernsthaft: Er versteht sich als Aktionär in der Kirche. Der Aktionär ist ein Anteilseigner – er kann bei der jährlichen Versammlung seinem Anteil entsprechend über den Kurs des Unternehmens abstimmen. Auch dies ist wieder nur eine deutliche, ehrliche Formulierung derselben Ansicht, die auch von so manchem Verbandskatholiken und sogar Bischof in Deutschland immer wieder andeutungsweise vertreten wird. Auch hier besteht der Unterschied eigentlich nur in Schüllers Ehrlichkeit – er versteckt sich nicht hinter Tarnkappen und Worthülsen, sondern sagt was er will. Das macht es leichter, ihn der Häresie zu überführen. Aber das macht die Äußerungen der hinter Tarnkappen verschanzten Kirchenleute nicht besser.

Der Aktionär kann, wenn er die nötige Mehrheit der Anteile hinter sich versammelt hat, beschließen was er will. Es gibt keine unveränderlichen Lehrsätze in einer Aktiengesellschaft. Damit offenbart Schüller endgültig, wohin er „seine“ Kirche steuern will. In die völlige Beliebigkeit, in den Zynismus, der immer das für wahr hält, was die Mehrheit gerade denkt – bis die Mehrheit ihre Meinung ändert. Dann kann die Kirche aber keine Orientierung mehr bieten. Orientierung bietet ein Fähnchen im Wind nämlich nicht, die Kompassnadel aber schon.

Eine solche „Kirche“ wäre nicht einmal mehr als rein weltliche Sozialgemeinschaft sinnvoll, da sie nicht einmal mehr Orientierung oder ein Ziel vorgeben kann, und wäre es nur ein rein weltliches Ziel. Eine solche Kirche wäre schlicht vollkommen nutzlos. Und als solche ginge sie auch ganz schnell unter.

Die drei in dieser Bewertung des Schüller-Interviews genannten Punkte sind von mir nicht zufällig ausgewählt worden. Sie stellen vielmehr eine sukzessive Steigerung der Häresie dar. Zuerst werden einige wesentliche Glaubensinhalte geleugnet, dann führt dies zur Leugnung der Sakramente (Punkt 1), was wiederum den Unterschied zwischen „den Kirchen“ einebnet (Punkt 2) und letztlich sogar den Unterschied dieser multiplen relativistischen Kirchen zu rein weltlichen Unternehmen vernichtet (Punkt 3). Erst streicht man das Besondere am Katholizismus, nur um dann verwundert festzustellen, dass katholische und evangelische Kirche gleich sind.

Dann streicht man das Besondere am Christentum – die Einzigartigkeit Jesu Christi als DEM EINEN Weg, nur um dann verwundert festzustellen, dass doch alle Religionen und Konfessionen gleichermaßen bloß indifferente „Karawanen der Gottsuche“ seien.

Schließlich spricht man diesen substanzlosen Karawanen der Gottsuche auch noch die Charakteristika ab, die sie wenigstens noch zu „Gottsuchern“ gemacht hat, indem man sie zu reinen Aktionären degradiert.

Dieser unheilige Dreischritt ist das Werk des Schüller. Eine viel vollständigere Leugnung nicht nur des katholischen Glaubens, sondern des Christentums überhaupt; nicht nur des Christentums, sondern des Religiösen überhaupt, lässt sich kaum denken. Dagegen sind Atheisten fast noch fromm.

Mir drängen sich nach diesem unheiligen Dreischritt noch drei nicht ganz so unheilige Fragen auf:

1. Wann wird Pfarrer Schüller laisiert – und warum haben die österreichischen Bischöfe, an erster Stelle Kardinal Schönborn noch nicht längst entschlossen gehandelt?

2. Wann tritt seine Generation endlich ab? (Lieber 100 gute Pfarrer als 100000 schlechte, und die wenigen Neuen sind generell keine stolzen Häretiker)

3. Haben Sie schon beim Aufruf zum Gehorsam mitgemacht?

Klare Worte: Petrusbruder zur Pfarrer-Initiative

Wie scheinbar im deutschsprachigen Raum üblich, braucht es immer erst die Petrusbruderschaft oder eine andere traditionelle Priestergemeinschaft, um die wesentlichen Fragen anzusprechen. Wie aus dem hier verlinkten Artikel hervorgeht, stellt sich Pater Walthard Zimmer die ernstliche Frage, ob eine Messe, die von einem Unterzeichner des „Aufrufs zum Ungehorsam“ der österreichischen Pfarrer-Initiative gefeiert wird, überhaupt noch die notwendigen Kritieren erfüllt, um gültig zu sein. Er rät folgerichtig den Gläubigen im Zweifel diese Messen zu meiden, um nicht das Risiko eines Sakrilegs einzugehen und ein bloßes Stück Brot anzubeten und anstelle des Leibes Christi zu empfange:

Für P. Zimmer lässt die Aufforderung der „Pfarrer-Initiative“, Vorschriften zu missachten, welche eng mit der Natur des Sakramentes verbunden seien, Zweifel aufkommen, ob hier überhaupt noch die notwendige Intention bestehe, dass solche Messen auch Gültigkeit haben.

Es reicht nämlich eben nicht ein gültig geweihter katholischer Priester zu sein – die korrekte Intention muss (ebenso wie die Form) noch hinzukommen. Und diese Intention kann bei Priestern, die in wesentlichen Fragen mit der Kirche gebrochen haben, eigentlich nicht mehr als sicher angenommen werden. Vor allem, da sie „priesterlose Eucharistiefeiern“ fordern – was die Heilige Messe, das Opfer Jesu Christi, auf eine Stufe mit bloßen Wort-Gottes-Feiern stellt. Wer dies tut, der kann eigentlich nicht mehr an die Realpräsenz glauben und folgerichtig auch nicht die Absicht haben, eine solche Realpräsenz in der Messe „herbeizuführen“. Offensichtlich begreifen diese Priester die Messe als bloßen „Gottesdienst“, der prinzipiell gleichberechtigt neben anderen Formen des „Gottesdienstes“ stehen kann.

Auch seine sonstigen Einlassungen zu den Priester-Rebellen aus Österreich sind mehr als lesenswert. Insbesondere eine Äußerung ist mir ins Auge gefallen:

„Hier haben Priester gesprochen, die ganz genau wissen, was die Kirche lehrt, diese Lehre ablehnen und die daher eine andere Kirche wollen und nun offen aufrufen, gegen die Kirche Christi zu handeln und für die andere Kirche tätig zu werden“, schreibt P. Zimmer und betont, dass es völlig naiv wäre zu glaube, dass es hier um „unschuldig Irrende“ gehe, die man „mit Güte und Langmut“ gewinnen könne. Es sei auch naiv zu glauben, „Grund für diese Aktion sei eine irgendwie geartete Sorge um die Gläubigen„. Diese Aktivisten seien hingegen „sauer“ darüber, dass die Kirche immer noch nicht das tue, was sie wollen. Nun würde versucht, mit Gewalt Änderungen zu erzwingen. Maßnahmen wie die Suspendierung solcher Priester, die den Aufruf zum Ungehorsam unterschrieben haben, werden unvermeidlich sein.

(Hervorhebungen von Catocon)

Wenn man dies liest, stellt man sich die ernsthafte Frage, warum die Bischöfe von Österreich gegen den offenen Bruch mit der Kirche seitens hunderter Priester nicht mehr unternehmen. Sie sprechen, sie verurteilen (wenn es hoch kommt) in verschwommenen Worten. Aber wo bleibt die Handlung? Wie Pater Zimmer, so könnte sich auch z.B. Kardinal Schönborn äußern. Doch damit würde man sich ja in den Medien unbeliebt machen. Und das geht ja nicht, denn vielleicht würde das zum Austritt einiger Kirchensteuerchristen führen.

Wenn man sieht, wie lasch mit dem offenen, öffentlichen Aufruf zum Bruch mit Rom, mit der Kirche Christi, umgegangen wird, dann darf man sich nicht wundern, dass die Kirche in Schwierigkeiten ist. Wie soll Gott einer Kirche auch helfen, deren Hirten sich in Scharen von ihr abwenden? Und wer glaubt, das sei nur in Österreich so, der hat noch nie etwas vom „Dialogprozess“ gehört, der im Wesentlichen darin besteht, dass Modernisten umarmt und hofiert werden, damit die Popularität ihrer Ansichten in der Mainstream-Gesellschaft auf die deutsche Kirche abfärbt.

Doch Niedergang ist eine Frucht der Rebellion.

NACHTRAG: Die vollständige Einlassung des Paters Walthard Zimmer befindet sich auf der Seite der Petrusbruderschaft von Linz.