Abtreibung: Das grundlegende Argument

Einleitung

Abtreibung ist ein meist totgeschwiegenes Thema, das, wenn es überhaupt einmal zur Diskussion steht, zudem noch mit Vorurteilen aufgeladen ist. Wenn man mit Abtreibungsbefürwortern spricht, erschöpft sich das allgemeine Niveau meist in „mein Bauch gehört mir“ und „du bist gegen Frauen“ oder „gegen Entscheidungsfreiheit“. Nur selten hat man die Chance zur sachlichen Entgegnung, aus der dann vielleicht ein freundschaftliches Gespräch entsteht.

Doch aus verschiedenen Diskussionen über das Abtreibungsthema, an denen ich aktiv oder passiv (als Zuhörer) teilgenommen habe, weiß ich auch, wie schwer es Lebensschützern oft fällt, ihre Position auf verständliche, nicht-religiöse Weise zu artikulieren. Natürlich ist das religiöse Argument für ernsthafte Christen so zwingend wie kein anderes. Doch nichts schreckt einen Abtreibungsbefüworter mehr ab als ein „religiöser Fundamentalist“, der „wieder diesen Gott ins Spiel bringt“. Wenn man mit Abtreibungsbefürwortern sprechen will, muss man sie dort „packen“, wo ihre Überzeugung angreifbar ist, und wo eine gemeinsame Basis besteht.

Das fällt vielen christlichen Lebensschützern schwer. Daher erlebe ich immer wieder (hauptsächlich in Internetdebatten, aber auch sonst) einen von zwei Effekten: Entweder der Lebensschützer argumentiert religiös, und der Abtreibungsbefürworter antwortet, die „alten Kerle in der Kirche, diese Kinderf….“ und den Rest kann man sich denken. Oder der Abtreibungsgegner geht auf die Befindlichkeiten des Gegenübers ein, und argumentiert gegen besonders barbarische Formen der Abtreibung, oder gegen Väter, die die von ihnen geschwängerten Frauen zur Abtreibung zwingen, oder gegen Spätabtreibung, oder gegen Abtreibung zur Geschlechterselektion, oder andere Fälle, in denen vielleicht ein Konsens zu erzielen wäre.

Selbst wenn der Lebensschützer mit dieser Strategie Erfolg hat, ist noch nicht viel gewonnen. Die meisten Abtreibungen geschehen nun einmal nicht aufgrund solcher Extremsituationen, sondern einfach, weil das Kind gerade nicht passt, oder die Finanzlage knapp ist, oder die Partnerschaft „einfach kein Kind aushält“ usw. Der Abtreibungsbefürworter wird weiterhin alle diese „normalen“ Abtreibungen befürworten.

Der einzige Weg, einen Abtreibungsbefürworter vom Gegenteil zu überzeugen, ist, in ihm die Erkenntnis reifen zu lassen, dass das ungeborene Leben ein menschliches Leben ist, das wie jedes menschliche Leben unter dem besonderen Schutz der Gesellschaft und des Staates zu stehen hat. Glücklicherweise ist das nicht nur ein Argument, das Abtreibung gleich grundsätzlich als falsch erscheinen lässt, sondern auch noch ganz ohne Zuhilfenahme religiöser Botschaften vermittelbar.

Das grundlegende Argument

Jedes gute Lehrbuch der Biologie oder Embryologie wird bestätigen, dass das menschliche Leben, das heißt das Leben eines Organismus unserer Spezies, mit der Befruchtung der Eizelle beginnt, und zu keinem späteren Zeitpunkt. Alle späteren Vorgänge sind Reifungsprozesse eines bereits bestehenden, existierenden, menschlichen Wesens, eines ganz, ganz kleinen Kindes. Da haben wir schon einen kleinen Menschen, der dann langsam seine Anlagen ausbildet, die ihm genetisch mit auf den Weg gegeben sind. Durch die Ausbildung dieser Anlagen verändert sich dieser Mensch sehr stark. Es kommt zur Diversifikation der Körperfunktionen; „Stammzellen“ differenzieren sich aus, Organe werden geformt, ein kleines Herz fängt nach wenigen Wochen bereits an zu schlagen. Doch das sind alles Veränderungen, die an dem schon existierenden Menschen geschehen.

Und dass das so ist, das lehrt nicht die Kirche, sondern die Wissenschaft. Es ist keine religiöse These, dass das menschliche Leben mit der Zeugung beginnt, sondern eine biologisch sehr gut bestätigte, und wissenschaftlich nicht umstrittee Tatsache. Das menschliche Leben beginnt mit der Zeugung, mit der Befruchtung der Eizelle. Nicht mit der Implantation, nicht nach drei Monaten, nicht wenn das Kind überlebensfähig außerhalb des Mutterleibs wäre, nicht bei der Geburt, sondern im Moment der Befruchtung.

Wollen wir uns wirklich gegen den wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt im Interesse überkommener feministischer Dogmen stellen? Wollen wir der rationalen Wissenschaft folgen, oder der Päpstin Alice Schwarzer dienen?

Und wenn wir einmal anerkennen, dass das, was da in „meinem Bauch“ ist, der „mir gehört“, eben nicht bloß „ein Zellhaufen“ ist, sondern ein individuelles, genetisch einzigartiges, unverwechselbares Lebewesen, nämlich ein kleines Menschenkind, dann können wir nicht mehr sagen: „Mein Bauch gehört mir“. Denn selbst wenn mein Bauch mir gehört – der Mensch in meinem Bauch gehört nicht mir. Und wenn man diesem Menschen keine vorübergehende Heimstatt im „Bauch“ bietet, dann stirbt dieser Mensch. Dann töten wir diesen Menschen.

Also ist Abtreibung die Tötung eines kleinen, unschuldigen, schutzbedürftigen Etwas, das nach eindeutigen wissenschaftlichen – nicht religiösen – Erkenntnissen ein Mitglied der menschlichen Spezies ist.

Und man darf keine Menschen töten. Das erkennt wohl auch der Abtreibungsbefürworter normalerweise abstrakt an.

Doch wenn

(1) Abtreibung die Tötung eines Menschen ist,
und
(2) Tötung eines Menschen moralisch falsch ist und gesetzlich bestraft gehört,
dann gilt:
(3) Abtreibung ist moralisch falsch und muss gesetzlich bestraft werden.

Wissenschaft und Logik führen also zum Abtrebungsverbot – das Festhalten an der legalisierten Abtreibung ist also nur faktenresistentes rückständiges Festklammern an überkommenen Dogmen längst gescheiterter politischer Ideologien.

Natürlich gibt es dagegen auch wieder Einwände von seiten einiger Abtreibungsbefürworter, die nicht mit Stammtischparolen wie „Mein Bauch gehört mir“ argumentieren, doch dazu später mehr.

Bischof Tebartz-van Elst zu Ehe und Familie (Teil 1 von 2)

Die katholische Kirche in Deutschland hat in den letzten gut 40 Jahren gesellschaftspolitisch weitgehend stillgehalten. Ob Verhütung, Abtreibung, Zerstörung der traditionellen Familie, Feminismus und Gender Mainstreaming, Homo-Ehe, Künstliche Befruchtung, PID und zunehmend auch Euthanasie – die Revolution der letzten gut 40 Jahre ist selten anders als mit Schulterzucken, Gleichgültigkeit und einzelne, selbst innerhalb der Kirche marginalisierte unerschrockene Wortmeldungen begleitet worden. Durch die stillschweigende Duldung, die mit der Reaktion auf Humanae Vitae und in der Frage der zur Tötung der Unschuldigen berechtigenden Beratungsscheine teilweise gar in direkte Unterstützung der vom Seligen Papst Johannes Paul II. so benannten „Kultur des Todes“ ausgeartet ist, war hierzulande die einzige ernstzunehmende Opposition verstummt. In Deutschland wurde die Kirche wie in den meisten anderen westlichen Ländern natürlich immer noch diffus als Hüterin des Lebensrechts, der natürlichen Familie und des natürlichen Todes wahrgenommen und entsprechend diffamiert – doch die Bischöfe taten sehr wenig, um diesen diffusen Ruf mit Leben, Inhalt und vor allem Argumenten zu füllen. Eine Situation, die auf Gemeindeebene, von einigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen, wenn überhaupt noch schlimmer aussah.

Und mehr noch, eine Situation, die sich bis heute nicht geändert hat, auch wenn mit Bischof Tebartz-van Elst aus Limburg als Familienbischof mal wieder ein Hirte den Mund zu solchen Fragen öffnet, und vor der Lehre der Kirche nicht davonläuft. Im Folgenden das WELT-Interview mit dem Bischof von Limburg vom 5. Dezember präsentiert und wie üblich in rot kommentiert.

Welt Online: Der Streit über das Betreuungsgeld für Eltern gleicht einem Glaubenskampf. Wie steht der katholische Familienbischof dazu? (Schon dass man diese Frage überhaupt stellen muss, sagt uns viel über das angstvolle Schweigen seitens des deutschen Episkopats.)

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst: Aus Sicht der Kirche begrüße ich alle Initiativen, die den Erziehungsauftrag der Eltern unterstützen. Wo Eltern in der Lage sind, ihren Kindern in den ersten drei Lebensjahren (warum nur in den ersten drei Jahren? Warum die Anpassung an die Kindergartenmentalität? Ist die „Selbstverwirklichung“ der Eltern danach erste Priorität für den „Familienbischof“? Warum nutzt man nicht die Gelegenheit zu deutlichen Aussagen über Grundsatzfragen?) all das zu geben, was der seelischen und leiblichen Entwicklung des Kindes dient, sollte der Staat dies unbedingt fördern – auch um das Bewusstsein wachzuhalten, dass eine verlässliche Mutter-Kind- und Eltern-Kind-Beziehung nicht adäquat durch andere Einrichtungen ersetzt werden kann. (Das ist soweit richtig. Aber das trifft auf das vierte, fünfte, sechste… Lebensjahr genauso zu. Auch dass Eltern ihre Kinder in Kindergärten abladen, um nicht mehr von ihnen behindert zu werden, während sie ihren erlauchten Selbstverwirklichungsträumen nachhechten, ist nicht gerade eine löbliche Entwicklung. Zumal Kinder in Kindergärten heutzutage generell nicht gerade im christlichen Geiste erzogen werden, selbst in sogenannten katholischen Kindergärten.)

Welt Online: Daraus spricht Skepsis gegenüber Kinderkrippen. (Maria hätte ihren Sohn niemals weggegeben, und Joseph auch nicht. Die heutigen Ablagehalden für Kinder sollten nicht denselben Namen tragen, wie die Krippe, in der das Jesuskind liegt… Ich schlage vor: Kind-Zentralisationslager)

Tebartz-van Elst: Der Erziehungsauftrag der Eltern hat auch nach unserem Grundgesetz unbedingte Priorität. (Ja, nach unserem Grundgesetz ist das so. Welche kindliche Naivität veranlasst den Bischof zu glauben, das Grundgesetz spiele in der heutigen Republik noch irgendeine nicht-antiquarische Rolle? Im Grundgesetz steht auch das Recht auf Leben, das seit Jahrzehnten von allen relevanten politischen Kräften rituell mit Füßen getreten wird. Und spätestens seit dem Knebelvertrag von Lissabon ist die Bundesrepublik ohnehin nur noch von historischem Interesse und faktisch längst eine Sowjetrepublik der EU)

Welt Online: Und wenn Eltern nicht in der Lage sind, diesen Auftrag zu erfüllen?

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Tebartz-van Elst: Wo Eltern dieser Verantwortung nicht angemessen nachkommen können, sind Kinderkrippen immer die zweitbeste Lösung. (Nein. Das wären Großeltern und andere Verwandte. Alternativ könnte ein solches Kind auch per Adoption Eltern gegeben werden, welche tatsächlich ein Interesse an dem Kind entwickeln, und es nicht bloß als Konsumgut sehen. Ein Kind in eine so genannte „Krippe“ zu geben, gerade wenn man bedenkt, was das vorherrschende ideologische Gedankengut ist, das hinter der Krippenidee steht, ist nichts als eine besonders subtile und daher besonders perfide Form der Kindesmisshandlung. Ja, es mag Ausnahmen geben. Doch Krippen apodiktisch als „zweitbeste Lösung“ darzustellen, ist schlicht falsch.)  Zielrichtung aller Bemühungen um das Wohl des Kindes muss deshalb für die Politik die Stärkung der Eltern in ihrer Erziehungsverantwortung sein.

Welt Online: Was „Familie“ ist, darüber scheint es heute in der Gesellschaft keinen Konsens mehr zu geben. Hat es der Bischof und Theologe leichter mit einer Definition?

Tebartz-van Elst: Theologisch gesehen ist Familie „Kirche im Kleinen“, ecclesiola, Abbild des Bildes Gottes mit den Menschen und Zeichen seiner unwiderruflichen Treue. (Schöne Worte. Teilt das noch ein anderer Bischof so?) Gesellschaftspolitisch betrachtet ist Familie das, was das Grundgesetz definiert: die Keimzelle unseres Gemeinwesens. Beides beschreibt, was Familie bedeutet. (Ja, doch da gibt es noch die Soziallehre der Kirche, die ebenfalls etwas zur Familie sagt, was Bischof Marx, der sich scheinbar zum obersten Soziallehrer der Bischofskonferenz berufen fühlt, gern verschweigt. Ich empfehle die Enzykliken der Päpste zu diesem Thema – Links siehe auf der Seite „Lehre der Kirche“ auf diesem Blog, oder am Ende dieses Artikels.)

Welt Online: Das Begriffspaar Ehe und Familie ist für die Kirche nicht aufzulösen, aber offensichtlich für die Gesellschaft … (Die Säure des Modernismus zerfrisst alles. Sie löst alles auf, selbst die grundlegenden Bausteine der Gesellschaft. Doch damit sägt sich die Gesellschaft den Ast ab, auf dem sie sitzt, solange es ihr nicht gelingt, den fortpflanzungsprozess in Laboratorien zu synthetisieren und damit auch praktisch von der Sexualität zu trennen. Welche Folgen das haben wird, werden wir, falls das System lange genug durchhält, womöglich noch sehen. Ich empfehle Huxleys Brave New World zu dem Thema. Er war zwar Atheist, aber dennoch zuweilen prophetisch.)

Tebartz-van Elst: …und das halte ich für äußerst problematisch. (Problematisch ist eine schwache Formulierung für „absolut katastrophal“) Denn wo, wenn nicht in der Familie, lassen sich die Ausprägung von Personalität, das Erlernen von Solidarität und das Praktizieren von Subsidiarität besser erfahren? (Solidarität und Subsidiarität: Zwei wesentliche Grundsätze der Soziallehre) Zu diesem unverwechselbaren Lebensentwurf von Ehe und Familie kann es deshalb aus christlicher Sicht keine Alternative geben. (Aus christlicher Sicht? Handelt es sich bei Ehe und Familie also um eine Art christliche Sonderlehre, die sich speziell aus der christlichen Offenbarung ergibt? Seltsam, ergibt sich doch nach der naturrechtlichen Ethik das Verständnis von Ehe und Familie, welches auch die Kirche teilt, bereits durch die natürliche Vernunft.)

Welt Online: Sie meinen, mit ihrem Familienbild sei die Kirche up to date. In politischen Debatten sieht sie eher alt aus. (Welche politischen Debatten? Die Kirche schweigt sich weitgehend aus.)

Tebartz-van Elst: Wir sind mit unserem Verständnis von Ehe und Familie up to date, weil junge Menschen sie nach wie vor in ihrer Lebensplanung als erstrebenswert erachten und sie an die erste Stelle setzen. (Sachlich falsch. Sie mögen das in Umfragen behaupten – kostet ja nichts. Aber praktisch haben Ehe und Familie keine normative Bedeutung mehr in der heutigen Gesellschaft der jungen Leute. Klar sagen sie, „Familie“ sei ihnen wichtig – doch Familie ist dann das unverbindliche Zusammenleben einiger Sexualpartner und vielleicht noch die Zeugung von Kindern mit sofortiger Weitergabe an die Krippe, den Kindergarten usw., also ohne Verantwortung und Bindung.) Zahlreiche Umfragen bestätigen diesen Wert. Wer in den persönlichen Beziehungen Zuverlässigkeit und Treue erlebt, der geht mit Veränderung und Brüchen in unserer Gesellschaft zuversichtlicher um. (Ach so, jetzt reduziert der Bischof den Wert der Familie auf das subjektive Erleben von Zuverlässigkeit und Treue, die den Menschen dazu befähigten, mit „Brüchen“ besser umzugehen. Traurig, aber wahr. An solchen Äußerungen, die ja nicht falsch sind, aber unvollständig, sieht man wie sehr selbst die besseren unter den deutschen Hirten dem Zeitgeist des Modernismus anheim gefallen sind. Die natürliche Vernunft wird gar nicht bemüht, religiöse Argumente fehlen ebenfalls, es bleibt ein psychologischer Appell, die Familie sei nötig, um die Brüche der Moderne verarbeiten zu helfen. Sorry, auf ein solches klinisch von christlichen Elementen gereinigtes Familienbild kann ich verzichten.)

Wer sich persönlich gehalten weiß, kann Fragilität im Leben besser ertragen.

Welt Online: Dennoch beginnt sich ein anderes Bild durchzusetzen: Familie ist da, wo Kinder sind. (Ja, zum Beispiel in der Schule, auf Kinderfriedhöfen oder in Krippen…)

Tebartz-van Elst: Dieser Vorstellung von Familie muss ich widersprechen. (Und warum?) Diese Umschreibung bringt nicht zum Ausdruck, was wir als Christen (wieder eine christliche Sonderlehre? Oder versucht der Bischof nur den vielen gleichberechtigten Alternativreligionen nicht auf die Füße zu treten?) unter Ehe und Familie verstehen. Denn mit Ehe und Familie ist wesenhaft (ist das als Äußerung eines Wesensbegriffs im Geiste der traditionellen Philosophie zu verstehen? Wenn ja, sollte man das dann nicht erläutern, um auch die 99,999% der Leser mit einzubeziehen, die den Hl. Thomas nicht gelesen haben? Und wenn nicht, dann ist es bloß eine Leerfloskel.) die Bereitschaft verbunden, Nachkommen das Leben zu schenken und sie auf dem Fundament lebenslanger Treue (wann hat sich die Kirche in Deutschland zuletzt ernsthaft gegen die Scheidung ausgesprochen? Vermag mich nicht daran zu erinnern.) ins Leben zu begleiten. Im christlichen Verständnis sind Kinder ein Geschenk, denn in ihnen nimmt die Liebe der Partner neue Gestalt an.

Die Weitergabe des Lebens gehört für Christen existenziell zum Schöpfungsverständnis. (Für die Bischofskonferenz nach dem Verrat an Humanae Vitae durch die Königssteiner Erklärung gehört die Weitergabe des Lebens wohl eher ins Museum überalterter, fundamentalistischer Irrwege. Wenn Sie das anders sehen, Exzellenz, wo ist dann ihr Einsatz gegen die widernatürliche Verhütungsmentalität?) Ich halte es für außerordentlich problematisch (nur problematisch? Dann ist’s ja nicht so schlimm. Probleme haben wir viele, braucht man sich ja nicht gleich darüber aufzuregen, oder?), wenn sich immer stärker Vorbehalte gegenüber der Weitergabe des Lebens zeigen. (Seit Jahrzehnten dominieren diese Vorbehalte, genährt von wohlwollender Neutralität seitens der deutschen Bischöfe. Es grenzt an Volksverdummung, davon zu sprechen, derartige Vorbehalte „zeigten“ sich derzeit „immer stärker“. Sie sind längst seit Jahrzehnten dominant.)

Wie sehr das christliche Verständnis von Ehe und Familie und die demografische Entwicklung zusammenhängen, macht schon eine Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2004 deutlich: Menschen gaben hier an, deshalb keine Kinder zu bekommen, weil ihnen der richtige, verlässliche Partner fehle, obwohl sie es prinzipiell wollen. (Menschen wollen prinzipiell Kinder – als Konsumgüter. Sie denken an sich und erkennen, dass sie gern Nachwuchs hätten. Das ist der Unterschied zwischen haben und sein. Sie wollen Kinder HABEN, aber nicht Eltern SEIN. Denn Verantwortung? Abstriche von der besinnungslosen Akkumulation lebloser Konsumgegenstände zur Betäubung der inneren seelischen Leere? Nein, danke.)

Soweit der erste Teil des Interviews, samt Kommentar. Der zweite Teil folgt wahrscheinlich morgen.

Bischof Davies zu Eugenik und Holocaust

Der Bischof von Shrewsbury, Marc Davies, hat laut kath.net anlässlich eines britischen Holocaustgedenktags klare Worte zum Thema der Wiederkehr der Eugenik gefunden, und damit eine selten erwähnte Verbindung zwischen der Nazizeit und der teilweise tagesaktuellen politischen Fragestellung nach Wert und Würde des unschuldigen menschlichen Lebens gezogen. Kath.net berichtet:

Seit dem Holocaust hätten Massenmorde und Völkermorde „weiterhin die Geschichte verunstaltet“. Und „wir können nicht vergessen, dass sich die Rückkehr“ der Eugenik „direkt gegen die Ungeborenen und die Schutzlosen richtet, die man ‚lebensunfähig‘ nennt oder die mit dem ‚Gnadentod‘ bedroht werden. Der Kampf gegen das Böse geht weiter“.

Es findet tatsächlich eine Rückkehr der Eugenik statt, vielleicht nicht mehr in der direkten Absicht der Ausrottung von als minderwertig empfundenen Rassen, doch in einer eng verwandten Absicht. Seit Jahren drängen einflussreiche Kräfte in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien auf die Legalisierung der Tötung altersschwacher, schwerkranker und angeblich nicht mehr lebenswerter Menschen, zuerst noch unter dem Deckmäntelchen der Freiwilligkeit. Doch wie freiwillig ist die Handlung eines alten, kranken Menschen, dem gesellschaftlich über Jahre hinweg suggeriert wird, sein Leben sei doch nicht mehr lebenswert? Allein dieses eine Argument fegt schon die jahrelange Propaganda zum Thema restlos hinfort. Was die interessierten Eliten nicht an der weiteren Verschärfung der Propaganda hindert.

Die Vorstellung, Eugenik sei die Domäne der Nazis gewesen, ist im übrigen vollkommen falsch. Eugenik war, gerade unter den fortschrittlichen, modernen Eliten des frühen 20. Jahrhunderts „der letzte Schrei“. Man dürfe, so entschied der amerikanische Supreme Court, sicher kein Hort des Nationalsozialismus, Zwangssterilisierung durchführen, da „drei Generationen von Geistesschwachen genug“ seien. In den üblichen fortschrittlichen Ländern der USA, darunter an erster Stelle Kalifornien, waren diese Methoden besonders beliebt. Es gibt sehr interessante Parallelen zwischen der Arbeit von Margaret Sanger, der Gründerin von Planned Parenthood, in den 1920er Jahren (sie war übrigens gern gesehener Gast beim Ku-Klux-Klan wegen ihrer Haltung zur Entsorgung der angeblich minderwertigen Schwarzen) und der Arbeit der von ihr gegründeten Organisation bis heute. Verhütung, Sterilisierung, Abtreibung, Euthanasie, wenn möglich freiwillig, wenn nötig auch zwangsweise, immer aber in süßliche Lügen eingekleidet, um das Volk über die wahren Absichten zu täuschen – das war damals das Programm, und das ist es bis heute.

So gehört eine zumindest wohlwollende Neutralität gegenüber der zwangsweisen Bevölkerungskontrolle mittels Abtreibungen durch die chinesische Ein-Kind-Politik unter einflussreichen Eliten in der westlichen Welt mehr oder weniger zum guten Ton. Abtreibung, Verhütung und Sterilisierung gelten schon fast als Grundrechte, und die Euthanasie wird gerade wieder hoffähig gemacht.

Damals ging es oft gegen „minderwertige“ Völker – man wollte die „minderwertigen“ Rassen auslöschen oder zumindest an der Fortpflanzung hindern, um die (in der Regel weiße) Herrenrasse zu fördern. Selbstverständlich zum Wohl der ganzen Menschheit, wurden doch dem Weißen allein die für Zivilisation und Fortschritt notwendigen Qualitäten zugeschrieben.

Heute ist man weniger differenziert. Es geht gegen alle Völker, in der Regel im Namen des Umweltschutzes. Der vom Menschen verursachte Klimawandel wird dazu gern als Vorwand benutzt. Weniger Menschen heißt nach dieser Ideologie auch weniger gefährliche Emissionen, und damit eine gesündere Umwelt. Nur bitte nicht den eigenen Luxus in Frage stellen, denn mit einer bescheideneren Lebensweise der Menschen wäre auch Platz für alle auf der Erde, aber darüber darf man ja nicht sprechen. Zuweilen wird zusätzlich zu dem Umweltargument auch noch von der Befreiung der Frau aus den Fesseln der Mutterrolle angesprochen, die bekanntlich ebenfalls eine sehr hohe Priorität unter westlichen Eliten einnimmt – im Namen der „Gleichstellung“ oder des „Gender Mainstreaming“, welches sowohl von der UNO als auch von der EU als wesentliches Ziel anerkannt und Entwicklungsländern aufgezwungen wird und die aggressive Unterstützung fast aller westlichen Staaten findet. Auch hier gilt natürlich: Weniger Kinder heißt weniger Belastung durch Kinder – also mehr „Freiheit“ für Frauen und Männer zu tun und zu lassen was sie wollen.

Die konkreten Motivationen mögen sich der Zeit anpassen – die Methoden tun es nicht, und sie sind genauso verwerflich wie damals. Auch wenn die heutigen Protagonisten nicht zum Ku-Klux-Klan gehen oder widerliche Schnurrbärte tragen.

Es ist schön, dass diese offensichtliche Parallele auch einmal von einem Bischof erkannt und angesprochen wird.

Schade, dass die deutschen Bischöfe lieber durch ihr Verhalten stillschweigende Zustimmung zur wachsenden Kultur des Todes (wie dies der Selige Johannes Paul II. formuliert hat) signalisieren, statt ihren verbleibenden Einfluss zu energischem Kampf für Wert und Würde aller Menschen, vom Moment der Zeugung bis zum natürlichen Tod, zu nutzen.

Über Krisenschwangerschaften und das Lebensrecht aller Menschen

Die Antwort auf eine Krisenschwangerschaft ist die Krise zu eliminieren, nicht das Kind. (Gefunden hier)

Zu dem Thema sollte man einmal in die Enzyklika „Evangelium Vitae“ von Papst Johannes Paul II. schauen – es lohnt sich.

Auch in Deutschland gibt es Organisationen – kleine, schwache, von der katholischen Kirche leider weitgehend ignorierte Organisationen, die sich ernsthaft für Mütter ungeborener Kinder in schwierigen Situationen einsetzen, ohne diese Hilfe mit der Ermordung ihrer Kinder zu verbinden. Eine solche unterstützenswerte Gruppe ist „Die Birke e.V.“.

Ein Tropfen auf den heißen Stein bei über 100000 offiziell gemeldeten Abtreibungen und Dunkelziffern teilweise jenseits der 300000? Mag sein. Aber jeder dieser kleinen Tropfen auf den höllisch heißen Stein rettet ein Menschenleben… Wie wichtig doch Tropfen auf heißen Steinen sein können. Und bekanntlich höhlt der stete Tropfen am Ende auch den härtesten Stein.

„Personhood“ Initiative in Mississippi gescheitert

Eine von vielen Lebensschützern als Chance begriffene Volksabstimmung im US-Bundesstaat Mississippi ist am gestrigen Dienstag mit fast 60% unerwartet deutlich niedergestimmt worden. Noch Tage vor der Abstimmung hatten Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Befürwrotern und Gegnern der Initiative erwartet.

Wäre die Initiative angenommen worden, hätte fortan in Mississippi jeder Mensch, ab dem Beginn seines Lebens im Moment der Zeugung, den vollen Schutz des Gesetzes genossen. Faktisch hätte dies, zumindest vorläufig (dazu gleich mehr) das Aus für Abtreibung aber auch frühabtreibende Verhütungsmittel wie die „Anti-Baby-Pille“ bedeutet. Mississippi ist einer der gesellschaftlich konservativsten Bundesstaaten, besonders aufgrund einer starken evangelikalen Bevölkerungsschicht, so dass Befürworter der Initiative durchaus gute Chancen gegeben hatten, zumal wichtige landespolitische Vertreter der Republikaner und Demokraten, die Gouverneurskandidaten der Parteien und der noch amtierende republikanische Gouverneur Barbour eingeschlossen, sich hinter den Plan gestellt hatten.

Doch die Front der Lebensschützer war nicht geschlossen. Einflussreiche Lebensrechtsgruppen, darunter National Right to Life, hatten sich gegen die Initiaitive ausgesprochen, da sie befürchteten, sie könne langfristig mehr schaden als nutzen. Warum?

In den USA gibt es durch die Entscheidung des Supreme Courts im Falle „Roe vs. Wade“ aus dem Jahr 1973 ein Recht auf Abtreibung, das ausnahmslos für die ersten drei Monate gilt, und auch danach nur unter besonderen Umständen beschränkt werden darf. Bei der Initiative in Mississippi handelte es sich um einen bewussten, direkten Angriff auf den Präzendenzfall von 1973, in der Absicht, den Supreme Court, der derzeit deutlich konservativer besetzt ist als damals, zu einer neuen Entscheidung zu zwingen. Dass Abtreibungsbefürworter gegen die Initiative klagen würden, das hatten die Lebensschützer einkalkuliert. Letztendlich würde dann das Höchste Bundesgericht, der Supreme Court, über den Fall entscheiden, und von dem erhoffte man sich dann eine günstige Entscheidung. Zumal aus der US-Verfassung, selbst nach der Ansicht vieler Abtreibungsbefürworter, wahrlich kein Recht auf Abtreibung hervorgeht, und es sich bei „Roe vs. Wade“ um eine im Wesentlichen politisch durch den Wunsch nach „fortschrittlicher“ Legalisierung der Abtreibung motivierte Entscheidung gehandelt hat.

Doch ob der Supreme Court seine Entscheidung von 1973 tatsächlich revidieren würde, ist umstritten. Von vier der neun Richter vermutet man zwar stark, sie wollten Änderungen an der damaligen Entscheidung, doch vier sind keine Mehrheit. Fünf Stimmen sind für eine solche Entscheidung erforderlich. Und solange die Demokraten die Mehrheit im Senat haben und Obama Präsident ist, besteht auch keine Aussicht auf die Ernennung eines fünften revisionswilligen Verfassungsrichters, so dass eine Mehrheit, so argumentieren die Teile der Lebensrechtsbewegung, die gegen die Initiative sind, unwahrscheinlich sei. Und verlöre man diesen Fall, so würde dadurch ein weiterer Präzedenzfall zugunsten des „Rechts auf Abtreibung“ geschaffen (und Präzedenzfälle sind entscheidend für das US-Rechtssystems – je mehr Präzedenzfälle es gibt, umso weniger Bereitschaft werden zukünftige Richter zeigen, nunmehr ganz anders zu entscheiden). Die Aufhebung von Roe vs. Wade ist aber die Voraussetzung für ein Abtreibungsverbot, also für konsequenten Lebensschutz. Solange das Verfassungsgericht in die Verfassung ein Recht auf Abtreibung hineinliest, wird jedes Abtreibungsverbot nicht in besserem Lebensschutz, sondern nur in einem weiteren, langfristig schädlichen, Präzedenzfall zugunsten des Rechts auf Abtreibung enden.

Ferner, so die Gegner der Initiative, würde durch eine weitere Niederlage vor dem Supreme Court die öffentliche Meinung noch stärker gegen die Sache des Lebensschutzes gewendet.

Hinzu kommt, dass die katholischen Bischöfe von Mississippi sich öffentlich gegenüber der Initiative für neutral erklärt haben und gravierende Zweifel angemeldet haben, ob diese Strategie im Kampf für das Lebensrecht aussichtsreich sei. Vor diesem Hintergrund der Spaltung der Lebensrechtler kommt die Niederlage in Mississippi nicht überraschend, auch wenn gegenteilige Hoffnungen kurzzeitig durch die Unterstützung der lokalen Politiker und einige Meinungsumfragen geweckt werden konnten.

Zwar ist die Lebensrechtsbewegung in Mississippi stark, vermutlich auch mehrheitsfähig, aber nur wenn sie geschlossen auftritt.

Mit fast 60% Gegenstimmen war die Initiative ein Schlag ins Wasser, und wenn es in Mississippi keine Mehrheit dafür gibt, dann wird es auch kaum einen anderen Staat geben, in dem sich eine solche Volksabstimmung gewinnen ließe.

Wie auch immer man zu der Sachlage und den möglichen rechtlichen Komplikationen, die eine Mehrheit für die Initiative bedeutet hätte, stehen mag, gestern ist eine sehr weitreichende Initiative zum Schutz der Ungeborenen deutlich besiegt worden. Die Tötung der Unschuldigen hat abermals, diesmal dank taktischer Streitigkeiten unter Lebensschützern, einen Sieg errungen.

Soweit die tagesaktuelle Frage – doch, der regelmäßige Leser wird es bereits geahnt (befürchtet?) haben, es gibt da noch mehr zu sagen, eine grundsätzliche Frage, zu der ich noch etwas mehr sagen möchte: Warum ist die Flut der modernistischen Aushöhlung des natürlichen moralischen Gesetzes immer höher als die vorherige Flut und die aktuelle Ebbe immer höher als die vorige Ebbe – kurzum: Warum haben die Verteidiger des natürlichen Sittengesetzes seit mehr als 200 Jahren langfristig immer nur verloren?

Doch davon morgen mehr….

Polen: Triumphaler Wahlsieg für Kultur des Todes

Bei den Wahlen zum polnischen Sejm konnte die Partei des amtierenden Ministerpräsidenten Donald Tusk mit gut 39% der Stimmen unter leichten Verlusten die Position der stärksten Partei behaupten. Hinter Tusks Bürgerplattform (PO) blieb die PiS, gewöhnlich in der deutschen Presse mit „Recht und Gerechtigkeit“ übersetzt, unter ihrem Ergebnis von 2007 und erreichte nicht ganz 30% der Stimmen.

Hinter den beiden großen Parteien, deren Stimmanteil und Sitzzahl relativ konstant geblieben sind, wurde jedoch mit der neugegründeten, radikal-antiklerikalen „Palikot-Bewegung“ eine neue Gruppierung drittstärkste Kraft und könnte damit in die Rolle des Züngleins an der Waage rutschen – eine Rolle, die bislang die Bauernpartei, eine inhaltlich flexible, als opportunistisch geltende Gruppierung, innehatte.

Die postkommunistischen Sozialisten büßten erneut stimmen ein, und blieben erstmals sogar unter 10%.

Was bedeutet dieses Wahlergebnis für Polen, wo noch vor wenigen Wochen über ein völliges Verbot der Tötung unschuldiger Menschen durch Abtreibung abgestimmt worden war? Nun, Donald Tusk, inhaltlich wie persönlich nahe an Angela Merkel und ihrer neuen, familien- wie lebensfeindlichen CDU, hatte bei der Abstimmung über das Abtreibungsverbot vor einigen Wochen kurzfristig den Fraktionszwang eingeführt, welcher normalerweise für Gewissensentscheidungen aufgehoben ist (wie auch in Deutschland üblich). Kaczynskis PiS befürwortet das Lebensrecht unschuldiger Menschen, wie auch die Mehrheit der Abgeordneten von Tusks PO und der Bauernpartei. Wie üblich sind sozialistische Parteien generell nicht am Wohl der Unschuldigen Kinder interessiert, und so stehen auch die Postkommunisten in Polen für die Freigabe der Tötung der Unschuldigen, sofern sie ihrer Mutter hinderlich sind. Selbstverständlich trifft dies in noch stärkerem Maße auch auf die Kirchenhasser um Palikot zu. Eigentlich, so müsste man vermuten, wäre durch diese Konstellation eine Mehrheit für den Lebensschutz sicher, wenn nicht Tusks Fraktionszwang in der PO gültig wäre.

In erster Lesung hatte der polnische Sejm dem Abtreibungsverbot im Sommer mit großer Mehrheit zugestimmt – dann kam der erwartete internationale Druck und Tusks Entscheidung zum Fraktionszwang. In der entscheidenden Abstimmung fiel das Lebensrecht dann mit 186 zu 191 Stimmen bei sehr vielen Enthaltungen durch.

Der neue Sejm ist mit Palikots Extremisten, den Abtreibungsliebhabern aus der sozialistischen Ecke, der auf Linie gebrachten PO, und der opportunistischen Bauernpartei wohl mit einer klaren Mehrheit für die Fortführung der bisherigen Abtreibungsgesetzgebung ausgestattet. Ein wichtiger Durchbruch ist damit verhindert worden.

Bereits heute hat Polen jedoch, verglichen mit der menschenverachtenden Praxis in den anderen europäischen Ländern (mit Ausnahme Irlands und Maltas) eher humane Regelungen zur Tötung der Ungeborenen. Abtreibung ist nur in seltenen Ausnahmefällen zulässig – was sich auf etwa 500 Abtreibungen pro Jahr beläuft. Die internationale Abtreibungslobby, die in Tusk und seinem ehemaligen Parteifreund Janusz Palikot wohl solide Verbündete hat (wobei Palikot ein radikaler Schreihals und Tusk ein sich gemäßigt gebender Politiker im Geiste Angela Merkels ist), ist mit dieser Rechtslage selbstversändlich nicht zufrieden. In der Zange zwischen einer räuberischen EU und einer bereitwillig die Schwächsten verratenden polnischen Regierung unter Tusk, womöglich bald mit Palikots Fanatikern als Koalitionspartner, wird die internationale Abtreibungslobby sich sicher sein können, dass der Schutz der Schwachen nicht ausgebaut, und wahrscheinlich sogar zurückgefahren wird.

Und dass ein Palikot überhaupt ein zweistelliges Ergebnis gewinnen konnte, zeigt, wie sehr das Gift des Antikatholizismus selbst in das immer als solide katholisch erscheinende Polen bereits injiziert worden ist. Wenn Irland das Beichtgeheimnis vernichten und Polen sich nicht zum Schutz der Ungeborenen entschließen kann, dann wissen wir: Der Einfluss der Kirche ist selbst in ihren Stammländern praktisch verschwunden. Spanien und Portugal haben inzwischen barbarische Abtreibungsgesetze – zwei weitere traditionell katholische Länder.

Die Marienerscheinung von Fatima versprach den Portugiesen, in ihrem Land werde die katholische Lehre bewahrt werden. Ist das so? Wenn ja, wo? Sieht es nicht vielmehr so aus, als ob die ganze westliche Welt, Portugal eingeschlossen, von der tosenden Flut des aggressiven Säkularismus überspült würde und so der moralische Relativismus oder gar Nihilismus die Parlamente, Gesetze, Gerichte und Köpfe erobert?

Selbst in Malta gibt es inzwischen die Scheidung.

In den meisten westlichen Ländern traut sich die Kirche nicht einmal mehr, wesentliche Themen ihres Glaubens überhaupt anzusprechen, und oft genug schleicht sich der Verdacht ein, ihre Vertreter glaubten selbst nicht mehr daran.

Palikot mag nur 10% erreicht haben, doch der Kern seines Denkens hat in Westeuropa inzwischen alle Parteien erfasst, und hat auch in Polen mehr Anhänger, als sein Stimmanteil ausdrückt – besonders populär ist der Antikatholizismus in der jungen Generation, in der Palikot allein 25% der Stimmen erhalten hat. Auch in Polen spielt die Kirche die jetzige Lage kräftig herunter und scheint sich der Gefahr nicht bewusst zu sein. Man müsse, „mit der ganzen Gesellschaft kommunizieren, nicht nur mit den Gläubigen„, sagt man dort. Auch dort scheint man sich also auf ein Kommunikationsproblem zurückzuziehen. Die Völker wenden sich doch nur von uns ab, weil wir nicht gut genug „kommuniziert“ haben – verbal, versteht sich, nicht sakramental, wo kämen wir denn da hin!?

Die Wahlen in Polen sind enttäuschend, weil man fast den Eindruck hätte haben können, als wehre sich dort noch ein Land gegen den reißenden Strudel des todbringenden Säkularismus mitsamt seiner unmenschlichen Menschenfreundlichkeit und seiner amoralischen Moral. So kann man sich täuschen. Polen wehrt sich nicht, sondern umarmt seinen schlimmsten Feind. Die Kälber wählen ihre Schlächter nicht selber – denn die ungeborenen Kälber sind noch zu klein, um wählen zu dürfen.

Aber ihre Mütter wählen die Schlächter für sie gleich mit.

Und nennen das Fortschritt.

Kinder als Straftat

In China ist es schon soweit – wer dort mehr als ein Kind in die Welt setzt, der bekommt es mit dem Staat zu tun, denn mehrere Kinder zu haben ist dort illegal.

Ein indischer Bundesstaat, Kerala, scheint jetzt nachziehen zu wollen. Mehr als zwei Kinder sollen, in diesem Fall, nicht mehr zulässig sein. Schließlich hat man sonst ja zu viele Esser. Mehr noch: Es wäre religiösen Organisationen (also etwa der katholischen Kirche) verboten, Paaren von der Verwendung künstlicher Verhütungsmethoden abzuraten. So schreibt etwa LifeNews:

The Kerala Women’s Code Bill would impose a fine of 10,000 rupees (US$200) or three months in jail for couples having more than two children, and bar such couples from receiving social benefits from the government. The law, which is being drafted by a committee headed by former Supreme Court Justice V. R. Krishna Iyer, would also bar religious and political organizations from discouraging the use of contraceptives and other “family planning” measures.

 

Diese „other family planning measures“ werden sich wohl, wie in der Sprache der internationalen Organisationen schon länger üblich, auch auf Abtreibung beziehen.

Hier bietet sich den muslimischen und christlichen Minderheiten im indischen Bundesstaat Kerala die Chance, gemeinsam gegen diesen schrecklichen Eingriff in Elternrechte und letztlich wohl auch das Lebensrecht der Kinder zu protestieren. Glücklicherweise scheint dies auch zu geschehen. Wie erfolgreich der Kampf gegen das lebensfeindliche Gesetz sein wird, ist noch nicht absehbar.

Man täusche sich allerdings nicht: Solche Gesetze mögen in Westeuropa derzeit noch nicht existieren, aber hinter dem Deckmantel der „Sorge“ um Klima und Umwelt, garniert mit sorgfältig ausgestreuter Status- und Wohlstandsangst vor Überbevölkerung sind ähnliche Gedanken auch in Westeuropa auf dem Vormarsch.

Indien mag weit weg erscheinen, aber die hinter dem Gesetz stehende Ideologie der Kultur des Todes ist in Europa auch sehr weit verbreitet, und wird in den kommenden Jahren, sofern kein Wunder geschieht, immer mächtiger werden.

Bereits heute sind Familien mit vielen Kindern in Deutschland – selbst unter Katholiken – eine absolute Seltenheit. „Wir haben eine kinderreiche Familie.“ – „Was? Ihr habt mehr als ein Kind?“. Das ist die Mentalität in Deutschland. Ein Kind, okay. Zwei? Auch noch akzeptabel. Drei? Was habt Ihr Euch nur dabei gedacht? Vier oder mehr? Unverantwortlich!

Eine solche Mentalität bringt im Laufe der Zeit auch entsprechende Gesetze hervor. Anreize gegen Kinder gibt es genug, schon heute. Wann folgen die Gesetze? Es kann nicht mehr lange dauern.

In Indien ist es schon soweit. Beten wir alle für den Erfolg der Proteste gegen dieses kinderfeindliche, familienfeindliche, lebensfeindliche und letztlich auch christenfeindliche, ungerechte Machwerk von einem Gesetz? Ich werde es jedenfalls tun.

Kooperation mit Abtreibern selbst im Erzbistum Köln?

Kooperation mit Abtreibern in deutschen Bistümern

[Bild beim Blogger Alipius gefunden]

Nun hat sich Kardinal Meisner zur Frage des Verhältnisses katholischer Beratungsstellen zur Abtreibungslobby geäußert – hier auf Kreuzfährten war die Kontroverse bereits mehrfach Gegenstand von Artikeln und Kommentaren (etwa hier und hier). Die Bischofskonferenz als Ganze hatte sich bislang zu nicht mehr als einer verhaltenen Distanzierung von Abtreibungsbefürwortern wie „pro familia“ [= anti-familia] durchringen können. Kardinal Meisner findet nun, glücklicherweise, klarere Worte. Hier einige Auszüge seiner Antwort zum Thema, die sich bei kath.net im Volltext findet:

„Zunächst möchte ich noch einmal ganz deutlich unterstreichen, dass es keinerlei inhaltliche Kooperation mit „pro familia“ gibt. Das ist mit Organisationen wie „pro familia“, deren Überzeugungen unserem Menschenbild und unserer Überzeugung vom Schutz des Lebens diametral entgegenstehen, auch gar nicht möglich.
Unser Diözesanbeauftragter für Ehe-, Familien und Lebensberatung, Dr. Hanspeter Schmidt, ist Vorsitzender der Katholischen Bundeskonferenz Ehe-, Familien- und Lebensberatung, er vertritt diese aber nicht im Deutschen Arbeitskreis für Jugend-, Ehe- und Familienberatung (DAKJEF). Ich weiß bei Dr. Schmidt die Themen der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung für das Erzbistum Köln seit vielen Jahren in guten Händen.

(…)
Unsere katholischen Beratungsstellen haben nicht umsonst einen exzellenten Ruf.

(…)

Auch im Dachverband der institutionalisierten Beratung (DAKJEF) geht es nicht um inhaltliche Fragen, sondern darum, Mindestqualitätsstandards methodischer Art sicherzustellen.
(…)
Mit freundlichen Grüßen
+ Joachim Kard. Meisner

(Hervorhebungen von Catocon)

WAs ist nun davon zu halten? Sicherlich – eine klare Stellungnahme dieser Art ist dringend erforderlich gewesen. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Sind, um den Kardinal zu zitieren, im Erzbistum Köln „die Themen der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung für das Erzbistum Köln seit vielen Jahren in guten Händen.

Wenn ja, dann sollte man annehmen können, dass die dortige Praxis der katholischen Lehre entspricht. Dies ist aber leider nicht der Fall. Im Gegenteil: Man darf zwar nicht mehr selbst Darfscheine zur legalen Tötung der Ungeborenen ausstellen, verweist aber zuweilen einfach an andere Beratungsunternehmungen, die dann die Pflichtscheine ausstellen.

Das ist, wie der geschätzte Bloggerkollege Tiberius korrekt feststellt, weit mehr als „inhaltliche Kooperation mit der Abtreibungslobby“. Es ist praktische Beihilfe zur legalen Tötung der Unschuldigen.

Nun muss man der Fairness halber sagen, dass niemand weiß, wie häufig solche Fälle in Deutschland oder im Erzbistum Köln sind – es könnten isolierte Einzelfälle sein, für die selbst der beste Kardinal nichts kann. Und selbst wenn nicht, so wäre es zumindest möglich, dass der Kardinal nichts davon weiß. Es liegt mir also fern, dem Kardinal hier Unehrlichkeit oder auch nur Versagen zu unterstellen. Doch ist es nicht zutiefst besorgniserregend, wenn selbst unter dem mit Abstand besten Hirten in Deutschland solche Fälle auftreten können? Ist es nicht erschütternd, dass die Verweltlichung der Kirche so weit fortgeschritten ist, dass selbst im Erzbistum Köln Abtreibung als ganz normal und selbstverständlich angesehen wird?

Wird nicht gerade vor diesem Hintergrund die dringende Notwendigkeit einer radikalen „Ent-Weltlichung“ wie der Papst das bei seinem Deutschlandbesuch genannt hat, noch klarer?

Nun, es ist zu hoffen, dass der Kardinal von diesem Fall und ähnlichen Fällen nichts weiß, und, sobald er davon erfährt, entschlossen handeln wird. Bei Kardinal Meisner kann man es sich wenigstens vorstellen.

Aber wie sieht die Lage bloß in Erzbischof Zollitschs Bistum Freiburg, oder im Osnabrück des Bischofs Bode aus – zwei nicht gerade als besonders entschlossen gegen Missbräuche und schwerwiegende Verstöße gegen die Lehre der Kirche vorgehende Hirten.

Wie groß ist der Anteil der deutschen getauften Katholiken, die diese Art Beratung zur Tötung der Unschuldigen gutheißen? 80%? 85%? 90%?

Wie groß ist der Anteil der deutschen Gremienkatholiken, die diese Art Beratung zur Tötung der Unschuldigen gutheißen? 99%? 99,5%?

Wie groß ist selbst der Anteil der deutschen Bischöfe, die diese Art Beratung zur Tötung der Unschuldigen gutheißen? Unter Beachtung ihres Widerstands gegen die Abschaffung der Beratungsscheine in kirchlichen Beratungsstellen? Mindestens 50%.

Wer solche Hirten und Kirchenvertreter hat, wer braucht da Häretiker?

Abtreibung und irreguläre Familienverhältnisse

Wer noch einen statistischen Nachweis zusätzlich zu den offenkundigen moralischen und praktischen Erwägungen gebraucht hat, dass das voreheliche Zusammenleben ebenfalls extrem schädlich ist, der kann ihn nun hier finden.

Eigentlich bräuchte man keinen solchen Nachweis, doch „im Heute“ kann man davon ausgehen, dass selbst elementarste moralische Reflektionsfähigkeiten mangels sittlicher Erziehung niemals entwickelt worden sind – daher, kompatibel mit der engstirnigen „instrumentellen Vernunft“ (um den Papst aus seiner Jahrhundertrede im Bundestag zu zitieren), eine Statistik.

Abtreibungsrate bei verheirateten Paaren: 7,7 von 1000.

Abtreibungsrate bei nicht verheirateten, zusammenlebenden Paaren: 59,3 von 1000.

Die Zahlen stammen aus den USA, aber das wird hier nicht anders sein. Manchen wird das nicht schrecken (Abtreibung ist schließlich für den heutigen Menschen ein „Frauenrecht“ – Ausübung von Rechten ist niemals schlecht, also ist Abtreibung dieser Überlegung folgend immer etwas sehr Gutes!)