Nun, „habemus papam“. Soviel steht zumindest fest. Dem Amt des Papstes gebührt Respekt, vollkommen unabhängig von der Person, die es zufällig gerade besetzt, oder ihren politischen oder liturgischen Positionen.
Dennoch bleibt es bei einigen Einschätzungen, die in sehr emotionaler Art und Weise in meiner ersten Reaktion zum Ausdruck gekommen sind.
1. Papst Franz hat durch seinen ersten Auftritt gleich deutlich gezeigt, wohin die Reise gehen wird. Exsurge Domine hat dazu einige Worte verloren. Doch selbst ohne diesen Auftritt ist vollkommen klar, wessen Geistes Kind dieser Papst ist. Er ist nicht umsonst 2005 der Favorit der Anti-Ratzingerianer gewesen. Er war der Lieblingskandidat des sogenannten „progressiven“ Flügels, dem es vor einem Pontifikat, in dem womöglich der wahre Glaube und eine ehrfürchtige Liturgie wieder auf dem Programm stehen könnten, wahrlich graute. All jene, die heute die Anpassung der Kirche an den Zeitgeist bejubeln, können sich freuen: Sie haben jetzt einen Verbündeten im Vatikan, der buchstäblich alle Schranken zur Verwirklichung der kühnsten nicht-dogmatischen Träume der Abbruchunternehmer beiseite räumen kann, einfach kraft seiner Autorität.
2. Dieses Pontifikat wird die Abbruchhermeneutiker lehren, dass sie sich nicht von Rom zu lösen brauchen, weil Rom alles unternehmen wird, um sich von der Tradition zu lösen. Bergoglio, Papst Franz, ist 2005 wie 2013 der Liebling der Abbruchhermeneutiker gewesen – ganz sicher nicht, weil er so liebenswürdig ist, sondern weil er ihren Positionen vollumfänglich zustimmt.
3. Sicher, der frühere Erzbischof von Buenos Aires hat sich gegen die Einführung der Homo-Ehe und der Abtreibung in Argentinien ausgesprochen. Das tun ja die deutschen Pillenbischöfe auch immer wieder. Nur in beiden Fällen folgen selbstverständlich keine Taten, abgesehen von zeitgeistkonformer Anbiederung an die Mächtigen, die bei Papst Franz auch gegenüber der argentinischen Militärdiktatur vor einigen Jahrzehnten bereits hoch im Kurs gestanden hat.
4. Liturgisch ergibt bereits eine einfache Bildersuche im Internet, was wir von dem neuen Papst zu erwarten haben. Ob sich die liturgischen Tänzerinnen nach einer achtjährigen Auszeit jetzt schon wieder warmlaufen? Ehrfurcht und Anbetung ist von diesem Papst jedenfalls nicht zu erwarten.
5. Alle Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen der traditionellen Katholiken sind mit dem Ausgang des Konklaves restlos hinweggefegt. Wir haben es mit einem Papst zu tun, der sehr energisch die Umsetzung von Summorum Pontificum in seinem Erzbistum Buenos Aires unterbunden hat.
6. Selbstverständlich wird dieser Papst niemals eine überlieferte Messe zelebrieren, und er wird auch nicht einen einzigen Finger rühren, um die überlieferte Messe zu verteidigen. Im Gegenteil. Ich erwarte in etwa einem halben Jahr eine gründliche Überarbeitung und Modernisierung der sogenannten „außerordentlichen Form“. Selbstverständlich wird er Summorum Pontificum nicht abschaffen – aber er wird es unterlaufen, wo und wie er kann.
7. Es darf spekuliert werden, wann Gesinnungsgenosse Hans Küng in Kardinalswürden erhoben werden wird.
8. Die erneute Exkommunikation der Piusbruderschaft dürfte auch anstehen – welch ein Glück, dass die FSSPX standhaft geblieben ist. Hätte sie damals der Einigung unter den damaligen Vorzeichen zugestimmt, wäre es nur wenige Monate später unter einem radikal feindseligen Papst direkt wieder zum Bruch gekommen. Die „harte“ Haltung der Bruderschaft hat sich damit vollumfänglich bestätigt. Ein Progressist auf dem Stuhl Petri wird das Konzil als Superdogma ansehen.
9. Alles, was in den letzten Jahren langsam, zaudernd, zart ins Rollen gekommen war, ist mit dieser Entscheidung hinfällig. Kommando zurück, heißt es – Paul VI. ohne Humanae Vitae sozusagen.
10. Ich prophezeihe, dass der neue liberal-progressive Papst sehr schnell die Gunst der Medien verlieren wird, sobald er ihnen nicht mehr radikal genug ist.
11. Die Progressisten haben einen großen Coup geschafft. Endlich haben sie einen der Ihren durchgesetzt. Dass es kaum mehr als 24 Stunden gedauert hat, für ihn eine Zweidrittelmehrheit zusammenzubringen, beweist, dass die Progressisten von Anfang an eine riesige Mehrheit unter den Kardinälen hatten. Dies sagt einiges über die Kardinalsernennungen des Papstes Benedikt, denn 2005 gab es eine solche Mehrheit nicht einmal im Ansatz – im Gegenteil, Kardinal Ratzinger, ein Liebling des eher konservativen Flügels, wurde ebenso schnell und problemlos gewählt. Die neuen Kardinäle müssen beinahe einstimmig für den progressistischen Papst gestimmt haben.
12. Dies ist der schwärzeste Tag für die Kirche seit dem Tag, an dem die von revolutionärem Geist infizierte qualifizierte Mehrheit der Konzilsväter 1962 die vorbereiteten Schemata zerrissen hat, um mit der Kirche ganz neu anzufangen.
13. Es steht zu hoffen, dass ich mich vollkommen irre, und Papst Franz eine totale Kehrtwende vollziehen wird und in Zukunft als Verteidiger der Wahren Religion und ihrer Tradition auftreten wird, statt (wie bisher) als einer ihrer prononcierteren progressistischen Gegenspieler.
14. Auf einigen Blogs habe ich gelesen, sie seien von der Papstwahl überrascht gewesen. Ich war es nicht. Dass es – bei der Zusammensetzung des Konklaves – eigentlich nur ein gemäßigter oder ein radikaler Modernist sein konnte, war schon vorher klar. Und bei einem kurzen Konklave mussten die Mehrheitsverhältnisse zugunsten der Modernisten sehr, sehr klar gewesen sein. Wer wäre als modernistischer Wunschkandidat in Frage gekommen? Scherer hatte sich durch seinen Wahlkampf diskreditiert, Schönborn wäre zu offen als Hätschler der Häresie dahergekommen, einen weiteren deutschen Papst konnte man nicht durchsetzen. Wer bot sich also an? Kardinal Bergoglio, der schon 2005 die Rolle des Widersachers der glaubenstreuen Fraktion übernommen hatte, der bezeichnenderweise in Deutschland Theologie studiert hat etc. etc. Als der weiße Rauch aufstieg, dachte ich sofort: Scherer? Schönborn? Vielleicht, aber eher unwahrscheinlich. Wer könnte sonst noch von diesem Flügel gewählt werden? Und einer der wenigen Namen, die mit dort einfielen, war „Bergoglio“.
15. Diese Wahl ist also keine Überraschung, sondern die erwartete Katastrophe. Wie gesagt, vielleicht irre ich mich ja. Gott ist sicher in der Lage, auch einen Progressisten wie Papst Franz zur Tradition zu führen, wenn und sofern dieser dazu bereit ist, auf Gott zu hören.
Heiliger Papst Pius X., bitte für uns!