In einem Kommentar zu meinem Artikel über die scheinbar entstehende deutsche Nationalkirche wurde auf das Problem der in Deutschland wohl fehlenden Exorzisten hingewiesen. Wenn ich die Lage richtig verstanden habe, ignorieren viele Bistümer den Bedarf an Exorzisten, weil dort nicht mehr an die Notwendigkeit solcher Aktionen – und die Existenz von Teufel und Dämonen geglaubt wird. Obgleich es sich um eine klare Glaubenswahrheit handelt, die sogar durch alltägliche Erfahrung des Bösen um uns herum und in uns bestätigt wird, leugnet man heute die Existenz eines persönlichen Bösen entweder offen, oder schweigt von ihr ohrenbetäubend.
Diese Situation ist wohl in den meisten westeuropäischen und nordamerikanischen Diözesen nicht anders. Doch wenn es wirklich hart auf hart kommt, wenn die Menschen wirklich in Bedrängnis durch übernatürliche böse Mächte geraten, dann wissen sie, zumindest wenn man diesem Artikel von Fr. Longenecker folgen möchte, immer noch an wen sie sich zu wenden haben – einen katholischen Priester.
Fr. Longenecker berichtet:
The call came in through our parish answering service: „Err, I don’t know if you can help with this one, but the person calling says they have demons in their house.“
The person calling said there were disturbances in their house, and her husband was brought up a Catholic but hardly ever went, and his mother and sisters are all Wiccans. Not good. So I arranged to visit on Sunday after Mass.
Nun ja, das könnte ganz natürlich sein, aber als Katholik kann man die andere Option nicht gänzlich ausschließen. Zumal große Teile der Familie sich in sehr fahrlässiger Weise mit bestimmten Praktiken beschäftigt zu haben scheinen, die, sagen wir es einmal so, vermutlich nicht gerade die geistliche Gesundheit fördern.
Früher hätte ich solche Berichte grundsätzlich als unsinnig abgetan. Vor fünf Jahren glaubte ich in keiner Form an etwas Übernatürliches – weder Gott, noch Engel, noch Wunder, noch den Teufel. Doch je mehr ich mich mit Geschichte und ethischen Fragen beschäftigte, umso mehr erkannte ich wie tief im Menschen der Impuls zum Bösen sitzt, wie sehr die verschiedenen, nach menschlichem Ermessen völlig unverbundenen bösen Taten den Anschein erwecken, einem verborgenen Plan zu folgen, und dass es wirklich Menschen gegeben hat und immer noch gibt, die so sehr in den Klauen des Bösen sind, dass sie aus eigener Kraft nicht mehr herauskommen.
Selbst war ich nie mit irgendwelchen übernatürlichen Praktiken in Berührung gekommen – ich hielt das alles für Unsinn, aber vielleicht bewahrte mich mein Instinkt das alles für lächerlich zu halten vor großem Schaden. Doch die erwähnten Überlegungen brachten mich zu der Einsicht, dass es so etwas wie ein absolut Böses geben müsse. Und wenn es so etwas gab – sichtbar war es jedenfalls nicht, und konnte genausowenig gemessen werden – dann musste es irgendwie übernatürlich sein.
Von diesem Zeitpunkt hielt ich die Existenz von Teufel und Dämonen nicht mehr für ausgeschlossen. Seither belächle ich Berichte wie den von Fr. Longenecker nicht mehr. Und nach einer Weile legte ich auch mein irrationales Vorurteil gegen Exorzismen ab. Doch trotzdem habe ich mich mit diesen Fragen nie intensiver beschäftigt, was vielleicht auch besser so ist.
I asked some questions about the problems, explained the complexity of the supernatural and paranormal phenomena and said that usually a house blessing was all that was required to clear things up. Then I asked where they go to church. „Well, when we do go we attend DaySpring“. That’s one of the Protestant mega churches in town.
„And I’m not trying to pick a fight or anything. I’m just curious…“ I asked, „But why did you call me instead of one of your pastors fro DaySpring?“
„We knew it was a Catholic priest who would know what to do about demons and all that stuff.“
Selbst protestantische, kirchenferne Halbgläubige mit neuheidnischem Umfeld und ebensolchen Wurzeln wissen, wo die „Kompetenz“ im Umgang mit dämonischen Mächten liegt – nämlich bei Jesus Christus und den von ihm bestellten Nachfolgern, den Aposteln, Bischöfen, bis heute in apostolischer Sukzession. Instinktiv wendet man sich halb an einen Priester, nicht an einen hauptamtlichen Redner, wenn man Hilfe gegen das Böse braucht.
Doch offiziell? Die Kirche legt nicht gerade großen Wert auf die Existenz des übernatürlichen Bösen. Ich gehe jetzt seit fast einem Jahr regelmäßig zur Kirche, und bin an Ostern offiziell aufgenommen worden – doch noch nie habe ich auch nur einen Satz über das Böse, und noch weniger „den Bösen“, gehört. Wir Schäfchen werden nicht gewarnt, und irren daher ziellos umher, wenn wir nicht selbst das Glück haben, zufällig, aus eigenem Antrieb für diese Gefahren sensibilisiert zu werden. Und Exorzisten scheint es in Deutschland auch kaum noch zu geben, wenn ich meinem Kommentator von gestern (oben verlinkt) glauben möchte. Dafür gibt es jetzt „Okkultismus-Koffer“ in der Erzdiözese Hamburg, die die Gläubigen dazu nutzen können, sich mit diesen Phänomenen vermutlich im Geiste des indifferentistischen „interreligiösen Dialogs“ vertraut zu machen. Die Botschaft ist: Öffnet euch allen Mächten, öffnet die Fenster, und lasst die Welt und ihren Fürsten herein!
Ich fürchte, bei dieser Haltung wird der Bedarf an Exorzisten – wenn auch nicht das Angebot – in Deutschland bald massiv steigen…